sicht: an ein aus

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Niko

Beitragvon Niko » 23.03.2010, 19:28




sicht: an ein aus


an den osterglocken
scheiden sich die geister
mir wäre es zu kalt
zum erblühen
aber die schneeverwehungen
sind rückläufig
von regen unterspült

die vokabeln suchen schon nach gehalt
letzte welke blätter
erfüllen sich durch auflösung
ich bleibe noch

gewiss: das heimelige licht
verschwindet mit den hellen tagen
doch die schattenreste überleben in mir

damals
jedes gesicht ein gestirn
und dahinter tausend horizonte
es reichte nie
mir, jedem
doch in der nähe war´s mir genug

wind
du fegst meine leichtigkeit
den rinnstein runter
doch bedenke, dass sich alles festsetzt
was noch gewicht hat

so trotze ich dem buch
das schon geschrieben
geduldig seine seite schlägt
und atme jede faser
des papiers

ich will bewusst die verse
zerlesen
die fotos collagieren
will glut mit schmerz schüren
mit ohnmacht und lust

die stunden sind täglich
die minuten gestundet
die momente verjährt

ich liebe dich
leben



.
Zuletzt geändert von Niko am 23.03.2010, 20:30, insgesamt 1-mal geändert.

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leonie
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Beitragvon leonie » 23.03.2010, 19:51

Ach, Niko, das finde ich einfach nur schön. Deine Texte haben ihre eigene Handschrift. Ich denke, die kommen direkt aus einem Gefühl einer Stimmung heraus und landen dort auch wieder beim Leser. Unmittelbar. Dieses jedenfalls hat bei mir auf diese Weise funktioniert. Seufz, es weckt Sehnsucht auf eine schöne Weise. Man steht auf einer Schwelle, so scheint es mir. Ja, da ist vieles, was hinter einem liegt. Aber auch vieles, das wartet. Carpe diem!

Liebe Grüße

leonie

Niko

Beitragvon Niko » 23.03.2010, 20:35

danke, leonie.......
ungewohnte art von mir, sooooooo lange texte zu schreiben. was mich sehr freut, ist das die stimmung des textes dergestalt funktioniert, dass sie sich zum leser hin übertragen lässt. ich glaube, dass das viel wichtiger ist, als einen inhalt wort für wort zu entschlüsseln. wenn die stimmung transportiert wrd, dann kommen auch die meisten bilder an. und wenn die meisten bilder ankommen, kann man den text auch wort für wort entschlüsseln. es funktioniert also quasi andersherum, als man es so kennt und glaubt... - wieder was gelernt :-)
nochmals: danke!
liebe grüße: Niko


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