käfig

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Elsa
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Beitragvon Elsa » 11.04.2008, 23:32

2. Fassung

käfig

so viele stäbe
daran zu rütteln
und ich streichle sie mit
sanfter stimme zu bezähmen:
mich

grau sickert aus dem kopf

sinnentleerter streusplitt
auf frühlingsstraßen – immerhin
blühen stiefmütterchen im
rinnsal


danke niko, gerda, manfred, leonie!


1. Fassung

so viele stäbe
daran zu rütteln
(ich wünschte hulk zu sein)
und ich streichle sie mit
sanfter stimme zu bezähmen:
mich

grau sickert es aus dem kopf
worte schmieden zu ...?

sinnentleerter streusplitt
in frühlingsstraßen – immerhin
blühen stiefmütterchen im
rinnsal


by ELsa
Zuletzt geändert von Elsa am 12.04.2008, 17:49, insgesamt 4-mal geändert.
Schreiben ist atmen

Niko

Beitragvon Niko » 12.04.2008, 08:59

so viele stäbe
zum rütteln

aus dem kopf
schmieden sich worte
zu schneidbrennern


viel mir spontan ein dazu, elsa! dein text gefällt mir genau an diesen (veränderten) stellen im original. klammer und hulk misfallen mirstreusplitt -das bild wiederum mag ich sehr. die stiefmütterchen kann ich für mich nicht unterbringen.
gern gelesen!
lieben frühlingsgruß: Niko

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 12.04.2008, 10:59

Lieber Niko,

Das ist schön, was dir spontan dazu ...

Naja, der Hulk, der hat mich dazu inspiriert. Er könnte wahrscheinlich auch raus.

Die Stiefmütterchen im Rinnsal sollen ausdrücken, dass auch an unerwarteten (aufgegebenen) Orten Schönes, Buntes, Zartes wachsen kann.

Danke für deine Gedanken!

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

Niko

Beitragvon Niko » 12.04.2008, 11:44

Die Stiefmütterchen im Rinnsal sollen ausdrücken, dass auch an unerwarteten (aufgegebenen) Orten Schönes, Buntes, Zartes wachsen kann.

ein guter und wahrer gedanke, elsa!
jetzt denke ich so bei mir, dass du vielleicht das "imerhin" durch "unerwartet" ersetzen könntest. käme mir dann auch im (kon)text stimmiger vor.
aber vielleicht ist es nur meine - andere - art zu schreiben.... - eine gedankenanregung halt und vielleicht. mehr nicht.

lieben gruß: Niko

Perry

Beitragvon Perry » 12.04.2008, 13:21

Hallo Elsa,
die beiden ersten Verse halten die Bildebene (Gefängnis, schmieden), doch der Blickwechsel auf die Sraße im 3. Vers erscheint mir zu unvermittelt. Vielleicht wäre ein anknüpfendes "vor den gittern sinnentleerter (streu)split ..." hilfreich.
LG
Manfred

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 12.04.2008, 14:09

Lieber Niko,

Das "immerhin" ist "wenigstens", etwas brummig gedacht und ein nur ein Hauch, das Ruder herumzureißen :-)

Lieber Manfred,

Vielleicht wird es besser, wenn du die 2. Fassung liest, die ich jetzt nach oben stelle?

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

Perry

Beitragvon Perry » 12.04.2008, 14:31

Hallo Elsa,
nun da das Gefängnisbild nicht mehr dominiert, passt es besser. Zu dem Streusplit würde mir eventuel ein "auf" den Frühlingsstraßen stimmiger erscheinen, auch weil dann ein klangwiederholendes "im" Rinnstein folgt.
Gefällt mir so jetzt gut.
LG
Manfred

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Beitragvon Elsa » 12.04.2008, 14:37

"auf" ist gut, lieber Manfred, das sacke ich ein. Danke dafür!

LG
ELsa
Schreiben ist atmen

Niko

Beitragvon Niko » 12.04.2008, 16:23

ist ja nun fast haarspalterei, elsa, aber du weißt: bei lyrik kämpft man ja um jedes wort:

"sinnentleerter streusplitt
in frühlingsstraßen "
da behagt mir das "in" doch deutlich besser, als ein "auf". "in" denkt viel weiter, räumlich, bildlich und überhaupt. "auf" hingegen beschreibt nur die örtliche bestimmung. denn ich sehe das "in" weniger auf das wachsen der stiefmütterchen bezogen, sondern auf den gedankensplitt. ich persönlich würde "auf" als textbeengend empfinden.
lieben gruß: Niko

Max

Beitragvon Max » 12.04.2008, 17:41

Liebe Elsa,

im Prinzip gefällt mir das.

Allerdings würde mir ein kleiner Hinweis helfen, welche Perspektive der Leser ( bzw. die Autorin) denn einnehmen soll ...

Bei

sinnentleerter streusplitt
auf frühlingsstraßen


würde ich das "sinnentleert" ändern oder weglassen. Zum einen weiß ich nicht, was "sinnentleerter Streuspiltt" sein soll, zum anderen deutet das "entleer" formal ja darauf hin, dass der Streusplitt ja mal Sinn hatte, nur welchen?

Liebe Grüße
Max

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 12.04.2008, 17:43

Lieber Niko,

Ja, "in" ist weitläufiger, "auf" richtet den Blick auf die EINE Straße. Insofern habe ich es jetzt bevorzugt, weil durch den trübe abwärts gerichteten Blick dem LI die Stiefmütterchen in der Gosse eigentlich erst auffallen können, da sie nur genau dort aus Versehen (Samen verstreut) blühen.

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

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leonie
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Beitragvon leonie » 12.04.2008, 17:44

Liebe Elsa,

das gefällt mir auch sehr. Neben den kleinen Kritikpunkten von Niko und Max ist mir das "es" aufgefallen. Ich finde, der Text wird fast tiefer, wenn Du es streichst.

Liebe Grüße

leonie

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Beitragvon Elsa » 12.04.2008, 17:53

Liebe leonie,

danke *hüpf*. Kurzum: Das "es" ist weg, genau.

Lieber Max,

Zum einen weiß ich nicht, was "sinnentleerter Streuspiltt" sein soll, zum anderen deutet das "entleer" formal ja darauf hin, dass der Streusplitt ja mal Sinn hatte, nur welchen?
Wie, das weißt du nicht? Im Winter hat er den Sinn, dass keiner auf eisigen Straßen ausrutscht und sich die Zähne ausschlägt. Im Frühling ist er sinnentleert, denn manchmal kommt die Wärme plötzlich und der Streusplitt liegt immer noch da und ist nur mehr Feinstaubbelastung für die Umwelt.

Nö, der muss bleiben :-)

Lieben Dank und Samstagsgrüße,
ELsa
Schreiben ist atmen

Max

Beitragvon Max » 12.04.2008, 19:59

Liebe Elsa,

ah, ich hatte in der Tat etwas Tiefsinniges vermutet *lach* ... einen philosophischen Streusplitt sozusagen ...

Ok.

Liebe Grüße
Max


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