Verteilungen

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Max

Beitragvon Max » 01.12.2008, 12:10

(Ein kleiner Spaß, angeregt durch Lasts Gedicht 'Normalverteilung' im 'Freien Weben'. Bei Bedarf sage ich auch gerne was dazu ;-) )



Poisson-Verteilung


Der Strand
übersät mit handtellergroßen Muscheln
(Ein Führer weiß von einer Zucht
auf der Nachbarinsel)


Dazwischen
vereinzelt
tote Fische


Bernoulli-Verteilung


Sie liebt mich
Sie liebt mich nicht

Mehr
Weiß nicht einmal die Münze*



*Vorher: Weiß noch nicht einmal die Münze (verbesserung dank ferdi)
Zuletzt geändert von Max am 02.12.2008, 15:21, insgesamt 2-mal geändert.

Max

Beitragvon Max » 02.12.2008, 20:53

Oh .. *lach* .. ich gucke immer nur auf den letzten Beitrag, da sind ja noch mehr:

Also,

Liebe Leonie, liebe Elsa, lieber Hakuin,

danke für Eure zustimmenden Rückmeldungen. Ich finde es immer schön (und interessant), dass man mit manchen Texten, die in Minuten entstehen, hier Freude auslösen kann.

Liebe Grüße
Max

Last

Beitragvon Last » 04.12.2008, 20:42

Hallo Max,

vorab: Ich stimme Moshe zu, daraus hätte man ruhig zwei Themen machen können. Das begründe ich damit, dass die beiden Texte zwar einen Blickwinkel teilen, aber nicht eine Stimmung.

Deshalb werde ich sie auch separat behandeln. Ich beginne mit dem zweiten, einfach weil es direkter zugänglich ist.

Auch wenn du behauptest nur einen kleinen Spaß mit dem guten Bernoulli zu machen, sehe ich viel Witz darin. Lediglich die Begrenzung auf das Wesentliche ist sehr kurz, sehr pointiert.
Der Witz ist, dass sich ein althergebrachtes Bild vor meinem Auge zeichnet: eine grüne Wiese, Gänseblümchen und ein verliebter Mathematiker, der ihre Blütenblätter abzupft; gleichzeitig steht diese „Idylle“ in Konfrontation zu seinem logisch geprägten Weltbild, dass er zum Scheitern führt, indem er einen -logisch gesehen- sehr simplen Fall zwar gänzlich erfasst, letztlich aber nicht die eigentlich relevante Information daraus gewinnt. (Ich erinnere mich nicht genau, wann ich das letzte Mal einen so langen Satz geschrieben habe)

Lyrisch gesehen ist das Poisson-Gedicht wohl interessanter. Hier gibt es mehr Bezüge, die man ergründen kann. Anders als beim Bernoulli-Text ist die Stimmung hier nicht so heiter und der Aufbau des Textes nicht so pointiert. Ja, die Pointe lässt auf sich warten, eröffnet sich eher aus dem Titel und dem Verweis auf das bloß Wahrscheinliche. Ich sehe hier einen eher gesellschaftskritischen Text, der darauf aufmerksam macht, dass das Prädikat Unwahrscheinlich niemals ein Argument ist.

Das sind jedenfalls in etwa meine Leseeindrücke.
LG
Last

Mucki
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Beitragvon Mucki » 05.12.2008, 00:51

Hi Last,
Der Witz ist, dass sich ein althergebrachtes Bild vor meinem Auge zeichnet: eine grüne Wiese, Gänseblümchen und ein verliebter Mathematiker, der ihre Blütenblätter abzupft; gleichzeitig steht diese „Idylle“ in Konfrontation zu seinem logisch geprägten Weltbild

du beschreibst sehr treffend, was ich so liebenswert an diesem Text von Max finde, diesen Humor, die Selbstironie darin.
Saludos
Mucki

Louisa

Beitragvon Louisa » 05.12.2008, 08:43

Ich schließe mich den schönen Formulierungen Lasts an und frage Max aus Interesse:

1. Waren die Muscheln tot?

2. Wo war das?

3. Was war das für ein Führer :smile: ?

Ich finde den Text auch gelungen. Ich frage mich woran die Fische gestorben sind. Weil sie keine Wasserluft mehr bekommen haben (Oh Gott, bin ich eine Bio-Null :smile: ...) - oder haben die Muscheln sie gebissen :smile: ?

Muscheln können ja kleine Tierchen wie ein Salamander mit der Zunge mit ihren Fäden in die Schalen ziehen und ihn dann verschlingen... Tutti - das ist mein Lieblingsthema :smile:

Deshalb zum nächsten Gedicht:

Um Gottes Willen :smile: ! Was ist denn diese Bernoulli-Verteilung :smile: ? Wenn ich das wüsste, könnte ich wahrscheinlich auch diesen subtilen Witz nachvollziehen.... Ich werde mich informieren.

(Geht euch das auch so, dass ihr ein Jahr nach dem Abitur bei den meisten Themen des Allgemeinwissens nur noch mit dem Satz mitreden könnt: "Ja, davon habe ich auch mal gehört!" :smile: ...)

Jedenfalls mag ich besonders den ersten Text sehr!

Schönen Tag!
l

Max

Beitragvon Max » 05.12.2008, 18:02

Lieber Last,

danke für Deinen gründlichen und tiefgründigen Kommentar.

mit den zwei Stimmungen hast Du Recht und den Grund, warum die Gedichte trotzdem in einem Faden stehen, habe ich ja schon Moshe gegeben.

Der Grund für die unterschiedlichen Stimmungen ist wohl, dass ich über das Poissongedicht wenigstens noch ein wenig nachgedacht habe, dh. mir ist eine Situation eingefallen, die mir als eine Art Antwort auf Dein Normalverteilungsgedciht passend schien und ich habe versucht sie zu beschreiben, auch die Stimmung damals .. da Bernoulli-Gedicht hingegen ist wirklich spontan entstanden las ich das Poissongedicht getippt habe und ist wirklich als ein Augenzwinkern gemeint.

Danke für das Feedback
max

Max

Beitragvon Max » 05.12.2008, 18:12

Liebe Louisa,

herzlichen Dank für Deinen Kommentar und die vielen Fragen :-)
hier rein paar Antworten:

1.) Hm, es waren eigentlich Muschelschalen, meinst Du das hätte ich schreiben sollen?

2.) Am Blanc Sablons in der Bretagne

3.) Es war ein kleiner Führer .. ein schriftlicher ..

Die Fische sind vermutlich .. gestorben .. vielleicht waren sie traurig. es stand nicht dran, ich vermuet aber, dass die Muscheln unschuldig waren (ich wittere die Grundzüge eines Detektivromans ;-) ).

Die Bernoulli-Verteilung ist gerade die Wahrscheinlichkeitsverteilung, die angibt, mit welcher wahrscheinlichkeit man mit einer (möglicherweise unfairen) Münze 'Kopf' oder 'Zahl' wirft.

Schließlich schreibst Du

(Geht euch das auch so, dass ihr ein Jahr nach dem Abitur bei den meisten Themen des Allgemeinwissens nur noch mit dem Satz mitreden könnt: "Ja, davon habe ich auch mal gehört!" smile ...)


ich denke, Du ahnst gar nicht, wie es mir inzwischen geht ;-)

Liebe Grüße
Max

Louisa

Beitragvon Louisa » 05.12.2008, 18:26

Guten Abend Monsieur M!

Merci beaucoup.

1) Nein, das muss man nicht erwähnen, dass es Muschelschalen waren.

2) nichts weiter dazu zu sagen

3) Zuerst dachte ich: Hitler :smile: ? Aber es ist interessant, dass deine Reiseprospekte etwas wissen können. Ich habe mir das nämlich sehr lustig vorgestellt. So eine Wattwanderung mit einem Wattführer, der nur zu sagen hat, dass es weiter weg noch etwas zu sehen gibt :smile:

Ja, vielleicht waren die Fische zu Tode betrübt :16: - VIELLEICHT haben sie aber auch eine Fabrik bestochen, die daraufhin ihre Pestizide ins Wasser geschütttet hat und dann haben sie sich als Könige der Meere aufgeführt...

HIhi...das ist lustig, dass es hier um Wahrscheinlichkeitsrechung geht, ich aber über meine mangelnden Bio-Kenntnise jammerte :smile:

Das ist dann wohl das erste mathematische Liebesgedicht, dass ich je gelesen habe. Deshalb eine imaginäre Medaille von mir!

Oh - du hast Recht - wie wird es erst in zehn Jahren mit meinem Abiturwissen aussehen? Ich sollte mir all diese Bücher "Duden-Abi-Wissen" kaufen und sie auswendig lernen... und man sollte jeden Tag sein Abitur neu schreiben, bis man bei 1,0 angekommen ist :smile:

Dann wäre man... ein Kandidat für "Wetten, dass...." :smile:

Auf dem Wege zum Erfolg grüßt dich
l

:spin2:


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