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Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Sneaky

Beitragvon Sneaky » 06.04.2007, 10:27

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Zuletzt geändert von Sneaky am 04.09.2008, 16:40, insgesamt 2-mal geändert.

Max

Beitragvon Max » 06.04.2007, 12:55

Lieber reimerle,

mit diesem Gedicht habe ich meine Schwierigkeiten.

Zum einen will es mir nicht gelingen, dass Gedicht "glatt" zu lesen, immer wieder stolperer ich. das kann an meinem Unvermögen liegen, aber nach meinem Gefühl holpert da an verschiedenen Stellen das Metrum.

Dann habe ich Probleme mit den Bildern, besonders quert steht mir

Der Fluss wird ein zu oft benutzter Krug,
der jäh zerbirst, als ob es so sein muss,


für mien Gefül muss es nicht so sein. Ein Fluss, der ein Krug wird und zerbirst , um sich dann schaumig zu verquirlen - das verquirlt mir zu viele Bilder.

Schlussendlich weiß ich nicht ganz, was die Aussage des Gedichts sein soll. Soll es wirklich etwas über die Chaosthorie sagen? (Und haben dann nicht die Chaostheoretiker die besseren Bilder?) Oder sagt es allegorisch etwas anderes, das ich nicht verstehe?

Liebe Grüße
Max

Sneaky

Beitragvon Sneaky » 06.04.2007, 13:50

Hallo Max,

das sollte eine Variante dieses Spruchs sein:
Der Flügelschlag eines Schmetterlings im Amazonas-Urwald kann einen Orkan in Europa auslösen.“

Das Verwirbelte sollte das "chaos" nachbilden, scheint aber nicht funktioniert zu haben.

Danke für die Rückmeldung

reimerle

Max

Beitragvon Max » 06.04.2007, 13:53

Lieber Reimerle,

Du schreibst:

das sollte eine Variante dieses Spruchs sein:
Der Flügelschlag eines Schmetterlings im Amazonas-Urwald kann einen Orkan in Europa auslösen.“


Das hatte ich befürchtet. Diese Aussage ist zum einen ziemlich gängig, so dass ein Aufgreifen dieses Spruchs für mich befremdlich war. Zum anderen aber erklärt sie, wenn man ein wenig mehr dazu liest beinahe besser, was Chaos bedeutet als das Gedicht - ich sollte hinzufügen: für mich, der ich das Chaos eher verstehen als im Gedicht abgebildet sehen möchte. Vielleicht sehen das andere hier ja anders.

Liebe Grüße,
max

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 06.04.2007, 13:53

Max, Ich denke, die Chaostheorie steht da wegen des berühmten Schmetterlings, dessen Flügelschlag einen Sturm auslöst?!

Reimerle, so ein paar Probleme habe ich mit diesem Sonett lesetechnisch auch. Vor allem in Zeile 2, wegen der unglücklichen Stellung der Berge - als Leser nimmt man erst mal an,"viel zu nahe an" würde zu Berge gehören, und muss sich dann korrigieren. Außerdem würde man so, wie du es meinst, doch den Artikel erwarten, = "in den Bergen", oder?! Kannst du da nicht etwas mehr Klarheit reinbringen?

Im Hochgebirge tanzt im Taumelflug
ein Schmetterling zu nahe an den Fluss

oder so ähnlich. Mir würde es helfen!

Zeile 6 mit ihrer "Einsilber-Parade" zwingt den Leser vor allem im zweiten Teil zu allerhöchster Aufmerksamkeit - da würde ich mir gleichfalls ein Geländer wünschen!

Die finale Aussage ist mir, wie Max, nicht ganz klar. Aber gefallen tut mir das Stück trotzdem!

Ferdigruß!

Edit: Ich schreibe einfach zu langsam :lachen0023:

Sneaky

Beitragvon Sneaky » 06.04.2007, 14:05

Hallo Ferdi

die nahen Berge bau ich mal so um:
in weit entfernten Bergen dicht am Fluss
dann streifen Flügel, beinah wie ein Kuss

bei der einsilber Parade wirds schwieriger, weiß noch nicht, wie ich die richten könnte.

danke fürs Hinweisen auf die Macken

reimerle

Max

Beitragvon Max » 06.04.2007, 19:03

Max, Ich denke, die Chaostheorie steht da wegen des berühmten Schmetterlings, dessen Flügelschlag einen Sturm auslöst?!


ferdi,

ja sicher, so schwer von begriff bin ich nun auch wieder nicht. Aber davon abgesehen, dass die Chaostheorie mehr umfasst als diesen Satz, ist eine vernünftige Erklärung allein dieses Ausspruchs eine vermutlich illustrativere Erkläfung als die Verse ..

Liebe Grüße
Max

lichelzauch

Beitragvon lichelzauch » 06.04.2007, 21:11

Lieber reimerle,

mal abgesehen von der Idee, die Chaostheorie lyrisch darzustellen (was sicherlich reizvoll ist) habe ich doch mehrere Probleme mit dem Text.

Was streifen die Flügel z.B.? streifen impliziert ein Objekt, aber da steht nichts?

Dass der Fluss ein Krug wird, der zerbirst finde ich grenzwertig, könnte damit aber auch leben wenn du danach nicht wieder zu der Wasserhaftigkeit des Flusses zurückkehren würdest (siehe Max: verquirelen, schaumig, ein Schuss).

An der Chaostheorie ist ja der interessante Punkt gerade, dass winzige, weit entfernte Ursachen große Wirkungen hervorbringen können. Wenn nun aber da steht, dass der Fluss aus dem Bett tritt wie ein "zu oft benutzter Krug zerbirst" - dann zeugt das doch von einer ganz anderen Auffassung? (Nämlich dass es einfach "irgendwann mal" geschieht, nicht, dass eine winzige Wirkung dazu führt.)

Das Bild mit dem Pflug gefällt mir! Wäre der Fluss vorher nicht ein quirlig-schaumiger, zerberstener Krug gewesen, wäre das gut.

Den personifizierten Tod empfinde ich als ein zuviel, gerade weil später noch Gott hinzukommt...

Den Stilbruch "Jab"... naja, ich kann dieses ganze Bild aber trotzdem sehr viel besser als den Anfang lesen (also "Fluss vom Tod pflugartig geführt wie ein zorniger Schlag Gottes" = abgesehen davon, dass mir "der Tod" und "Gott" nicht zusammen passen wollen, würde ich das ganz schön finden).

Dann wird es aber doof finde ich. Erstens ein Damm der plötzlich auftaucht, wo doch der Fluss gerade aus seinem Bett getreten ist wie ein Pflug... da lese ich eine Querrichtung, durch den Damm jetzt wieder längs ~~ dann müsste es glaube ich "liegt" heißen? also hier:
Den Damm, der lächerlich im Weg nur lag
= falsche Zeit
Klar, das ist dem Reim geschuldet, aber mal ganz abgesehen von den anderen Verrenkungen... ich finde, wenn schon Reime, dann richtig und eben elegant (d.h. ohne inhaltliche/sprachliche Ungenauigkeiten zuzulassen).

Und, entschuldige, das:
sein Unaufhaltsamsein
war das die Angst, der letzte Flügelschlag?
versteh ich überhaupt nicht (also... die Bezüge sind so undeutlich.. "sein" ist ja "des Flusses" oder? Warum hat der Fluss Angst? Wieso überhaupt die Angst? Wieso dann wieder der Schmetterling? Wieso letzter Flügelschlag? Versteh ich nicht...

Insgesamt einige schöne Formulierungen und eine nette Ausgangsidee, die für mich jedoch an den Reimen scheitert. Fällt mir schwer, konkretere Verbesserungsvorschläge zu machen (wodurch ich natürlich eine unfaire Position einnehme)... was wolltest du denn genau ausdrücken? Wie löst der Schmetterling die Flut auf, und was bedeuten die Endzeilen?

Und wie gesagt... = das sind immer nur meine Verständnisprobleme und Reaktionen, auch wenn es halt hart klingt, wenn man eher wenig mit einem Werk anfangen kann...

Liebe Grüße,
lichelzauch

Sneaky

Beitragvon Sneaky » 07.04.2007, 10:26

Hallo lichelzauch,

zunächst mal ist keine Entschuldigung nötig, ok? Du hast gesagt, dass und warum dir der Text nicht gefällt, mehr brauchts nicht.

Ich versuch mal den Gedanekngang aus dem trüben Fluss zu fischen, das soll aber nun kein Schönreden meines Textes sein, ok?

Der Schmetterling streift mit den Flügeln die Wasseroberfläche und stirbt. Das ist nicht deutlich geworden, hm?

Mit dem zerberstenden Krug wollte ich das Sprichwort, der Krug geht sooft zum Brunnen... einarbeiten.

Das Überschäumen bezog sich auf das "Aufwirbeln der Wasserfläche" durch den letzten Flügelschlag. Von daher auch der personifizierte Tod.

Der Fluss kommt aus den Bergen, er hat also ein eingeengtes Bett, kann nur steigen, aber nicht (zumindest nicht sehr) quer aus dem Flussbett treten. Die Hauptrichtung ist vorwärts, aus den Bergen in den schön sortierten Tag.

Da gibts Dämme, die gegen soetwas errichtet sind bzw wurden. Von daher "lag". Gott selber habe ich nicht auftreten lassen, sondern die Zerstörungskraft des Flusses mit seinem Jab verglichen.

Unaufhaltsamsein ist der Fluss. Angst ist die (untergeschobene) Angst des Schmetterlings, vor dem Tod. Sein letzter Flügelschlag eine MEtapher für den Todeskampf des Schmetterlings.

Das war es, was ich ausdrücken wollte, aber anhand der Kommentare seh ich, dass mir das nicht gelungen ist.

Danke für die Kritik, ob ich den Text in die angegebene Richtung ändern kann, weiß ich nicht. Aber wo die Fehler liegen, schon.


lG

reimerle

lichelzauch

Beitragvon lichelzauch » 07.04.2007, 15:10

Hi reimerle,

ja, sowas dachte ich auch, dass der Schmetterling stirbt etc.

Der Schmetterling streift mit den Flügeln die Wasseroberfläche und stirbt. Das ist nicht deutlich geworden, hm?


Nein, vielleicht so?

in Bergen viel zu nahe an den Fluss,
den Flügel streifen, beinah wie ein Kuss,

Das Sterben sehe ich außer im "letzten Schlag" ganz am Ende nicht dargestellt...

Mit dem zerberstenden Krug wollte ich das Sprichwort, der Krug geht sooft zum Brunnen... einarbeiten.


Ja, daran habe ich mich auch dabei erinnert. Ich weiß nur nicht, ob dieser eine Fakt die Bildkomplikation wert ist? Da würde ich nach etwas Treffenderem suchen, gerade auch, weil es sich ja eher von der Chaostheorie wegbewegt.

Das Überschäumen bezog sich auf das "Aufwirbeln der Wasserfläche" durch den letzten Flügelschlag. Von daher auch der personifizierte Tod.

Könnte man vielleicht einbauen, dass sich der Tod des Schmetterlinges in den Fluss mischt? (Wobei das für mich arg an der Grenze zum Kitsch ist, aber dann denke ich auch, dass es da von der Formulierung abhängt... je nachdem könnte es auch gelingen)

Der Fluss kommt aus den Bergen, er hat also ein eingeengtes Bett, kann nur steigen, aber nicht (zumindest nicht sehr) quer aus dem Flussbett treten. Die Hauptrichtung ist vorwärts, aus den Bergen in den schön sortierten Tag.

Ja, aber hast du es jetzt nicht auch in "ferne Berge" geändert? Ich meine, natürlich kann ich nicht belegen, dass die Szene falsch beschrieben wird, du hast schon Recht - nur bei mir kommen halt diese Probleme auf und ich frage mich wieso... naja, vielleicht habe ich durch den wirren Anfang auch eine gewisse Abwehrhaltung, so dass ich mich gar nicht mehr einlassen mag, was natürlich schade wäre. Jedenfalls erscheint mir die Szenerie etwas willkürlich. Muss es denn unbedingt ein Damm sein?

Da gibts Dämme, die gegen soetwas errichtet sind bzw wurden. Von daher "lag".
?? Versteh ich nicht, der Damm liegt doch in dem Moment, da der Fluss kommt... oder nicht? Ich würde den Fluss einfach etwas anderes zerstören lassen, vielleicht fällt dir was ein? Irgendeine schöne Pointe?
(Mir fällt ein: dass er den Damm z.B. doch nicht zerstört; dass durch den Dammbruch irgendetwas nebensächliches passiert, was wieder etwas neues auszlösen droht (da könnte dann auch wieder der Schmetterling drin vorkommen), natürlich sind das schlechte Einfälle, ich will nur die Richtung skizzieren... dass der Fluss einen Damm wegreißt ist nunmal nicht besonders originell...)

Unaufhaltsamsein ist der Fluss. Angst ist die (untergeschobene) Angst des Schmetterlings, vor dem Tod. Sein letzter Flügelschlag eine MEtapher für den Todeskampf des Schmetterlings.

Ja aber wieso ist das Unaufhaltsamsein des Flusses die Angst des Schmetterlinges? Und was hat das dann mit seinem Flügelschlag zu tun? (Meinst du z.B. so was wie: in dem Moment, da er den Fluss streift, hat er solche Angst vor der Gewalt des Flusses, dass er sozusagen einen besonders kräftigen Flügelschlag tätigt (dennoch seinen letzten) und damit erst die ganze Gewalt des Flusses löst? So was würde mir gefallen! Nur jetzt eben so ausdrücken, dass man es beim ersten Lesen erahnt und beim zweiten versteht!)

Ich finde in deinem Text schlummern ein paar nennenswerte Gedanken, die aber (durch die Reime?) nicht ganz zum Ausdruck gebracht werden konnten. Mir würde eine Fassung in freier Form gefallen, aber vielleicht möchtest du auch erstmal in dich gehen, das ist natürlich auch okay.

Liebe Grüße,
lichelzauch


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