wir warten
warten
wir warten
auf den winter den sommer
auf den arzt auf ergebnisse
darauf dass sich jemand das genick bricht
wir warten auf morgen
auf das ende der schicht
warten auf taxi bus
und abfahrt und ankunft
wir warten auf die liebe
und auf eine überraschung
auf die fortsetzung und den abbruch
die pausen und die seufzer
auf brücken einen guten freund
und die nächste hinterlist
warten auf ein gespräch
auf ideale und ziele
und auf uns
wir bleiben dabei
warten suchen
alles und überall
und immer
kreisen wir
um uns
warten warten warten
.
"ich warte auf den arzt auf ergebnisse"
Eigentlich ist es so, dass der Arzt wartet auf uns?
Dieser dritte Vers scheint mir entscheidend, vor allem wegen den "Ergebnissen" beim Arzt: Was sagt er uns, wenn wir vor ihm sitzen? Wie lautet das Ergebnis der Untersuchung, der Proben, der Biopsie, etc.?
Die Tatsache, dass hier nicht "ich warte" sondern "wir warten" steht, deutet darauf hin, dass der Dichter nicht alleine sein will, dass er sein Schicksal mit Anderen teilen will, er sagt sich, dass ist nicht nur mein Schicksal.
Dass unmittelbar nach Arzt und Ergebnisse man auf Taxi und Bus wartet ist ein Versuch, die existentielle Angst zu bagatelisieren.
Der 17. Vers ist schlüssig.
Die letzt Strophe ist eine eindeutige Schlussfolgerung: "wir warten suchen immer und überall und immer kreisen wir um uns"
Ist das nicht eine Form zu sagen, wir warten nicht auf und suchen nicht das Wesentliche?
Eigentlich ist es so, dass der Arzt wartet auf uns?
Dieser dritte Vers scheint mir entscheidend, vor allem wegen den "Ergebnissen" beim Arzt: Was sagt er uns, wenn wir vor ihm sitzen? Wie lautet das Ergebnis der Untersuchung, der Proben, der Biopsie, etc.?
Die Tatsache, dass hier nicht "ich warte" sondern "wir warten" steht, deutet darauf hin, dass der Dichter nicht alleine sein will, dass er sein Schicksal mit Anderen teilen will, er sagt sich, dass ist nicht nur mein Schicksal.
Dass unmittelbar nach Arzt und Ergebnisse man auf Taxi und Bus wartet ist ein Versuch, die existentielle Angst zu bagatelisieren.
Der 17. Vers ist schlüssig.
Die letzt Strophe ist eine eindeutige Schlussfolgerung: "wir warten suchen immer und überall und immer kreisen wir um uns"
Ist das nicht eine Form zu sagen, wir warten nicht auf und suchen nicht das Wesentliche?
wir warten? nein. ich nicht.
warten ist für mich eine lebenseinstellung, die ich so nicht teile.
ich lasse höchtens warten (meine heizung) ;)
will sagen, mich stört das "wir" hier (mal wieder), das alle mit einschließt (so lese ich dieses "wir" jedenfalls)... oder ist das "wir" hier eine bestimmte gruppe, niko? aber dazu fehlte mir dann ein hinweis.
ich glaube sogar, dass das gedicht in der ich-form noch stärker wirken würde!
lg
diana
warten ist für mich eine lebenseinstellung, die ich so nicht teile.
ich lasse höchtens warten (meine heizung) ;)
will sagen, mich stört das "wir" hier (mal wieder), das alle mit einschließt (so lese ich dieses "wir" jedenfalls)... oder ist das "wir" hier eine bestimmte gruppe, niko? aber dazu fehlte mir dann ein hinweis.
ich glaube sogar, dass das gedicht in der ich-form noch stärker wirken würde!
lg
diana
Hallo birke, auch wenn nicht alle diese Lebenseinstellung teilen (ich glücklicherweise auch nicht), so ertappen wir uns vermutlich alle mal dabei, dass dem Warten auf etwas zuviel Raum gegeben wird.
Wenn Niko in der dritten Person (oder auch in der ersten Singular) schreiben würde, fände ich das zu exklusiv. Ich finde also, hier passt das Wir, weil es ja vor allem eine sich stressende Gesellschaft meint.
Wenn Niko in der dritten Person (oder auch in der ersten Singular) schreiben würde, fände ich das zu exklusiv. Ich finde also, hier passt das Wir, weil es ja vor allem eine sich stressende Gesellschaft meint.
Vielen Dank, Diana und klimperer!
Ich denke, du legst letztlich zuviel in den Text hinein. Der Arzt und die Ergebnisse sind nicht Kern des ganzen, sondern ein Teil vom
Ganzen.
Liebe Diana....Du lässt warten. Und du wartest nicht. Und dich stört das "wir". Vielleicht sollte man einmal versuchen,, dass die Benutzung des verallgemeinernden "wir" nichts mit Moral oder klugscheißermodus oder weisheitspredigten zu tun hat. Es gibt diese ganzen Situationen, die dich teilweise zwingen zu warten. Oder die dich psychisch dazu bringen, warten zu müssen. Und nicht jedes erwähnte Szenario bedeutet, dass alles jeden trifft. Hier soll verallgemeinert, Beispiele genannt werden. Aber mit dem Hinweis, dass das warten einen zu großen Einfluss hat auf unser Leben und wir selbst dabei Gefahr laufen, zu passiv zu werden.
Auch du wirst viele dieser Situationen kennen. Du wirst nicht ins arztzimmer rennen, ohne zu warten. Und du wartest vielleicht auch auf ein gespräch, das nötig wäre. Und wo man vielleicht warten MUSS auf den anderen, um etwas fragiles nicht zu zerstören.
Wer auf nichts warten müsste, dem wäre die Ankunft nichts wert!
Herzlichst - Niko
Ich denke, du legst letztlich zuviel in den Text hinein. Der Arzt und die Ergebnisse sind nicht Kern des ganzen, sondern ein Teil vom
Ganzen.
Liebe Diana....Du lässt warten. Und du wartest nicht. Und dich stört das "wir". Vielleicht sollte man einmal versuchen,, dass die Benutzung des verallgemeinernden "wir" nichts mit Moral oder klugscheißermodus oder weisheitspredigten zu tun hat. Es gibt diese ganzen Situationen, die dich teilweise zwingen zu warten. Oder die dich psychisch dazu bringen, warten zu müssen. Und nicht jedes erwähnte Szenario bedeutet, dass alles jeden trifft. Hier soll verallgemeinert, Beispiele genannt werden. Aber mit dem Hinweis, dass das warten einen zu großen Einfluss hat auf unser Leben und wir selbst dabei Gefahr laufen, zu passiv zu werden.
Auch du wirst viele dieser Situationen kennen. Du wirst nicht ins arztzimmer rennen, ohne zu warten. Und du wartest vielleicht auch auf ein gespräch, das nötig wäre. Und wo man vielleicht warten MUSS auf den anderen, um etwas fragiles nicht zu zerstören.
Wer auf nichts warten müsste, dem wäre die Ankunft nichts wert!
Herzlichst - Niko
Niko hat geschrieben:Hier soll verallgemeinert, Beispiele genannt werden. Aber mit dem Hinweis, dass das warten einen zu großen Einfluss hat auf unser Leben und wir selbst dabei Gefahr laufen, zu passiv zu werden.
aber braucht lyrik wirklich solche verallgemeinerungen?
genau hier liegt mein problem mit diesem text. auch weil ich diesen hinweis halt nicht brauche. weil sich mir das problem erst gar nicht stellt... aber ok, dieses "wir" in gedichten hat schon öfter für diskussionen gesorgt... das ist vermutlich also eher mein ganz persönliches problem. ;)
Niko hat geschrieben:Auch du wirst viele dieser Situationen kennen. Du wirst nicht ins arztzimmer rennen, ohne zu warten. Und du wartest vielleicht auch auf ein gespräch, das nötig wäre. Und wo man vielleicht warten MUSS auf den anderen, um etwas fragiles nicht zu zerstören.
Wer auf nichts warten müsste, dem wäre die Ankunft nichts wert!
klar muss auch ich manchmal "warten", also eine zeit verbringen, bevor etwas anderes beginnt. es kommt für mich aber darauf an, wie ich dieses wort, diese bedeutung fülle, wie ich die warte-zeit fülle. so dass sie eben keine explizite "warte-zeit" mehr ist. und weiter: einem freudigen ereignis entgegensehen - und die zeit bis dahin trotzdem erfüllt erleben, und die vorfreude als bereicherung mit tragen.
das warten in diesem gedicht ist so passiv, und somit negativ besetzt, das ganze leben besteht aus warten, und deshalb kann ich mich hier irgendwie schlecht wiederfinden.
aber ja nun, das ist mein eigener leseeindruck. nimm es einfach als feedback!
herzliche grüße auch dir, lieber niko!
diana
Lieber Niko,
das Leben als Warteschleife zwischen entscheidenden Momenten. Aber worüber entscheiden sie? Worauf als nächstes gewartet wird?
Dieses Gedicht beginnt mit "wir warten" und endet mit einem zusammenfassenden "warten warten warten". Auch wenn dazwischen ein paar erwähnenswerte Pointen stecken, ist mir das zu wenig. Als Leser vergeblich zu warten, dass im Gedicht etwas passiert, empfinde ich nicht als sinnvolle künstlerische Darstellung des Wartens an sich. Oder zumindest versperrt mir da etwas den Zugang.
Warten ist ja eine abstrakte Tätigkeit. Für mich wäre eher spannend, was man wirklich tut, wenn man zu warten meint (stehen, sitzen, auf und ab wandern), und vielleicht, was man dabei so denkt oder fühlt. Sittin' on the dock of the bay...
Nicht hast du beim Arzt auf Ergebnisse gewartet, sondern hast du dort gut gesessen?
Ein innerer Monolog darüber, wo und wie lyr. Ich schon überall gesessen hat. Oder ein Gespräch zwischen mehreren Angebern, die sich der Sitzgelegenheiten brüsten, die sich für sie schon ergeben haben. Sowas fände ich spannend.
das Leben als Warteschleife zwischen entscheidenden Momenten. Aber worüber entscheiden sie? Worauf als nächstes gewartet wird?
Dieses Gedicht beginnt mit "wir warten" und endet mit einem zusammenfassenden "warten warten warten". Auch wenn dazwischen ein paar erwähnenswerte Pointen stecken, ist mir das zu wenig. Als Leser vergeblich zu warten, dass im Gedicht etwas passiert, empfinde ich nicht als sinnvolle künstlerische Darstellung des Wartens an sich. Oder zumindest versperrt mir da etwas den Zugang.
Warten ist ja eine abstrakte Tätigkeit. Für mich wäre eher spannend, was man wirklich tut, wenn man zu warten meint (stehen, sitzen, auf und ab wandern), und vielleicht, was man dabei so denkt oder fühlt. Sittin' on the dock of the bay...
Nicht hast du beim Arzt auf Ergebnisse gewartet, sondern hast du dort gut gesessen?
Ein innerer Monolog darüber, wo und wie lyr. Ich schon überall gesessen hat. Oder ein Gespräch zwischen mehreren Angebern, die sich der Sitzgelegenheiten brüsten, die sich für sie schon ergeben haben. Sowas fände ich spannend.
Hallo!
Eigentlich war das Gedicht so gedacht, das klar werden sollte, dass alles warten nur nebensächlich ist, weil wir im Grunde um uns kreisen, uns selber suchen, wir auf uns warten. Und wir verpassen uns zu oft, weil wir mit diesen nebensächlichen Wartereien beschäftigt sind. Vielleicht oft genug ein Mittel, um sich von sich selbst abzulenken.
Scheinbar ist aber dieser Impuls des Textes zu schwach ausgeprägt, als dass man die Richtung erkennen könnte.
Dennoch bin ich vor wie nach der Meinung, dass meine Grundidee im Text liegt und nur entdeckt werden muss...
Herzlichst - Niko
Eigentlich war das Gedicht so gedacht, das klar werden sollte, dass alles warten nur nebensächlich ist, weil wir im Grunde um uns kreisen, uns selber suchen, wir auf uns warten. Und wir verpassen uns zu oft, weil wir mit diesen nebensächlichen Wartereien beschäftigt sind. Vielleicht oft genug ein Mittel, um sich von sich selbst abzulenken.
Scheinbar ist aber dieser Impuls des Textes zu schwach ausgeprägt, als dass man die Richtung erkennen könnte.
Dennoch bin ich vor wie nach der Meinung, dass meine Grundidee im Text liegt und nur entdeckt werden muss...
Herzlichst - Niko
Komisch, ich habe mit dem Gedicht überhaupt keine Probleme, finde, dass das Abstrakte (und Sinnleere) des Wartens sehr gut herauskommt – was man, hallo Last, während der Wartezeit alles tut (so übersprungmäßig), ist ebenfalls ein interessantes Thema, würde aber von Nikos Text zu weit weg führen.
Vielleicht kann ich mit dem Gedicht deshalb viel anfangen, weil ich vor einiger Zeit mal diese Rezension schrieb: http://www.der-schwache-glaube.de/2014/ ... usch-2014/
Vielleicht kann ich mit dem Gedicht deshalb viel anfangen, weil ich vor einiger Zeit mal diese Rezension schrieb: http://www.der-schwache-glaube.de/2014/ ... usch-2014/
Niko hat geschrieben:Hallo!
Eigentlich war das Gedicht so gedacht, das klar werden sollte, dass alles warten nur nebensächlich ist, weil wir im Grunde um uns kreisen, uns selber suchen, wir auf uns warten. Und wir verpassen uns zu oft, weil wir mit diesen nebensächlichen Wartereien beschäftigt sind.
Dann solltest du meiner Meinung nach den letzten Vers streichen. Denn dann endet das Gedicht mit "kreisen wir / um uns".
Wer ist online?
Mitglieder in diesem Forum: Google [Bot] und 16 Gäste