Ein Schwein

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moshe.c

Beitragvon moshe.c » 27.02.2008, 18:32

Ein Schwein frißt keinen Igel.


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Ich wußte nicht wohin damit. Ggf. kann man es ja verschieben.

Moshe

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 28.02.2008, 19:14

Moshe hat geschrieben:Nöh.

Regenschirme halten Pjotr trocken.


Ich benutze nie Regenschirme! Meist gebe ich mein Haupt der Bewässerung frei.

Nochmal zu Deinem Text, Moshe. Dann gilt also – ich hatte eingangs gefragt – diejenige Schweinemetapher, in der Schweine Symbole für "schlechte Kreaturen" sind (man kann hier also "Schwein" nicht durch "Gnu" ersetzen). Ich finde, es ist Zeit, dieses uraltmodische Symbol, nach all der jahrhundertelangen Abnutzung, durch eine neue Metapher zu ersetzen zu versuchen. (Ähnlich fehlsymbolisiert ist der Esel, der eben überhaupt nicht faul und störrisch ist, sondern voraussehend ist und lediglich Löcher im Gelände vermeidet, die sein Herrchen übersieht.)

Ich hatte heute vor, eine weitere Metapherfrage zu stellen: Besteht ein Zusammenhang zu der jüdischen und muslimischen Tradition, Schweine kulinarisch gesondert zu behandeln? – Aber das hat sich ja nun erledigt. "Schwein" steht hier lediglich für "Mistkerl", gegen den man sich mit Stacheln wehren kann. Ich finde Wortwahl und Erkenntnis nicht originell.


Friede Bild

Pjotr

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 28.02.2008, 22:25

Lieber Pjotr.

Die Deutung einer Metapher liegt im Betrachter, vielleicht gerade in dieser Form.
Der Betrachter ist eh immer der Interpret, der seine Sichtweise hat, die im Laufe der Zeit sich ändern kann.

Ein Schweinchen in der Kindheit ist ein anderes, als du es heute mit deinen Augen siehst.

Und was morgen ist....

wird sich in deinem Haupt bilden.

:-)

Moshe

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 29.02.2008, 01:35

Lieber Moshe,

ich stimme Dir natürlich zu; die Deutung liegt immer in des Deuters Haupt.

Was meine Kommentare hier betrifft: ich habe noch keine Deutung festgelegt, ich habe zunächst aufgezählt, welche der vielen bekannten Schweinedeutungen der Autor gemeint haben könnte; welche dieser vielen Deutungen nun tatsächlich gemeint war, wurde durch Sam und durch Deine Bestätigung aufgelöst. Nun, ich deute das Schwein nicht so wie Ihr.

Wenn das Schwein hier einen negativ schattierten Menschentyp symbolisieren soll, würde ich direkt diesen Menschentyp nennen und das arme Schwein aus dem Text entlassen. Es kann nichts dafür, dass Menschen es unschick finden, beim Essen zu schmatzen. Ich plädiere dafür, die Dinge beim Menschen zu nennen, und das Tierreich nicht länger mit menschlichen Charakterschablonen anzumalen. Eulen sind keine Richter, Füchse sind keine Professoren, Schlangen sind keine Betrüger, Elstern sind keine Diebe, Esel sind keine Trottel und Schweine sind keine Müllhalden.


Cheerio! Bild

Pjotr

Sam

Beitragvon Sam » 29.02.2008, 06:37

Mucki hat geschrieben:Dein P.S. kannste zurücknehmen.


Nein! Weil es genauso ist. Ich war mir nur nicht ganz sicher, wieviel Ironie der Autor verträgt, deswegen habe ich vorsorglich nochmal drangehängt, dass mein Kommentar nicht ernstzunehmen ist.

Lieben Gruß

Sam

Mucki
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Beitragvon Mucki » 29.02.2008, 13:13

Hi Sam,

seit wann so vorsichtig? :mrgreen: Erste Nachwirkungen von dem Diskutierfaden? *frechgrins* Mit Moshe kann man doch Spaß machen! :-) Außerdem war mir sofort klar, dass du es genau getroffen hast, als ich deine Interpretation las,-)
Saludos
Mucki

Maija

Beitragvon Maija » 07.03.2008, 17:49

Ein Igel frißt kein Stachelschwein... :mrgreen:
Zuletzt geändert von Maija am 07.03.2008, 18:50, insgesamt 1-mal geändert.

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 07.03.2008, 18:33

Natürlich nicht. Da hast du recht. Es ist ihm zu groß.
:daumen: :smile:

Schön, daß du dir um die Eßkultur gedanken machst.

Ißt du auch manchmal zu viel?

(Äh, das gehört jetzt eigentlich nicht hierher.)

MlG

Moshe

Maija

Beitragvon Maija » 07.03.2008, 18:49

Nee, die haben beide Stacheln! :-)

Ißt du auch manchmal zu viel?


Ja, vom Schwein... :d040: :g015:

Patrick
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Beitragvon Patrick » 15.03.2008, 22:09

Lieber Moshe c.,

Dein Satz hat mich nach dem lesen, ohne grosses nachdenken, gleich richtig beschäftigt. Erst dachte ich, dass selbst ein Schwein sich vor Gefahren vorsieht. Aber die anatomische Intepretation von Sam verlieh diesem Satz noch mehr Weisheit.

Auf jeden Fall ein gutes Sprichwort, welches ich mir unter den alten, bekannten, über Jahrhunderte überlieferten Sprichwörtern fest darunter eingegliedert vorstellen kann.
Viele Grüße

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 20.03.2008, 21:16

Lieber Patrick!

Besten Dank für deine Einreihung meines Sprichortes in die Tradition solcher Sprichwörter.

Bestimmt sind deine anders als meine, weil es wohl lokal abhängig ist.

Dennoch kann man vielleicht projezieren; hier mal ein Versuch:

Die Birne am rechten Ort ersetzt den Apfel.

oder

Die Franken in der Mulde sind besser, als ein Bush auf dem Gipfel.

Falls du das blöd findest, habe ich vollstes Verständnis dafür.
Aber ein wenig lächeln kannst du doch, oder?

MlG

Moshe

aram
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Beitragvon aram » 20.03.2008, 23:50

frißt

hallo moshe,

deine eliminierung des doppel-s aus der deutschen sprache treibt sonderbare blüten; aber das weißt bzw. willst du ja.

- schreibst du auch "moßad"?

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 21.03.2008, 17:24

Lieber aram!

Willst du mir neue Leviten lesen?

:-) :pfeifen:

MlG

Moshe

aram
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Beitragvon aram » 21.03.2008, 18:58

lieber moshe,

nee. - ich weiß ja auch nicht - könnte einfach auch alte rechtschreibung sein, aber ich hatte den eindruck (müsste jetzt recherchieren, ist mir aber zu doof), dass du auch "ß" schreibst, wo immer schon doppel-s geschrieben wurde -

jedenfalls werde ich bei fast allen deier texte dadurch an die ss erinnert - und weiß nicht, ob genau das deiner absicht entspricht.

und bei "ein schwein frisst (bzw. frißt) keinen igel" empfinde ich etwas unangenehmes am text, so ähnlich, als schriebe jemand: "reife tomaten sind rot."

dass dem so ist, bezweifelt natürlich niemand, doch stellt sich die frage:

worauf will der autor hinaus?

- natürlich kann der sagen "auf gar nichts, das bleibt dem leser überlassen" - dabei ist aber klar, dass ein erheblicher prozentsatz der leser zumindest unterschwellig wahrnimmt:

stacheln bewahren vor gefressen werden --> man muss sich zu wehren wissen --> wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt, etc. -

worauf sich sowas hinausläuft, ist kontextabhängig, was dabei aber ebenfalls klar ist: so, über unausgesprochenes, in den raum gestelltes, gegen das man 'nichts sagen kann', funktionierte /funktioniert propaganda.

deshalb hat es mich befremdet, diesen text von dir zu lesen, was ich erst selbst nicht ganz festmachen konnte, aber spontan tauchte die frage nach der mossad-schreibweise bei mir auf.

das ist alles .-)

liebe grüße.

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 21.03.2008, 20:28

Hallo!

Aram, nach der alten Rechtschreibung schrieb man "ss" nur zwischen zwei Vokalen, oder?! Also "fressen", aber schon "frißt".

Moshe, sonst kann ich aber leider nichts brauchbares zu deinem Satz beizusteuern. Was kann er mir sein, was ein beliebig aus der Tageszeitung ausgewählter Satz mir nicht sein könnte? Gedanken machen kann ich mir über alles...

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)


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