verführer

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Mucki
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Beitragvon Mucki » 23.12.2006, 01:32

verführer

tag und nacht
beflüstere ich deine sinne
verführe dich
mit mir zu gehen
du willst es
schenke dir vergessen
du atmest auf
schürfe im wundkern
du ringst nach luft
beschleiche anderspfade
du breitest deine flügel
berühre ich trockenes salz
lässt du es fließen

© Gabriella M. C.
23.12.2006



"du lässt es geschehen" geändert in "du willst es"
Zuletzt geändert von Mucki am 05.01.2007, 00:18, insgesamt 1-mal geändert.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 27.12.2006, 00:23

Titel und eine Zeile geändert.
Magic

Mucki
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Beitragvon Mucki » 05.01.2007, 00:20

doch wieder den alten Titel genommen, passt besser.

Kann niemand etwas hiermit anfangen? Zu abstrus? Unklar, wer da spricht?
fragende Magic

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leonie
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Beitragvon leonie » 05.01.2007, 13:03

Liebe magic,

doch, mich berührt das Gedicht, mir scheint es eine Art "innerer Stimme" (aber das Wort trifft es nicht genau) oder Intuition zu sein, die hier spricht.

Mich fasziniert besonders "schürfe im wundkern" und "berühre ich trockenes salz, lässt du es fließen".

Liebe Grüße

leonie

Mucki
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Beitragvon Mucki » 05.01.2007, 13:50

Liebe leonie,

ja, es ist ein Dialog. Doch da spricht nicht die innere Stimme mit dem Ich, sondern jemand anders,-)
Denk mal an das Monatsthema, zu dem ich den Text schrieb,-)
Saludos
Magic

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leonie
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Beitragvon leonie » 05.01.2007, 13:53

Ah, jetzt verstehe ich es! Danke für den Tipp!

Liebe Grüße

leonie

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Beitragvon Mucki » 05.01.2007, 13:56

,-)
Saludos
Magic

Gast

Beitragvon Gast » 05.01.2007, 14:00

Liebe Gabriella,

mir ist es nicht wirklich klar, wer da spricht, ich habe das Gefühl, dass es zwei Handelnde gibt, aber ich kann weder das Ich noch das Du eindeutig zurordnen. Für mich vermischen sich Ich und Du (Überich? Tod, Todesssehnsucht?), die Rolle des Verführers ist für mich deshalb nicht klar..
Verführt das Ich?
Oder wird es verführt?
Besonders verwirrend : Du breitest deine Flügel...
Wenn ich mal davon ausgehe, dass der Tod, als Verführer mit dem Lyrich spricht.

Fragende Grüße
Gerda

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Beitragvon leonie » 05.01.2007, 14:08

Liebe Gerda,

ich glaube, es ist ein Traum, der spricht. "Du breitest deine Flügel" verstehe ich so, dass die/der Angesprochene durch den Traum ermutigt wird, loszufliegen über die "Anderspfade". Alos keine Schutzgeste, wie eine Henne die Flügel über die Küken breitet.
Hoffentlich habe ich es jetzt auch wirklich richtig verstanden. Ich kann das, was in dem Gedicht ausgedrückt ist, jedenfalls gut auf einen oder mehrere Träume beziehen.

Liebe Grüße

leonie

Mucki
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Beitragvon Mucki » 05.01.2007, 14:52

Liebe Gerda, liebe leonie,

ja, genau, leonie, der Traum spricht zum Ich. Und mit den "Du breitest deine Flügel" hast du es genauso gelesen, wie ich es gemeint habe! *freu*
Saludos
Magic

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 05.01.2007, 15:34

liebe magic,

sehr gerne gelesen, obgleich nicht alle metaphern verstanden (aber gefühlt).
ein traum also ;-) ...

bei mir ist das sooooh: je mehr erlebt im emotionalen, je mehr fantasieanregung durch bilder, begierden :-) je mehr alte muster, ängste, wünsche.....u.v.m
umso mehr TRAUM

und ich kenne auch traumlose zeiten und zeiten, in denen ich mich im traum NOCH beobachten konnte.

wer ist es der da träumt?
sag mir bitte, hast du eine antwort?

ging jetzt wohl darüber hinaus, über deinen gern gelsenen text :pfeifen:

salve
hakuin

Mucki
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Beitragvon Mucki » 05.01.2007, 18:58

Hallo Hakuin

es ist kein Traum, sondern die Außenbetrachtung, was der Traum mit dem Ich tut und beim Ich auslöst, wie z.B seine ständige Präsenz (Tag- und Nachtträume), er verführt, er schenkt Vergessen, er bohrt in alten Wunden, er lässt das Ich in die Anderswelt gehen, er berührt alte, längst getrocknete ängstliche Erinnerungen (und danach kommen immer die Reaktionen des Ich).

Ja, dass ich mich im Traum selbst beobachten kann, kenne ich nur allzu gut. Es ist ein faszinierendes, manchmal aber auch erschreckendes Erlebnis, je nachdem. Gerade in letzter Zeit passiert mir das mit den erschreckenden Träumen oft und lässt mich tagelang nicht in Ruhe, weil ich weiß, dass mir dieser Traum etwas sagen möchte.

Ich habe auch oft Fortsetzungsträume, kennst du das auch? Sie gehen exakt an der Stelle weiter, an der sie aufgehört haben.
Saludos
Magic

Gast

Beitragvon Gast » 06.01.2007, 00:33

Liebe leonie,

vielen Dank ich habe durch deinen Hinweis verstanden, wie Magic das meint, mit dem Traum und dem Fliegen.

Liebe Magic,

Du meinst also nicht, das beschützende Element, welches in "Flügel ausbereiten" enthalten ist, sondern meinst: "flügge werden, sich frei fliegen" ?

Ich will nicht die Unterhaltung zwischen dir und Hakuin stören, würde gern aber noch zum konkreten Text etwas anmerken.
Wenn im Traum/ in der Außenbetrachtung wie du es nennst, keine zweite Person vorhanden ist, wer soll denn deiner Meinung nach das Du sein, wenn nicht das unbewusste Ich?
Ich finde schon, dass es ein Zwiegespräch meintwegen zwischen Lyr."Ich" und "Traum-Ich" ist.
Der Traum/ oder die Betrachtung hat ausschließlich mit dem Lyrich zu tun, das ist schon klar, mit vielleicht unbewussten Wünschen und Gedanken, die sich nicht 1:1 aus dem Traum lesen und umsetzen lassen.
Im Traum ist alles leicht und das Ich kann etwas wagen, oder sich selbst dazu anstiften, was aber im Alltag vielleicht auf der Strecke bleibt.
Oder das Überich hält dem schwachen Ich vor, was ES ein könnte.
Der Titel "Verfüher", hatte mich allerdings fehl interpretieren lassen.


Allgemein zu Träumen - aber nur kurz:
Wenn du dich fragst, was ein Traum dir sagen will, solltest du ganz dicht bei dir bleiben. Es werden im Traum Wünsche des Unterbewusstseins wach, vielleicht unstillbare Sehnsüchte erfüllt, was nicht heißt, dass diese sich in der Realität erfüllen werden, sondern, der Traum zeigt, dass dem "Ich" etwas fehlt. Träume können Mangel ersetzen, weil unsere Gedanken, mit dem was wir nicht haben oder können bewusst und unbewusst beschäftigt sind.
Im Traum Belastendes zu verarbeiten ist eine weitere Möglichkeit.
Ich hüte mich davor, zu glauben Träume könnten vorausschauend sein. Sie haben immer mit dem Träumenden und dessen, Bedürfnissen, Wünschen, Verlangen, Ängsten, Trauer, Freude, Leid usw. zu tun, auch wenn es nicht auf den ersten Blick klar wird.
Träume erzählen dem Ich ganz viel aus dem Unterbewusstsein und können hilfreich sein, wenn man es sie einordnen kann.

Nächtliche Grüße
Gerda

Mucki
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Beitragvon Mucki » 06.01.2007, 03:03

Liebe Gerda,

Du meinst also nicht, das beschützende Element, welches in "Flügel ausbereiten" enthalten ist, sondern meinst: "flügge werden, sich frei fliegen" ?


Dieser Passus ist zugegebenermaßen schwierig zu verstehen. Das erschließt sich nur denjenigen, die mich schon lange kennen und wissen, dass ich mit "Anderspfade" = Anderswelt den schamanischen Aspekt meine, nämlich, dass das Ich in der Anderswelt sich im Trancezustand in sein Krafttier verwandelt (in diesem Fall der von mir schon öfter erwähnte Adler), seine Schwingen ausbreitet und losfliegt, sich freifliegt.

Wenn im Traum/ in der Außenbetrachtung wie du es nennst, keine zweite Person vorhanden ist, wer soll denn deiner Meinung nach das Du sein, wenn nicht das unbewusste Ich?
Ich finde schon, dass es ein Zwiegespräch meintwegen zwischen Lyr."Ich" und "Traum-Ich" ist.


Ja, ich hab mich da etwas verquer ausgedrückt. Also: Ich, Gabi, habe mir, von außen betrachtet, überlegt, wie der Traum zu einem Ich sprechen könnte, was der Traum alles bewegt beim Ich. Das Ganze ist also quasi eine Art dreidimensionale Ansicht. Das Gespräch selbst ist zwischen dem Traum und dem Ich, keine Frage.

Der Titel "Verfüher", hatte mich allerdings fehl interpretieren lassen.


Ich hatte als Titel "Du willst es" in Erwägung gezogen, bin dann aber wieder davon abgekommen, da der Traum ja eigentlich doch das Ich verführt, sich vom Traum mitziehen lässt, bei Tag und auch bei Nacht und das Ich dies auch will, weil es dann vergessen kann und z.b. fliegen, etc.

Was du zu den Träumen im Allgemeinen sagst, sehe ich ganz genau so. Und gerade, wenn sich ein Traum wiederholt, dann versuche ich, mir soviel wie möglich davon aufzuschreiben und darüber nachzudenken, was es bedeuten könnte.
Vorausschauend sind nur selten Träume, aber das sind sie auch manchmal. Ich habe schon ganz konkrete Dinge geträumt, die dann so geschehen sind. Uiiiiiiiiii *grusel*
Saludos
Magic


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