Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

Niko

Beitragvon Niko » 31.12.2007, 14:36

über deine minenschwelle
baute ich eine blickbrücke
doch irgendwann
als die brücke bröckelte
weil die tage zäh wurden
stellte ich fest
das die minen noch zündeten
mit halbem herzen

Nifl
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Beitragvon Nifl » 01.01.2008, 02:23

Unter der ersten Schicht

Du warst sie mir
Du warst sie mir

Hieltest die Arme ausgestreckt
Herüber von darob

Und es längte sich zu
Und Rot stieg durch

Du warst sie mir
Du warst sie mir

Wir ließen uns liegen
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Niko

Beitragvon Niko » 01.01.2008, 12:11

in dem was liegt
siegt das was trügt
steigt phoenixgleich
zur asche auf
brennt sich zu staub
aus dem wir kommen
zu dem wir werden

Gast

Beitragvon Gast » 01.01.2008, 13:27

01.01.2008

verbrannt und abgebrannt
knallfrösche, chinaböller
raketen und kanonenschläge
die reste liegen in massen
in den straßen
auf wegen im park
es nebelte heut nacht den himmel zu
der seit tagen sternenklar das erste mal
die amseln in den hecken schreckten auf
flatterten ins tiefre dunkel,
dem lärm entfliehen können sie nicht

tiere - ob tiere endzeitstimmung fühlen können?
Zuletzt geändert von Gast am 04.01.2008, 23:17, insgesamt 1-mal geändert.

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 01.01.2008, 13:42

Nur Erinnerung
lässt mich
im Nebel
erahnen,
was vor
mir liegt.

Ich fürchte die Nacht.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 01.01.2008, 23:37

ich fürchte weder nacht
noch tag weder gestern
noch morgen weder leben
noch tod

muss ich mich deshalb fürchten?

Max

Beitragvon Max » 02.01.2008, 14:51

Wann
wird das sein
dass du beim Abgesang
auf all die Toten des Jahres
deine eigene Jahreszahl einreihst
in die Geburtstage all der Verstorbenen
und denkst
sie liegt gerad in der Mitte

Und wie wird es sich anfühlen
wirst du dich fürchten
auf was wirst du warten
Zuletzt geändert von Max am 02.01.2008, 20:15, insgesamt 1-mal geändert.

Gast

Beitragvon Gast » 02.01.2008, 15:49

mich beschleicht bereits
bei studium der todesanzeigen
ein flaues gefühl
-dazu braucht es weder totensonntag
noch silvester oder neujahr -

die einschläge nähern sich unerbittlich

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 03.01.2008, 16:55

was bringt der Tag; Kraniche köpfen,
wer's mag - bekommt's nicht
unterm Hut, zu zweit, das wär's.
In Dunkelheit, Amen.
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Max

Beitragvon Max » 03.01.2008, 17:46

Wieder mal die Hände falten
wie früher
deine in meine
oder sie übereinanderlegen
weißt du noch das Kinderspiel
immer schneller
dass am Ende
die Hände und der Geist
durcheinanderwirbelt

Mucki
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Beitragvon Mucki » 03.01.2008, 19:33

Hand in Hand
gehen Ernst und Spiel.
Nehme ich das Spiel ernst,
verlier ich das Kind in mir.

Nehme ich den Ernst zu verspielt,
weicht deine Hand,
weil du mich nicht mehr ernst nimmst.

Max

Beitragvon Max » 06.01.2008, 21:32

Wie um Brücken zu spannen
(du weißt schon
die eine von der ich nie sprang
blieb ein Symbol)
schicktest du mir Postkarten mit Händen

Als könnte eine Umarmung
über Meilen reichen

Und doch wussten wir
So weit reicht selbst eine Gedanke nur
wenn das Herz des anderen offen steht

Mucki
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Beitragvon Mucki » 09.01.2008, 01:18

Auf dem Brückengeländer
wurden ihr Tiefe des Abgrundes,
Höhe ihres Lebens bewusst.
Sie kehrte wieder um.

Anton

Beitragvon Anton » 10.01.2008, 00:25

Der raum
hall im hall
raum –

wer rief
nach dir?
Zuletzt geändert von Anton am 18.03.2008, 16:16, insgesamt 2-mal geändert.


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