Columbo

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Chiquita

Beitragvon Chiquita » 24.09.2007, 15:22

Columbo



Die Sonne ist eine strahlende Titte
sie strahlt derart hell, dass man ihre Brustwarzen
nicht sehen kann
geblendet wende ich den Kopf ab und sehe
schwarze Punkte
The Who rockt in meinen Ohren
ich drehe ein wenig lauter
ich sehe einem Kohlenscheffler bei der Arbeit zu
fasziniert von seinen Händen
ich versuche Geist zu scheffeln
meine Hände sind viele Kilometer von mir entfernt
bevor sie die Tastatur berühren
weit weg wie die Sonne
an vielen Tagen kalt und blau
oder unter der Rußschicht des Alltags
Columbo, ich mag ihn sehr
wie er seine Fälle löst
der perfekte Mord
geschieht bei der Zeugung
man ist dabei, kennt die Täter
und
Columbo entlarvt sie mit seinen
hartnäckigen Fragen
die Sonne strahlt in mein Herz
einst lag ich an ihrer Brust
und erhielt die Flasche
und
löste diesen Fall noch nicht für mich





24.09.07

Chiquita

Beitragvon Chiquita » 25.09.2007, 16:58

aber das mache ich doch die ganze zeit, gerda.

außerdem kenne ich eine ganze reihe von künstlern, die es mindestens mit mir aufnehmen könnten - obwohl das unter künstlern wie unter allen meistern eigentlich törichter quatsch ist.
es gibt keinen besten.
ich erkenne höchstens diejenigen, die nichtmal einen hauch kunstbeseelt sind. damit will ich niemandem wehtun. es gibt viele kunstinteressierte menschen, die sich je nach geschmack leidenschaftlich von einer richtung besonders angezogen fühlen.
der künstler hat mit diesen menschen nicht viel zu tun. er zielt auf die seele der kunst, die aller kunst obliegt - darum meine erwähnung der religion.
ich sehe einem kunstwerk neben der handwerklichen fertigkeit an, ob es seele hat.
verstehst du?

okay. macht nichts.

über mein gedicht schrieb ich, glaube ich, genug in meinen kommentaren. zu oft will ich mich nicht wiederholen.
ja, ich bin bequem, gerda, aber ich kann mir diese bequemlichkeit leisten.

chiqu.

Gast

Beitragvon Gast » 25.09.2007, 17:24

Bitte, können wir auf den Text zurückkommen, Chiquita, weg vom Lamento über die Kunst Allgemein bitte.

Es ist mir manchmal unerträglich wie du es machst, aus konkreten Fragen eine Plattform für allegmeines Schwallen zu entwickeln

Gerda hat geschrieben: ... mir zu erklären, wie ich den Bogen aus deinem Bauch heraus, über die Sonne als Titte, die Kohlenscheffler (hart arbeitende Menschen) über The Who zu Columbo kriegen soll ... nein, nein, nein nicht erklären, schreib dein Gedicht so, dass es für den Leser herauszulesen ist.


Kannst du versuchen das mal konkret am Text festmachen.
Ich geb die Hoffnung noch nicht auf ;-)

lLebe Grüße
Gerda

Chiquita

Beitragvon Chiquita » 25.09.2007, 17:38

gerda, ich war nie weg vom text, denn der spiegelt meine geisteshaltung sehr gut wider.
du mußt diesen für dich unwahrscheinlichen bogen gar nicht schlagen.

bei vielen gedichten von rilke schaffe ich es nicht, einen bogen für mich zu schlagen; trotzdem erkenne ich an, dass er ein großer dichter ist.
soll ich nun rilke löchern?

vielleicht finde ich eines tages einen besseren zugang zu seinem lyrischen schaffen.

damit gut
chiqu.

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 25.09.2007, 18:13

Hallo Andreas,

wenn der Autor Glück hat, erkennt der Leser die Zusammenhänge, das finde ich aber nicht einmal so wichtig; dasjenige, was mir hauptsächlich gefällt bei solchen Texten, ist die Gedankenstimmung per se, die trance-artige Ruhe darin, und das Spüren der Gedankengewalt, die Freude am Erkennen all dieser im ganzen Universum verstreuten Beziehungen, diese riesige Fantasie. Diese Stimmung ist es, die ich nachfühle, empathisch, weil sie mir in höchstem Maß vertraut vorkommt. Ob der Zusammenhang zwischen Columbo und The Who begründet ist in der Zeitepoche, oder in den Farben, oder Düften, oder Klängen etc. ist für mich gar nicht das wichtigste (ich, zufällig 44, sehe hier bestenfalls die Zeitepoche, aber primär schlichtweg ein Radio hier und ein Fernseher dort, wann und wo: egal), das wichtigste ist für mich die Denkreise an sich, der Tagtraum selbst, also der Umstand, dass da überhaupt eine Denkreise stattfindet. Viele Leute hier im Forum schreiben desöfteren in dieser vermeintlich "gedankenverlorenen" Art. Mir gefällt das. Manchmal meine ich, deren kreative Hoch- und Tiefphasen mitverfolgen zu können. Im Tief fällt ihnen kaum etwas ein, weil, so vermute ich, ihre Gedankenstrecke geradlinig ausgerichtet ist, während im Hoch sie wieder Parallelsprünge oder akausale Vernetzungen zulassen; das ist der Moment, wo die Kreativität wieder prächtig spudelt. Da werden Zusammenhänge mehrdimensional, aus zwei Augen wird ein Facettenauge. Und, wie gesagt, der Inhalt ist da für mich nicht das einzige Kriterium, sondern die Gedankenstimmung per se. Es entsteht so eine ganz gewisse Ruhe. Quasi so ein entspanntes Sitzen im Zugabteil, die Landschaft beobachtend und das kurzweilige Gefühl, eine Stunde verflöge wie eine Minute. Diese Phase nenne ich künstlerische Phase. Die andere Phase nenne ich schöpferische Pause.


Cheers

Pjotr

Chiquita

Beitragvon Chiquita » 25.09.2007, 18:15

wow!!!!!!

Caty

Beitragvon Caty » 25.09.2007, 18:44

Ich finde, wir sollten bei diesem Gedicht (und es ist eins!) nicht so viel interpretieren und den letzten Buchstaben ergründen wollen. Ein Gedicht zu lesen ist eine Kunst, genauso kompliziert wie ein Gedicht zu schreiben. Gerade die Assoziationen, die ich auch nicht in jedem Fall zusammenbringe, gefallen mir, ich lasse das Gedicht als Ganzes auf mich wirken. Ich muss nicht am Schluss des Gedichts sagen können: Aha, das und jenes hat der Dichter gemeint, so und so sieht er das also, denn wichtig ist: Wie sehe und empfinde ich selbst diese Dinge. Ein Text kann nur Anstoß geben zu eigenem Empfinden und Denken. Übrigens: Plural Brustwarzen ist völlig richtig, versinnbildliche ich die Sonnenflecken. Mich spricht dein Gedicht an, Chiquita, gerade weil es so viel Vagheiten enthält, dieses "Ding dazwischen". Auch wenn Textzerleger dies eventuell nicht deuten können.

Liebe Grüße Caty

Trixie

Beitragvon Trixie » 25.09.2007, 18:47

Hallo Chiquita!

Ich kann dein Gedicht total gut nachvollziehen! Es fließt und es ist authentisch, das find ich toll. Es zeigt den Autoren wahrscheinlich mehr als lyrich, als es einem in ersten Moment vorkommt. Ich hab auch ziemlich oft solche Assoziationsketten, wo ich von Pfannekuchen auf Rohstuhlmarathon komme, aber ich habe noch nie darüber nachgedacht, dass diese Gedanken es wert wären, aufgeschrieben zu werden. In deinem Fall sind da genügen "künsterlisch wertvolle" Aspekte drin, dass ich ihm eindeutig eine Berechtigung, aufgeschrieben zu werden, zusprechen kann. Hast du wirklich so "kreative Gedanken" oder hast du da im Nachhinein noch gefeilt? Und die Zeilenumbrüche - sind die nachgearbeitet oder hast du das einfach in einem Rutsch runtergeschrieben? (Ich habe die Kommentare nur überflogen, falls du das schon beantwortet hast, dann guck ich nochma genauer).
Wieso hast du gerade den Titel gewählt? Einfach intuitiv oder erst, nachdem das Gedicht stand? Das interessiert mich, weil ich selber mich sehr schwer tue mit Titelwahl.. Ich finde, das Gedicht drückt an sich ja schon zusammenfassend aus, was ich sagen möchte. Dafür dann noch einen Titel zu finden...ist mir meist unnötiger Aufwand. Hier, finde ich, könnte es auch gut ohne Titel stehen, damit man auch von Anfang an die Assoziation mitbekommt. So erwartet man ja direkt einen Zusammenhang zu Colombo. Es wirkt, als hättest du diesen Titel für das Gedicht gewählt, somit scheint es mir wie "rückwärts" gelesen, verstehst? Ja. Das wäre das einzige, das ich bemängeln würde.

Liebe Grüße
Trixie

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 25.09.2007, 19:00

Zuletzt bearbeitet von Siegfried & Roy am 31 Sep 2007 2:08, insgesamt 0-mal bearbeitet
Zuletzt geändert von Pjotr am 25.09.2007, 22:44, insgesamt 1-mal geändert.

Chiquita

Beitragvon Chiquita » 25.09.2007, 20:23

trixie, ich entschied mich für den titel rückwirkend.
solche gedichte tuen sich mit titeln schwer.
ich stellte mir das gedicht vor und dazu einen titel der nichts sagt, aber gut klingt.
ich nahm einen namen, der nicht zu bekannt, aber bekannt genug ist.
ich verabeitete columbo in meinem gedicht.
ich mag columbo. nicht so sehr wie meine mutter - aber gut genug, um ihn zum titel zu wählen.
verzeiht er mir es?

ich denke schon.

chiqu.

Andreas

Beitragvon Andreas » 26.09.2007, 12:07

Hallo an alle,

ich lasse eure Kommentare nochmal auf mich wirken. Vielleicht nur einen Satz zu dir, Pjotr. Ich kann das, was du schreibst, komplett nachvollziehen. Ich wollte mit meinem initialen Posting vielmehr nur herausstellen, dass es eben mehrere Arten gibt, an was für ein Werk auch immer heranzugehen.

Grüßlis
Andreas


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