reaper

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
carl
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Beitragvon carl » 12.10.2014, 10:49

schlaflied (the reaper)
 
 
die sonne sinkt. die luft steht still.
jetzt kenn ich wen, der ausruhn will!
den heißen füßen wird’s zuviel
da vorne seh ich schon ein ziel
                                               bald, liebes...
 
die nacht wird kurz. das heu wärmt kaum.
mein herz gewährt den toten raum.
der mond schiebt wache hinterm baum
und wünscht dir einen schönen traum
                                               schlaf gut!
 
sie kommen schon! sei still mein kind –
die drescher mähen mit dem wind.
bald wissen wir, was uns bestimmt
ob heute es sein ende nimmt...
                                               sei still!

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 16.10.2014, 10:18

Hallo carl,

ein schauriges Schlaf/Todeslied, unterbrochen von gesprochenen Einschüben, die das Drohende im „Schönen“ aufgreifen. Es versetzt in eine frühere Zeit, in die Märchenzeit, mit vertrauten Bildern, gespickt mit den üblichen Verdächtigen, den Herzraumtraummondworten. Hm. Manches gefällt mir, es lässt sich auch gut dem Inhalt entsprechend lesen und erzeugt dann auch eine Stimmung, aber manches scheint mir auch dem Reim, oder Rhythmus geschuldet und nicht wirklich in sich gereift, für sich stehend. Eigentlich habe ich das Gefühl bei der ganzen ersten Strophe, die noch so vor sich hindümpelt, irgendwie blass bleibt, auch im Kontext für mich keine Verbindung schafft. Ich verstehe zum Beispiel das „jetzt“ nicht und auch nicht die „heißen Füße“, oder die letzte Zeile?
Nur mal als Idee, Anregung:

die sonne sinkt. die luft steht still.
ich kenne wen, der ruhen will!
den kleinen füßen wird’s zuviel
da vorne zeigt es sich - das ziel


Das „liebes“ bringt etwas Erwachsenes hinein. Dadurch entsteht für mich das Bild eines psychopathischen Entführers, der da für sein Opfer singt und es am Ende zum Schweigen bringt. Ob es den englischen Reaper-Titel braucht? Ich nehme das eher als Sprachspielerei wahr, oder Freude an der doppelten Bedeutung, als dass es mir etwas zum Text dazugibt. Etwas anderes wäre es, wenn der ganze Text auf Englisch wäre.

Soweit mal mein Eindruck.
Liebe Grüße
Flora
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

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nera
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Beitragvon nera » 16.10.2014, 12:53

mein erster gedanke: erinnert mich an das schlaflied von den ärzten.
und ich hänge am "mein herz gewährt den toten raum"

carl
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Beitragvon carl » 27.10.2014, 12:11

Hallo Nera und Flora: vielen Dank für eure Kommentare!
Die erste Strophe zeigt die Figuren unterwegs/ auf der Flucht.
Reaper ist "autobiographisch": es gibt einen Songtext von der Brightman "sleep tight" dazu.
Grüsse, Carl

carl
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Beitragvon carl » 28.10.2014, 07:09

Hi, ich bin's nochmal!

Das Gedicht ist schon alt, wie der Song, 14 Jahre.
Hier der Refrain:

Sleep tight
The reaper's waiting in the wings
Sleep tight
To reap a man of many things

Sleep tight
Look through the eyes of destiny
Sleep tight
We find the kingdom
But He holds the key

Ich hatte das falsch verstanden: wind statt wings. waiting in the wings, auf der Lauer liegen..
Danke für "Ich kenne wen, der ruhen will" Flora! Ich werde es wohl übernehmen...

Grüße, Carl

carl
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Beitragvon carl » 28.10.2014, 07:14

"gleich, mein Schatz"??

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 28.10.2014, 09:58

Hallo carl,

vielleicht "höre" ich auch falsch. Das "bald wissen wir, was uns bestimmt" irritiert mich etwas. Wer spricht/singt denn hier jeweils?

"gleich, mein Schatz"?? anstatt "bald, liebes"? Das macht für mich wenig Unterschied, weil sich beides mit "mein kind" beißt?

Reaper ist "autobiographisch": es gibt einen Songtext von der Brightman "sleep tight" dazu.
Das ändert aber am Text, bzw. dem Verständnis nichts, solange du das nicht als Fußnote dazustellst?

Liebe Grüße
Flora
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)


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