Arbeiter

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
moshe.c

Beitragvon moshe.c » 19.10.2007, 23:23

Zweite Version:

Arbeiter

Ich weiß, ich war
ein Arbeiter
im Straßenbau

die Schotterstraßen
die Teerstraßen
die Autobahn
aus Beton

bevor sie mich zogen
nach Osten ans MG
an die Feuerwerfer

auf Dörfer
Felder
und Randgebiete
des Gefechts

wo ich Kinder
brennen sah
verkohlte Großmütter
und die letzte Kuh
zum Himmel dampfen

Einen Feind sah ich nicht

------------------------
Arbeiter

Ich weiß, ich war
ein Arbeiter
im Straßenbau

die Schotterstraßen
die Teerstraßen
die Autobahn aus Beton

bevor sie mich zogen
nach Osten ans MG
an Feuerwerfer

auf Dörfer
Felder
und Randgebiete
des Gefechts

in dem ich brennende
Kinder sah
verkohlende Großmütter
und die letzte Kuh
zum Himmel dampfen

Einen Feind sah ich nicht


---------------------------
Obwohl es nur sehr geringe Veränderungen sind, habe ich eine neue Version eingestellt.

Moshe
Zuletzt geändert von moshe.c am 20.10.2007, 18:28, insgesamt 1-mal geändert.

aram
Beiträge: 4509
Registriert: 06.06.2006

Beitragvon aram » 20.10.2007, 09:16

lieber moshe,

strophe 1 würde ich weglassen (wenn nötig, den titel zu "straßenarbeiter" erweitern)
anstelle von "in dem" fände ich "wo" flüssiger.

die beschreibung des lyr.ich verliert die sprache bei den ausdrücken "verkohlende großmütter" (relation: großmütter) und "kuh zum himmel dampfen". um sie im resumee gleich darauf wiederzufinden. d.h., eigentliches kann nicht gesagt werden. so empfinde ich es und vermute zugleich, dass andere das nicht so lesen.

(exponiert wird das nochmal durch das partizip präsens "verkohlend". mit welchen worten beschreibt 'man' erlebtes - hat man es wirklich so sachbezogen erlebt? wurde das wahrgenommen, was beschrieben ist?)


p.s.
erst jetzt beim dritten lesen erkenne ich, dass das lyr.ich vielleicht/vermutlich am flammenwerfer stand

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 20.10.2007, 10:50

Hallo moshe,

ein Soldat, vorher Arbeiter, reflektiert das Geschehen, sein Vorgehen & was man mit ihm und Anderen gemacht hat. Finde ich sehr eindrucksvoll geschrieben. Eindeutig besser als andere Texte von Dir, da keine aufdringliche Allwissenheit wertet und dennoch dem Leser eine klare Aussage näher gebracht wird.
Ich denke, wegen der Wahl der Waffen und dem Angriff nach Osten, handelt es sich um einen deutschen Wehrmachtssoldaten im Zweiten Weltkrieg. Die Autobahnen sind ein feiner Seitenhieb. LyrIch hat an dem immer noch von fragwürdigen Personen gerne hochgehaltenen Prestigeobjekt der Nazis mitgearbeitet. Vielleicht sogar das Dritte Reich mitaufgebaut, aber wahrscheinlich überinterpretiere ich hier.
Der letzte Satz sagt alles.

Schönen Tag

Jürgen

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 20.10.2007, 18:36

Lieber Aram!

Ich dachte schon du hättest im Blau der Welt einen anderen Platz für dich gefunden, und nun bist du wieder da. Fein!

Wie du siehst, habe ich etwas von dir aufgenommen und eine neue Version erstellt.

Die erste Strophe möchte ich nicht streichen, weil es dann zu distanziert wäre.

Danke.
-----------------

Lieber Jürgen!

Ist er eigentlich nicht immer nur Arbeiter?, selbst im Krieg?

MlG

Moshe


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