Auch eine Art von Liebe
Lieber HWG,
das ist beeindruckend. Originell und scharf beobachtet wie die meisten deiner kleinen Einwürfe, weniger lustig, dafür mit erheblichem Tiefgang, schon eher ein Essay als eine Glosse. Der im Haustierhalten offenbarte Blick auf das die menschliche und nichtmenschliche Umwelt lohnt es in der Tat, weiter durchdacht zu werden - vielleicht baust du deinen Text diesmal noch ein wenig aus?
Viele Grüße
Merlin
das ist beeindruckend. Originell und scharf beobachtet wie die meisten deiner kleinen Einwürfe, weniger lustig, dafür mit erheblichem Tiefgang, schon eher ein Essay als eine Glosse. Der im Haustierhalten offenbarte Blick auf das die menschliche und nichtmenschliche Umwelt lohnt es in der Tat, weiter durchdacht zu werden - vielleicht baust du deinen Text diesmal noch ein wenig aus?
Viele Grüße
Merlin
Hallo lieber hwg,
ich falle jetzt gleich mal mit der Tür ins Haus und sage:
"Mir gefallen deine kleinen Textchen nicht!"
Natürlich ist das ein pauschales Urteil. Das will begründet sein. Was wiederum nicht so leicht ist, denn es handelt sich natürlich um eine rein subjektive Empfindung, die mich jedesmal beschleicht, wenn ich deine Texte lese, mal mehr mal weniger.
Bei dieser Geschichte aber so vehement, dass ich jetzt einfach mal versuche, meine Leseempfindungen in Worte zu fassen.
Ich suche nach Bildern, die meine Leseeindrücke illustrieren. Zu allerserst fallen mir jene Rentner ein, die den ganzen Tag aus dem Fenster schauen und alles abwertend kommentieren, dass sie unter sich auf der Straße beobachten. Gut möglich, dass dieses Bild stimmig genug ist. Der Blick von oben ist immer ein interessanter, weil er überblickt, mehrere Aspekte gleichzeitig wahrnehmen kann. Aber er ist auch immer distanziert, unbeteiligt und lässt keine Beachtung des Details zu. Er hat immer etwas von: "Ich hier oben und ihr da unten"
Man kann Menschen immer auf zwei verschiedene Arten beobachten. Entweder, von einem festen Punkt aus (meist höher gelegen), der einem ermöglich sein Beobachtungsobjekt selbst aus großer Entfernung noch zu sehen. Oder man geht einfach neben ihm her.
Ich glaube, in deinen Kolumnen hast du dich dafür entschieden, die Menschen von einem festen Standpunkt aus zu beobachten. Von dort aus berichtest du genau und ansprechend, was du siehst. Das mag amüsant sein, wenn man sich damit begnügt, deine Sichtwiese widerspruchsfrei zu übernehmen.
Mir aber reicht das nicht. Mehr noch, mir gefällt dieser Blick nicht, weil ihm immer sowas Selbstgefälliges anhaftet. Und, weil er doch meist nicht ganz nah an das beobachtete Objekt herangeht, etwas ungenau und unscharf ist, blind für Einzelheiten.
Gutes Beispiel dieser Text.
Zunächst eine Aussage, dann die flux erstellte Psychoanalyse, die den Enttäuschten zum Misanthropen stempelt. Mit nachgestellten Fragen, die verzeih mir, schon beinahe ein bisschen dämlich sind.
Dann muß natürlich der Hund her. Warum? Weil man nun mal Hunde mehr in der Öffentlichkeit zu sehen sind, als Goldfische oder Kanarienvögel? Nein, weil der Hund eine perfekte Projektionsfläche für eigene Zuneigung und fremde Abneigung ist. Der Besitzer sieht viel mehr in dem Hund als er ist. Und der Beobachter viel weniger. Während der Besitzer bisweilen blind ist, für die Lächerlichkeit seines Verhaltens mit und gegenüber dem Hund, so ist der Beobachter, der dieses Verhalten wahrnimmt, meist blind für das, was sich an seelischen Zuständen hinter diesem Verhalten verbirgt.
Der Übertrieben Hunde- oder Tierliebe etwas pathologisches oder soziopahtes anzuhängen ist natürlich belustigend. Und entspricht auch dem Zeitgeist. Weil man es mit der zunehmenden Vereinsamung in unserer Gesellschaft immer mehr beobachten kann.
Das Tier wird zum Ersatz, zur Krücke, mit der man allerdings nicht richtig laufen kann, mit der man oftmals clownesk durchs Leben stolpert. Natürlich kann man sich darüber lustig machen. Nur sollte man sich dabei immer bewusst sein, dass man selber ohne solche Krücken auch nicht auskommt. Bei dem einen ist es das Tier. Beim anderen die Fernreisen, das Sammeln von magnetfeldabweisenden Kristallen, der aryuwedische Töpferkurs, der tiefergelete 911er in Garage. Oder das Schreiben.
Mit besten Grüßen
Sam
ich falle jetzt gleich mal mit der Tür ins Haus und sage:
"Mir gefallen deine kleinen Textchen nicht!"
Natürlich ist das ein pauschales Urteil. Das will begründet sein. Was wiederum nicht so leicht ist, denn es handelt sich natürlich um eine rein subjektive Empfindung, die mich jedesmal beschleicht, wenn ich deine Texte lese, mal mehr mal weniger.
Bei dieser Geschichte aber so vehement, dass ich jetzt einfach mal versuche, meine Leseempfindungen in Worte zu fassen.
Ich suche nach Bildern, die meine Leseeindrücke illustrieren. Zu allerserst fallen mir jene Rentner ein, die den ganzen Tag aus dem Fenster schauen und alles abwertend kommentieren, dass sie unter sich auf der Straße beobachten. Gut möglich, dass dieses Bild stimmig genug ist. Der Blick von oben ist immer ein interessanter, weil er überblickt, mehrere Aspekte gleichzeitig wahrnehmen kann. Aber er ist auch immer distanziert, unbeteiligt und lässt keine Beachtung des Details zu. Er hat immer etwas von: "Ich hier oben und ihr da unten"
Man kann Menschen immer auf zwei verschiedene Arten beobachten. Entweder, von einem festen Punkt aus (meist höher gelegen), der einem ermöglich sein Beobachtungsobjekt selbst aus großer Entfernung noch zu sehen. Oder man geht einfach neben ihm her.
Ich glaube, in deinen Kolumnen hast du dich dafür entschieden, die Menschen von einem festen Standpunkt aus zu beobachten. Von dort aus berichtest du genau und ansprechend, was du siehst. Das mag amüsant sein, wenn man sich damit begnügt, deine Sichtwiese widerspruchsfrei zu übernehmen.
Mir aber reicht das nicht. Mehr noch, mir gefällt dieser Blick nicht, weil ihm immer sowas Selbstgefälliges anhaftet. Und, weil er doch meist nicht ganz nah an das beobachtete Objekt herangeht, etwas ungenau und unscharf ist, blind für Einzelheiten.
Gutes Beispiel dieser Text.
Zunächst eine Aussage, dann die flux erstellte Psychoanalyse, die den Enttäuschten zum Misanthropen stempelt. Mit nachgestellten Fragen, die verzeih mir, schon beinahe ein bisschen dämlich sind.
Dann muß natürlich der Hund her. Warum? Weil man nun mal Hunde mehr in der Öffentlichkeit zu sehen sind, als Goldfische oder Kanarienvögel? Nein, weil der Hund eine perfekte Projektionsfläche für eigene Zuneigung und fremde Abneigung ist. Der Besitzer sieht viel mehr in dem Hund als er ist. Und der Beobachter viel weniger. Während der Besitzer bisweilen blind ist, für die Lächerlichkeit seines Verhaltens mit und gegenüber dem Hund, so ist der Beobachter, der dieses Verhalten wahrnimmt, meist blind für das, was sich an seelischen Zuständen hinter diesem Verhalten verbirgt.
Der Übertrieben Hunde- oder Tierliebe etwas pathologisches oder soziopahtes anzuhängen ist natürlich belustigend. Und entspricht auch dem Zeitgeist. Weil man es mit der zunehmenden Vereinsamung in unserer Gesellschaft immer mehr beobachten kann.
Das Tier wird zum Ersatz, zur Krücke, mit der man allerdings nicht richtig laufen kann, mit der man oftmals clownesk durchs Leben stolpert. Natürlich kann man sich darüber lustig machen. Nur sollte man sich dabei immer bewusst sein, dass man selber ohne solche Krücken auch nicht auskommt. Bei dem einen ist es das Tier. Beim anderen die Fernreisen, das Sammeln von magnetfeldabweisenden Kristallen, der aryuwedische Töpferkurs, der tiefergelete 911er in Garage. Oder das Schreiben.
Mit besten Grüßen
Sam
Lieber Hans, lieber sam, liebe alle
ich mache jetzt mal etwas, für ihr das ihr mich gerne schelten könnt:
Erst durch Sams Kommentar, dem ich Schritt für Schritt folgen konnte - vielen Dank dafür, Sam - ist mir klargeworden,obwohl sie stilistisch eine gekonnte persönliche Handschrift erkennen lassen.
Vileleicht war ich zu faul genauer darüber nachzudenken. Allerdings hast du des Öfteren bei Kritiken den Eindruck vermittelt, dass du "Ein alter Fuchs" bist -
ich hoffe, dass ich das so sagen darf - der eh besser Bescheid weiß als die allermeisten User im Blauen Salon.
Auch kam es nie überheblich oder direkt bei mir an, aber doch so, dass ich weiter denke, okay, dann lass ich das mal so stehen und kümmere mich nicht weiter, Hans macht halt sein Ding auf altbewährte Art und. Nicht übel zwar, aber auch nicht so, dass ich "Hurra" rufen kann. Er weiß, was er kann und wird an seiner Herangehensweise und am Stil auch nicht mehr groß was ändern.
Ich möchte mich bei dir Hans entschuldigen, ich hätte schon früher selbst mit der Sprache rausrücken müssen, warum mich nämlich das von Sam beschriebene Gefühl in ähnlicher Weise beschleicht.
Ich habe nicht überlegt, was mir fehlen könnte. Jetzt weiß ich es - und ich glaube ich weiß auch, was du mir charmant antworten wirdt: Dass du nicht alle Geschmäcker zufrieden stellen kannst.
Das muss dich jetzt auch überhaupt nicht jucken, weil du, wie ich aus einigen deiner Rückmeldungen weiß, für Zeitungen schreibst und du mit Sicherheit Leser hast, die immer auf deine Kolumne warten.
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
Gerda
ich mache jetzt mal etwas, für ihr das ihr mich gerne schelten könnt:
Erst durch Sams Kommentar, dem ich Schritt für Schritt folgen konnte - vielen Dank dafür, Sam - ist mir klargeworden,obwohl sie stilistisch eine gekonnte persönliche Handschrift erkennen lassen.
Vileleicht war ich zu faul genauer darüber nachzudenken. Allerdings hast du des Öfteren bei Kritiken den Eindruck vermittelt, dass du "Ein alter Fuchs" bist -
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Auch kam es nie überheblich oder direkt bei mir an, aber doch so, dass ich weiter denke, okay, dann lass ich das mal so stehen und kümmere mich nicht weiter, Hans macht halt sein Ding auf altbewährte Art und. Nicht übel zwar, aber auch nicht so, dass ich "Hurra" rufen kann. Er weiß, was er kann und wird an seiner Herangehensweise und am Stil auch nicht mehr groß was ändern.
Ich möchte mich bei dir Hans entschuldigen, ich hätte schon früher selbst mit der Sprache rausrücken müssen, warum mich nämlich das von Sam beschriebene Gefühl in ähnlicher Weise beschleicht.
Ich habe nicht überlegt, was mir fehlen könnte. Jetzt weiß ich es - und ich glaube ich weiß auch, was du mir charmant antworten wirdt: Dass du nicht alle Geschmäcker zufrieden stellen kannst.

Das muss dich jetzt auch überhaupt nicht jucken, weil du, wie ich aus einigen deiner Rückmeldungen weiß, für Zeitungen schreibst und du mit Sicherheit Leser hast, die immer auf deine Kolumne warten.
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
Gerda
Hallo Sam,
das ist interessant, ich kann Deiner Begründung folgen, kann sie aber auf hwgs Texte nicht anwenden, ganz besonders auf diesen Text hier nicht. (Subjektiv, natürlich). Ich sehe kein Oben-unten, vielmehr ein Mittendrin, ein Beobachter, der auf jedes Detail achtet. Was hier über käufliche Tierliebe etc. geschrieben wird, ist erwartungsgemäß höchst explosiv gegenüber denen, die es betrifft. Das ist Stoff für Empörung, klar. Diese Kritik sollte, finde ich, aushaltbar sein. Herablassung oder Distanz sehe ich persönlich nicht, zugleich aber eine Benutzung dieser Attribute als Mittel zur Polemik gegen diesen kritischen Text. Das finde ich seitens Deiner Textkritik zu wenig, die meines Erachtens erst am Schluß auf den eigentlichen Punkt kommt.
Das ist meine derzeitige Meinung.
Cheers
Pjotr
das ist interessant, ich kann Deiner Begründung folgen, kann sie aber auf hwgs Texte nicht anwenden, ganz besonders auf diesen Text hier nicht. (Subjektiv, natürlich). Ich sehe kein Oben-unten, vielmehr ein Mittendrin, ein Beobachter, der auf jedes Detail achtet. Was hier über käufliche Tierliebe etc. geschrieben wird, ist erwartungsgemäß höchst explosiv gegenüber denen, die es betrifft. Das ist Stoff für Empörung, klar. Diese Kritik sollte, finde ich, aushaltbar sein. Herablassung oder Distanz sehe ich persönlich nicht, zugleich aber eine Benutzung dieser Attribute als Mittel zur Polemik gegen diesen kritischen Text. Das finde ich seitens Deiner Textkritik zu wenig, die meines Erachtens erst am Schluß auf den eigentlichen Punkt kommt.
Das ist meine derzeitige Meinung.
Cheers
Pjotr
Hallo Pjotr,
freut mich für hwg, dass du mir widersprichst. Ich denke, die meisten der Leser hier denken eher wie du.
Für meinen Teil aber muss ich dir widersprechen, selbstredend, sonst hätte ich meinen Kommentar ja nicht so geschrieben.
Der erste Teil meiner Bemerkungen bezieht sich auf den Gesamteindruck, den ich von hwg's Textchen habe, zweiteres auf den Text hier, weil er mir geradezu exemplarisch erscheint.
Ich könnte natürlich jetzt mit vielen Zitaten belegen, warum sich gerade dieser Text für mich "von oben herab" anhört. Das wären aber trotzdem immer noch subjektive Eindrücke, denen jeder widersprechen könnte. Deswegen belasse ich es bei meiner obigen Stellungnahme.
Letztenendes handelt es sich hier ja um einen "humorvollen" Text. Und was Humor angeht, hat jeder so sein Vorlieben. Persönlich habe ich es sehr gerne, wenn sich jemand über andere Lustig macht. Solange er dabei laut genug auch über sich selber lacht.
Liebe Grüße
Sam
freut mich für hwg, dass du mir widersprichst. Ich denke, die meisten der Leser hier denken eher wie du.
Für meinen Teil aber muss ich dir widersprechen, selbstredend, sonst hätte ich meinen Kommentar ja nicht so geschrieben.
Der erste Teil meiner Bemerkungen bezieht sich auf den Gesamteindruck, den ich von hwg's Textchen habe, zweiteres auf den Text hier, weil er mir geradezu exemplarisch erscheint.
Ich könnte natürlich jetzt mit vielen Zitaten belegen, warum sich gerade dieser Text für mich "von oben herab" anhört. Das wären aber trotzdem immer noch subjektive Eindrücke, denen jeder widersprechen könnte. Deswegen belasse ich es bei meiner obigen Stellungnahme.
Letztenendes handelt es sich hier ja um einen "humorvollen" Text. Und was Humor angeht, hat jeder so sein Vorlieben. Persönlich habe ich es sehr gerne, wenn sich jemand über andere Lustig macht. Solange er dabei laut genug auch über sich selber lacht.
Liebe Grüße
Sam
Hallo Sam,
ich muss abermals sagen, dass es mir eine Freude ist, mit Dir zu diskutieren. Du bietest schnörkellos einen robusten Kontrapunkt und zudem muss man nicht befürchten, dass es bei fortlaufenden Dialogen zu Zickigkeiten kommt. Ich meine diese Anmerkung ehrlich, unabhängig ihres potenziellen diplomatischen Nebeneffekts.
Worin ich Dir zustimme: "Wer über andere lacht, muss auch über sich lachen." Das ist eine alte Regel, deren Missachtung mir oft bei erfolglosen oder jungen Komikern auffällt.
Ja, insofern verstehe ich, warum Du den besagten Text als von "oben herab" empfindest. Der Autor lacht nicht über sich selbst.
Bei meinem Lesen ist das so: ich hatte mal wieder die blauen Kopfzeilen missachtet und damit übersehen, dass wir hier in der Humor-Rubrik sind, zumal ich im Text selbst auch keinen Lachreiz feststellte (weder über den Autor noch über Andere). Ich sehe diesen Text als Kritik. Als berechtigte Kritik. Nicht witzig, aber "bissig", wenn man so will.
Da stellt sich nun die Frage: Kann eine bissige Kritik ein großes Publikum erreichen, wenn neben seiner Außenkritik der Autor es unterlässt, sich währenddessen auch selbst unter die Lupe zu nehmen? Erfahrungsgemäß sieht die Lage hier ähnlich aus wie beim Lachen: Wer nur andere und nicht sich selbst kritisiert, wirkt oberlehrerhaft. Auf Plattformen, wo alle Personen auf gleicher Augenhöhe stehen wollen, kommt oberlehrerhaftes schlecht an; besser kommt das an bei Kultveranstaltungen, wie etwa beim Papst und anderen Popstars.
Diese Aus- und Einsteck-Formel könnte zu der Konsequenz führen, dass Textkritik, wie etwa Deine, Sam, nicht ausreichend selbstkritisch erscheinen könnte, stattdessen eher einseitig austeilend, und somit vom Kritisierten allwissend herablassend wirken könnte. (Das war ja bei ein paar Leuten auch schon der Fall. Da hilft es wohl nichts, wenn Du betonst, die Kritik sei an den Text und nicht an den Autor addressiert.)
Andererseits fügst Du in Deine Kritik Hinweise ein, dass Dein Beitrag nur subjektiv ist, nur Meinung ist, nur Empfindung ist. (Das tue ich in meinen Beiträgen auch, und das nicht als diplomatischen Trick, sondern weil ich wirklich daran denke, dass ich fehlbar bin, und diesen Gedanken dann direkt übermitteln will. Bei Dir ist es sicherlich auch kein Trick, sondern ehrlich gemeint.)
Wahrscheinlich ist es das, was den Text bereichern könnte: Mehr Selbstkritik. Nicht unbedingt Selbstlacher, aber Selbstkritik. Zumindest mehr Hinweise darauf, dass der Autor seiner eigenen Fehlbarkeit bewusst ist. (An die Trennbarkeit zwischen Autor und Text glaube ich bis heute nicht, Sam, weitere derartige Trennversuche bringen nichts, denke ich.)
Du hattest mal einen Text geschrieben über 10 Menschen und deren Schicksale. Meine Kritik dazu war in etwa, dass ich ihn als zirkusartige Beschaulustigung empfand; gleich 10 gescheiterte "Elefantenmenschen" nebeneinander, dazu, so schien es mir, die Befriedigung des Betrachters darob, dass es ihm selbst nicht so schlecht geht. Das empfand wiederum ich als ein Oben-Unten. Der Autor spricht über die Schäden anderer, aber nicht über die seinigen. -- Der Autor persönlich blieb mir natürlich trotzdem sympathisch! Aye, aye. Wie gesagt, der Grund für mein Mitteilungsbedürfnis in diesem Thema ist nicht moralische Verrechnung, sondern pure Neugier. Ich sage, was mir in Deiner Theorie widersprüchlich erscheint, und bitte um Erläuterung, nicht um Verrechnung. Ich will lediglich Deine Theorie verstehen. Sie wird mir immer verständlicher. Es bleiben noch ein paar Widersprüche ...
Aber ... da fällt mir wieder ein: Möglicherweise irre ich mich.
Cheers
Pjotr
ich muss abermals sagen, dass es mir eine Freude ist, mit Dir zu diskutieren. Du bietest schnörkellos einen robusten Kontrapunkt und zudem muss man nicht befürchten, dass es bei fortlaufenden Dialogen zu Zickigkeiten kommt. Ich meine diese Anmerkung ehrlich, unabhängig ihres potenziellen diplomatischen Nebeneffekts.
Worin ich Dir zustimme: "Wer über andere lacht, muss auch über sich lachen." Das ist eine alte Regel, deren Missachtung mir oft bei erfolglosen oder jungen Komikern auffällt.
Ja, insofern verstehe ich, warum Du den besagten Text als von "oben herab" empfindest. Der Autor lacht nicht über sich selbst.
Bei meinem Lesen ist das so: ich hatte mal wieder die blauen Kopfzeilen missachtet und damit übersehen, dass wir hier in der Humor-Rubrik sind, zumal ich im Text selbst auch keinen Lachreiz feststellte (weder über den Autor noch über Andere). Ich sehe diesen Text als Kritik. Als berechtigte Kritik. Nicht witzig, aber "bissig", wenn man so will.
Da stellt sich nun die Frage: Kann eine bissige Kritik ein großes Publikum erreichen, wenn neben seiner Außenkritik der Autor es unterlässt, sich währenddessen auch selbst unter die Lupe zu nehmen? Erfahrungsgemäß sieht die Lage hier ähnlich aus wie beim Lachen: Wer nur andere und nicht sich selbst kritisiert, wirkt oberlehrerhaft. Auf Plattformen, wo alle Personen auf gleicher Augenhöhe stehen wollen, kommt oberlehrerhaftes schlecht an; besser kommt das an bei Kultveranstaltungen, wie etwa beim Papst und anderen Popstars.
Diese Aus- und Einsteck-Formel könnte zu der Konsequenz führen, dass Textkritik, wie etwa Deine, Sam, nicht ausreichend selbstkritisch erscheinen könnte, stattdessen eher einseitig austeilend, und somit vom Kritisierten allwissend herablassend wirken könnte. (Das war ja bei ein paar Leuten auch schon der Fall. Da hilft es wohl nichts, wenn Du betonst, die Kritik sei an den Text und nicht an den Autor addressiert.)
Andererseits fügst Du in Deine Kritik Hinweise ein, dass Dein Beitrag nur subjektiv ist, nur Meinung ist, nur Empfindung ist. (Das tue ich in meinen Beiträgen auch, und das nicht als diplomatischen Trick, sondern weil ich wirklich daran denke, dass ich fehlbar bin, und diesen Gedanken dann direkt übermitteln will. Bei Dir ist es sicherlich auch kein Trick, sondern ehrlich gemeint.)
Wahrscheinlich ist es das, was den Text bereichern könnte: Mehr Selbstkritik. Nicht unbedingt Selbstlacher, aber Selbstkritik. Zumindest mehr Hinweise darauf, dass der Autor seiner eigenen Fehlbarkeit bewusst ist. (An die Trennbarkeit zwischen Autor und Text glaube ich bis heute nicht, Sam, weitere derartige Trennversuche bringen nichts, denke ich.)
Du hattest mal einen Text geschrieben über 10 Menschen und deren Schicksale. Meine Kritik dazu war in etwa, dass ich ihn als zirkusartige Beschaulustigung empfand; gleich 10 gescheiterte "Elefantenmenschen" nebeneinander, dazu, so schien es mir, die Befriedigung des Betrachters darob, dass es ihm selbst nicht so schlecht geht. Das empfand wiederum ich als ein Oben-Unten. Der Autor spricht über die Schäden anderer, aber nicht über die seinigen. -- Der Autor persönlich blieb mir natürlich trotzdem sympathisch! Aye, aye. Wie gesagt, der Grund für mein Mitteilungsbedürfnis in diesem Thema ist nicht moralische Verrechnung, sondern pure Neugier. Ich sage, was mir in Deiner Theorie widersprüchlich erscheint, und bitte um Erläuterung, nicht um Verrechnung. Ich will lediglich Deine Theorie verstehen. Sie wird mir immer verständlicher. Es bleiben noch ein paar Widersprüche ...
Aber ... da fällt mir wieder ein: Möglicherweise irre ich mich.

Cheers
Pjotr
Hallo Pjotr,
ja, ich diskutiere auch gerne mit dir. Nicht nur weil du den Dingen auf den Grund gehen willst und nachfragst, sondern auch weil du "Ordnerübergreifend" denkst und argumentierst. So hast du z.B. eine Verbindung von moshes KZ Text zu meinem Theaterstück hergestellt. Oder auch in deinem Kommentar hier führst du einen alten Text von mir an. Ich mag solche Gegenüberstellungen. Weil deren Sinn ja nicht im kompetetiven Vergleichen besteht, sondern in der Verständnissuche durch den objektiven und subjektiven Abgleich.
Wenn ich dich richtig verstehe, liest du hwgs Text eher als eine Gesellschaftskritik, denn als Satire oder humoristischen Text. Ich sehe aber nicht, dass etwas "kritisiert" wird. Es wird etwas dargestellt, wird bewertet und durch Tonfall und Duktus lächerlich gemacht. Auch wenn der Erzähler persönlich nicht auftritt, so ist doch jeder Zeile anzumerken, dass er nicht zu jener Gruppe Menschen gehört, über die er berichtet. Auch wenn Kritik mehr oder weniger subjektiv ist, so sollte sie doch auf einem Fundament beruhren. Einem kulturellen oder auch gesellschaftlichen Konsens. Dieser mag zwar nicht genau definiert sein, aber er gibt soetwas wie einen Rahmen vor. Denn eine Kritik orientiert sich immer, ob sie es will oder nicht, an einem Ideal.
Eine solche Orientierung, oder auch ein Fundament sehe ich hier nicht. Zumal die Kritik auf die Wurzel seines Gegenstandes zielen sollte. In diesem Text aber wird nur ein Symptom beleuchtet, dass man eigentlich gar nicht kritisieren kann, wenn man seine Ursachen außen vor lässt.
Aber wie gesagt, ich sehe hwgs Text als einen humorigen, satirischen (in seiner Intension). Ich kann halt nur nicht drüber lachen. Warum kann ein Clown in einem Cirkus mit allen Zuschauern seine Witze machen, ohne dass sie es ihm verübeln? Weil er sich durch sei ganzs Auftreten und durch seine Kleidung ständig selber lächerlich macht. Der Zirkusdirektor, der seriös auftritt, kann sich soetwas nicht leisten.
Du spannst nun den Bogen vom satirischen Text, der sich über andere lustig macht, zur Textkritik.
Ich kann da nur für meine Kritiken sprechen. Sie sind in erster Linie Selbsterforschungen. Ich lese einen Text mehrere Male und er hinterlässt einen Eindruck in mir. Der kann postitiv oder negativ sein. In meiner Kritik versuche ich, diesem Gefühl auf die Spur zu kommen. Dabei gebe ich mir selber die Blöße, den jeder andere kann den Text ebenfalls lesen, sich seine eigene Meinung bilden. Wenn er nun meine Kritik liest, wird er weniger über den Text, als über mich als Leser erfahren. Mit anderen Worten, gebe ich einen Teil von mir preis und mache mich angreifbar. Zumal ich mich nicht hinter einem lyrischen oder prosaischen Ich verstecke, sondern als der schreibe, der ich bin: der Leser.
Meine Position als Kritiker ist also ein unglaublich wackelige und unsichere. Wie leicht ist es dagegen, sich hinter einer anonymen Stimme zu verstecken und über diese oder jene Gruppe von Leuten meine Urteile zu fällen.
Nochmal zu dem Zehn Menschen Text. Ich glaube, wenn du beide Texte miteinander vergleichst wirst du einen großen Unterschied feststellen. Nämlich den der Beurteilung. Das fängt schon beim Titel an. Hier haben wir: AUCH eine ART von Liebe. Der Titel selbst ist schon eine Beurteilung und Beeinflussung des Lesers. Ich habe meinen Text einfach Zehn Menschen genannt. Nicht Zehn Versager, Zehn Idioten oder auch nur Zehn Suchende.
In meinem Text stelle ich Menschen dar. Natürlich habe ich als Autor die Szenarien entworfen, aber ich enthalte mich jedweden Urteils. Es ist reine Beobachtung. Davon kann bei hwgs Text nicht die Rede sein. Er wimmelt von Beurteilungen.
Aber wie schon gesagt, es geht bei diesem Text in erster Linie um die Frage, welche Art von humorigen oder satirischen Texten man gerne hat oder nicht. Für meine Beurteilung ist natürlich auch der Gesamteindruck entscheident, den ich von hwgs Texten habe.
Und wie du so treffend sagst, empfinde auch ich:
Herzliche Grüße
Sam
ja, ich diskutiere auch gerne mit dir. Nicht nur weil du den Dingen auf den Grund gehen willst und nachfragst, sondern auch weil du "Ordnerübergreifend" denkst und argumentierst. So hast du z.B. eine Verbindung von moshes KZ Text zu meinem Theaterstück hergestellt. Oder auch in deinem Kommentar hier führst du einen alten Text von mir an. Ich mag solche Gegenüberstellungen. Weil deren Sinn ja nicht im kompetetiven Vergleichen besteht, sondern in der Verständnissuche durch den objektiven und subjektiven Abgleich.
Wenn ich dich richtig verstehe, liest du hwgs Text eher als eine Gesellschaftskritik, denn als Satire oder humoristischen Text. Ich sehe aber nicht, dass etwas "kritisiert" wird. Es wird etwas dargestellt, wird bewertet und durch Tonfall und Duktus lächerlich gemacht. Auch wenn der Erzähler persönlich nicht auftritt, so ist doch jeder Zeile anzumerken, dass er nicht zu jener Gruppe Menschen gehört, über die er berichtet. Auch wenn Kritik mehr oder weniger subjektiv ist, so sollte sie doch auf einem Fundament beruhren. Einem kulturellen oder auch gesellschaftlichen Konsens. Dieser mag zwar nicht genau definiert sein, aber er gibt soetwas wie einen Rahmen vor. Denn eine Kritik orientiert sich immer, ob sie es will oder nicht, an einem Ideal.
Eine solche Orientierung, oder auch ein Fundament sehe ich hier nicht. Zumal die Kritik auf die Wurzel seines Gegenstandes zielen sollte. In diesem Text aber wird nur ein Symptom beleuchtet, dass man eigentlich gar nicht kritisieren kann, wenn man seine Ursachen außen vor lässt.
Aber wie gesagt, ich sehe hwgs Text als einen humorigen, satirischen (in seiner Intension). Ich kann halt nur nicht drüber lachen. Warum kann ein Clown in einem Cirkus mit allen Zuschauern seine Witze machen, ohne dass sie es ihm verübeln? Weil er sich durch sei ganzs Auftreten und durch seine Kleidung ständig selber lächerlich macht. Der Zirkusdirektor, der seriös auftritt, kann sich soetwas nicht leisten.
Du spannst nun den Bogen vom satirischen Text, der sich über andere lustig macht, zur Textkritik.
Ich kann da nur für meine Kritiken sprechen. Sie sind in erster Linie Selbsterforschungen. Ich lese einen Text mehrere Male und er hinterlässt einen Eindruck in mir. Der kann postitiv oder negativ sein. In meiner Kritik versuche ich, diesem Gefühl auf die Spur zu kommen. Dabei gebe ich mir selber die Blöße, den jeder andere kann den Text ebenfalls lesen, sich seine eigene Meinung bilden. Wenn er nun meine Kritik liest, wird er weniger über den Text, als über mich als Leser erfahren. Mit anderen Worten, gebe ich einen Teil von mir preis und mache mich angreifbar. Zumal ich mich nicht hinter einem lyrischen oder prosaischen Ich verstecke, sondern als der schreibe, der ich bin: der Leser.
Meine Position als Kritiker ist also ein unglaublich wackelige und unsichere. Wie leicht ist es dagegen, sich hinter einer anonymen Stimme zu verstecken und über diese oder jene Gruppe von Leuten meine Urteile zu fällen.
Nochmal zu dem Zehn Menschen Text. Ich glaube, wenn du beide Texte miteinander vergleichst wirst du einen großen Unterschied feststellen. Nämlich den der Beurteilung. Das fängt schon beim Titel an. Hier haben wir: AUCH eine ART von Liebe. Der Titel selbst ist schon eine Beurteilung und Beeinflussung des Lesers. Ich habe meinen Text einfach Zehn Menschen genannt. Nicht Zehn Versager, Zehn Idioten oder auch nur Zehn Suchende.
In meinem Text stelle ich Menschen dar. Natürlich habe ich als Autor die Szenarien entworfen, aber ich enthalte mich jedweden Urteils. Es ist reine Beobachtung. Davon kann bei hwgs Text nicht die Rede sein. Er wimmelt von Beurteilungen.
Aber wie schon gesagt, es geht bei diesem Text in erster Linie um die Frage, welche Art von humorigen oder satirischen Texten man gerne hat oder nicht. Für meine Beurteilung ist natürlich auch der Gesamteindruck entscheident, den ich von hwgs Texten habe.
Und wie du so treffend sagst, empfinde auch ich:
Möglicherweise irre ich mich.
Herzliche Grüße
Sam
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