Ich weiß
Ich wachse und wachse
Meinen Wurzeln entgegen, da wo sie
Im Erdreich verkrallen. Ich mache mich
Rund, geh an den Anfang zurück.
Fährt noch Blindgesträuch
Unters Laub, ungewiss seines Wohins.
Ich ein Baum, Platane, verzweigt, hellgesichtig
Auf der die Krähen hausten, mitternachts
Stammsaat schönen Waldes.
Da war einer, da bist jetzt du.
Stützt mir das arme Geäst, erntest
Mit vollen Händen die Jahresfrucht.
Schneidest verholzte Triebe, wühlst unters
Baumherz, ziehst Vergrabenes
Ins Licht des Gezweigs.
Mein Blattwerk, Lieber, ist obenauf
Himmelstrebend. Wenn ich dann fall
Zählst du die Ringe der Frühlinge, jeden
Schmerz der Jahreszeiten, der mir angetan.
Am Ende, wie weiß ichs, doch immer
Die Fragen ans andere Ich, Blick
Unter die Rinde, mitten ins Herz, hin
Zu dir selbst und zu mir
Wo wir ein Leib, ein Zwieling sind.
Ich weiß
Liebe Caty!
Ich glaube, jetzt fange ich eigentlich an dich zu verstehen, deine Kraft, deine Ausdruckskraft, und daß du sie zeigen musst.
Fein, daß du es hier zeigst.
Manchmal würde ich es auch gern, aber ich bin ja fremdländisch, du aber einheimisch.
Und so gelingt dir hier etwas, was selbst das eigene Gewächs etwas sprachlos macht.
Das ist Sprachkraft im besten Sinne, die du hier zeigst, die auch klar bleibt, eigentlich für jeden ersichtlich, und dennoch wird es nicht geliebt werden.
Ich denke, man möchte keine klare Sprache, oder?
Meinen Glückwunsch
Moshe
Ich glaube, jetzt fange ich eigentlich an dich zu verstehen, deine Kraft, deine Ausdruckskraft, und daß du sie zeigen musst.
Fein, daß du es hier zeigst.
Manchmal würde ich es auch gern, aber ich bin ja fremdländisch, du aber einheimisch.
Und so gelingt dir hier etwas, was selbst das eigene Gewächs etwas sprachlos macht.
Das ist Sprachkraft im besten Sinne, die du hier zeigst, die auch klar bleibt, eigentlich für jeden ersichtlich, und dennoch wird es nicht geliebt werden.
Ich denke, man möchte keine klare Sprache, oder?
Meinen Glückwunsch
Moshe
Liebe Caty,
ich stimme moshe zu, Du hast einen ganz eigenen Stil, eigenwillige Bilder und große Kraft in Deinen Worten. "Zwieling" finde ich zum Beispiel sehr stark. Dieser Text ist selbst wie ein knorriger, kräftiger Baum, finde ich.
Liebe Grüße
leonie
ich stimme moshe zu, Du hast einen ganz eigenen Stil, eigenwillige Bilder und große Kraft in Deinen Worten. "Zwieling" finde ich zum Beispiel sehr stark. Dieser Text ist selbst wie ein knorriger, kräftiger Baum, finde ich.
Liebe Grüße
leonie
Ach, Moshe, dieses Gedicht ist mir in einem anderen Form schauderhaft zerrissen worden. Ich wüsste, ehrlich gesagt, wenn ich mich nach allen Meinungen richten sollte, gar nicht, was man eigentlich schreiben kann, ohne jemandem auf die Füße bzw. auf die ästhetische Sensibilität zu treten. Ich schreibe deshalb Gedichte, weil da manchmal Gedanken sind, kleine oder große, ich will sie festhalten, damit sie nicht verlorengehen. Vielleicht, eine kleine Hoffnung, verstehen mich später meine eigenen Kinder besser, denn man versteht die Eltern nur sehr wenig, solange sie leben. Weiß ich doch von mir selbst. Ob daraus aber nun Gedichte entstehen, die aufbewahrenswert sind - Moshe, darum kümmere ich mich nicht. Wenn ich einem Leser einen Anstoß gegeben habe, zum Thema eigene Gedanken, auch Gefühle zu entwickeln, scheint mir das sehr viel. Aber was hat das mit ausländisch oder inländisch zu tun, Moshe? Das verstehe ich nicht. Schreib, wies dir um Herz und Schnauze ist, dann liegst du immer richtig, denn dann ist dein Gedicht wahr. Die große Versuchung beim Gedichteschreiben ist ja, dass man "Kunst" machen will. Das versperrt mir öfter mal den Zugang zu einem Gedicht, auch zu manchem von deinen. Ich will den Autor spüren, so nah wie möglich. Gedichte von heute brauchen das "Intime", um den Leser zu erreichen, denke ich. Aber da hast du recht, nehme ich an, Moshe, dass die klare Sprache in unserer Zeit im Grunde unerwünscht ist. Vielmehr ist gewünscht das Vage, das Unerklärliche, die Welt, wie sie ist, soll den Menschen ein Rätsel bleiben, damit er nicht auf die Idee kommt, sie etwa verändern zu wollen. Unerklärliches bleibt immer, selbstverständlich. Aber den Versuch, den Dingen auf den Grund zu gehen, sie beim Namen zu nennen, den sollte man schon wagen, schon in seinem eigenen Interesse, der Mensch ist kein Spielball. Gut, aber das ist ein Abschweifen. Ich habe das Gedicht schon ein bisschen überarbeitet, ein paar Stellen, aber hier noch nicht eingearbeitet. Danke, Moshe, für dein Echo, und auch dir, Leonie, herzlichen Dank. Ja, ein bisschen wollte ich schon die Assoziation des alten Baumes mit seinen Wunden heraufbeschwören. Das ist zwar kein neues Bild, eher archetypisch. Aber irgendwo ist es für mich immer noch sehr treffend.
So long. Caty
So long. Caty
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