Der Zauberer und sein Gegenteil - DZusG I

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Mnemosyne
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Beitragvon Mnemosyne » 28.12.2009, 18:56

Liebe Salonler,
hier meine diesjährige "Weihnachtsgeschichte". Sie ist mit ca. 40 Wordseiten leider zu lang geworden, um sie als ganzes einzustellen und zu besprechen - daher habe ich mich entschlossen, sie allmählich und abschnittsweise zu präsentieren.
Ich wäre aber natürlich sehr erfreut, wenn jemand den ganzen Text lesen und kommentieren würde. Interessenten schicke ich die Geschichte gerne per E-mail.
Liebe Grüße
Merlin




Prolog


Der Alte schloß die Tür hinter sich und ließ sich auf einen mächtigen Sessel fallen, dessen Lehne ihn um ein Vielfaches überragte. Dann kostete er ausgiebig von der gespannten Stille. In der Mitte des Raumes stand ein hölzerner Tisch, die Wände säumten Regale, deren Bretter sich unter dem Gewicht unzähliger Bücher und Schriftrollen bogen.
Im gedämpften Licht zitternder Kerzenflammen wirkten die Konturen und Schatten irgendwie unscharf, vorläufig. Auf dem Boden zu seinen Füßen saßen seine beiden Schüler, denen er ein Vater und die einander Brüder waren. Mit neugierigen Blicken sahen sie zu ihm empor. Ein Lächeln huschte durch seine faltigen Züge. Schließlich strich er sich über den Bart und begann zu sprechen.
"Wer sich dem Wesen der Magie zu nähern wünschte, der lerne zu bedenken, daß jedes Ding stets einen Teil unseres Wünschens und Wollens in sich trägt. Die Welt ist nicht von ihrer Deutung abzulösen. Zauberei ist jene hohe Kunst, Deutungen zu schaffen und die Dinge in ihr Licht zu rücken. Einerlei, ob sie zur Bewahrung eines Volkes oder "bloß" vergnüglichen Zwecken dient:
Magie offenbart die Welt als eine Menschliche.
Es gibt ein Stück im Leben eines Magiers, das seinem Leben wie ein Fluchtpunkt Richtung und Prägung gibt. Sein ganzes Schaffen wird sich daran messen, ihn zu erreichen: Den größten Zauber. Worin er besteht? Niemand kann das sagen. Er ist dem Magier ins Wesen gelegt. Der Zauber wählt den Magier und ergreift von ihm Besitz, lange ehe dieser etwas davon ahnt. Ihn ändern zu wollen ist aussichtslos. Es kommt nur darauf an, ihn zu erkennen und sich klar vor Augen zu führen. Deswegen seid ihr hier. Am Pult dort hinten findet ihr Feder, Tusche und Papier. Setzt euch dort nieder, schreibt, bis er gefunden ist - eher erhebt euch nicht, und wenn es Stunden und Tage kostet.
Wenn ihr geendet habt, zeichnet das Papier mit eurem Namen. Damit werdet ihr Mitglieder des Zirkels und besiegelt eure Bruderschaft. Erwägt mit Ruhe und bedenkt: Diese Entscheidung trefft ihr auf immer. Blut lässt sich verleugnen, doch unauflösbar sind die Bande des Zirkels "
Die Knaben nickten stumm. Gehorsam traten sie an das Pult heran, nahmen die Federn zur Hand und begannen zu schreiben.




Gnadenakt


Die Berge schwiegen. Zwischen den Gipfeln war kein Laut außer dem Knirschen des Schnees unter schweren Stiefeln und dem keuchenden Atem, der, sobald er den Mund verließ, zu Nebel gerann. In einer Reihe kämpfte sich die Gemeinschaft vorwärts über den schmalen Bergpfad, sieben Schatten und ein Kind.
Der Junge lief in der Mitte. Seine goldblonden Locken waren mit Eiskristallen verklebt und zu steifen Blöcken erstarrt, die er sich alle paar Schritte aus der Stirn strich. Seine rechte Hand lag in einer Linken, die aus dem Ärmel einer weiten, grauen Kutte hervor schaute. Bodenlang, die Kapuze tief über der Stelle, wo ein Gesicht sein sollte, wölbte das Leinen sich unter der Brise, die lautlos um die Felsen schlich. Ihnen voraus schritten drei schwarze Kutten, drei rote folgten ihnen.
Es ist unbegreiflich, wie es uns unter diesen Umständen gelingen kann, zum Inneren der Verhüllten durchzudringen. Ihre Augen, Hände und Leiber sind unsichtbar, mehr aus Gewohnheit erraten als wahrgenommen. Sind es die bockenden Schultern, die sich nicht recht in den Gang fügen und eher zurück als vor zu wollen scheinen, ist es das nahezu unmerkliche Zittern unter dem Ärmel, die wie unter dem Auge eines strengen Vaters geduckte Haltung? Nichts davon hält einer Prüfung des Verstandes stand - die Kälte und die Mühen ihres Weges geben jedem guten Grund, sich klein zu machen. Und doch - ein flüchtiges Hinsehen genügt, um die Qualen der Überwindung zu ahnen, die jeder Schritt den Grauen kostet.

Er setzte seine Füße mit Bedacht, zögernd, tastend, als hoffe er, er könne es vermeiden, eine Fußspur hinter sich zu lassen. Mit jedem Schritt sank er tiefer ein. Der Weg war mühevoll - und doch ein leichtes im Vergleich dazu, was er auf dem Rückweg würde tragen müssen. Eine Gewissenslast, vor der selbst die Tiefen von Rausch und Schlaf der Seele keine Zuflucht boten und für die man ihn jagen würde, wohin er auch ging. Dennoch war es undenkbar, sich dem unbarmherzigen Zwang des Unvermeidlichen zu widersetzen. Daß Ausweg und Umkehr stets offen standen, war törichter Kinderglaube. Der Weltenbau war alles andere als sittlich, und meistens waren alle Möglichkeiten falsch.
Es gab Dinge, die trotz alledem getan werden mußten. Er straffte seine Haltung. Die letzten Kilometer ging er aufrecht und bot dem fliegenden Schnee trotzig die Stirn. Als sie am Felsen Gâl-garoth anlangten, verrichtete er die nötigen Handgriffe ohne sichtbare Rührung mit kalter, mechanischer Präzision. Erst als das Ritual begann, drang ihm die Szenerie in ihrer Gänze wieder ins Bewußtsein.

Der Junge hatte die Augen in den grau verhangenen Himmel gerichtet und murmelte etwas. Davon abgesehen lag er völlig ruhig. Die sichere Gewißheit des nahenden Endes schien ihn nicht zu kümmern. Weder stemmte er sich gegen die Fesseln, noch suchte er sich dem Schnitt zu entziehen, der als bevorstehend derart greifbar-drohend von der Klinge über ihm durch seine Kehle führte, daß er jede Gegenwart an Substanz und Dichte übertraf. Er war stark. Und das mußte er auch sein. Seine Aufgabe war ungeheuer. Opfer wurde man nicht von ungefähr.
Eine der schwarzen Gestalten holte eine Feder und ein Stück Pergament hervor, dann hielt sie ihr Ohr an den Mund des Kindes, um, wie es der Kult verlangte, des Opfers letzte Worte für die Nachwelt festzuhalten. Der Knabe beachtete ihn nicht. Als sähe er durch Mann und Kutte hindurch, blieb sein Fokus auf einen Punkt geheftet, der so fern war, daß Schmerz und Angst ihn nicht erreichen konnten.
"Rette mich." Flüsterte er mit zitternder, flehender Stimme. "Rette mich. Noch ist es nicht zu spät."
Die Gestalt notierte und trat zurück. Es war so weit. Der Graue faßte die Steinklinge mit beiden Händen und hielt sie, die Spitze nach unten, hoch über den Kopf.
Als habe er Magie gewirkt, brach da von allen Seiten ein Tosen los wie von einem gewaltigen Wasser, das aus großer Höhe fällt. Der Kuttenträger ließ die Waffe sinken und sah sich erschrocken um. "Lawine!" schrie einer der Roten. "Stoß zu, bevor es zu spät ist! Stoß zu! Wir haben..." Den Rest des Ausrufs verschluckte der weiße Malstrom, als er von allen Seiten zugleich über sie hereinbrach, und begrub ihn mit dem Rufenden unter einer dicken Schicht von Schnee und Eis.


Hier steht Teil II:
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Zuletzt geändert von Mnemosyne am 23.01.2010, 16:29, insgesamt 8-mal geändert.

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 28.12.2009, 19:19

Hallo Merlin!

Ein ganz allererster Eindruck: Das fließt noch nicht so richtig, weil noch vieles überflüssiges drin herumdümpelt... Meinem Eindruck nach jedenfalls ;-) Was habe ich mir denn zum Beispiel unter einer sicheren Gewißheit vorzustellen?! Ich glaube, ein paar Rechtschreibfehler sind auch noch drin (unzähliger Büchern), und die Syntax ist, ab und an, wohl nicht mehr merlinesk, sondern doch schon verworren ;-) Weiterlesen würde ich aber schon, klingt spannend :-)

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Yorick

Beitragvon Yorick » 29.12.2009, 13:57

Hallo Merlin.

Meiner Meinung schwelgt der Text in seinen Bildern, hört sich selbst gern bedeutungsschwanger reden. Große Kulisse, wenig Inhalt. Überzeichnet (wie in Filmen wie VanHelsink, alles ist überdeutlich "gemacht").

Ich bin aber auch kein großer Konsument von Fantasy-Lektüre.

Zum Weiterlesen bräuchte ich einen echten Teaser - muss nicht der Megahammer sein, aber etwas fühlbares. Und eine schlankere, weniger überladene Sprache würde ich mir wünschen, die direkter ist.

viele Grüße,
Y.

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Mnemosyne
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Beitragvon Mnemosyne » 29.12.2009, 15:09

Hallo Ferdi!
Was dich angeht, mache ich wohl Fortschritte: Letztes Jahr wolltest du, wenn ich mich richtig erinnere, schon nach der Einleitung mit dem Lesen aufhören :-).
Deine Anmerkung zum Stil überrascht mich etwas, denn zumindest für mich trifft er gegenüber den meisten meiner übrigen Texte einen deutlich anderen Ton, was auch meiner Absicht entsprach. Kannst du mir mal zeigen, wo etwas deine Ansicht nach "verworren" ist und warum?
Über Pleonasmen lässt sich natürlich immer diskutieren, in meinen Augen erfüllt dieser hier aber seine Funktion, eine besondere Potenz von Unabwendbarkeit auszudrücken.
Tippfehler gibt es tatsächlich noch einige, ich habe mir erlaubt, sie im Text zu ändern - danke dir!
Liebe Grüße
Merlin

Hallo Yorick,
und danke für deinen Kommentar. Offenbar transportiert der Text noch nicht - oder zumindest noch nicht für jeden, was aber vielleicht auch zu viel verlangt wäre? - gut genug meine Intention, denn wie bei fast allem, was ich schreibe, stand ein Gedanke am Anfang, den ich bildhaft darzustellen versuche. Tatsächlich hat nahezu jedes Fitzelchen der Kulisse eine inhaltliche Funktion - und mit Fantasy sollte das ganze nun wirklich überhaupt nichts zu tun haben. Vermutlich ist es ein Problem der gestückelten Darstellungsweise, dass der Kontext, aus dem heraus wohl vieles rückwirkend klarer würde, verloren geht. Dazu fällt mir spontan leider keine gute Lösung ein...
Auch dir liebe Grüße
Merlin
Zuletzt geändert von Mnemosyne am 31.01.2010, 15:20, insgesamt 1-mal geändert.

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 29.12.2009, 16:56

Hallo Merlin!

Ich nehme mal den letzten Abschnitt:

Der Junge hatte die Augen in den grau verhangenen Himmel gerichtet und murmelte etwas. Davon abgesehen lag er völlig ruhig. "Ruhig" finde ich hier nicht so toll; Du meinst doch "bewegungslos", oder? Durch das vorhergehende "murmelte" hat das"ruhig" aber eher eine "Hör-Sinnrichtung"?! Die sichere Gewißheit des nahenden Endes schien ihn nicht zu kümmern. Kümmerte ihn die "Gewißheit" nicht oder doch eher das "Ende"? Weder stemmte er sich gegen die Fesseln, noch suchte er sich dem Schnitt zu entziehen, der als bevorstehend derart greifbar-drohend von der Klinge über ihm durch seine Kehle führte, Das z.B. halte ich für -entschuldigung - völlig verquast. Ich glaube, selbst wenn ich fünf Minuten darüber nachdächte, wüsste ich immer noch nicht, was mir das sagen soll... daß er jede Gegenwart an Substanz und Dichte übertraf. Er war stark. Das erste "er" ist der Schnitt, dann wieder ein "er", aber diesmal der Junge?! Hm. Du machst es deinen Lesern nicht leicht ;-) Und das mußte er auch sein. Seine Aufgabe war ungeheuer. Opfer wurde man nicht von ungefähr.
Eine der schwarzen Gestalten holte eine Feder und ein Stück Pergament hervor, Das ist nun inhaltlich: Irgendwie kann ich diese ganze Szene nur sehr schwer mit "Schriftlichkeit" in Verbindung bringen. Mein inneres Auge verlangt mehr nach drei Gestalten (Chef + Zeugen), die vortreten und die letzten Worte zur Kenntnis nehmen. Aber das mögen klischeehafte Leseerwartungen sein ;-) dann hielt sie ihr Ohr an den Mund des Kindes, um, wie es der Kult verlangte, des Opfers letzte Worte für die Nachwelt festzuhalten. Der Knabe beachtete ihn nicht. Als sähe er durch Mann und Kutte hindurch, blieb sein Fokus auf einen Punkt geheftet, "Sein Fokus blieb geheftet"? Ummm... der so fern war, daß Schmerz und Angst ihn nicht erreichen konnten.
"Rette mich." "Punkt" und groß weiter ist ungewöhnlich?! Flüsterte er mit zitternder, flehender Stimme. "Rette mich. Noch ist es nicht zu spät."
Die Gestalt notierte und trat zurück. Es war so weit. Der Graue faßte die Steinklinge mit beiden Händen und hielt sie, die Spitze nach unten, hoch über den Kopf. Da würde ich eher die Bewegung nach oben erwarten
Als habe er Magie gewirkt, brach da von allen Seiten ein Tosen los wie von einem gewaltigen Wasser, das aus großer Höhe fällt. Wasser, das aus großer Höhe fällt, heißt gemeinhin Regen ;-) "Tost" der?! Der Kuttenträger ließ die Waffe sinken und sah sich erschrocken um. Ich würde die "Waffe" (komisches Wort hier) oben lassen - wenn er sie "hoch über dem Kopf" hat und dann "sinken lässt", kriegt er am Ende noch Kopfweh ;-) Ne, ich denke, dass "Umsehen" sollte hier die Aufmerksamkeit haben "Lawine!" schrie einer der Roten. "Stoß zu, bevor es zu spät ist! Stoß zu! Wir haben..." Zuviel Gerede für eine solche Situation, finde ich?! Den Rest des Ausrufs verschluckte der weiße Malstrom, als er von allen Seiten zugleich über sie hereinbrach, und begrub ihn Wer ist hier "ihn"?! mit dem Rufenden unter einer dicken Schicht von Schnee und Eis.

Was ich da jetzt so alles angemerkt habe, stört mich natürlich unterschiedlich stark, aber insgesamt führt es bei mir schon dazu, dass der Text mein Wohlwollen als Leser in Anspruch nehmen muss, anstatt mich durch seine Geschlossenheit zu überzeugen.

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

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Beitragvon Mnemosyne » 29.12.2009, 19:40

Hallo Ferdi,
dank deiner detaillierten Anmerkungen kann ich mir nun ein weitaus besseres Bild davon machen, was dich stört. Das meiste sind allerdings offenbar eher echte Meinungsverschiedenheiten als Darstellungsmängel: Der Junge liegt z.B. durchaus "ruhig" im Sinne von entspannt, locker, gelöst - das ist auch wichtig. Durch den Verweis auf das Bewußtsein des Grauen im vorigen Abschnitt ist die folgende Beschreibung durch seine Sicht gefärbt - er spekuliert also über den inneren Zustand des Jungen, der natürlich kaum von etwas abhängen kann, was noch nicht passiert ist, und also Gewißheit, nicht das Ende (das ja tatsächlich auch nicht eintritt) zum Gegenstand hat.
Auf deinen "Lieblingssatz" über den bevorstehenden Schnitt kam ich auch als erstes, als ich den Text unter dem Eindruck deines Kommentars noch einmal durchging - ich halte ihn aber eigentlich für ziemlich klar: Die sinnlich erfassbare, konkrete Gegenwart tritt hinter die Antizipation einer bevorstehenden Bewegung zurück, deren Bahn sich dadurch wie ein festes Objekt in den Erlebnisraum drängt. Das bemerkt man z.B. beim Basket- oder noch stärker beim Völkerball, wenn jemand den Ball hält und gleich werfen wird: Die unmittelbaren Objekte, Halle, Boden, Schuhe, der eigene Körper, sogar der Ball selbst werden zweitrangig gegenüber einer vorgestellten Trajektorie, in die - oder aus der - zu geraten jetzt für jeden Priorität hat. Ich versuche in solchen Textstellen die Dinge möglichst so darzustellen, wie sie dem logisch und physikalisch "unzensierten" Bewußtsein unmittelbar erscheinen, was ziemlich schwierig ist und wohl zwangsläufig zu etwas "eigenen" Formulierungen führt. Ob es letztlich gelingt, ist natürlich noch eine andere Frage - da ich aber mindestens eine Person kenne, die die Stelle ohne weitere Erläuterung wie beabsichtigt aufgefaßt hat, halte ich sie zumindest nicht für völlig mißlungen.
Auf die Anaphern muß ich wirklich nochmal einen kritischen Blick werfen - die "er"'s sind an einigen Stellen wohl nicht unmittelbar verständlich und lassen den Lesefluss stocken...
Den "gehefteten Fokus" kann man vermutlich etwas glatter formulieren, wenn mir etwas dazu einfällt, ändere ich es.
Die Bemerkung über den Regen hat wohl mehr humoristischen Charakter? Jedenfalls trifft die Formulierung z.B. auf die Niagarafälle zu, und die tosen ganz schön. Umgekehrt käme ich nie auf die Idee, Regen als "ein gewaltiges Wasser" zu bezeichnen" - der Singular deutet doch hier die Einheit des Wassers als Objekt an, während Regen in kleinen Portionen kommt...
Die Referenz am Ende ist in der Tat mal wieder unklar - da kümmere ich mich mal drum. Aber eine Lawine braucht, nachdem man sie gehört hat, ihre Zeit, bis sie ankommt - ein paar warnende Worte kriegt man da sicher noch heraus, und in diesem Fall erfüllen sie die wichtige Funktion, anzuzeigen, dass das Opfer für die Kuttenträger etwas ist, was sie selbst Sekunden vor dem eigenen Ende unbedingt noch vollziehen müssen - obwohl sie, wie der Anfang zeigt, darüber nicht unbedingt begeistert sind.

Noch einmal vielen Dank für deine Anmerkungen. Einiges davon werde ich die Tage mal in eine erste Überarbeitung hinein nehmen, anderes klärt sich hoffentlich auf, wenn im Fortschritt der Geschichte deutlicher wird, worum es geht und was der Stil an gewissen Stellen soll.
Liebe Grüße
Merlin

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Beitragvon ferdi » 29.12.2009, 20:03

Hallo nochmal!

Du schreibst: und in diesem Fall erfüllen sie die wichtige Funktion,... Nach etwas Nachdenken glaube ich inzwischen, dass hier das Problem liegt, das ich mit dem Text habe. Du schilderst hier eine unglaublich plastische, handlungsreiche Szene, und da fallen solche funktionalen Elemente einfach besonders auf. - Wenn, wie du sagst, die Kuttenträger das Opfer unbedingt vollziehen müssen - wofür braucht es dann soviel Ermunterung? Ist das nicht eher schon eine Ablenkung?! "Eine Lawine! Schnell!" ist eigentlich das Äußerste, was ich da glaubhaft fände. Deinem Text merkt man die Funktionaltät überdeutlich an, oder, anders formuliert: Ich glaube einfach nicht, dass die Figuren in dieser Situation so reagieren würden, und falle aus dem Text. Auch an anderen Stellen sind einfach zu viele Abstrakta drin. In dem inzwischen eingestellten zweiten Teil stört mich das viel weniger, aber der ist ja auch deutlich weniger "actionlastig" :-)

Was meinen Lieblingssatz angeht... Jetzt verstehe ich immerhin, was du meinst (halbwegs - was ist eine Trajektorie?), halte den Satz aber syntaktisch immer noch für eine ZUmutung. Na ja, mal sehen, was der Rest-Salon so meint :-)

Das mit dem Regen würde ich nicht so ernst nehmen ;-)

Das mit dem Schreiben aber schon, je öfter ich's bedenke, desto mehr stört's mich.

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Yorick

Beitragvon Yorick » 29.12.2009, 20:12

Hallo M.,

und mit Fantasy sollte das ganze nun wirklich überhaupt nichts zu tun haben.


Oh...

Schriftrollen in hölzernen Regalen, Kerzen, ein alter Magier, Zauberei, geheime Zirkel, wissbegierige Schüler...

Was soll ich denn als Leser nach einer solchen Exposition erwarten? Einen Wirtschaftskrimi im Dänemark der 90ziger Jahre? Dann wird es wohl eine "historische" Geschichte sein, oder? Aber bisher ist keine Möglichkeit gegeben, dieses zu erkennen - als nächstes können Monster auftauchen oder historische Personen; nur da so viel von Magie und Zauberei die Rede ist, halte ich Monster für Wahrscheinlicher als Beowulf. Kann gut sein, dass später noch das Setting klarer wird. Ich denke, wenn du den Fantasy-Bezug nicht willst, solltest du unbedingt da noch etwas umstellen.

Eine Verständnisfrage: die Gemeinschaft, sind das 16 Personen (Wesen)?
- 7 Schatten
- 1 Junge (grau)
- 3 ihnen vorweg (schware Kutten)
- 3 ihnen hinterher (rote Kutten)
- 1 Grauer (oder ist das der Junge)?

Grüße,
Y.


Ich

Yorick

Beitragvon Yorick » 29.12.2009, 20:14

Wieso steht da ich?
????

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Beitragvon ferdi » 29.12.2009, 20:23

Zauberei, Yorick :mrgreen:
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

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Beitragvon Mnemosyne » 29.12.2009, 23:08

Hallo Yorick,
mit solchen Erwartungshaltungen hatte ich nicht gerechnet; das ist wohl ein Problem. "Historisch" wird es aber ganz sicher nicht. Ich würde mich schwer tun, den Text in ein Genre einzuordnen. Müsste ich einen Begriff für das ganze finden, dann vielleicht so etwas wie "Metafiktionale Kriminalallegorie", das halte ich aber nicht für besonders nützlich. Im Gegenteil scheint es mir aus eigener Erfahrung ein Nachteil eingeschliffener Lesegewohnheiten, einen Text nach den ersten Seiten - oder sogar bloß aufgrund der Rubrik, unter der er irgendwo einsortiert wurde - nur noch als weiteren Vertreter seines Typus zu lesen. Ein Text ist doch, was er eben ist, und sollte möglichst ohne Hintergrundwissen über die Einteilungen des Buchmarktes funktionieren.
Jedenfalls bin ich mit Fantasyliteratur weder vertraut (was seine Gründe hat), noch wollte ich Hinweise in diese Richtung geben. "Wissbegierige Schüler" sollten zumindest auch außerhalb erträumter Parallelwelten vorkommen :-). Von einem "alten Magier" ist hier noch nicht die Rede - lediglich von einem "Alten", der etwas über Magie erzählt. Was die Magie selbst angeht, so liefert der Alte im ersten Abschnitt eine Interpretation dieses Konzepts, die für den Rest des Textes verbindlich ist und die vollständig in der ganz normalen, alltäglichen Welt stattfindet - hier wird also eher ein Fantasiekonstrukt in die Realität zurück verlegt als anders herum.
Und nein, die "Gemeinschaft" besteht aus 8 Personen: Sieben "Schatten" und ein Kind (das keineswegs grau ist, sondern vom Grauen an der Hand gehalten wird), die im weiteren näher beschrieben werden. Ist das tatsächlich so unklar?

Hallo Ferdi,
es ist wirklich eine Schwierigkeit mit dieser Szene, dass Handlung und Leitgedanke sich hier um die Hauptrolle streiten. Allerdings: Es war zwar nicht beabsichtigt, ist aber eigentlich sehr im Sinne des Gesamtextes, wenn man an der Stelle, wo die Lawine angerollt kommt, "herausfliegt".
Ich werde deine verkürzte Variante trotzdem ausprobieren, habe aber die Befürchtung, dass dadurch der Zweck dieser Äußerung zu kurz kommt...
Ach so: Eine Trajektorie ist die Ortraumkurve, die ein bewegter Körper beschreibt.

Euch beiden liebe Grüße
Merlin

Yorick

Beitragvon Yorick » 30.12.2009, 12:44

Hallo M,

ja, hab mich ein bisserl verlesen. Tut mir Leid für den Wind.
Ich glaube, dass ist einfach kein Text für mich.

viele Grüße,
Yorick.

p.s.: ferdis Anmerkungen (29.12.2009, 19:03) kann ich gut zustimmen.

pps: @ferdi: und alle so: Yeah! :)

...ob da wieder ein magisches Wort erscheint...?

Mucki
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Beitragvon Mucki » 31.12.2009, 16:51

Hallo Merlin,

deine Geschichte mit ihren diversen Teilen werde ich mir im neuen Jahr durchlesen. Ich bin damit zur Zeit überfordert. Hab mir Lesezeichen gesetzt. ,-)

Saludos
Mucki

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Beitragvon Mnemosyne » 02.01.2010, 21:30

Hallo Gabriella,
ein gutes neues Jahr!
Lass dir Zeit, die Geschichte läuft schon nicht weg.
Hm, na, in gewisser Weise tut sie genau das durchaus... aber ich will dich ja nicht neugierig machen :-)
Liebe Grüße
Merlin


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