zu hause

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Niko

Beitragvon Niko » 08.10.2014, 17:10



zu hause


aus dem hahn
tropft unordnung
erinnern
und dies ampelwort
und du

die zweite tasse
verschluckt sich am vergessen
gefallen
ein sandiger anfang
ein brüchiger blick
ein noch vermummter gedanke

aus dem hahn
tropft unordnung
hartnäckig und
immer gleich
drängend
die suche nach gründen



.

RäuberKneißl

Beitragvon RäuberKneißl » 08.10.2014, 19:20

Gefällt mir sehr gut, Niko, nur das 'gefallen' will mir nicht gefallen, scheint mir mit seinem positiven Charakter ein bisschen einsam in seinem Wort-Umfeld. Eventuell wäre auch für das vermummt noch eine stärkere Lösung denkbar (fällt aus dem Kontext, z.B. verschwommener?)
Grüße
Räuber

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 08.10.2014, 19:32

Ich lese hier den Anfang einer Liebesbeziehung.

Schön wieder was von dir zu hören, Niko.

Nicht nur Gabriella hatte dich vermisst.

Andererseits, wenn man schon fast 6000 Beiträge hinter sich hat, kann man verstehen, wenn du dir eine Pause gönnst.

Liebe Grüße
Carlos

ecb

Beitragvon ecb » 09.10.2014, 21:15

Mir dagegen gefällt hier gerade das "gefallen" wegen seiner Doppelbedeutung, die für mich etwas wie ein "sinking feeling" enthalten könnte. Und die klammernde Wiederholung der beiden ersten Zeilen, die der "drohenden" Entropie so etwas wie Ordnung entgegenzusetzen versucht.

Dies ein paar unmittelbare Gedanken beim Lesen.

Liebe Grüße
Eva

Niko

Beitragvon Niko » 09.10.2014, 22:54

danke für eure kommentare!

gefallen........für mich ist es nicht zwingend positiv besetzt, räuber.... im krieg gefallen, "gefallene engel", auf dem boden liegen.......die positive besetzung von (jemandem) gefallen ist da eher in der minderheit. vielleicht gibt es tatsächlich ein besseres wort für vermummt. in kombination mit dem gedanken fand ich es jedoch gut passend....
hey klimperer,
ja, das mit der auszeit stimmt einerseits. andererseits war ich nie wirklich weg........
ich freue mich auch, hier wieder zu lesen und besonders auf elfchen und lyrische dialoge. etwas, das mich immer sehr angeregt hat zum schreiben!

danke, eva, für deine sichtweise. sie ähnelt meinen gedanken beim schreiben....

bis bald

beste grüße - niko

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Ylvi
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Registriert: 04.03.2006

Beitragvon Ylvi » 10.10.2014, 08:51

Hallo Niko,

vor allem die Zeilen „aus dem hahn tropft unordnung“ sind sehr einprägsam, gefällt mir gut.

Das "vermummt" fällt auch für mich ein wenig raus, aber nicht negativ, es stört auf und trägt einen anderen Ton hinein, etwas unterschwellig Gewalttätiges, Schwelendes, was dann auch das "gefallen" in seiner negativen Bedeutung mitlesen lässt.

In der ersten Strophe würde ich überlegen, das erste „und“ zu streichen, zumindest leuchtet es mir nicht wirklich ein?

die zweite tasse
verschluckt sich am vergessen
Das hier jedoch empfinde ich fast als alberne Vorstellung, was für mich nicht in den Kontext passt. Warum nicht das „Ich“ hier mitreinnehmen, um das aufzufangen? Und braucht es die zweite Tasse?

In die Richtung vielleicht?
und du

und ich
verschlucke mich am vergessen
gefallen


Die letzte Zeile wird mir ein wenig zu erklärbärig und lang. Ich fände es stärker, wenn sie nach Suche enden würde.
Soweit meine Eindrücke.

Liebe Grüße
Flora
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 10.10.2014, 09:29

Durch Floras Kommentar angeregt, gehe ich wieder durch Nikos Gedicht.

Was meint er mit "Ampelwort"? In der Politik bezeichnet es ja eine Koalition aus drei Parteien ...

Der dichter sitzt in der Küche und beobachtet den tropfenden Wasserhahn.

Trinkt einen zweiten Kaffee.

Er ahnt schon, dass er diese Situation mal lyrisch interpretieren wird.

Ich glaube, er sitzt nicht alleine da, denn da ist dieser "brüchige Blick", dieser "sandige Anfang", dieser "vermummte Gedanke" und die Suche nach Gründen.

Ein Grund könnte sein: Soll ich diese Situation akzeptieren? Oder: Soll ich mich wieder verlieben? Und vieles mehr.

Der Titel "zu hause" könnte man wörtlich interpretieren oder als Bezeichnung für die Konfrontation mit einer alten Situation.


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