Kein Gedicht
Manchmal morgens
Kurz nach dem Aufwachen
Frage ich mich warum ich nicht
Das Monstrum bin zu dem sie
Mich machen wollen
Vielleicht wäre es besser
Ich wäre das Monstrum
Dann könnte ich ihnen das Maul
Plätten und ihnen Namen geben
Die sie verdienen
Aber vielleicht sollte ich
Jetzt lieber in die Küche gehen
Mir einen starken Kaffee kochen
Mich an den Computer setzen
Und eine mörderische Gemeinheit schreiben
Sie haben ja noch so viel auf dem Ding
Das sie Herz nennen und ich bin
Verdammt noch mal keine
Nette alte Dame
Kein Gedicht
Liebe Caty!
Das gefällt mir gut, weil es mich an einen Artikel in der Wochenendausgabe der hiesigen Zeitung erinnert.
Darin stellte jemand (Dr. Wise, Historikerin) fest, das es in der Frage um Power, oder das Gegenteil, nie darum geht, was man macht, sondern wer man ist.
Für mich spiegelt sich das in deinem Text wieder.
MlG
Moshe
Das gefällt mir gut, weil es mich an einen Artikel in der Wochenendausgabe der hiesigen Zeitung erinnert.
Darin stellte jemand (Dr. Wise, Historikerin) fest, das es in der Frage um Power, oder das Gegenteil, nie darum geht, was man macht, sondern wer man ist.
Für mich spiegelt sich das in deinem Text wieder.
MlG
Moshe
Liebe Klara, lieber Moshe,
ich danke euch für das aufmerksame Lesen des kleinen Gedichtes. Moshe, da hat die Frau sicher recht, mir selbst schon mal bei passender Gelegenheit ganz ähnliche Gedanken gekommen, wobei ich aber glaube, dass es nie wirklich zu Differenzen zwischen Sein und Tun kommen wird, es sei denn, man gibt sich auf oder beschließt in unzurechenbarem Zustand und Knall auf Fall, ab heute ein ganz, ganz anderer zu werden, das Rauchen, Saufen, Kiffen, Fluchen, Nägelknabbern usw. aufzugeben. Besonders inflationär zu Silvester. Aber Silvester ist gottseidank ja nur einmal im Jahr. Caty
ich danke euch für das aufmerksame Lesen des kleinen Gedichtes. Moshe, da hat die Frau sicher recht, mir selbst schon mal bei passender Gelegenheit ganz ähnliche Gedanken gekommen, wobei ich aber glaube, dass es nie wirklich zu Differenzen zwischen Sein und Tun kommen wird, es sei denn, man gibt sich auf oder beschließt in unzurechenbarem Zustand und Knall auf Fall, ab heute ein ganz, ganz anderer zu werden, das Rauchen, Saufen, Kiffen, Fluchen, Nägelknabbern usw. aufzugeben. Besonders inflationär zu Silvester. Aber Silvester ist gottseidank ja nur einmal im Jahr. Caty
Liebe Maija, liebe Elsa,
auch an euch beide meinen herzlichen Dank für die Beschäftigung mit dem Gedichtchen. Ja, Maija, ich habe mich bemüht, verständlich zu schreiben. Schön, dass das Gedicht bei dir angekommen ist.
Elsa, ja, das mit dem Wahrheitsagen ist ehrenhaft, aber auch so eine Sache. Erstens verträgt nicht jeder jede Wahrheit, andere haben sogar Angst davor; zweitens kann man sich irren; und drittens sollte man auf alle Fälle vorsichtshalber einen gediegenen Kettenpanzer tragen beim Wahrheitsagen. Dein Motto: "Wer bleibt, der schweigt" ist ganz sicher bei Marginalien sehr angebracht und zeugt von Lebensklugheit. Man kann aber auch so schweigen, dass man schlimmstenfalls missverstanden wird, nämlich dann, wenn es darauf ankommt, eben nicht zu schweigen. Das herauszufinden, ist, zugegeben, nicht immer einfach. Ein schmaler Grat, es leben die Seiltänzer, Grazilen und Krummbuckler. Aber deine Ansicht hat eine gehörige Portion Überzeugungskraft, muss ich schon sagen. gg*
Caty
auch an euch beide meinen herzlichen Dank für die Beschäftigung mit dem Gedichtchen. Ja, Maija, ich habe mich bemüht, verständlich zu schreiben. Schön, dass das Gedicht bei dir angekommen ist.
Elsa, ja, das mit dem Wahrheitsagen ist ehrenhaft, aber auch so eine Sache. Erstens verträgt nicht jeder jede Wahrheit, andere haben sogar Angst davor; zweitens kann man sich irren; und drittens sollte man auf alle Fälle vorsichtshalber einen gediegenen Kettenpanzer tragen beim Wahrheitsagen. Dein Motto: "Wer bleibt, der schweigt" ist ganz sicher bei Marginalien sehr angebracht und zeugt von Lebensklugheit. Man kann aber auch so schweigen, dass man schlimmstenfalls missverstanden wird, nämlich dann, wenn es darauf ankommt, eben nicht zu schweigen. Das herauszufinden, ist, zugegeben, nicht immer einfach. Ein schmaler Grat, es leben die Seiltänzer, Grazilen und Krummbuckler. Aber deine Ansicht hat eine gehörige Portion Überzeugungskraft, muss ich schon sagen. gg*
Caty
hallo caty, hat i.b. das behauptet? sie sprach doch von "den menschen" (ja, das ist was ziemlich anderes)
-zum text: gefällt mir, von vorn bis hinten -
wobei ich "das ding / das sie herz nennen" als prompte umsetzung des planes von der "mörderischen gemeinheit" lese.
(besonders dadurch wirkt das lyr. ich auf mich verletzt)
2 kleine kritikpunkte - mit den majuskeln gehts mir wie klara mit den versalien - in anderen deiner texte finde ich sie als figur stärkend, hier scheinen sie nicht zu konturieren - warum das aber so auf mich wirkt, weiß ich nicht.
und wozu brauchts die küche - steht der computer dort?
die gliederung ist -gemessen an den texten, die ich kenne- ungewöhnlich für dich.
(also sehe ich nach, wie's ohne wirken könnte:
Manchmal morgens
Kurz nach dem Aufwachen
Frage ich mich warum ich nicht
Das Monstrum bin zu dem sie
Mich machen wollen
Vielleicht wäre es besser
Dann könnte ich ihnen das Maul
Plätten und ihnen Namen geben
Die sie verdienen
Aber vielleicht sollte ich
Jetzt lieber starken Kaffee kochen
Mich an den Computer setzen
Und eine mörderische Gemeinheit schreiben
Sie haben ja noch so viel auf dem Ding
Das sie Herz nennen und ich bin
Verdammt noch mal keine
Nette alte Dame
- empfinde diese atemlosigkeit/dichte eher als gewinn; kann deinen grund, gerade diesen text in abschnitte zu gliedern, also nicht festmachen.
gern gelesen, liebe grüße.
p.s. oh, spannend - in der in einem durchgeschriebenen fassung irritiert mich die großschreibung an den zeilenanfängen plötzlich nicht mehr.
pps. inhaltlich fein und humorvoll finde ich im kontext besonders das "aber", es wirkt subversiv - ob nun das l.i. von 'guten vorsätzen' gleich wieder in seine 'monstrosität' verfällt, ob es von vornherein selbstironie ist, oder ob die 'mörderische gemeinheit' gar die 'sanfte variante' ist gegenüber einem 'ihnen namen geben / die sie verdienen'
- die mischung aus verletztheit und polterton wird durch diese auch auf sich selbst (zurück) gerichtete ironie fein.
-zum text: gefällt mir, von vorn bis hinten -
wobei ich "das ding / das sie herz nennen" als prompte umsetzung des planes von der "mörderischen gemeinheit" lese.
(besonders dadurch wirkt das lyr. ich auf mich verletzt)
2 kleine kritikpunkte - mit den majuskeln gehts mir wie klara mit den versalien - in anderen deiner texte finde ich sie als figur stärkend, hier scheinen sie nicht zu konturieren - warum das aber so auf mich wirkt, weiß ich nicht.
und wozu brauchts die küche - steht der computer dort?
die gliederung ist -gemessen an den texten, die ich kenne- ungewöhnlich für dich.
(also sehe ich nach, wie's ohne wirken könnte:
Manchmal morgens
Kurz nach dem Aufwachen
Frage ich mich warum ich nicht
Das Monstrum bin zu dem sie
Mich machen wollen
Vielleicht wäre es besser
Dann könnte ich ihnen das Maul
Plätten und ihnen Namen geben
Die sie verdienen
Aber vielleicht sollte ich
Jetzt lieber starken Kaffee kochen
Mich an den Computer setzen
Und eine mörderische Gemeinheit schreiben
Sie haben ja noch so viel auf dem Ding
Das sie Herz nennen und ich bin
Verdammt noch mal keine
Nette alte Dame
- empfinde diese atemlosigkeit/dichte eher als gewinn; kann deinen grund, gerade diesen text in abschnitte zu gliedern, also nicht festmachen.
gern gelesen, liebe grüße.
p.s. oh, spannend - in der in einem durchgeschriebenen fassung irritiert mich die großschreibung an den zeilenanfängen plötzlich nicht mehr.
pps. inhaltlich fein und humorvoll finde ich im kontext besonders das "aber", es wirkt subversiv - ob nun das l.i. von 'guten vorsätzen' gleich wieder in seine 'monstrosität' verfällt, ob es von vornherein selbstironie ist, oder ob die 'mörderische gemeinheit' gar die 'sanfte variante' ist gegenüber einem 'ihnen namen geben / die sie verdienen'
- die mischung aus verletztheit und polterton wird durch diese auch auf sich selbst (zurück) gerichtete ironie fein.
Lieber Aram, huch, du hast den Text ja gründlich gelesen, und ich muss jetzt was sagen.
Den Menschen: Vollständiges Bachmannzitat lautet "Die Wahrheit ist den Menschen zumutbar" (ich setze voraus, dass Elsa es kennt), und wenn ich von jedem spreche, sind natürlich keine Ameisen oder Dinosaurier, sondern schlicht Menschen gemeint.
Wobei ich nicht verstehe, weshalb dir der Text gefällt. Das ist einer meiner 5-Minuten-Texte, wirklich auf einem Bein geschrieben. Sicher, das LI ist verletzt worden, es denkt nach und kommt zu dem Schluss: Denen zeig ichs durch die Hintertür. Und dass das Ganze ironisch gemeint ist - gibt es da einen Zweifel? Aber das ironische Schreiben ist problematisch, die meisten Leute lesen doch 1:1.
Du hast dir ja einen Haufen Mühe gemacht, die sich um dieses Textchen wohl kaum lohnt. Ich danke dir dafür von Herzen.
Caty
Den Menschen: Vollständiges Bachmannzitat lautet "Die Wahrheit ist den Menschen zumutbar" (ich setze voraus, dass Elsa es kennt), und wenn ich von jedem spreche, sind natürlich keine Ameisen oder Dinosaurier, sondern schlicht Menschen gemeint.
Wobei ich nicht verstehe, weshalb dir der Text gefällt. Das ist einer meiner 5-Minuten-Texte, wirklich auf einem Bein geschrieben. Sicher, das LI ist verletzt worden, es denkt nach und kommt zu dem Schluss: Denen zeig ichs durch die Hintertür. Und dass das Ganze ironisch gemeint ist - gibt es da einen Zweifel? Aber das ironische Schreiben ist problematisch, die meisten Leute lesen doch 1:1.
Du hast dir ja einen Haufen Mühe gemacht, die sich um dieses Textchen wohl kaum lohnt. Ich danke dir dafür von Herzen.
Caty
Moininger,
das ist wieder eines dieser guten Stücke, die ich als "Rockmusik" bezeichne. Rockmusik ist für mich zartbesaitete Wucht und selbstironischer Witz.
Gefällt mir sehr gut. Ich glaube außerdem, so einen Text darf man nicht länger als fünf Minuten ausfeilen, sonst verliert er die Authenzität des morgendlichen Moments.
Die Absätze sollten bleiben, finde ich. Absatzlose Atemlosigkeit wäre eher etwas für den Mittag. Die Absätze empfinde ich wie so eine Art dösende Pausen im Kopf des gerade augestandenen Morgenmuffels, wenn er schlaftrunken von Zimmer zu Zimmer stapft ... unterwegs mit Gedankenstößen und -pausen.
Ahoi
Pjotr (Morgendösler)
das ist wieder eines dieser guten Stücke, die ich als "Rockmusik" bezeichne. Rockmusik ist für mich zartbesaitete Wucht und selbstironischer Witz.
Gefällt mir sehr gut. Ich glaube außerdem, so einen Text darf man nicht länger als fünf Minuten ausfeilen, sonst verliert er die Authenzität des morgendlichen Moments.
Die Absätze sollten bleiben, finde ich. Absatzlose Atemlosigkeit wäre eher etwas für den Mittag. Die Absätze empfinde ich wie so eine Art dösende Pausen im Kopf des gerade augestandenen Morgenmuffels, wenn er schlaftrunken von Zimmer zu Zimmer stapft ... unterwegs mit Gedankenstößen und -pausen.
Ahoi
Pjotr (Morgendösler)
Den Menschen: Vollständiges Bachmannzitat lautet "Die Wahrheit ist den Menschen zumutbar" (ich setze voraus, dass Elsa es kennt), und wenn ich von jedem spreche, sind natürlich keine Ameisen oder Dinosaurier, sondern schlicht Menschen gemeint.
Ja, Caty, natürlich kenne ich es! Und ich mag es sehr!
LG
ELsa
Schreiben ist atmen
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