Der Poet und die Erkenntnis
Der Poet und die Erkenntnis
verloren sich fast.
In einem kleinen Hafen
die Wellen sprachen
aus den Händen
des Wirtes über
das braune Hinterland
der Erde.
Mit jeder Tasse fand sich
ein guter Satz verlassen
vom Horizont.
Am Boden und das Meer
in einem Klang zeigen
in Wurzeln
auf Tellern ihre Kraft
im Gedenken oder nur Handeln
in den Urwerken.
Eines jeden Mundes,
der nur möchte essen
bevor er etwas sagt.
Es sind die Uhren
auf dem Grund,
die ferne Weite
malen ins Gefüge
der Worte.
Der Poet und die Erkenntnis
Moshe, ich hab es im linken Finger, dass dir hier was wirklich Poetisches gelungen ist. Tolle Formulierung: "die Wellen sprachen aus den Händen des Wirtes", ein bisschen verschroben: "mit jeder Tasse fand sich ein guter Satz, gekocht vom Horizont" (ich ahne, was du ausdrücken willst, so richtig gelungen erscheint mir die Formulierung nicht, durch das "gekocht"), der nächste Vers spricht von den Urwerken (fehlt hier ein h? oder meinst du tatsächlich die ersten Werke? Würde ich gut finden). Was mir nicht so gut daran gefällt, ist das Zusammenziehen "in einem Klang", hier würde ich ein Sätzlein bevorzugen. Schwach finde ich das Verb "zeigen". Und warum "nur Handeln"?
Sehr gut gefällt mir die nächste Strophe: "Eines jeden Mundes/der nur möchte essen/bevor er etwas sagt" - wirklich gut, Moshe, als Gedanke. Ich würde das aber vielleicht umstellen: "Eines jeden Mund/will essen/bevor er etwas sagt", das lehnt an Brecht an: "Erst kommt das Fressen, dann die Moral". Oder auch Lessing: "Die Kunst geht nach Brot". Die letzte Strophe wieder ganz wunderbar (wobei ich ein "die" herausnehmen würde): Der Poet wird inspiriert durch die Geschichte des Landes und die Weite des Meeres. So richtig bin ich mit deinen bisherigen Poeten-Gedichten nicht klargekommen, dies hier aber gefällt mir sehr, wenn ich dir auch vorschlage, es zu überarbeiten.
Zum Schluss möchte ich aber noch was ansprechen: Wie siehst du das: Hat der Dichter nicht die Berufung, sich in die Gesellschaft mit seinen Erkenntnissen einzubringen? Prosa und Lyrik der letzten Jahrzehnte sind derart harmlos und deshalb auch belanglos geworden, wie es nie zuvor war in der gesamten deutschen Literatur, weil nur noch "reine Kunst" gemacht wird. Ich meine, die Poeten sind ja sehr stolz auf das, was sie so herausfinden, sodass sie dann auch den Schritt in die Gesellschaft tun sollten und nicht nur in Literaturkreise, das ist jedenfalls meine Meinung. Es wird ja auch getan, siehe Vaclav Havel, als nur ein Beispiel. In Lateinamerika bewerben sich Dichter zum Präsidentenamt. Sag nicht, pfui Politik. Unser ganzes Leben ist Politik, es wird gut durch Politik, es bringt uns zum Leiden durch Politik. Ein bisschen davon, glaube ich jedenfalls, müsste in das Gedicht einfließen, wenn du von Erkenntnissen sprichst. Caty
Sehr gut gefällt mir die nächste Strophe: "Eines jeden Mundes/der nur möchte essen/bevor er etwas sagt" - wirklich gut, Moshe, als Gedanke. Ich würde das aber vielleicht umstellen: "Eines jeden Mund/will essen/bevor er etwas sagt", das lehnt an Brecht an: "Erst kommt das Fressen, dann die Moral". Oder auch Lessing: "Die Kunst geht nach Brot". Die letzte Strophe wieder ganz wunderbar (wobei ich ein "die" herausnehmen würde): Der Poet wird inspiriert durch die Geschichte des Landes und die Weite des Meeres. So richtig bin ich mit deinen bisherigen Poeten-Gedichten nicht klargekommen, dies hier aber gefällt mir sehr, wenn ich dir auch vorschlage, es zu überarbeiten.
Zum Schluss möchte ich aber noch was ansprechen: Wie siehst du das: Hat der Dichter nicht die Berufung, sich in die Gesellschaft mit seinen Erkenntnissen einzubringen? Prosa und Lyrik der letzten Jahrzehnte sind derart harmlos und deshalb auch belanglos geworden, wie es nie zuvor war in der gesamten deutschen Literatur, weil nur noch "reine Kunst" gemacht wird. Ich meine, die Poeten sind ja sehr stolz auf das, was sie so herausfinden, sodass sie dann auch den Schritt in die Gesellschaft tun sollten und nicht nur in Literaturkreise, das ist jedenfalls meine Meinung. Es wird ja auch getan, siehe Vaclav Havel, als nur ein Beispiel. In Lateinamerika bewerben sich Dichter zum Präsidentenamt. Sag nicht, pfui Politik. Unser ganzes Leben ist Politik, es wird gut durch Politik, es bringt uns zum Leiden durch Politik. Ein bisschen davon, glaube ich jedenfalls, müsste in das Gedicht einfließen, wenn du von Erkenntnissen sprichst. Caty
Lieber Moshe,
ein ganz starkes Gedicht mit außergewöhnlichen Wortverbindungen.
Vor allem dies hier ist ein Leseschmaus erster Güte (nur ein "die" würde ich da streichen)
Chapeau!
Mucki
ein ganz starkes Gedicht mit außergewöhnlichen Wortverbindungen.

Es sind die Uhren
auf dem Grund,
die die ferne Weite
malen ins Gefüge
der Worte.
Chapeau!
Mucki
Hallo!
Nun ersetze ich 'gekocht' durch 'verlassen'.
Liebe Caty!
Ich verstehe, was du meinst.
Ich verstehe aber auch, wie du es meinst und welche Sichtweise dich prägt.
Ich unterstelle dir eine bestimmte Sichtweise auf Politik, die dich bewegt und deren mangelnde Fortsetzung du bemängelst.
Ich habe eine andere Sichtweise, die deshalb nicht unpolitisch ist, auch nicht in deinem Sinne. Sie ist nur ein wenig schwerer zu entdecken, kommt nicht so offensichtlich daher. Mich wundert manchmal, daß du es nicht siehst, auch hier wohl nicht.
Nun, weder lebe ich in den 30igern, noch in Südamerika, noch in der Tschecheslowakei zu Zeiten von Havels Bedeutung. Auch möchte ich kein Volkstribun werden oder ein Präsident. Das liegt mir nicht. (Ich war in meinem Leben eine Woche lang Mitglied in einer Partei, der SPD. Das hat mir gereicht.)
Wenn du so willst, kannst du mich als einen kleinen Mann sehen, der mit Tröpfchen arbeitet.
Mit bestem Gruß
Moshe
Nun ersetze ich 'gekocht' durch 'verlassen'.
Liebe Caty!
Ich verstehe, was du meinst.
Ich verstehe aber auch, wie du es meinst und welche Sichtweise dich prägt.
Ich unterstelle dir eine bestimmte Sichtweise auf Politik, die dich bewegt und deren mangelnde Fortsetzung du bemängelst.
Ich habe eine andere Sichtweise, die deshalb nicht unpolitisch ist, auch nicht in deinem Sinne. Sie ist nur ein wenig schwerer zu entdecken, kommt nicht so offensichtlich daher. Mich wundert manchmal, daß du es nicht siehst, auch hier wohl nicht.
Nun, weder lebe ich in den 30igern, noch in Südamerika, noch in der Tschecheslowakei zu Zeiten von Havels Bedeutung. Auch möchte ich kein Volkstribun werden oder ein Präsident. Das liegt mir nicht. (Ich war in meinem Leben eine Woche lang Mitglied in einer Partei, der SPD. Das hat mir gereicht.)
Wenn du so willst, kannst du mich als einen kleinen Mann sehen, der mit Tröpfchen arbeitet.
Mit bestem Gruß
Moshe
Wer ist online?
Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 27 Gäste