Mit Sabine ist das so eine Sache. Sie arbeitet gerade an ihrem Selbstwertgefühl. Daher vögelt sie in den letzten Monaten jedes männliche Wesen, das auch nur annährend bereit ist, vor dem Runterlassen der Hose ihrem Ego zu schmeicheln.
Und das sind viele. Sabine ist, wenn sie es darauf anlegt, geradezu unwiderstehlich.
Den aktuellen Kandidaten hat sie an irgendeiner Hotelbar während einer Tagung kennengelernt.
„Mensch, der ist wirklich anders. Der hat mir so intensiv zugehört, hat sich echt für mich interessiert. Und das mit seiner Frau, das klappt schon lange nicht mehr, da bleibt er nur wegen der Kinder …“
Nun gut, schaue ich mir also dieses außergewöhnliche Exemplar mal an. Wir wollen „ihn“ ganz zufällig kennenlernen, er ist heute Abend mit einem Freund unterwegs. Treffpunkt Café Einstein, 21:00h.
Diese Kneipe ... Bühne für Selbstdarsteller Marke „Mein Loft, meine S-Klasse, mein Feriendomizil auf Mallorca“. Dezente Musik, wie sie in jedem Kaufhausaufzug dudelt, überteuerte Getränke, dafür aber mit Designer-Schirmchen. Auf eleganten Barhockern hockt die Möchtegern-High-Society und schiebt pseudointellektuelle Phrasen über den Tresen. Ein Ping-Pong der Belanglosigkeiten zwischen Weinschorle und Diät Cola.
Mit Öffnen der Tür setze ich mein „Messe-Lächeln“ auf. Nichtssagend und unverbindlich. Sabines Blick kreist über den Anwesenden, die Registrierkasse in ihrem Kopf ist fast hörbar. Prada, Gucci, Versace. Es wird katalogisiert, jeder unauffällig platzierte Nobelkarossenschlüssel zur Kenntnis genommen. Binnen Sekunden hat sie einen genauen Lageplan der „lohnenswerten Objekte“ im Raum. Sie atmet tief ein. Ich könnte schwören, Sabine wittert teures Aftershave auf eine Meile.
Wir finden einen freien Stehtisch in der Nähe der Tür, bestellen Getränke. Sabine nippt an ihrem Chardonnay, wirft dem Porsche am Nebentisch ein wimpernklimperndes Lächeln zu. Dann senkt sie plötzlich den Blick, stößt mich an und lacht laut. Ich bin irritiert. „Sie kommen!“, raunt sie mir zu. Ach ja, ich vergaß. Schnell beginnen wir uns angeregt zu unterhalten. Hinter meinem Rücken scheint ebenfalls das Erkennen stattgefunden zu haben, ich höre ein leicht nasales „Hey, schau mal, da bei den beiden Hübschen ist ja noch was frei ...“ Prompt tippt mir jemand auf die Schulter. „Endschuldige bitte, Süße, ist hier noch ein bisschen Platz für zwei äußerst nette Männer?“
Uarrgghh. Lächeln!!!
Pflichtbewusst denke ich an Sabines Bitte. „Hey, pass auf, Frank ist ein bisschen klein und er leidet so sehr darunter. Könntest Du vielleicht...?“ Ich drehe mich also herum und schraube mich gleichzeitig runter, um dann auf Augenhöhe mit ... verdammt, was ist das? Nach Sabines Beschreibung hatte ich mit einer Mischung aus Brad Pitt und Tarzan gerechnet. Nun sehe ich mich einem leicht übergewichtigen Etwas mit schütteren Haaren gegenüber, das noch dazu einen penetrant süßlichen Geruch verströmt. O.k., aber bestimmt ist er nett. Bestimmt.
Ich vertiefe das Messelächeln.
„Aber klar ist hier noch ein Platz, wenn ihr möchtet ...“
So, das Vorhaben wäre also geglückt. Nach nicht ganz zehn Minuten haben wir uns vorgestellt. Frank, Sabines Auserwählter, ist Geschäftsführer eines Unternehmens, das Schönheitsoperationen in Thailand verkauft.
„Hey, das läuft echt super! Du machst drei Wochen Urlaub unter Palmen und kommst ohne Tränensäcke, dafür aber mit Körbchengröße D wieder."
Er blickt nur kurz auf mein eher klein geratenes Dekolletee.
Der andere stellt sich als Werner vor, Geschäftsführer einer Duschkabinenfabrik. „Wenn Du mal einen neuen Whirlpool brauchst...“, er schiebt mir seine Visitenkarte rüber.
Frank fummelt unter dem Tisch an Sabine herum, während Werner oberhalb der Tischplatte gerade zu Hochform aufläuft. Soweit ihm das möglich ist. Sabine hängt an Franks Lippen wie ein hypnotisiertes Kaninchen. Ich könnte schwören, da schwebt ein „Ficken!“ direkt über ihrem Kopf. „Wie sieht es aus, ihr Süßen,“ Franks Augen krabbeln gerade in Sabines Bluse, „trinkt ihr etwas mit uns, auf den glücklichen Zufall, dass wir uns heute hier kennengelernt haben?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, nestelt er kurz in seiner Hose herum, sucht, findet und wedelt damit nach dem Kellner. Eine Geldklammer, Gold mit Brilli dran. Gut gefüllt. Ich muss mich gleich übergeben ... „Champagner, Ihr Süßen?“ Er blickt uns beifallheischend an. „Die Runde geht auf mich.“ Eine Flasche im Kühler wird auf den Tisch gestellt, Frank zahlt direkt. „Stimmt so.“ Der Kellner strahlt und ich unterdrücke den Impuls, fluchtartig die Kneipe zu verlassen.
Ein beginnender Krampf in meiner Wangenmuskulatur zwingt mich dazu, mich in die Unterhaltung einzuklinken. Reden eignet sich hervorragend zur Gesichtsgymnastik. Worüber wird denn gerade gesprochen? Oh, Frank erzählt von einem Buch, das er gelesen hat. Ich bekomme einen Hustenanfall. Ob er wohl heute morgen den Kulturteil der Welt...?
“Hey, hast Du schon „Emilia Galotti“ von Molière gelesen?“ Ich ducke mich ein wenig und blicke in seine inzwischen leicht glasigen Augen. Klar hat er, war schrecklich beeindruckt. Diese Bilder! Dieses tiefe Verständnis, das der Autor entwickelt! Oh Gott, ich glaube, ich habe mich wirklich erkältet, das wird die ernstzunehmende Grippe. Werner klopft mir besorgt den Rücken, „Geht’s wieder?“ Hey, seit wann liegt meine Lunge unterhalb vom Steißbein? Ich muss zum Arzt, wirklich, dringend. Irgendwas stimmt nicht mit mir ...
Der Abend nähert sich seinem Höhepunkt, man beschließt, nun in die Disco nebenan zu wechseln. Frank und Werner nehmen Sabine in die Mitte. Wenn die beiden nicht aufpassen, treffen sich ihre Finger gleich in Sabines Stringtanga ... Energisch schieben sie sich an der Schlange vor der Tür vorbei. Ich folge. Natürlich werden wir sofort reingelassen, der Schrank mit dem Knopf im Ohr lässt den Schein unauffällig in seiner Tasche verschwinden.
Sabine wird von Werner auf die Tanzfläche gezerrt, er wittert seine Chance. In Dirty-Dancing Manier schwanzwackelt er um sie herum. Sabine hebt beide Arme über den Kopf und dreht sich lasziv im Kreis. Ich bemerke, dass sie dabei jedoch keine Sekunde ihre thailändische Schönheits-OP aus den Augen lässt. Die Zimmerkarte vom Hilton naht.
Ich stehe derweil mit Frank an der Theke. Jovial legt er mir den Arm um die Schultern. „Na Süße, das war doch echt ein toller Zufall, oder? Was meinst Du, wäre Werner nicht was für Dich? Schau, wenn ich gleich mit Sabine, na, da wäre es doch praktisch, Du weißt schon ... ehrlich, er hat echt 'ne Menge...“ Jetzt reicht’s. Ich stelle mein Glas ab, entfalte mich zu meiner vollen Größe. Ein Meter vierundsiebzig plus sechs Zentimeter Absatz blicken auf ihn herunter. „Pass auf, mein Süßer.“ Das Wort klebt wie Werthers Echte am Gaumen. „Ich hoffe für Sabine, dass sich die Länge Deines Schwanzes exponentiell mit Deiner Großkotzigkeit entwickelt hat, sonst war das ganze Theater heute Abend 'ne echte Nullnummer! Und jetzt, bitte, halt endlich die Klappe!“
Verdattert schaut Frank mich an, die aufsteigende Röte verleiht seinem Gesicht eine verblüffende Ähnlichkeit mit einem Marzipanschwein. „Du bist nicht nett!“ ist alles, was er raus bringt. Das erste echte Lächeln des Abends macht sich auf meinem Gesicht breit. „Ja, Gott sei dank, das bin ich wohl nicht!“ Ich winke Sabine zu, die gerade vergnügt von der Tanzfläche heruntertippelt, und gehe.
Erleichtert atme ich die kalte Nachtluft ein. Auf der anderen Straßenseite krallt sich eine auftoupierte Rothaarige bei dem Versuch, sich nicht auf die eigenen High-Heels zu kotzen, in den Arm ihres Begleiters. Nun, soll die das für mich erledigen, ich fühle mich schon bedeutend besser. „Du bist nicht nett.“ Ein so schönes Kompliment habe ich seit langem nicht mehr bekommen.
Tipp und Schreibfehlerkorrektur dank aufmerksamer Leser!
Das Kompliment
Hallo Nicole,
humorige Texte haben es bei mir immer sehr schwer. Weil die Mehrzahl solcher Texte ein großes Schild vor sich herträgt: Achtung Humor! Was danach dann oftmals folgt, ist die übliche Überzeichnung menschlicher Schwächen und Verhaltensweisen, eingekleidet in dem süffisanten Tonfall der amüsierten Entrüstung, abgeschmeckt mit einer Portion Selbstironie. Das ist schon so oft gemacht worden, dass es wahrlich schwierig ist, damit noch jemanden wirklich zu begeistern.
Damit komme ich schon zum ersten Pluspunkt deiner Geschichte: du verzichtest auf die Selbstironie und stellst die Erzählerin vom ersten Satz an außerhalb des Geschehens. Sie macht sich gar nicht die Mühe, Verständnis für diejenigen aufzubringen, die sie beschreibt, auch nicht für die eigene Freundin.
Das finde ich sehr sympathisch(weil eigentlich das Gegenteil); allerdings ahnt man, was da nun kommt und dass der ganze Abend alles andere als ein amüsant verlaufen wird.
Den Ablauf des Abends hast du gut beschrieben, mit einigen wirklich gelungen Formulierungen. Mal zwei als Beispiel:
Das ist wirklich geil! Ich stell mir den Geschäftsführer einer Duschkabinenfabrik ungefähr genauso sexy vor, wie den Chef von Trigema.
Den Titel und auch das Ende finde ich in Verbindung mit der Erzählhaltung sehr konsequent. "Du bist nicht nett", das heißt ja nichts anderes als: Du machst nicht mit, du stehst außen vor etc. Und genauso ist ja auch der ganze Text geschrieben.
Natürlich ist das nichts Neues. Und dass sich Männer, die mehr Geld im Säckel haben als Grips in der Birne, zu grotesken Witzfiguren aufblähen, wenn es darum geht, ihr kostbares Erbmaterial in entsprechend willigen Frauen unterzubringen, ist ja auch sattsam bekannt. Aber wenn es so amüsant und entlarvend erzählt ist wie hier, dann schaut man sich das gerne an. In dem guten Gefühl, dass nicht alle Männer so sind..gif)
Sam
humorige Texte haben es bei mir immer sehr schwer. Weil die Mehrzahl solcher Texte ein großes Schild vor sich herträgt: Achtung Humor! Was danach dann oftmals folgt, ist die übliche Überzeichnung menschlicher Schwächen und Verhaltensweisen, eingekleidet in dem süffisanten Tonfall der amüsierten Entrüstung, abgeschmeckt mit einer Portion Selbstironie. Das ist schon so oft gemacht worden, dass es wahrlich schwierig ist, damit noch jemanden wirklich zu begeistern.
Damit komme ich schon zum ersten Pluspunkt deiner Geschichte: du verzichtest auf die Selbstironie und stellst die Erzählerin vom ersten Satz an außerhalb des Geschehens. Sie macht sich gar nicht die Mühe, Verständnis für diejenigen aufzubringen, die sie beschreibt, auch nicht für die eigene Freundin.
Das finde ich sehr sympathisch(weil eigentlich das Gegenteil); allerdings ahnt man, was da nun kommt und dass der ganze Abend alles andere als ein amüsant verlaufen wird.
Den Ablauf des Abends hast du gut beschrieben, mit einigen wirklich gelungen Formulierungen. Mal zwei als Beispiel:
Sabine nippt an ihrem Chardonnay, wirft dem Porsche am Nebentisch ein wimpernklimperndes Lächeln zu
Der andere stellt sich als Werner vor, Geschäftsführer einer Duschkabinenfabrik.
Das ist wirklich geil! Ich stell mir den Geschäftsführer einer Duschkabinenfabrik ungefähr genauso sexy vor, wie den Chef von Trigema.
Den Titel und auch das Ende finde ich in Verbindung mit der Erzählhaltung sehr konsequent. "Du bist nicht nett", das heißt ja nichts anderes als: Du machst nicht mit, du stehst außen vor etc. Und genauso ist ja auch der ganze Text geschrieben.
Natürlich ist das nichts Neues. Und dass sich Männer, die mehr Geld im Säckel haben als Grips in der Birne, zu grotesken Witzfiguren aufblähen, wenn es darum geht, ihr kostbares Erbmaterial in entsprechend willigen Frauen unterzubringen, ist ja auch sattsam bekannt. Aber wenn es so amüsant und entlarvend erzählt ist wie hier, dann schaut man sich das gerne an. In dem guten Gefühl, dass nicht alle Männer so sind.
.gif)
Sam
Liebe Nicole,
ich finde das auch witzig. Gut und flüssig geschrieben, ich hatte die Bilder richtig gut vor Augen.
Mir ist noch eine Sache aufgefallen:
Hier würde ich statt "kenne lernen" "treffen" schreiben, da oben ja schon steht, dass Sabine ihn schon kennen gelernt hat. Das irritiert ein wenig.
Gern gelesen!
Liebe Grüße
leonie
ich finde das auch witzig. Gut und flüssig geschrieben, ich hatte die Bilder richtig gut vor Augen.
Mir ist noch eine Sache aufgefallen:
Wir wollen „ihn“ ganz zufällig kennenlernen, er ist heute Abend mit einem Freund unterwegs
Hier würde ich statt "kenne lernen" "treffen" schreiben, da oben ja schon steht, dass Sabine ihn schon kennen gelernt hat. Das irritiert ein wenig.
Gern gelesen!
Liebe Grüße
leonie
Hi Sam,
Sabine ... ich mag sie wirklich gerne! Aber tatsächlich erschien sie mir zu der Zeit wie eine Karikatur ihrer selbst. Aber, eine der Eigenschaften, die ich wirklich an ihr schätze, ist die Ehrlichkeit ganz klar zu sagen, daß eine Auswahlkriterien bei Männern für sie immer auch das Portemonnaie und der Status ist. Ich verstand zwar, was in ihr vorging in dieser Zeit, sonst wäre ich nicht immer wieder mit gegangen um die die "Wundermänner" anzuschauen. Aber ich konnte damals nicht und kann auch heute noch nicht verstehen, das sie wirklich glaubte, in den Horden von Kerlen, die sie damals in schneller Folge konsumierte, ernsthaft einen "Guten" zu finden...
Sicher sind nicht alle Männer so.Wenn ich auch nur annährend daran glauben würde, das alle so sind, würde ich heute noch meine Hetero-Neigung überdenken.
Ich danke Dir!
Lieben Gruß, Nicole
Sie macht sich gar nicht die Mühe, Verständnis für diejenigen aufzubringen, die sie beschreibt, auch nicht für die eigene Freundin.
Sabine ... ich mag sie wirklich gerne! Aber tatsächlich erschien sie mir zu der Zeit wie eine Karikatur ihrer selbst. Aber, eine der Eigenschaften, die ich wirklich an ihr schätze, ist die Ehrlichkeit ganz klar zu sagen, daß eine Auswahlkriterien bei Männern für sie immer auch das Portemonnaie und der Status ist. Ich verstand zwar, was in ihr vorging in dieser Zeit, sonst wäre ich nicht immer wieder mit gegangen um die die "Wundermänner" anzuschauen. Aber ich konnte damals nicht und kann auch heute noch nicht verstehen, das sie wirklich glaubte, in den Horden von Kerlen, die sie damals in schneller Folge konsumierte, ernsthaft einen "Guten" zu finden...
Natürlich ist das nichts Neues. Und dass sich Männer, die mehr Geld im Säckel haben als Grips in der Birne, zu grotesken Witzfiguren aufblähen, wenn es darum geht, ihr kostbares Erbmaterial in entsprechend willigen Frauen unterzubringen, ist ja auch sattsam bekannt. Aber wenn es so amüsant und entlarvend erzählt ist wie hier, dann schaut man sich das gerne an. In dem guten Gefühl, dass nicht alle Männer so sind.
Sicher sind nicht alle Männer so.Wenn ich auch nur annährend daran glauben würde, das alle so sind, würde ich heute noch meine Hetero-Neigung überdenken.

Ich danke Dir!
Lieben Gruß, Nicole
Liebe Nicole,
ich habe Deinen Text oft mit einem Lachen gelesen. Sehr scharfzüngig!
Ich denke, er könnte vielleicht noch gewinnen, wenn du die Erzählerin so erzählen lässt, dass sie das geschehen nicht direkt kommentiert - eigentlich geschieht das ja zu großen Teilen schon, so dass Kommentare wie
(was sowieso schwächlich wirkt, wo sie sich doch davor fast übergeben hat)
oder auch die Schlussrede der Protagonistin
(die zwar direkt, aber vielleicht nicht direkt subtil ist), überflüssig würden.
Eingangs finde ich den Satz
ziemlich aussagelos. Könnte die Geschichte nicht auch beginnen mit
Wie gesagt, dies sind alles nur Bemerkungen, um die Geschichte noch etwas zuzuspitzen.
Zu den Tippfehlern:
Kennenlernen schreibt sich - glaube ich - jetzt kennen lernen und bei
muss es "kommst" heißen.
Liebe Grüße
Max
ich habe Deinen Text oft mit einem Lachen gelesen. Sehr scharfzüngig!
Ich denke, er könnte vielleicht noch gewinnen, wenn du die Erzählerin so erzählen lässt, dass sie das geschehen nicht direkt kommentiert - eigentlich geschieht das ja zu großen Teilen schon, so dass Kommentare wie
Uarrgghh. Lächeln!!!
Ich muss mich gleich übergeben
ich unterdrücke den Impuls, fluchtartig die Kneipe zu verlassen
(was sowieso schwächlich wirkt, wo sie sich doch davor fast übergeben hat)
oder auch die Schlussrede der Protagonistin
Ich hoffe für Sabine, dass sich die Länge Deines Schwanzes exponentiell mit Deiner Großkotzigkeit entwickelt hat, sonst war das ganze Theater heute Abend 'ne echte Nullnummer! Und jetzt, bitte, halt endlich die Klappe!“
(die zwar direkt, aber vielleicht nicht direkt subtil ist), überflüssig würden.
Eingangs finde ich den Satz
Mit Sabine ist das so eine Sache.
ziemlich aussagelos. Könnte die Geschichte nicht auch beginnen mit
Sabine arbeitet gerade an ihrem Selbstwertgefühl.
Wie gesagt, dies sind alles nur Bemerkungen, um die Geschichte noch etwas zuzuspitzen.
Zu den Tippfehlern:
Kennenlernen schreibt sich - glaube ich - jetzt kennen lernen und bei
Du machst drei Wochen Urlaub unter Palmen und kommt ohne Tränensäcke
muss es "kommst" heißen.
Liebe Grüße
Max
Liebe Nicole,
den Einstieg deines Textes finde ich absolut gelungen:
Da baust du so schön eine Paradoxie ein, beschreibst von zwei Seiten wie Sabine funktioniert und fängst so gut ein, warum Sabines all das überhaupt treiben und überhaupt treiben können!
Auch an vielen anderen Einzelstellen hab ich sehr lachen müssen - schön eingefangen und beschrieben!
z.B.
böse, aber fein
Auf der anderen Seite kann ich aber auch ein bisschen Toms knappen Kommentar verstehen. Ich glaube für mich liegt das teilweise arrangiert/unecht weil 100-klischeebeschreibende vor allem daran, dass Sabine mit Freundin auf Tour geht (unangenehmer Nebeneffekt solch einer Perspektive ist auch immer die unberechtigte Herablassung, denn wieso ist die Freundin überhaupt mit? etc.) . Ich könnte mir den Text ungemein skurril vorstellen, wenn wir Sabines Gedanken bei all dem treiben teilen könnten, denn ich schätze die Wahrnehmung solcher Personen so ein, dass sie ständig damit beschäftigt sind, nicht mitzubekommen, was sie nicht tun könnten, bekämen sie es mit ,-). So aus der Perpektive der (nicht ausgestalteten) Freundin scheint mir das etwas einfach aufgezogen und wirkt so an manchen Stellen nicht mehr realbezüglich (klar soll es auch übertrieben sein, aber in dem Übertriebenem muss der Wahnsinn liegen, denn man jeden tag spürt).
Ansonsten belasse ich es bei dieser allgemeinen Einschätzung, da es schon so eine große Vielzahl von Detailanmerkungen gab.
Auf jeden Fall finde ich es schön mit dir wieder eine Bereicherung dieser Rubrik zu haben!
liebe Grüße,
Lisa
den Einstieg deines Textes finde ich absolut gelungen:
Mit Sabine ist das so eine Sache. Sie arbeitet gerade an ihrem Selbstwertgefühl. Daher vögelt sie in den letzten Monaten jedes männliche Wesen, das auch nur annährend (aber achtung: annähernd?) bereit ist, vor dem Runterlassen der Hose ihrem Ego zu schmeicheln.
Und das sind viele. Sabine ist, wenn sie es darauf anlegt, geradezu unwiderstehlich.
Da baust du so schön eine Paradoxie ein, beschreibst von zwei Seiten wie Sabine funktioniert und fängst so gut ein, warum Sabines all das überhaupt treiben und überhaupt treiben können!
Auch an vielen anderen Einzelstellen hab ich sehr lachen müssen - schön eingefangen und beschrieben!
z.B.
Auf der anderen Straßenseite krallt sich eine auftoupierte Rothaarige bei dem Versuch, sich nicht auf die eigenen High-Heels zu kotzen, in den Arm ihres Begleiters
böse, aber fein

Auf der anderen Seite kann ich aber auch ein bisschen Toms knappen Kommentar verstehen. Ich glaube für mich liegt das teilweise arrangiert/unecht weil 100-klischeebeschreibende vor allem daran, dass Sabine mit Freundin auf Tour geht (unangenehmer Nebeneffekt solch einer Perspektive ist auch immer die unberechtigte Herablassung, denn wieso ist die Freundin überhaupt mit? etc.) . Ich könnte mir den Text ungemein skurril vorstellen, wenn wir Sabines Gedanken bei all dem treiben teilen könnten, denn ich schätze die Wahrnehmung solcher Personen so ein, dass sie ständig damit beschäftigt sind, nicht mitzubekommen, was sie nicht tun könnten, bekämen sie es mit ,-). So aus der Perpektive der (nicht ausgestalteten) Freundin scheint mir das etwas einfach aufgezogen und wirkt so an manchen Stellen nicht mehr realbezüglich (klar soll es auch übertrieben sein, aber in dem Übertriebenem muss der Wahnsinn liegen, denn man jeden tag spürt).
Ansonsten belasse ich es bei dieser allgemeinen Einschätzung, da es schon so eine große Vielzahl von Detailanmerkungen gab.
Auf jeden Fall finde ich es schön mit dir wieder eine Bereicherung dieser Rubrik zu haben!
liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Hi Max,
ja, es wäre eine Möglichkeit, die Erzählerin ohne Kommentar nur "berichten" zu lassen.
Der Abschlußsatz von mir an Frank war der Punkt, warum die Geschichte recht lange bei mir rumlag. Hier hätte ich gerne etwas knackiges, subtiles, weniger ordinäres erfunden. War mir nicht möglich. Sobald ich diese Situation wieder im Kopf habe,tippen meine Finger automatisch etwas Unflätiges .. vermutlich ist mein Erzähltalent da nicht ausreichend...
Hi Lisa,
auch Deine Idee, Sabines Gedanken einfließen zu lassen, hat definitiv einen großen Reiz. Das ich es nicht kann, hat (wie auch die Tatsache, daß ich diese Tour mitgemacht habe, obwohl sie mir vorkam wie ganz übler Slapstick) damit zu tun, daß ich Sabine sehr mag und ihr aus diesem ganz persönlichen Grund keine Gedanken in den Kopf pflanzen kann.
Ich danke euch Beiden fürs Lesen!
Nicole
ja, es wäre eine Möglichkeit, die Erzählerin ohne Kommentar nur "berichten" zu lassen.
Der Abschlußsatz von mir an Frank war der Punkt, warum die Geschichte recht lange bei mir rumlag. Hier hätte ich gerne etwas knackiges, subtiles, weniger ordinäres erfunden. War mir nicht möglich. Sobald ich diese Situation wieder im Kopf habe,tippen meine Finger automatisch etwas Unflätiges .. vermutlich ist mein Erzähltalent da nicht ausreichend...
Hi Lisa,
auch Deine Idee, Sabines Gedanken einfließen zu lassen, hat definitiv einen großen Reiz. Das ich es nicht kann, hat (wie auch die Tatsache, daß ich diese Tour mitgemacht habe, obwohl sie mir vorkam wie ganz übler Slapstick) damit zu tun, daß ich Sabine sehr mag und ihr aus diesem ganz persönlichen Grund keine Gedanken in den Kopf pflanzen kann.
Ich danke euch Beiden fürs Lesen!
Nicole
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