Anteilnahme

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
wonigo

Beitragvon wonigo » 29.02.2008, 23:30

Variation (Vorschlag von Ferdi)


Fernbedient

Furchtbar
sagt er
diese hungernden Kinder
sagt er
diese dicken Bäuche
sagt er
die dürren Knochen
sagt er
und das beim Abendbrot





Anteilnahme

Furchtbar
sagt er
diese hungernden Kinder
sagt er
diese dicken Bäuche
sagt er
die dürren Knochen
sagt er
und das beim Abendbrot
sagt er
und
fernbedient
einen anderen Sender

Dann
nimmt er
ein frisches Bier
aus dem Kühlschrank
trinkt
und rülpst zufrieden
[/align]
Zuletzt geändert von wonigo am 03.03.2008, 10:01, insgesamt 1-mal geändert.

Sam

Beitragvon Sam » 05.03.2008, 06:53

Hallo Wolfgang,

nur ein Wort zu deiner letzten Stellungnahme. Ich glaube, dass man die Aufstellung eines Kanons hier in Deutschland immer gründlich missversteht. Weil wir allem Öffentlichen und Veröffentlichten immer einen verbindlichen Charakter zuweisen. Ein solcher Kanon hat nicht den Zweck, eine Richtlinie festzulegen, sondern bietet eine Orientierung. Natürlich haben sehr viele den Faust 1 und 2 nicht gelesen. Aber er wurde trotzdem geschrieben. Und allein die Masse an Redensarten, die sich aus dem Faust 1 in unseren alltäglichen Sprachgebrauch eingenisten haben, zeigt, welche Bedeutung dieses Werk auf ALLE hat, nicht nur auf die Lesenden.

Es ist richtig und wichtig, dass jeder Mensch ausdrückt, was ihm auf dem Herzen liegt. Das ist eines der Grundprinzipien unserer demokratischen Kultur. Nur muss er sich bewusst sein, in welchen Umfeld er dies tut. Wenn du anfängst politische, oder gesellschaftskritische Lieder zu singen, dann kannst du es nicht verhindern, dass viele Menschen dich z.B. mit Wolf Biermann vergleichen. Machst du daraus ein Kabarettprogramm, hast du in den Köpfen der Menschen eine Menge von Personen, die das schon vor dir gemacht haben (und an denen du bewusst oder unbewusst gemessen wirst).
Bringst du dein persönliches Ungehagen über unsere Zeit in Gedichtform - ja dann siehst du dich auch einer Masse an Gedichten gegenüber, die schon über diese Themen geschrieben wurden. Für dich sind deine Gefühle authentisch und echt. Der Leser dagegen muss sie in die mehr oder weniger große Masse dessen, was er an engagierter Literatur gelesen hat, einordnen. Es sei denn, er blendet seine bisherige Leseerfahrung völlig aus, und bewertet nur das reine Engagement oder die explizite Aussage.

Die persönliche Meinung, die aus deinem Gedicht spricht, kann ich nur teilen. Aber aus meiner Leseerfahrung heraus , ist dein Gedicht lediglich Betroffenheitsschreibe, die sein zeitliches und kulturelles Umfeld völlig ignoriert.

Liebe Grüße

Sam

Max

Beitragvon Max » 05.03.2008, 10:28

Lieber Wonigo,

ehrlich gesagt verstehe ich nicht, wieso Du Dich so echauffierst.
Die Frage, die ich stelle ist doch nur: Kann und will ich etwas schreiben, was meinen moralischen Bezug zur Welt ausdrückt, ohne auf Stellungnahmen hinauszulaufen, die sowieso jeder untrschreibt ohne etwas zu tun und kann und will ich das in einer literarischen Form tun?
Wenn du nicht gleich an die Decke gegangen wärest, hättest Du aus meinem Beitrag durchaus eine Sympathie für den Versuch herauslesen können, nicht nur die eigene Befindelichkeit im Auge zu haben, allerdings empfinde ich Deine Zeilen ungebrochen als zu klischeebeladen.

Liebe Grüße
Max

Max

Beitragvon Max » 05.03.2008, 10:40

PS: Zurück zum text. Eine Möglichkeit wäre für mich z.B. das unpersönliche "er" durch "ich" zu ersetzen. Der Text führt stets noch ein Klischee auf, aber wendet es auf ein "ich" and, die Möglichkeit mit dem Finger zu zeigen, wird etwas genommen ... oder?

Liebe Grüße
Max

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 05.03.2008, 11:01

Hallo!

Mir fiel bei diesem Stand der Diskussion ein Distichon von Eduard Bauernfeld ein, das recht zusammenhanglos einzuwerfen ich mir nicht versagen will :pfeifen:


Publikum

"Sage, was treibst du die Kunst? Erreichst doch nimmer das Höchste!"
Pah! Ich befriedige mich und ich genüge für euch.


Kann man doch durchaus eine gesunde Einstellung nennen ;-)

Ferdigruß!

Mucki
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Beitragvon Mucki » 05.03.2008, 13:07

Hallo Wolfgang,

manche Worte müssen einfach raus, da kann ich dich sehr gut verstehen. Es geht mir nämlich genauso. Und das Rad neu erfinden kann keiner von uns.
Ja, ja, die Betroffenheitslyrik, ich kanns auch nimmer hören. Damit meine ich, ich kanns nimmer hören, wenn mir jemand das schreibt. Es ist ein Dilemma, einerseits will/muss man es einfach schreiben, andererseits kommt dann der "Vorwurf" der Betroffenheitslyrik. Ist schon ein altes, sozusagen 'durchgeleiertes' Thema hier.
Ferdis Distichon bringt es gut auf den Punkt. Ich glaube, dass nur eine solche Einstellung da hilft,-)
Hey, aber das ist kein Grund, sich graue Haare wachsen zu lassen oder schlaflose Nächte zu haben, ok?
Saludos
Mucki

wonigo

Beitragvon wonigo » 06.03.2008, 00:39

Hi, Mucki! Graue Haare? Isn das?
Beitrag wird von mir zurückgezogen. Ist zu persönlich und gehört nicht in den Blauen Salon.

Ich grüße euch alle ganz herzlich
wonigo


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