Versprechen (Wird sein)

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Max

Beitragvon Max » 17.09.2009, 21:47

Vorläufige Endversion


Versprechen

Wird sein ein Sommer
in dem der gebrochene Strauch wieder treibt
die krumm gewachsene Magnolie blüht
und der alte Baum Pfirsiche trägt

Wird sein
eine Stimme wie leuchtendes Laub
ein Lachen weiß wie die Seele der Weide

Wird sein

Bis dahin
lasse ich die Wasser der Teiche ab
klaube Fallobst
sammle trockenes Holz

Und trage
für alle Fälle
eine kupferne Erinnerung unter der Zunge

Wird sein ein Winter
Wird sein ein Sommer



Version 2



Versprechen

Wird sein ein Sommer
in dem der gebrochene Strauch wieder treibt
die krumm gewachsene Magnolie blüht
und der alte Baum Pfirsiche trägt

Eine Stimme wie leuchtendes Laub
ein Lachen weiß wie die weiße Seele der Weide

Ich lasse die Wasser der Teiche ab
klaube Fallobst
sammle trockenes Holz

Und trage für alle Fälle
eine kupferne Erinnerung unter der Zunge

Wird sein ein Winter
ein Sommer




1. Version


Versprechen (Wird sein)

Wird sein ein Sommer
in dem der gebrochene Strauch wieder treibt
die krumm gewachsene Magnolie blüht
und der alte Baum Pfirsiche trägt

Wird sein
eine Stimme wie leuchtendes Laub
ein Lachen weiß wie die weiße Seele der Weide

Wird sein

Bis dahin
lasse ich die Wasser der Teiche ab
sammle Fallobst und trockenes Holz
und trage
für alle Fälle
eine kupferne Erinnerung unter der Zunge

Wird sein ein Winter
Wird sein ein Sommer
Zuletzt geändert von Max am 21.09.2009, 18:46, insgesamt 6-mal geändert.

Lydie

Beitragvon Lydie » 18.09.2009, 13:46

Hallo!

Also ich finde es auch genau so richtig, wie es da steht. Mit dem "deposit" in Schweizer Banken das ist übrigens auch alles nicht mehr, was es mal war.

Greetings,

Lydie

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noel
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Beitragvon noel » 18.09.2009, 16:16

schöne wehmut
& auch stolpere über die dopllung des weiß & weiß nicht rEcht
ist es nun gut... oder zu viel
NOEL = Eine Dosis knapp unterhalb der Toxizität, ohne erkennbare Nebenwirkung (NOEL - no observable effect level).

Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel

Lydie

Beitragvon Lydie » 18.09.2009, 16:19

hallo noel,

sprich es mal laut oder leise vor dich hin, ich finde dann geht es wunderbar von den lippen, gerade im zusammenhang mit weide hinterher,

lydie

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noel
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Beitragvon noel » 18.09.2009, 16:25

ich höre immer geschriebenes
& die alliteration ist mir gewiss
nicht entgangen... aber es funktioniert auch
OHNE das zweite weiß :)
NOEL = Eine Dosis knapp unterhalb der Toxizität, ohne erkennbare Nebenwirkung (NOEL - no observable effect level).

Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel

Lydie

Beitragvon Lydie » 18.09.2009, 17:35

hallo noel,

ja, doch, du hast recht.

lydie

Max

Beitragvon Max » 18.09.2009, 20:37

Liebe Noel,

es ist gut, das doppelt "weiß", glaub mir ;-) - aber die Alliteration war schon so gemeint und zieht natürlich mit den 3 w's besser ...

Liebe Leonie,

deine Version liegt dicht an meiner derzeitigen .. ich stelle nachher nochmal was ein :-)

Liebe grüße
Max

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noel
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Beitragvon noel » 18.09.2009, 20:42

Liebe Noel,

es ist gut, das doppelt "weiß", glaub mir - aber die Alliteration war schon so gemeint und zieht natürlich mit den 3 w's besser ...

OHNE das zweite weiß haben wir drei W#s

ein Lachen weiß wie die weiße Seele der Weide
NOEL = Eine Dosis knapp unterhalb der Toxizität, ohne erkennbare Nebenwirkung (NOEL - no observable effect level).

Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel

Max

Beitragvon Max » 18.09.2009, 20:50

Oh stümmt .. ich bin nicht so gut mit zahlen ...

Mucki
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Beitragvon Mucki » 19.09.2009, 01:17

Hallo Max,

mir gefällt dein wehmütiges und dennoch hoffnungsvolles Gedicht sehr. Das "weiß wie die weiße Seele der Weide" würde ich so lassen. Es liest sich sehr schön.
Nur das "Wird sein" in Klammern hinter dem "Versprechen" würde ich noch rausnehmen.

Saludos
Mucki

Max

Beitragvon Max » 19.09.2009, 11:42

Liebe Mucki,


danke für Deinen Kommentar, ich denke, ich werde das doppelte "weiß" auch dank Deines Feedbacksd behalten. Ich stelle jetzt mal eine Alternativvesion ein.

Liebe Grüße
Max

Lyrillies

Beitragvon Lyrillies » 19.09.2009, 12:17

Hallo Max,

die erste Version fand ich ansprechender. Die Wiederholungen waren für mich die ständige Erinnerung daran, dass tatsächlich nach dem Winter wieder ein Sommer kommt. Es war ein Versprechen, wie du es ja selbst nennst, und für mich hat es auch so geklungen, als wäre LyrIch sich ganz unumstößlich sicher, dass der Sommer wiederkommt. Er geht dem Winter lächelnd entgegen, weil er ja weiß das der Sommer wiederkommt und alles wieder blühen und Früchte tragen wird, das kommt auch ganz stark durch das "bis dahin" und das letzte "wird sein" vor "ein Sommer" raus.
So klingt es für mich viel negativer, weil die Gewissheit weg ist. jetzt ist es maximal eine Hoffnung. Der Titel "Versprechen" passt nicht mehr, der Erzähler ist näher am Tod und die Möglichkeit des Sterbens während des Winters (wegen der kupfernen Erinnerung) ist viel stärker geworden. Es steckt eine gewisse Hoffnungslosigkeit des Erzählers drin, obwohl für die Welt noch eine Hoffnung auf den nächsten Sommer besteht.
Also für mich macht das einen riesigen Unterschied. Das Hoffnungsvolle, die Gewissheit das die Welt noch einen Sommer erlebt, selbst wenn LyrIch sterben sollte, ist weg. Jetzt ist der kalte Winter stärker, der Tod näher und LyrIch irgendwie resigniert. Das finde ich sehr, sehr schade.
Version 1 hätte ich mir gerne an die wand gehängt um morgens nicht mehr so schlechte Laune zu haben, wenn ich merke, dass es schon wieder dunkler geworden ist. Version 2 wäre dafür ungeeignet...

Liebe Grüße,
Ellie

Max

Beitragvon Max » 19.09.2009, 12:27

Liebe Ellie,

danke für den ausführlichen Kommentar und Dein Plädoyer für Version 1, das ich gut nachvollziehen kann, schließlich habe ich Version 1 ja auch geschrieben ;-).
Auf jeden Fall darfst Du Dir Version 1 an die Wand hängen, welches denn die endgültige Version werden wird, muss ich noch ausprobieren .. inzwischen ist das eine Manie von mir ;-)

Liebe Grüße
Max

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Beitragvon leonie » 19.09.2009, 12:48

Lieber Max,

wie Du Dir denken kannst, mag ich die zweite Version lieber. Ich kann den Bildern besser folgen. Und ich finde sie noch ein klein wenig "zarter", wenn ich sie lese. Sehr, sehr schön...

Liebe Grüße

leonie

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 19.09.2009, 12:52

Lieber Max,

ich muss sagen, dass ich auch finde, dass der SingSang deines Textes für mich in der ersten Version "ergreifend" wirkt - in der zweiten Version ist das (annähernd) fort, womit das Geheimnis des Textes verloren geht. Die Art, wie der Text mit Wiederholungen arbeitet und wie sie alle dafür arbeiten, dass die letzten beiden ganz schlichten Zeilen aufgeladen sind, ist fantastisch...


Einzig bei den Bäumen finde ich es noch etwas durcheinandergehend:

Strauch (allgemeiner Begriff)
Magnolie
Pfirsich
Weide

Der erste ist allgemein, die anderen konkret, die letzten drei bringe ich dann von der Fauna her in meiner Vorstellung schlecht zusammen, selbst wenn ich mir das lyr. Ich als wandernd vorstelle (das müsste dann etwas stärker herausgearbeitet werden, um zu halten).

Ich finde das einen ganz tollen Text, weil es kein Kopftext ist und man trotzdem spürt, dass das Nachdenken über sich selbst, für die Wahrnemung des lyr. Ich eine große Rolle spielt - so wie die (mir liebste Zeile) mit der kupfernen Erinnerung unter der Zunge hat der ganze Text für mich eine kupfersonnige Farbe, die entsteht, wenn man ihn liest und innen etwas aufbrechen lässt.

liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.


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