Wie du mir, so ich dir

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 09.10.2007, 21:43

2, Fassung (Veränderungen in blau - danke reimerle, monika, leonie)

Wie du mir, so ich dir
Wie du mir, so ich dir

Wer andern eine Grube gräbt,
ist selbst ein Schwein
und letzten Endes fällst nur du hinein.

Jedem das Seine und mir das Meine!
Doch wenn du denkst, es geht nicht mehr,
kommt irgendwo ein Arschloch her
und raubt dir noch den Rest Verstand,
mit Meldungen im ganzen Land.

In Presse, Kino, Radio,
täglich im Fernseh‘n sowieso,
hörst und siehst du Katastrophen,
es ist ein Lied in losen Strophen.

Im Huhn lachen die Salmonellen,
isst du Gemüse, knirscht Nitrat,
während Hungerschreie gellen.
Die Seuche Aids wächst im Quadrat,
die Wurzel ist nicht zu entdecken,
in Wald und Wiese lauern Zecken.

Feinstaub liegt auf Städterlungen,
Politiker mit Honigzungen,

versprechen Arbeit, Brot, Gewinn,
das Rind krepiert an unserm Wahnsinn.
Die Kriege sind nicht mehr zu zählen,
es hört nicht auf, das Spiel vom Quälen.

Der Alkohol fließt auch in Strömen,
wir jagen Gift durch unsre Venen,
wir suchen Gott und finden Jammer,
sperren uns ein in stiller Kammer,
anstatt zu kämpfen, aufzusteh‘n,
lassen wir die Kraft verweh‘n ...

Bekannt ist uns der Reim vom Krug,
er bricht entzwei, er hat genug.
Der Hexenmeister kommt nicht mehr,
das freut den Zauberlehrling sehr.

Auf aller Welt die Besen wallen,
der Mensch wird aufhören zu schwallen
die Erde schmeißt uns alle raus,
dann ist das Kasperltheater aus.


Und die Moral von der Geschicht’:
Der Mensch zerstört das Gleichgewicht.



1. Fassung

Wer andern eine Grube gräbt,
ist selbst ein Schwein
und letzten Endes fällst nur du hinein.

Jedem das Seine und mir das Meine!
Doch wenn du denkst, es geht nicht mehr,
kommt irgendwo ein Arschloch her
und raubt dir noch den Rest Verstand,
mit Meldungen im ganzen Land.

In Presse, Kino, Radio,
täglich im Fernseh‘n sowieso,
hörst und siehst die Katastrophen,
es ist ein Lied in losen Strophen.

Im Huhn lachen die Salmonellen,
isst du Gemüse, knirscht Nitrat,
woanders Hungerschreie gellen,
die Seuche Aids wächst im Quadrat,
die Wurzel ist nicht zu entdecken,
in Wald und Wiese lauern Zecken,
bleibst in der Stadt, leidet die Lunge,
Politiker mit falscher Zunge,
versprechen Arbeit, Brot, Gewinn,
das Rind krepiert an unserm Wahnsinn.
Die Kriege sind nicht mehr zu zählen,
es hört nicht auf, das Spiel vom Quälen.

Der Alkohol fließet in Strömen,
wir jagen Gift durch unsre Venen,
wir suchen Gott und finden Jammer,
schließen uns ein in stiller Kammer,
anstatt zu kämpfen, aufzusteh‘n,
lassen wir die Kraft verweh‘n ...

Bekannt ist uns der Reim vom Krug,
er bricht entzwei, er hat genug.
Der Hexenmeister kommt nicht mehr,
das freut den Zauberlehrling sehr.

Auf aller Welt die Besen kehren,
die Erde wird vom Mensch sich leeren,
gehört dann wieder Tier und Pflanzen,
vorbei die Qual – sie werden tanzen!

Und die Moral von der Geschicht’:
Der Mensch zerstört das Gleichgewicht.



©Elsa Rieger
Zuletzt geändert von Elsa am 10.10.2007, 21:34, insgesamt 1-mal geändert.
Schreiben ist atmen

Mucki
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Beitragvon Mucki » 09.10.2007, 22:42

Gut gebrüllt, Löwin Elsie!
Hast nichts ausgelassen.
:daumen:
Saludos
Mucki

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 09.10.2007, 23:28

:-)

Danke Mucki!

Es ist vielleicht nicht fein gedichtet, aber von Herzen!

Lieben Gruß von der Löwin
Schreiben ist atmen

Sneaky

Beitragvon Sneaky » 10.10.2007, 12:48

Hallo elsa,

gefällt mir auch, ist teilweise sehr witzig gereimt. Wahnsinn/Gewinn

Überlegen würde ich mir die Inversion mit den Hungerschreie gellen

bleibst in der Stadt leidet die Lunge
könnte konkreter werden
Feinstaub pudert Städterlungen
Politiker mit Honigzungen

Den Zauberlehrling könntest du auch mit

Das Wasser steht schon bis zum Hals

anbinden, weil die Besen im Original ja "wallen" und nicht kehren

Gruß

reimerle

scarlett

Beitragvon scarlett » 10.10.2007, 13:23

Liebe Elsa,

ja, das ist lustig trotz aller Ernsthaftigkeit, die sich dahinter verbirgt.

"In Presse, Kino, Radio,
täglich - und im Fernseh‘n sowieso,
hörst und siehst du Katastrophen,
es ist ein Lied in losen Strophen"

"Der Alkohol fließt auch in Strömen,
wir jagen Gift durch unsre Venen,
wir suchen Gott und finden Jammer,
sperrn uns ein in stiller Kammer,
anstatt zu kämpfen, aufzusteh‘n,
lassen wir die Kraft verweh‘n ... "

Vielleicht kannst du ja was brauchen ...
Für die Stelle mit dem Gewinn/Wahnsinn fällt mir allerdings auch nichts ein, ich meine Rhythmischeres ...

Und jetzt geh ich mal in die Hörbar!

Alles Liebe,
Monika

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 10.10.2007, 18:46

Liebe Monika, lieber Willi,

danke fürs feedbacken :-)

Ich habe ein bisschen was von euren Vorschlägen übernommen,
Gewinn/Wahnsinn bleibt sowieso so.

Ich habe auch das Ende nach deinem Vorschlag Besen walle, Willi, ganz erneuert, mir gefällt es so besser.

Überlegen würde ich mir die Inversion mit den Hungerschreie gellen
Wenn du nun einer Gedichte-Lain sagst, was du meinst, wäre ich froh. Was ist eigentlich "Inversion" genau?

Sobald ich das weiß, werde ich eine neue Fassung einstellen und danach auch tönen.

Lieben Dankesgruß an euch,
ELsa
Schreiben ist atmen

Sneaky

Beitragvon Sneaky » 10.10.2007, 20:12

Hallo Elsa,

in "prosa / Alltag" würdest du da sagen: "woanders Hungerschreie gellen" oder "woanders gellen Hungerschreie" ?

Wenn der normale Sprachgebrauch verdreht wird, ist eine Inversion. "Schlecht gespielt wie Flasche leer" ist Giovannis klassische Inversion.

Gibt auch wunderschöne Inversionen. Hier die die mir am besten gefällt, sie ist von Hebbel

Ich sah des Sommers letzte Rose stehn
sie war, als ob sie bluten könnte, rot"

sie war rot, als ob sie bluten könnte

Gruß

reimerle

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 10.10.2007, 21:09

Aha! Danke, Willi!

Aber in dem Fall muss man sich ein während dazudenken woanders Hungerschreie gellen So dachte ich es.

Giltet nicht, gell?

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

Sneaky

Beitragvon Sneaky » 10.10.2007, 21:11

Hallo Elsa,

bei intelligenten LEsern giltet das. Ich gehöre zu den.....einfacher strukturierten

Gruß

reimerle

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Beitragvon Elsa » 10.10.2007, 21:15

reimerle hat geschrieben:bei intelligenten LEsern giltet das. Ich gehöre zu den.....einfacher strukturierten

Gruß

reimerle


:daumen:

ELsa mit lieben Gruß
Schreiben ist atmen

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leonie
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Beitragvon leonie » 10.10.2007, 21:17

Liebe Elsa,

gut gebrüllt, ich stimme meinen Vorrednern zu.
Reimerle, das Hebbel-Zitat ist hinreißend schön!

Und noch ein Vorschlag zur Vermeidung der Inversion.

"während Hungerschreie gellen,
wächst Aids, die Seuche, im Quadrat"

Liebe Grüße

leonie

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 10.10.2007, 21:28

Liebe Leonie,

danke! *strahl*

Und in der neuen Fassung habe ich das gerade ausprobiert, wie du es hier...
Weil ich mir denke, dass es klar sein sollte, dass es woanders ist, nicht wahr?

ich stelle die veränderte Fassung nach oben.

Lieben Dank und Gruß,
ELsa
Schreiben ist atmen


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