Vor der Tür
Warum bist du zurückgekommen?
Waren alle Plätze dieser Welt schon besetzt
von Träumern und von Kriegern?
Was ist geworden aus deiner Angst vor Kettenhunden?
Deiner Beklemmung in sauberen Straßen
deiner Scham vor vollen Tellern?
Wie schnell ist es verbrannt
dein Schwert aus Pappe
und dein Gaul aus Pappmaschee?
Von welchen Orten stammen deine Geschwüre?
Und wer hat sie bezahlt, die Naht deiner Narben?
Wie kommt es, dass deine Haut so ungeküsst
und deine Hand so unberührt erscheint?
Wieso ist dein Blick so stumpf
als hätten die vielen Aussichten dir die Augen verklebt?
Hat dein Schweigen dich hier her geleitet
oder bist du nur deinen Tränen nachgelaufen?
Hast du den Durst deiner Wünsche
mit Orten und Menschen gestillt?
Warum ist dir niemand gefolgt?
Hast du deine Zeit in Schritten gemessen?
Fielen dir die Länder wie Regen ins Gesicht?
Horizonte wie der Wind Staub ins Auge weht?
Hast du einen Vater gefunden auf den Feldern
eine Mutter, Brüder und Schwestern am Weg?
Hast du überhaupt etwas gefunden
außer alten Fotografien?
Ein Schritt ohne Schmerz, ist ein Schritt zurück
hast du gesagt.
Bist du jetzt satt an Schmerzen?
Ist jede Furche in deiner Haut eine Trophäe?
Ein Triumph? Ein Eisernes Kreuz?
Am Eichenlaub verwelktes Leben hat uns
an alte Erde gebunden, und du?
Spottest du noch immer der Geschichte?
Die Revolution frisst ihre Kinder auch in der Ferne.
Und selbst wenn du jedes Wort in jeder Sprache
gehört hast, klingen sie nicht alle gleich?
Ist das Seufzen der Nacht nicht dasselbe
unter dieser oder jener Fahne?
Hast du die Gleichgültigkeit deiner Väter verlernt?
Den Groll deiner Mütter?
Ist in dir wirklich ein Unterschied?
Warum kommst du nicht herein?
Wo bist du gewesen?
Vor der Tür
Hallo Sam,
wir hatten in diesem Medium noch nicht das Vergnügen, möchte es aber auf diesem Weg gerne nachholen, weil ich deine Zeilen sehr intensiv finde. Dennoch mag ich gerne ein bisschen anmerken bzw. fragen.
1) müsste es nicht "und dich?" heissen in der Zeile "an alte Erde gebunden, und du?" (Vielleicht lese ich es aber einfach nur falsch?
2) Ich glaube, dass ein Monolog durchaus eine veritable Lösung für deine Zeilen ist. Der Dialog käme ja eventuell danach. Ich finde zwar den Ausdruck "Pranger" immer etwas stark, aber deine Zeilen haben etwas davon und da ist ein Monolog schon die rechte Wahl.
Liebe Grüße
Andreas
wir hatten in diesem Medium noch nicht das Vergnügen, möchte es aber auf diesem Weg gerne nachholen, weil ich deine Zeilen sehr intensiv finde. Dennoch mag ich gerne ein bisschen anmerken bzw. fragen.
1) müsste es nicht "und dich?" heissen in der Zeile "an alte Erde gebunden, und du?" (Vielleicht lese ich es aber einfach nur falsch?
2) Ich glaube, dass ein Monolog durchaus eine veritable Lösung für deine Zeilen ist. Der Dialog käme ja eventuell danach. Ich finde zwar den Ausdruck "Pranger" immer etwas stark, aber deine Zeilen haben etwas davon und da ist ein Monolog schon die rechte Wahl.
Liebe Grüße
Andreas
Hallo Sam,
formal halte ich Dein Gedicht für erstklassig, inhaltlich bewege ich mich skeptischer auf den Text zu. Letztendlich wird die Frage zum Schluß, wie sehr man den Eltern oder besser Elterngeneration ähnelt, so offen gelassen, dass jeder Leser sie für sich selbst beantworten kann. Und das macht das Gedicht stark.
Echte Probleme habe ich aber mit dieser Stelle:
Ist das Seufzen der Nacht nicht dasselbe
unter dieser oder jener Fahne?
Die Probleme, Leiden und Sehnsüchte der Personen bleiben unter verschiedenen Fahnen dieselbe. Aber Fahnen symbolisieren Ideen, Weltanschauungen, Systeme. Und deren Inhalte wirken hier sehr gleichgesetzt. Es kommt mir an dieser Stelle fast oberflächlich vor. Ich hoffe, Du verstehst, wie ich es meine.
Auf jeden Fall ein Text, der den Leser fordert
. Ich hoffe, ich habe ihn richtig gelesen.
Schönen Abend wünsch ich Dir
Jürgen
formal halte ich Dein Gedicht für erstklassig, inhaltlich bewege ich mich skeptischer auf den Text zu. Letztendlich wird die Frage zum Schluß, wie sehr man den Eltern oder besser Elterngeneration ähnelt, so offen gelassen, dass jeder Leser sie für sich selbst beantworten kann. Und das macht das Gedicht stark.
Echte Probleme habe ich aber mit dieser Stelle:
Ist das Seufzen der Nacht nicht dasselbe
unter dieser oder jener Fahne?
Die Probleme, Leiden und Sehnsüchte der Personen bleiben unter verschiedenen Fahnen dieselbe. Aber Fahnen symbolisieren Ideen, Weltanschauungen, Systeme. Und deren Inhalte wirken hier sehr gleichgesetzt. Es kommt mir an dieser Stelle fast oberflächlich vor. Ich hoffe, Du verstehst, wie ich es meine.
Auf jeden Fall ein Text, der den Leser fordert

Schönen Abend wünsch ich Dir
Jürgen
Hallo moshe, Andreas und Jürgen,
herzlichen Dank für eure Kommentare und Meinungen!
@moshe
Ich habe versucht, diesen Monolog so zu schreiben, dass er sowohl als Selbstgespräch wie auch als Fragen, die eine Person an eine andere (die Daheimgebliebene an den Heimkommenden) stellt, gelesen werden kann. Meiner Meinung nach lebt der Text vom Nichtzustandekommen eines Dialogs. Sei es in der Vergangenheit, Gegenwart. Nur für die Zukunft wird eine Tür offengelassen, durch den Schluß.
@Andreas
Nein. Schön, das sich das nun ändert!
Mmmh...Ich glaube es hängt davon ab, was danach kommt. Ich glaube hier sind bei der Formulierung die nachfolgenden Sätze entscheidender als die vorhergehenden:
"Uns hat es an alte Erde gebunden...und du....spottest du noch immer der Geschichte"
Das "du" wirkt hier als Bruch. Ein "dich" wäre eine Verbindung. Die Frage, an was das "DU" gebunden ist. Eine solche Bindung ist aber nicht festzustellen, nur ein Verspotten der Geschichte. Die grammatikalische Konstruktion folgt hier der Textgestaltung. Was aber nicht heißt, dass sie deswegen korrekt ist. *Zweifel*
Liest man den Monolog als Worte, die eine Person an eine andere richtet, so ist "Pranger" kein schlechter Ausdruck. Der Pranger ist immer der sichtbare Ausdruck eines gefällten Urteils und der verachteten und geächteten Andersartigkeit.
@Jürgen
Du hast, vor den zitierten Zeilen, von der Ähnlichkeit zur Elterngeneration gesprochen. Interessant daran ist ja, dass die Eltern denken, die Kinder wären ihnen gar nicht so unähnlich, während diese meinen, sie wären ganz anders. Dabei mag es um normale Lebensanschauungen gehen, aber vielleicht auch um politische, religiöse und weltanschauliche Differenzen. Nicht selten stellen sich die Kinder unter eine andere "Fahne" als die Eltern - und sei es aus Oposition. Hier nun im Gedicht die Frage, ob das Seufzen der Nacht - Symbol für die Leiden und Opfer, die mit dem Kampf für eine Idee oder Weltanschauung einhergehen - nicht die gleichen sind, ob man nun diese oder jede Anschaung vertritt.
Es werden nicht die Fahnen gleichgesetzt, sondern das Seufzen.
Nochmals Dank für eure Anmerkungen, Kritik und Lob!
Liebe Grüße
Sam
herzlichen Dank für eure Kommentare und Meinungen!
@moshe
Könntest du einen Dialog daraus machen?
Ich habe versucht, diesen Monolog so zu schreiben, dass er sowohl als Selbstgespräch wie auch als Fragen, die eine Person an eine andere (die Daheimgebliebene an den Heimkommenden) stellt, gelesen werden kann. Meiner Meinung nach lebt der Text vom Nichtzustandekommen eines Dialogs. Sei es in der Vergangenheit, Gegenwart. Nur für die Zukunft wird eine Tür offengelassen, durch den Schluß.
@Andreas
wir hatten in diesem Medium noch nicht das Vergnügen,
Nein. Schön, das sich das nun ändert!
1) müsste es nicht "und dich?" heissen in der Zeile "an alte Erde gebunden, und du?" (Vielleicht lese ich es aber einfach nur falsch?
Mmmh...Ich glaube es hängt davon ab, was danach kommt. Ich glaube hier sind bei der Formulierung die nachfolgenden Sätze entscheidender als die vorhergehenden:
"Uns hat es an alte Erde gebunden...und du....spottest du noch immer der Geschichte"
Das "du" wirkt hier als Bruch. Ein "dich" wäre eine Verbindung. Die Frage, an was das "DU" gebunden ist. Eine solche Bindung ist aber nicht festzustellen, nur ein Verspotten der Geschichte. Die grammatikalische Konstruktion folgt hier der Textgestaltung. Was aber nicht heißt, dass sie deswegen korrekt ist. *Zweifel*
Ich finde zwar den Ausdruck "Pranger" immer etwas stark, aber deine Zeilen haben etwas davon
Liest man den Monolog als Worte, die eine Person an eine andere richtet, so ist "Pranger" kein schlechter Ausdruck. Der Pranger ist immer der sichtbare Ausdruck eines gefällten Urteils und der verachteten und geächteten Andersartigkeit.
@Jürgen
Echte Probleme habe ich aber mit dieser Stelle:
Ist das Seufzen der Nacht nicht dasselbe
unter dieser oder jener Fahne?
Die Probleme, Leiden und Sehnsüchte der Personen bleiben unter verschiedenen Fahnen dieselbe. Aber Fahnen symbolisieren Ideen, Weltanschauungen, Systeme. Und deren Inhalte wirken hier sehr gleichgesetzt. Es kommt mir an dieser Stelle fast oberflächlich vor.
Du hast, vor den zitierten Zeilen, von der Ähnlichkeit zur Elterngeneration gesprochen. Interessant daran ist ja, dass die Eltern denken, die Kinder wären ihnen gar nicht so unähnlich, während diese meinen, sie wären ganz anders. Dabei mag es um normale Lebensanschauungen gehen, aber vielleicht auch um politische, religiöse und weltanschauliche Differenzen. Nicht selten stellen sich die Kinder unter eine andere "Fahne" als die Eltern - und sei es aus Oposition. Hier nun im Gedicht die Frage, ob das Seufzen der Nacht - Symbol für die Leiden und Opfer, die mit dem Kampf für eine Idee oder Weltanschauung einhergehen - nicht die gleichen sind, ob man nun diese oder jede Anschaung vertritt.
Es werden nicht die Fahnen gleichgesetzt, sondern das Seufzen.
Nochmals Dank für eure Anmerkungen, Kritik und Lob!
Liebe Grüße
Sam
Lieber Sam,
für heute habe ich vorgenommen, mich mit deinem Text näher zu beschäftigen.
Ich glaube fast, ich stehe mir dabei ein wenig selbst im Weg, musste ich doch schon, als ich den Titel las, an "Draußen vor der Tür" von Wolfgang Borchert denken.
Ich habe mir eine Inhaltsangabe des ursprünglich als Hörspiel konzipierten Textes durchgelesen. (Es ist ewig her, dass mich mal im Kammerspiel Düsseldorf eine Theaterinszenierung gesehen habe).
Mir gefällt mir deine expressive Sprache, das insistierende in ihr.
Ich lese heraus, dass es sich wohl um eine Zwiesprache handelt. Lyrich mit seinem Gewissen, Unterbewusstsein.
Insofern ist die Ähnlichkeit zu der Person des Beckmann in D. v. d. Tür nicht herbeigeredet sondern vorhanden.
Ich werde noch ein bisschen mehr über deinen Text nachdenken müssen, anschließend meld ich mich wieder.
Liebe Grüße
Gerda
für heute habe ich vorgenommen, mich mit deinem Text näher zu beschäftigen.
Ich glaube fast, ich stehe mir dabei ein wenig selbst im Weg, musste ich doch schon, als ich den Titel las, an "Draußen vor der Tür" von Wolfgang Borchert denken.
Ich habe mir eine Inhaltsangabe des ursprünglich als Hörspiel konzipierten Textes durchgelesen. (Es ist ewig her, dass mich mal im Kammerspiel Düsseldorf eine Theaterinszenierung gesehen habe).
Mir gefällt mir deine expressive Sprache, das insistierende in ihr.
Ich lese heraus, dass es sich wohl um eine Zwiesprache handelt. Lyrich mit seinem Gewissen, Unterbewusstsein.
Insofern ist die Ähnlichkeit zu der Person des Beckmann in D. v. d. Tür nicht herbeigeredet sondern vorhanden.
Ich werde noch ein bisschen mehr über deinen Text nachdenken müssen, anschließend meld ich mich wieder.
Liebe Grüße
Gerda
Hallo Sam,
ich hatte doch gar keine Antwort erwartet, da ich lediglich angekündigt hatte, dass ich zu deinem Text noch ausführlicher schreiben will.
Alsdann.
Wahrlich, wie schon dein Theaterstück, keine einfache Kost, was ich aber ausgesprochen positiv empfinde.
Wer stellt im Text, wem die vielen Fragen, das ist es, was ich zunächst für mich herauszufiltern versucht habe.
Nehme ich den Anfang und das Ende, so wird deine Figur hereingebeten.
(Bei Borcherts „Draußen vor der Tür“, wird Beckmann letztlich immer wieder weggeschickt).
Es ist offensichtlich so, dass der Fragende nicht auf Antworten wartet, ihm scheint wichtig zu sein, dass all diese Fragen an jene Person, die draußen steht, gestellt werden.
Wenn es denn zwei Personen sind.
Einen inneren Monolog halte ich für wahrscheinlicher. Dieser würde intendieren, dass sich das Du nicht mehr vor diesen unangenehmen Fragen drückt, sondern sie zulässt. um mit sich selbst Frieden zu machen.
Dein Protagonist stellt sich konsequent Fragen und zwar auch jene, die andere an ihn haben könnten nicht nur die, die er an sich selbst hat.
Damit geht dein Text weit über das hinaus, wo bei Beckmann in „Draußen vor der Tür“, „Endstation“ ist. Beckmann versucht sich das Leben zu nehmen weil er vielleicht nicht die richtigen Fragen stellt, nicht hinterfragt oder reflektiert. (Er sieht nur sich).
Deine Figur bekommt auf Grund ihrer insistierenden Fragen wieder einen Zugang zu sich selbst.
Ihr eröffnen sich Perspektiven für ein Weiterleben.
Hier mache ich vorerst Schluss.
Wahrscheinlich fällt mir noch mehr dazu ein, dann schreibe ich noch mal.
Liebe Grüße
Gerda
ich hatte doch gar keine Antwort erwartet, da ich lediglich angekündigt hatte, dass ich zu deinem Text noch ausführlicher schreiben will.
Alsdann.
Wahrlich, wie schon dein Theaterstück, keine einfache Kost, was ich aber ausgesprochen positiv empfinde.
Wer stellt im Text, wem die vielen Fragen, das ist es, was ich zunächst für mich herauszufiltern versucht habe.
Nehme ich den Anfang und das Ende, so wird deine Figur hereingebeten.
(Bei Borcherts „Draußen vor der Tür“, wird Beckmann letztlich immer wieder weggeschickt).
Es ist offensichtlich so, dass der Fragende nicht auf Antworten wartet, ihm scheint wichtig zu sein, dass all diese Fragen an jene Person, die draußen steht, gestellt werden.
Wenn es denn zwei Personen sind.
Einen inneren Monolog halte ich für wahrscheinlicher. Dieser würde intendieren, dass sich das Du nicht mehr vor diesen unangenehmen Fragen drückt, sondern sie zulässt. um mit sich selbst Frieden zu machen.
Dein Protagonist stellt sich konsequent Fragen und zwar auch jene, die andere an ihn haben könnten nicht nur die, die er an sich selbst hat.
Damit geht dein Text weit über das hinaus, wo bei Beckmann in „Draußen vor der Tür“, „Endstation“ ist. Beckmann versucht sich das Leben zu nehmen weil er vielleicht nicht die richtigen Fragen stellt, nicht hinterfragt oder reflektiert. (Er sieht nur sich).
Deine Figur bekommt auf Grund ihrer insistierenden Fragen wieder einen Zugang zu sich selbst.
Ihr eröffnen sich Perspektiven für ein Weiterleben.
Hier mache ich vorerst Schluss.
Wahrscheinlich fällt mir noch mehr dazu ein, dann schreibe ich noch mal.
Liebe Grüße
Gerda
Hallo Gerda,
vielen Dank, dass du dir weiter Gedanken über den Text gemacht hast.
Ja, das ist der Unterschied bei dieser Lesart. Wie du schon betont hast, scheitert Beckmann an dem Unverständniss und der Ablehnung, der er begegnet. Das LI hier wird wenigstens am Ende hereingebeten.
Dein Kommentar macht deutlich, dass die Monolog-Variante "versöhnlicher" zu sein scheint. Da offenbar eine Aufarbeitung stattfindet. eine Reflektion, die darauf hinausläuft, jenen Schritt nach draußen wieder zurück zu nehmen.
Ich persönlich tendiere mehr zu der Zwei Personen Lesart. Jemand (ein Sohn/eine Tochter) kehrt zurück. Und muss sich, bevor er/sie am Ende hereingebeten wird, zunächst eine Menge Fragen anhören. Fragen, die Beurteilungen und Vorverurteilungen enthalten. Erst ganz zum Schluss wird die entscheidende Frage gestellt: Wo bist du gewesen? Normalerweise müsste diese Frage doch zuerst gestellt werden.
Und wenn die vorletzte Frage lautet: Warum kommst du nicht herein? so schliesst diese nicht aus, dass der Befragte am Ende nicht eintritt, sondern weiterzieht.
Kein positives Ende also. So gelesen, bekommt der Text dann wieder mehr Nähe zu Borchert.
Liebe Grüße
Sam
vielen Dank, dass du dir weiter Gedanken über den Text gemacht hast.
Nehme ich den Anfang und das Ende, so wird deine Figur hereingebeten.
(Bei Borcherts „Draußen vor der Tür“, wird Beckmann letztlich immer wieder weggeschickt).
Ja, das ist der Unterschied bei dieser Lesart. Wie du schon betont hast, scheitert Beckmann an dem Unverständniss und der Ablehnung, der er begegnet. Das LI hier wird wenigstens am Ende hereingebeten.
Dein Kommentar macht deutlich, dass die Monolog-Variante "versöhnlicher" zu sein scheint. Da offenbar eine Aufarbeitung stattfindet. eine Reflektion, die darauf hinausläuft, jenen Schritt nach draußen wieder zurück zu nehmen.
Ich persönlich tendiere mehr zu der Zwei Personen Lesart. Jemand (ein Sohn/eine Tochter) kehrt zurück. Und muss sich, bevor er/sie am Ende hereingebeten wird, zunächst eine Menge Fragen anhören. Fragen, die Beurteilungen und Vorverurteilungen enthalten. Erst ganz zum Schluss wird die entscheidende Frage gestellt: Wo bist du gewesen? Normalerweise müsste diese Frage doch zuerst gestellt werden.
Und wenn die vorletzte Frage lautet: Warum kommst du nicht herein? so schliesst diese nicht aus, dass der Befragte am Ende nicht eintritt, sondern weiterzieht.
Kein positives Ende also. So gelesen, bekommt der Text dann wieder mehr Nähe zu Borchert.
Liebe Grüße
Sam
Lieber Sam,
nun denn, so wie von dir intendiert geht der Text auf. Ich habe ihn jetzt erneut mehrfach unter der Prämisse gelesen, dass da tatsächlich jemand "heimkehrt" und quasi auf dem Fußabtreter Rede und Antwort stehen muss.
(Hier freut sich offenbar kein Vater über die Rückkehr des verloren geglaubten Sohnes, wie im Gleichnis Jesu im Lukasevangelium).
Aus den Fragen schließe ich, dass der Zurückgekehrte ganz sicher nicht im Einvernehmen geschieden ist, denn es taucht immer wieder zwischen den Zeilen auch die Frage auf: War es denn da, wo du gewesen bist, besser als hier?
Der Befragte, Angesprochene muss eine Menge über sich ergehen lassen, an unverhohlenem Groll, Besserwisserei, an Vorhaltungen. Vielleicht spiegelt sich darin auch die Angst wider, die der Fragesteller um den Befragten hatte...
Besonders eben wenn ich davon ausgehe, dass es sich um Vater und erwachsenen Sohn handelt. Je mehr ich überlege, so kann es eigentlich nur die gleichgeschlechtliche Paarung: Vater/Sohn sein, weil vom Schwert die Rede ist, was sicher trotz einiger Darstellungen aus der Geschichte auf denen Kämpferinnen wie Jeanne D'Arc beispielsweise zu sehen sind, als eine männliche gilt.
Der Vater möchte auch herausfinden, ob dem Sohn daran gelegen ist „heimzukehren“. Die Bedingungen würden allerdings wohl vom Vater diktiert, der prüfen möchte, ob der Sohn nicht nur deshalb zurückkommt, weil er nicht mit seiner Suche und seinen Vorhaben nicht zum Ziel gekommen ist.
Im Prinzip sind die erste Frage und die beiden letzten, auch nicht diejenigen, die jemand erwartet, wenn er nach langer Abwesenheit zurückkehrt und ganz offenbar viel auf sich genommen hat während seiner Reise.
Es fehlt schlicht der Willkommensgruß:
„Schön, dass du wieder da bist“.
Aber der Vater hat nur die Vorwürfe parat und deshalb kann es gut sein, dass der Sohn sich wieder abwendet und geht.
Ein sehr eindringlicher und intensiver Text, den ich gern einmal hören würde.
Auf die Sprache, einzelne Passagen gehe ich vielleicht ein anders Mal ein, mir ist aber nichts unangenehm oder unverständlich aufgefallen.
Liebe Grüße
Gerda
nun denn, so wie von dir intendiert geht der Text auf. Ich habe ihn jetzt erneut mehrfach unter der Prämisse gelesen, dass da tatsächlich jemand "heimkehrt" und quasi auf dem Fußabtreter Rede und Antwort stehen muss.
(Hier freut sich offenbar kein Vater über die Rückkehr des verloren geglaubten Sohnes, wie im Gleichnis Jesu im Lukasevangelium).
Aus den Fragen schließe ich, dass der Zurückgekehrte ganz sicher nicht im Einvernehmen geschieden ist, denn es taucht immer wieder zwischen den Zeilen auch die Frage auf: War es denn da, wo du gewesen bist, besser als hier?
Der Befragte, Angesprochene muss eine Menge über sich ergehen lassen, an unverhohlenem Groll, Besserwisserei, an Vorhaltungen. Vielleicht spiegelt sich darin auch die Angst wider, die der Fragesteller um den Befragten hatte...
Besonders eben wenn ich davon ausgehe, dass es sich um Vater und erwachsenen Sohn handelt. Je mehr ich überlege, so kann es eigentlich nur die gleichgeschlechtliche Paarung: Vater/Sohn sein, weil vom Schwert die Rede ist, was sicher trotz einiger Darstellungen aus der Geschichte auf denen Kämpferinnen wie Jeanne D'Arc beispielsweise zu sehen sind, als eine männliche gilt.
Der Vater möchte auch herausfinden, ob dem Sohn daran gelegen ist „heimzukehren“. Die Bedingungen würden allerdings wohl vom Vater diktiert, der prüfen möchte, ob der Sohn nicht nur deshalb zurückkommt, weil er nicht mit seiner Suche und seinen Vorhaben nicht zum Ziel gekommen ist.
Im Prinzip sind die erste Frage und die beiden letzten, auch nicht diejenigen, die jemand erwartet, wenn er nach langer Abwesenheit zurückkehrt und ganz offenbar viel auf sich genommen hat während seiner Reise.
Es fehlt schlicht der Willkommensgruß:
„Schön, dass du wieder da bist“.
Aber der Vater hat nur die Vorwürfe parat und deshalb kann es gut sein, dass der Sohn sich wieder abwendet und geht.
Ein sehr eindringlicher und intensiver Text, den ich gern einmal hören würde.
Auf die Sprache, einzelne Passagen gehe ich vielleicht ein anders Mal ein, mir ist aber nichts unangenehm oder unverständlich aufgefallen.
Liebe Grüße
Gerda
Hallo Sam,
ein eindringlicher, bohrender Text. Man fühlt sich beinahe erschlagen, durch die Anklage, das Bittere, Unversöhnliche, das da in der Tür steht und den Weg versperrt. Ich war mir erst unklar darüber, weshalb ich in den letzten beiden Zeilen eine andere Stimme "hörte". Durch Gerdas Kommentar bezüglich einer Vater/Sohn Situation, ist mir klar geworden, dass ich eine dritte Person sehe. Die Mutter (die Liebe, die Versöhnung...), die den Vater zur Seite schiebt, dem Sohn die Hand reicht und ihn hereinbittet, über all die Fragen hinweg.
Die letzten Zeilen lese ich eigentlich als rhetorische Fragen.
und beharrlich: "Wo bist du nur gewesen?"
Aber das ist reine Interpretation. Ich finde es bemerkenswert, dass viele deiner Texte diesen "Kinoeffekt" haben und offen sind für das, was wir darin sehen.
liebe Grüße smile
ein eindringlicher, bohrender Text. Man fühlt sich beinahe erschlagen, durch die Anklage, das Bittere, Unversöhnliche, das da in der Tür steht und den Weg versperrt. Ich war mir erst unklar darüber, weshalb ich in den letzten beiden Zeilen eine andere Stimme "hörte". Durch Gerdas Kommentar bezüglich einer Vater/Sohn Situation, ist mir klar geworden, dass ich eine dritte Person sehe. Die Mutter (die Liebe, die Versöhnung...), die den Vater zur Seite schiebt, dem Sohn die Hand reicht und ihn hereinbittet, über all die Fragen hinweg.
Die letzten Zeilen lese ich eigentlich als rhetorische Fragen.
und beharrlich: "Wo bist du nur gewesen?"
Aber das ist reine Interpretation. Ich finde es bemerkenswert, dass viele deiner Texte diesen "Kinoeffekt" haben und offen sind für das, was wir darin sehen.

liebe Grüße smile
Hallo Gerda,
ja, so wie du es beschreibst hatte ich es mir ursprünglich gedacht. Entstanden ist der Text, als ich nach jahrelangen Reisen wieder nach Deutschland zurückkam. Glücklicherweise wurde ich anders empfangen, aber ein gewisses Unverständnis darüber, dass man seine Zeit mit Reisen vertan hatte, anstatt an seiner beruflichen Karierre, oder wenigsten an einem Häusschen zu bauen, begegnete einem schon. Dennoch ist der Text nicht autobiografisch. Ich bin nicht herumgereist, um die Welt zu verbessern, sondern um etwas zu erleben.gif)
Interessant deine Erwähnung des "verlorenen Sohnes". In dieser Geschichte empfängt der Vater den Sohn völlig vorurteilslos. weil er das "Wegsein mit "Todsein" gleichsetzte, und dessen Rückkehr als eine Art Auferstehung erlebte. Die Reaktion des Bruders ist allerdings eine ganz andere. Der betrachtet die zuneigung seines Vaters dem Heimkerer gegenüber mit Missgunst und Eifersucht. Er urteilt hart über seinen Bruder. Irgendwo ein ähnlicher Konflikt, wie der, der in meinem Gedicht beschrieben werden sollte.
Ich glaube, dafür bin ich zu feige. Aber vielleicht probiere ich es einmal.
Danke, dass du so hartnäckig dran bleibst!
Hallo smile,
ich danke dir erst mal herzlich für dein Lob (Kinoeffekt etc.)!
Du bringst eine Sichtweise in den Text hinein, auf die ich selber noch nicht gekommen bin, die ich aber ungemein spannend und sympathisch finde. Und die eine versöhnliche Mitte darstellt zwischen der monologosierten Selbstaufarbeitung, die eine Wiedereingliederung ermöglicht und dem vorwurfsvollen Dialog, der das Eintreten des Heimkehreres beinahe unmöglich macht.
Du führst eine dritte Person ein. Die "Mutter", die vielleicht neben der Tür stand und die Vorwürfe mitanhörte, die der "Vater" seinem Kind entgegenschleuderte. Die den Sohn vielleicht beobachtet während all die Fragen auf ihn herniederprasseln. Und am Ende die entscheidenden Fragen stellt.
"Wo bist du eigentlich gewesen?"
Ja, das gefällt mir sehr gut!!!
Für eine Hörversion des Textes, müssten eigentlich die letzten beiden Fragen von einer anderen Person gesprochen werden, wie die Fragen davor.
Mal sehen.
Habt vielen Dank für eure Kommentare!!
Liebe Grüße
Sam
ja, so wie du es beschreibst hatte ich es mir ursprünglich gedacht. Entstanden ist der Text, als ich nach jahrelangen Reisen wieder nach Deutschland zurückkam. Glücklicherweise wurde ich anders empfangen, aber ein gewisses Unverständnis darüber, dass man seine Zeit mit Reisen vertan hatte, anstatt an seiner beruflichen Karierre, oder wenigsten an einem Häusschen zu bauen, begegnete einem schon. Dennoch ist der Text nicht autobiografisch. Ich bin nicht herumgereist, um die Welt zu verbessern, sondern um etwas zu erleben
.gif)
Interessant deine Erwähnung des "verlorenen Sohnes". In dieser Geschichte empfängt der Vater den Sohn völlig vorurteilslos. weil er das "Wegsein mit "Todsein" gleichsetzte, und dessen Rückkehr als eine Art Auferstehung erlebte. Die Reaktion des Bruders ist allerdings eine ganz andere. Der betrachtet die zuneigung seines Vaters dem Heimkerer gegenüber mit Missgunst und Eifersucht. Er urteilt hart über seinen Bruder. Irgendwo ein ähnlicher Konflikt, wie der, der in meinem Gedicht beschrieben werden sollte.
Ein sehr eindringlicher und intensiver Text, den ich gern einmal hören würde.
Ich glaube, dafür bin ich zu feige. Aber vielleicht probiere ich es einmal.
Danke, dass du so hartnäckig dran bleibst!
Hallo smile,
ich danke dir erst mal herzlich für dein Lob (Kinoeffekt etc.)!
Du bringst eine Sichtweise in den Text hinein, auf die ich selber noch nicht gekommen bin, die ich aber ungemein spannend und sympathisch finde. Und die eine versöhnliche Mitte darstellt zwischen der monologosierten Selbstaufarbeitung, die eine Wiedereingliederung ermöglicht und dem vorwurfsvollen Dialog, der das Eintreten des Heimkehreres beinahe unmöglich macht.
Du führst eine dritte Person ein. Die "Mutter", die vielleicht neben der Tür stand und die Vorwürfe mitanhörte, die der "Vater" seinem Kind entgegenschleuderte. Die den Sohn vielleicht beobachtet während all die Fragen auf ihn herniederprasseln. Und am Ende die entscheidenden Fragen stellt.
"Wo bist du eigentlich gewesen?"
Ja, das gefällt mir sehr gut!!!
Für eine Hörversion des Textes, müssten eigentlich die letzten beiden Fragen von einer anderen Person gesprochen werden, wie die Fragen davor.

Mal sehen.
Habt vielen Dank für eure Kommentare!!
Liebe Grüße
Sam
Hallo Sam, was den Bruder des verlorenen Sohnes angeht, gebe ich dir Recht.
Noch etwas zur Sprache:
Du hast immer 2 Zeilen die miteinander "zu tun" haben.
Das ist stilistisch gekonnt, weil es mir als Leser, die Möglichkeit gibt mich nicht von Zeile zu Zeile (wohlmöglich vorwärts gedrängt zu fühlen), sondern nach jeder zweiten, die Gedanken erst erneut fokusieren zu müssen.
Die Worte erhlaten dadurch einiges mehr an Gewichtungsmöglichkeiten und Ausdruck, haben mehr Raum.
Inhaltlich geht es im ersten Teil um die Dinge, die das Du auf der Reise gesucht hat.
Im zweiten Teil geht es ums Reüssieren nicht mehr einzelner Dinge, die mit der Suche auf der Reise zu tun haben, sondern um den Blick zurück in Verbindung mit politischer Geschichte.
Einerseits weit gefasst und doch konkret für die Beteiligten vor der Hintergrund in ddieser Familie.
Auch hier bleibt der zweizeilige Verbund bestehen.
Die Umkehrung des Klischeesatzes: Die Revolution frisst ihre Kinder.
halte ich für gekonnt gesetzt.
Was das Einsprechen für die HörBar angeht, dürfte es kein Problem sein, die letzen Sätze von jemand anderem sprechen zu lassen (wenn du smiles Idee folgen möchtest), auch von jemandem der örtlich fern ist, man kann die Dateien zusammenführen (Trixie hat das schon gemacht, mein Sohn kann es auch, wahrscheinlich können das noch einge Leute merh, die hier mit der Aunahme und Schnittechnik vertraut sind)) und in der Lautstärke etc. angleichen ... Also das kann keine Ausrede sein..gif)
Liebe Sonntagsgrüße
Gerda
Noch etwas zur Sprache:
Du hast immer 2 Zeilen die miteinander "zu tun" haben.
Das ist stilistisch gekonnt, weil es mir als Leser, die Möglichkeit gibt mich nicht von Zeile zu Zeile (wohlmöglich vorwärts gedrängt zu fühlen), sondern nach jeder zweiten, die Gedanken erst erneut fokusieren zu müssen.
Die Worte erhlaten dadurch einiges mehr an Gewichtungsmöglichkeiten und Ausdruck, haben mehr Raum.
Inhaltlich geht es im ersten Teil um die Dinge, die das Du auf der Reise gesucht hat.
Im zweiten Teil geht es ums Reüssieren nicht mehr einzelner Dinge, die mit der Suche auf der Reise zu tun haben, sondern um den Blick zurück in Verbindung mit politischer Geschichte.
Einerseits weit gefasst und doch konkret für die Beteiligten vor der Hintergrund in ddieser Familie.
Auch hier bleibt der zweizeilige Verbund bestehen.
Die Umkehrung des Klischeesatzes: Die Revolution frisst ihre Kinder.
halte ich für gekonnt gesetzt.
Was das Einsprechen für die HörBar angeht, dürfte es kein Problem sein, die letzen Sätze von jemand anderem sprechen zu lassen (wenn du smiles Idee folgen möchtest), auch von jemandem der örtlich fern ist, man kann die Dateien zusammenführen (Trixie hat das schon gemacht, mein Sohn kann es auch, wahrscheinlich können das noch einge Leute merh, die hier mit der Aunahme und Schnittechnik vertraut sind)) und in der Lautstärke etc. angleichen ... Also das kann keine Ausrede sein.
.gif)
Liebe Sonntagsgrüße
Gerda
Hallo Gerda,
Schön, wenn das beim Lesen so empfunden wird. Durch die Anhäufung von Fragen, kommt so ein Text ja recht wuchtig und pathetisch daher. Die Gefahr, dass der Leser "erschlagen" oder gehetzt wird, ist schon sehr groß.
Tja und was eine Hörversion angeht......mal sehen.
Vielen Dank!
Liebe Grüße
Sam
Du hast immer 2 Zeilen die miteinander "zu tun" haben.
Das ist stilistisch gekonnt, weil es mir als Leser, die Möglichkeit gibt mich nicht von Zeile zu Zeile (wohlmöglich vorwärts gedrängt zu fühlen), sondern nach jeder zweiten, die Gedanken erst erneut fokusieren zu müssen.
Schön, wenn das beim Lesen so empfunden wird. Durch die Anhäufung von Fragen, kommt so ein Text ja recht wuchtig und pathetisch daher. Die Gefahr, dass der Leser "erschlagen" oder gehetzt wird, ist schon sehr groß.
Tja und was eine Hörversion angeht......mal sehen.
Vielen Dank!
Liebe Grüße
Sam
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