Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

Bild
Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 22.09.2007, 15:47

rühr nur
bis auch aus tiefstem
grund
dein bodensatz
klarheit
trübt

Max

Beitragvon Max » 22.09.2007, 15:55

Worte
setzen sich
auf meinen boden
bilden nester
eier
brüten
bis ein gedanke flügge wird
und mein wille weiter fliegt

Mucki
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Beitragvon Mucki » 22.09.2007, 15:59

flügge gedanken
vertreiben sich die zeit
im mosaik

ob ich bunt denken werde?

Klara
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Beitragvon Klara » 22.09.2007, 16:19

hengste auf löschpapier (mit schwarzer tinte)

ein feuer jagt in meinem kopf das nächste
ich wüsste gern wohin mit wem und wann

(pferde verlieren schnell, vor allem hengste
ihren geruch, wenn sie zu lang im stall stehn, dann

haben sie mich – und sich! – zu lange nicht gesehn
wie einzelne verwehungen im sand

unsichtbar sind fürs große weltgeschehn
das durch die finger rieselt hand für hand für hand)

ich hab nicht mehr gedacht hab nur noch halt gesagt
(der schritt der worte schlug sich schwer im takt der kleinen zeit)

ein löschen wäre möglich (heißt’s), doch nagt
die frage „wie?“, gibt antwort, hält ein scheitern längst bereit

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 22.09.2007, 23:45

scheiterst
nur
in deinem
kopf
im jagdgalopp
reiter
und
pferd
ein körper

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 23.09.2007, 00:00

reiter meiner sonne
beschattest
eindringlich
die feuchte tiefe
verborgen
hinter außen
glanz der für
die andren
leuchtet
Schreiben ist atmen

Gast

Beitragvon Gast » 24.09.2007, 01:33

Wie leicht der Atem in meine Mitte geht,
ich flieg dahin auf einem Traumstrahl nur.
Es ist mir so, als könnte ich mich lösen

gewesen sein …
dann im Vergehen ohne jede Spur …









Edit 25.09.2007 GJ
Zuletzt geändert von Gast am 25.09.2007, 15:08, insgesamt 1-mal geändert.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 25.09.2007, 01:14

keine spuren hinterlassen
nicht den hauch eines abdrucks
weg
ohne vermissen
ohne reue
alles
a
u
s
r
a
d
i
e
r
e
n


war da was?
nein
gut!

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 25.09.2007, 11:12

ausradieren

die spuren
verwischen

nachklang

Max

Beitragvon Max » 25.09.2007, 13:27

Radieren
das bild verblasst
und doch bleibt

etwas

nicht nur der schatten

sondern auch
die kleinen Krümel

in denen

sich der strich
nun
konzentriert

Gast

Beitragvon Gast » 25.09.2007, 15:15

Vergehen II

Holzspäne fallen herab
wenn ich den Stift anspitze
mir durch die Hosenbeine hindurch

Trüge ich einen langen Rock
so würden sie aufgefangen

Worauf ich bloß achte -
Statt neu anzusetzen
am Bild das nur
verschwommen
noch erkennbar

welch unterfangen
noch einmal von vorn
und doch kein Neuanfang ...
©GJ2007

Max

Beitragvon Max » 26.09.2007, 13:57

Früher war mir ein Stift
ein Mensch
die Kappe der Kopf
das Ende zwei Beine
die Arme dachte ich mir hinzu

Heute
schreibt er mir
an guten Tagen
ein ganzes Menschengeschlecht

Gast

Beitragvon Gast » 26.09.2007, 16:23

vergehen III

meine nächte wirken ausgedünnt
als habe die summe
unterm Strich schon jemand gezogen
abgezählt
ohne gutschrift auf schlechte tage
ganz fadenscheinig kommt
der morgen heran macht mir
eine unbeglichene rechnung auf

©GJ20070926

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 26.09.2007, 20:00

unbefriedigte nächte
und andere begierlichkeiten
ausgehalten -
soziologische stabilisation


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