Glockenschweigen

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 21.03.2008, 11:31

.

Glockenschweigen

bettet vorösterlich seinen
Leib – geschunden
verhöhnt durch Jahrtausende

zum Götzen geadelt
in die Schuhe geschoben
Scheiterhaufen – Gralsuche – Kriegsgeschrei

missionarischer Indianertod
bete und arbeite
Sitzend zur Rechten

in Windeln gewickelt
ein Kind – Leichentuch auf
Golgatha

Auf Gräbern strecken
Osterglocken sich empor
goldblühend


(c)Elsa Rieger
Schreiben ist atmen

Anton

Beitragvon Anton » 22.03.2008, 14:35

Liebe Elsa,

dass die Glocken, wenn sie schweigen, verschweigen, und, logische Folge, wenn sie leuten, nur umso inbrünstiger schweigen, ist, finde ich, sehr gelungen.

Gruß
Anton

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 22.03.2008, 15:55

Lieber Anton,

Vielen Dank, das freut mich!

Lieben Gruß
Elsa
Schreiben ist atmen

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 22.03.2008, 16:44

Liebe ELsa!

Erster Leseindruck: Es krampft sich in mir etwas zusammen.

Mit Sicherheit brauche ich noch ein wenig Distanz, um Gezielteres sagen zu können, aber erstmal :

Jahrtausende? Es sind doch zwei noch nicht voll, oder?

In die Schuhe geschoben von seinem Vertreter/seinen Vertretern? (Der jetzige Pabst war vorher Chef der Inqisition, die ja weiter besteht, wenn ich da richtig informiert bin.)

Gralsuche (Gralssuche?) ? Da bekomme ich auf Anhieb keine Verbindung hin.

Die letzte Strophe fällt für mich stilistisch von den anderen ab. Das soll sie wohl.
Aber ich denke, daß es nicht sein müsste, wenn man da eine Verbindung zu Golgatha schaffen könnte, was vielleicht garnicht so schwierig wäre.

Spontan:

...Gogatha

streckt Klee empor
goldglühend

In dieser Zeit blüht hier zuhauf überall eine Kleeart in genau der gleichen Farbe wie Osterklocken, und die Blütenform ist nicht unähnlich.

MlG

Moshe

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 23.03.2008, 20:21

Lieber Moshe,

Jahrtausende? Es sind doch zwei noch nicht voll, oder?
Wir haben schon 2008?
Also 8 Jahre darüber, hm?

Ja, man hat ihm in die Schuhe geschoben, was in seinem Namen geschah, so sehe ich das. Genau, die Inquisition z.B.

Gralsuche (Gralssuche?) ? Da bekomme ich auf Anhieb keine Verbindung hin.
Ich weiß nicht genau, ob GralSsuche oder Gralsuche richtig ist. Ich glaube aber Gral, und was ich meine damit ist, dass die Kreuzritter auf der Suche nach dem Gral "Heiden" mordend durch die Lande zogen (auch das, in dem du lebst) im Namen Gottes.

Schön, wenn Klee auf Golgatha blüht, aber dann verliere ich den Glockenbezug und hierzulande sind es halt die Osterglocken, die zu der Zeit blühen.

Lieben Gruß und danke, dass du dich damit beschäftigst!
Elsa
Schreiben ist atmen

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 23.03.2008, 20:57

Natürlich haben wir 2008, aber das wird von der Geburt gezählt, nicht von der Kreuzigung und weiterem, die du hier als Anfang deiner Ausführungen siehst und darstellst.

Ostern ist doch nicht Weihnachten.

Wie die besondere katholische geformte Lehre, bzw. der Glauben, hat man sich, des Erfolges wegen immer mit vorherigen Mythen verbunden um einen möglichst hohen Grad an Konvertiten zu erreichen.

Die Blütenform des Klees nimmt dir nichts von deinen Glocken, ehrlich.

Aber was ich ich mich eigentlich frage, was du hiermit sagen willst, und wem.

Fragender Mioshe

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 23.03.2008, 21:19

Hallo Elsa,

wenn ich manch missionarischem Eifer und Intoleranz gewisser erzkonservativer Glaubensträger bedenke, finde ich den Text sogar sehr wichtig.
Manchmal etwas plakativ, aber unbedingt interessant, so empfinde ich Deinen Text. Ich werde aber den Eindruck nicht los, dass er etwas Schliff vertragen könnte. Bilder statt Erklärungen. Ich tue mich schwer damit, es festzumachen. Es ist mehr ein Eindruck. Vielleicht solltest Du mehr ein Menschenbild herausarbeiten, dass zu Morden an Menschen, die dem Glauben nicht beitreten wollten, Kreuzzügen, Glaubenskriegen etc. führen konnte und so schwierig mit der Osterbotschaft in Einklang zu bringen ist.

Schöne Feiertage

Jürgen

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Beitragvon Elsa » 23.03.2008, 22:17

Lieber Moshe,

So meinst du das. Ich meine hier aber, auch wenn es um die Kreuzigung des Menschensohn geht und nicht um seine Geburt, dass sich von Anbeginn Mythen um Besagten ranken. Was ich damit sagen will? Ich gebe meinen Gedanken Ausdruck. Und wem? Die Frage verstehe ich nicht. Was willst du wem mit deinen Texten sagen?

Lieber Jürgen,

Ich habe das plakativ geschrieben, durchaus. Mag sein, dass Schliff nötig wäre, doch denke ich, deine Überlegungen würden ein anderes Gedicht bedienen. Ich weiß nicht, ob ich an diesem hier noch arbeiten will. Es war halt mein Ostergruß :-)

Lieben Dank euch und einen netten Ostermontag gewünscht,
ELsa
Schreiben ist atmen

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 23.03.2008, 22:43

Hallo Elsa,

denke ich, deine Überlegungen würden ein anderes Gedicht bedienen. Ich weiß nicht, ob ich an diesem hier noch arbeiten will. Es war halt mein Ostergruß


Da hast Du natürlich Recht. Meine Vorschläge führen vielleicht wirklich zu einem anderen Gedicht. Es ist Deines und Du solltest es selbstverständlich so halten, wie Du es für richtig hälst.

Schöne Grüße

Jürgen

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Beitragvon Elsa » 23.03.2008, 22:51

Lieber Jürgen,

Man könnte natürlich eine Art Zyklus mit dem Thema machen, aber ich vermute, es ist schon reichlich bedichtet worden, ein unerschöpfliches Thema/Rätsel.

Danke für dein Verständnis,
lieben Gruß
Elsa
Schreiben ist atmen

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 24.03.2008, 18:19

Liebe ELsa!

Die rankenden Mythen von Anbeginn wurden später hinzugerankt. Und zwar reichlich.
Und mit Heidnischem verbunden, wie die Ostereier und -glocken.

Auch möchte ich darauf hinweisen, daß ein Kern der christlichen Mythologie, die Wiederauferstehung, ja ohne den Tod nicht möglich sein könnte.

Bitte sei so lieb' und sehe meine Beiträge hier nicht als einen Angriff, sondern als eine ehrliche Hinterfragung, was du eigentlich sagen willst.

MlG

Moshe

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Beitragvon Elsa » 24.03.2008, 19:14

Lieber Moshe,

ich bin doch keineswegs "ergrimmt", wenn es so klang, tut es mir leid.
ich denke, du beziehst dich darauf, was ich wem mit dem Gedicht sagen will.
Ich kann nur wieder sagen, ich weiß nicht, ob ich wem was sagen will, ich weiß nur,
ich wollte gern meine Gedanken zur christlichen Religion bedichten.

Die rankenden Mythen von Anbeginn wurden später hinzugerankt. Und zwar reichlich.
Und mit Heidnischem verbunden, wie die Ostereier und -glocken.
Stimmt. Und dieses Geranke ist im Gedicht.

Ganz liebe :bussi: und keineswegs grantige Grüße,
Elsa
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