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Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Estragon

Beitragvon Estragon » 01.10.2017, 02:35

das mädchen bleibt stehen
er findet ihren blick irrsinnig
sie steckt sich eine an
irrsinnig denkt er
denkt der junge mit den baumfalten
er möchte teil des rauches sein
er möchte zu ihr gehen
sie fragen
sie unterhalten
doch dazu ist es zu spät

ihre augen mustern ihn
der singt für mich, denkt etwas in ihr
das ist kostbar und überflüssig
sie hält sie aus
sie hält diese blicke aus
diese blicke sind unscharf

er würde ihr gerne etwas erzählen
wovon er lebt und so und was daraus wird
wenn aus ihm etwas wird und dass etwas aus
ihm wird
das ist sicher
sonst ist nichts sicher
nur das

nun geht sie wieder
geht zurück
er möchte zu ihr gehen
sie fragen
wie weit das
zurück
liegt
ob man da hinkommen kann
ohne sie zu vergessen

sie dreht sich nicht nach ihm um
wäre die erde eine scheibe und
er nur ein stiller begleiter
sie hätte es sicher getan

Quoth
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Beitragvon Quoth » 02.10.2017, 21:22

"doch dazu ist es zu spät," funkt ein allwissender Dichter/Erzähler plötzlich dazwischen. Warum? Das erfährt der Leser nicht, er muss es akzeptieren - oder auch nicht. Ich akzeptiere es nicht! Schade! Mir entgeht vielleicht etwas Schönes. Gruß Quoth
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 03.10.2017, 19:11

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Gefällt mir wieder sehr. Ich hoffe da kommt noch ein 2. :ah:

Quoth hat geschrieben:"doch dazu ist es zu spät," funkt ein allwissender Dichter/Erzähler plötzlich dazwischen.

Für mich spricht da kein allwissender Erzähler, sondern es bleibt in der ersten Strophe bei der inneren "Stimme", Gedanken, Empfindungen des Jungen. Dann folgt ein schöner Wechsel der Perspektive zum Mädchen hin und wieder zurück. Ein Schwanken.
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)


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