kreta 3 - penelope

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 16.09.2007, 16:37

2. Fassung

die wilden tränen der penelope

heldendrang treibt
übers meer vergisst
daheim – meine odyssee

entsagung schwellt schenkel
zu verbergen: ich bin weib
wieder und wieder das
leichentuch gewebt

der bogen spannt sich
zu keiner stunde
– tag für tag sehnen
übers wasser drängt
sirenengesang ohrwärts

jahrzehnte ungefreit
vertrocknetes warten
auf einen könig – meinen bettler






1. Fassung

odyssee des weibes

heldendrang treibt
übers meer vergisst daheim
die wilden tränen der penelope

/ oh könig von ithaka /

entsagung schwellt schenkel
zu verbergen: ich bin weib
wieder und wieder das
leichentuch gewebt

/ helena die schöne kuh /

der bogen spannt sich
zu keiner stunde
– tag für tag sehnen
übers wasser drängt
sirenengesang ohrwärts

/ alle schweine /

jahrzehnte ungefreit
vertrocknetes warten
aus liebe


(c) ELsa Rieger
Zuletzt geändert von Elsa am 21.09.2007, 18:14, insgesamt 1-mal geändert.
Schreiben ist atmen

Gast

Beitragvon Gast » 17.09.2007, 00:26

Liebe Elsa,

wieder ein Thema aus den Griechischen Mythen ... spannend, ja, auch dieses.

Doch auch auf die Gefahr hin, dass dir das nicht recht weiterhilft, schreibe ich es dir:
M. M. n., haben zwei Seelen an diesem Text geschrieben und sich nicht darauf einigen können, dass die eine das kursiv, und die andere das normal Gesetzte schreibt, sondern die beiden haben es ein wenig untereinander gemischt. ;-)

Die Sprache ist an einigen Stellen überdeutlich und hält nicht das durch, was ich vom ersten Vers ausgehend erwarte und gern vom Ton her weiterlesen würde.

Vor allen Dingen "Alle Schweine" ... War Helena noch die "schöne Kuh" sind die Sirenen "Schweine" - Nein , das scheint mir eher nicht zu passen.

Ich glaube Autorenich hat sich zu sehr mit der Mythologischen Figur der Penelope identifiziert. :confused:

So ist mein Eindruck, vielleicht nicht wirklich konstruktiv.


Liebe Nachtgrüße
Gerda

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 17.09.2007, 08:39

Liebe Gerda,

danke fürs einschätzen!

dass die eine das kursiv, und die andere das normal Gesetzte schreibt, sondern die beiden haben es ein wenig untereinander gemischt
Ich habe versucht in den kursiven Zeilen Penelopes Wut und Frustration festzuhalten, es sollen ihre Gedanken sein.

Vor allen Dingen "Alle Schweine" ... War Helena noch die "schöne Kuh" sind die Sirenen "Schweine" - Nein , das scheint mir eher nicht zu passen.
Nein, nicht die Sirenen sind Schweine. Odysseus und seine Gefährten wurden in Schweine verwandelt. Schade, wenn mir da die 2. Ebene nicht gelungen ist: sie sind Schweine in Penelopes Augen, weil sie das Abenteuer ihren familiären Verpflichtunge vorziehen und sie wurden dazu verwandelt.
"die schöne Kuh" ist reine Eifersucht Penelopes.

Hm. Und was mach ich nu?

Lieben Gruß
ELsa
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Gast

Beitragvon Gast » 17.09.2007, 09:02

Liebe Elsa,

ich habe etwas in deinen Text heineingedacht, was explizit nicht drin steht. Im letzten Vers, denke ich an die Rückkehr des Odysseus.
Aber das steht nicht da.

Im Vers vorher ist O. noch bei den Sirenen.
Dann meinst du den den Zauber der Kirke (die alle Menschen in Tiere verwandelt)?

Aber da gab es doch den Gegenzauber ...

Für mich klingt die Stelle: "alle schweine" im Text, als ob es sich um die Wertung Odysseus' Verhaltens und seiner Gefährten handele, m. M. fehlt dann der Faden, an dem die myth. Überlieferung entlanggeht.
Ich weiß nicht, ob sich der Ausspruch eignet, als Wut Penelopes verstanden zu werden, mich hat er verwirrt.

Letztlich geht es mir mit Helena ähnlich.
Aber das muss nichts bedeuten, so gut kenne ich die Mythologie nicht.

Ich weiß nur, dass Odysseus nach 20 Jahren zu Penenlope zurückgekehrt sein soll ...
Was danach gescheh, wie Penelope und Odysseus miteinander auskamen, darüber mutmaßt man wohl immer noch , oder ?

Warte ab, was andere dazu schreiben ... :smile:

Liebe Grüße
Gerda

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 17.09.2007, 09:27

Liebe Gerda,

ich verstehe deine Bedenken und warte, ob noch jemand etwas dazu sagen kann.

Inspiriert dazu hat mich der Roman: Odysseus und Penelope von Inge Merkel, die dieses Thema aus der weiblichen Sicht vortrefflich schildert.

Lieben Gruß
ELsa
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Mucki
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Beitragvon Mucki » 17.09.2007, 12:52

Liebe Elsie,

den Titel finde ich sehr gelungen, da er wunderbar den Namen Odysseus mit deinem eigentlichen Anliegen, die elende Warterei Penelopes verbindet.

Auch die Passagen, in denen du Penelopes verzweifeltes Ausharren beschreibst, gefallen mir sehr gut.

Die kursiven Einlassungen würde ich komplett rausnehmen, sie stören, vermischen zu sehr mit den Erlebnissen des Odysseus. Ich würde da einheitlich bei Penelope bleiben, am Schluss jedoch noch etwas zur Rückkehr Odysseus' schreiben. Es gibt ja den Mythos, dass er als Bettler getarnt wiederkehrte. Vielleicht kannst du etwas schreiben, im Sinne von, dass des Bettlers Triumpf oder Erscheinen ihre Treue belohnt oder so ähnlich. Ich würde hier so gerne lesen, wie der Kreis sich zum Guten schließt,-)
Saludos
Mucki

scarlett

Beitragvon scarlett » 17.09.2007, 13:41

Liebe Elsa,

endlich komme ich dazu, zu diesem Text mehr zu schreiben, außer daß ich ihn toll finde ;-)

Mich haben anfangs die kursiv und in Klammer gesetzten Einschübe sehr irritiert: zum einen finde ich, daß eines von beiden reicht (also entweder Klammer oder Kursivschrift), zum anderen fand ich anfangs nicht so ganz den Zusammenhang. Aber dann klärte sich das für mich, wobei ich die Idee grundsätzlich gut finde, somit eine zweite Ebene zu führen, die sich eher um "ihn" dreht und die Ursache der Leiden der Penelope veranschaulicht. Allerdings: die schweine finde ich - sorry - rein sprachlich daneben. Das paßt so gar nicht zu dem allgemeinen Duktus des Gedichtes und zur Wortwahl. Hier würde ich mir etwas anderes wünschen ... wiewohl ich die Steigerung innerhalb der Kursiven an sich gut finde. Vielleicht findest du ja hier doch noch etwas anderes.

Ah, gerade lese ich was Mucki geschrieben hat und das finde ich überlegenswert: der Bettler!!!, ja, das wär doch eine Idee ... da ließe sich doch anknüpfen. Aber vielleicht wäre es dadurch nicht mehr dein Gedicht?

Penelope als Titel find ich besser, das Gedicht erhält durch den anderen Titel eine Ausweitung, die aber m M nach nicht unbedingt benannt werden muß, der Leser/die Leserin kann ja selbst Schlüsse ziehen, oder? ;-)

Noch ein Wort zur ersten Strophe: da frage ich mich, ob vergisst und daheim nicht irgendwie doppelt gemoppelt ist? Ich denke noch ...

Der "sirenengesang ohrwärts" und "vertrocknetes warten" - hach, warum fällt mir sowas nciht ein?

Liebe Grüße,
scarlett

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Beitragvon Elsa » 17.09.2007, 18:11

Liebe Mucki, liebe scarlett,

ich wollte nur bescheid geben, dass ich eure Gedanken gelesen habe. Ich muss jetzt darüber nachdenken, ja?

Ich melde mich noch im Detail dazu.

Dankesgrüße,
ELsa
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Sneaky

Beitragvon Sneaky » 19.09.2007, 18:16

Hall elsa

zu deiner Stelle "alle Schweine" habe ich nicht an Odysseus gedacht, der auf der Insel der Kirke gehaust hat. Erstens mal wurde Odysseus selber nicht verwandelt und zweitens nicht durch Sirenengesang auf Kirkes Insel gelockt.

Ich hab das auf die Freier bezogen, die in ihrem Haus grölen und das Vieh schlachten.

Der Vers "der Bogen spannt sich" ist auf die Waffenprobe bezogen, die die Freier nicht geschafft haben?

Gruß

reimerle

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Beitragvon Elsa » 19.09.2007, 21:25

Hallo reimerle,

Nein, er wurde nicht verwandelt, hatte aber mit Kirke ein paar (3?) Kinder gezeugt, daher ist der Gedanke Penelopes ein doppelbödiger.

Der Vers : der Bogen spannt sich hat auch zwei Bedeutungen (nicht gut fürs Gedicht, wenn ich es erklären muss, hm), einerseits bezieht er sich auf deine Annahme (Freier) andererseits auf P. Lust, die keine Entladung erfährt (der weibliche Körper spannt sich bogengleich).

Ich werde wahrscheinlich die kursiven Zeile herausnehmen müssen .... oder verändern.

Statt <alle schweine> eventuell <lockende kirke>

Bin noch am denken.

Danke fürs Interesse und lieben Gruß
ELsa
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Beitragvon Elsa » 21.09.2007, 12:20

Liebe Penelope-LeserInnen,

ich habe da weitergedacht, gestrichen, ergänzt.
Ehe ich es oben hinstelle, frage ich hier, was ihr dazu meint:

odyssee II

heldendrang treibt
übers meer vergisst daheim
die wilden tränen der penelope

entsagung schwellt schenkel
zu verbergen: ich bin weib
wieder und wieder das
leichentuch gewebt

der bogen spannt sich
zu keiner stunde
– tag für tag sehnen
übers wasser drängt
sirenengesang ohrwärts

jahrzehnte ungefreit
vertrocknetes warten
auf einen könig - ihren bettler



ich habe die kursiven Gedanken hier gestrichen und die letzte Zeile auf Muckis Anregung hin verändert.
Keine Ahnung, ob das so funktioniert.

Lieben und fragenden Gruß
ELsa
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Mucki
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Beitragvon Mucki » 21.09.2007, 13:07

Liebe Elsie,

für mich ist es genau das!

Nur den Titel: "odyssee des weibes" würde ich lassen. Den finde ich so klasse.
Saludos
Mucki

Nachtrag: Ich bin übrigens ganz verliebt in diesen Passus:
"die wilden tränen der penelope"

Gast

Beitragvon Gast » 21.09.2007, 13:20

Liebe Elsa,

das gefällt mir viel, viel besser ... ich habe eine Idee, den Hauch einer Anregung vielleicht, wäre es möglich Penelope in der Ichform sprechen zu lassen?
Das gäbe mehr Distanz zur Mythologie... falls diese überhaupt gewollt ist.

Liebe Grüße
Gerda

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Beitragvon Elsa » 21.09.2007, 16:13

Liebe Mucki, liebe Gerda,

Fein, dass es euch gefällt!

War nicht leicht, mich von den "inneren Dialogen" zu trennen....

Mucki, ja der Titel, ich mag ihn auch.

Das mit der Ich-Form probiere ich gern, ich liebe Experimente. Es handelt sich ja eigentlich nur um die 1. Strophe, wenn ich das richtig verstehe, Gerda?
Ich möchte die Frau, das Weib zeigen, nicht die Mythologie.
Man kanns ja immer noch lassen, wenn es nichts bringt.

Danke euch,
ELsa
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