als sie ertrunken war

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Benutzeravatar
Elsa
Beiträge: 5286
Registriert: 25.02.2007
Geschlecht:

Beitragvon Elsa » 14.09.2007, 22:22

/als sie ertrunken war
in den flüssen
– b.b – /


sah sie ihn an – sagte:
bleib

nichts gutes versprach sein
mund – wundgeküsst durchschnitt
ein „ich kann nicht“ die süße
getränkte luft

und sie tauchte ab
zwischen daunen – erstickte
die sehnsucht und still wurde es


blau ersetzt: "leider"


(c) ELsa Rieger
Zuletzt geändert von Elsa am 15.09.2007, 09:45, insgesamt 2-mal geändert.
Schreiben ist atmen

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 14.09.2007, 22:55

Puh, liebe Elsie,

da wird man ganz still. Es schnürt einem sozusagen die Luft ab, wirkt sehr bedrückend, was es ja auch ist.
Am Schluss fände ich es so stärker:

zwischen daunen - erstickte
die sehnsucht und
es wurde still

Mein erster spontaner Gedanke. Was meinst du?
Saludos
Mucki

Benutzeravatar
Elsa
Beiträge: 5286
Registriert: 25.02.2007
Geschlecht:

Beitragvon Elsa » 14.09.2007, 22:58

Liebe Mucki,

danke für die schnelle Lesung!

Ich merke mir das für den Schluss vor, das muss ich beim laut lesen mals ausprobieren, wie es besser fließt.

Lieben Gruß
ELsie
Schreiben ist atmen

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 14.09.2007, 23:01

Liebe Elsie,

ja, überhaupt muss man deine Zeilen richtig lesen, um die Überhänge im korrekten Sinn zu verstehen.
Übrigens: Im Titel (ganz oben) fehlt ein "r"
Saludos
Mucki

Benutzeravatar
Elsa
Beiträge: 5286
Registriert: 25.02.2007
Geschlecht:

Beitragvon Elsa » 14.09.2007, 23:11

Liebe Mucki,

danke für das "r".

ja die Überhänge sind wichtig hier.

Lieben Gruß
ELsie
Schreiben ist atmen

Benutzeravatar
Lisa
Beiträge: 13944
Registriert: 29.06.2005
Geschlecht:

Beitragvon Lisa » 14.09.2007, 23:59

Liebe Elsa,

ich möchte vor allem etwas zum Aufgreifen des Wasserleichenmotivs sagen...

im ersten Semester hatte ich ein Komparatistikseminar zum Wasserleichenmotiv, das war mit das Spannendste, was ich je gelehrt bekommen habe. Daher weiß ich etwas um die Geschichte des Motivs . Das Motiv nimmt, soweit ich mich erinnere, bei Shakespeares Hamlet (Ophelia) seinen Ursprung und viele Dichter haben ihren ~Selbstmord~ im Wasser aufgegriffen, Rimbaud, Heym; Benn, aber noch viele andere und eben auch Brecht, der allerdings (er hat glaube ich mehrere Gedichte zu diesem Motiv geschrieben), das Motiv selbst verabschiedete (weil auch Motive mit der Zeit sterblich sind) mit diesem Text:


Vom ertrunkenen Mädchen

Darum ist es vielleicht etwas "schräg" Brechts Bearbeitung dieses Motivs aufzugreifen und - auch noch mit Zitatform - einen weiteren Text dranzuhängen (man kann es natürlich tun, weil man anderer Meinung ist als Brecht oder darauf antworten möchte, aber es sollte nicht unwissend oder unreflektiert geschehen? ich erwarte eine Referenz oder einen Hinweis, dass das Wissen um die Geschichte dieses Motivs mit dem Zitat mitgesprochen ist (erwarten heißt: aus meinem Horizont heraus, das ist keine generelle Forderung))

Hier gibts noch eine nette Seite zum Wasserleichenmotiv:
http://www.erlangerliste.de/express/expres3.html

Du hast ansonsten das Motiv klassisch bearbeitet, ein wenig mit Undinespuren vermischt (Bachmann: der Mann hier bei dir kommt mir ein wenig wie die Männer mit Namen Hans bei ihrer Undine vor) - die Frau möchte mehr/absolutes ~ leidet zumindest am weniger...am größeren Wunsch und der Mann küsst sie wund (ein schön verwendetes Bild für den (Kontext!).

Das "leider" kommt bei mir literarisch nicht ganz an - es ist zwar klar, was damit gemeint ist, aber eigentlich referiert es "grammatisch" und poetisch am Bezug vorbei.."warum sagt er nur leider?"

Dann fallen mir noch die Daunen auf - erst einmal überrascht es positiv, weil du den Kontext erweiterst und das Wasser ins "Bett" verlagerst; dann aber letztlich liegen für mich Wasserbild und Daunen soweit auseinander, dass ich keine Schnittmenge bilden kann und die beiden Bilder nicht zusammenspielen...also "letztlich", vielleicht könnte man an der Stelle noch etwas arbeiten? An der Hinbewegung der beiden Bilder?

Ansonsten finde ich deine Texte, die mit dieser Art Titelzitate arbeiten immer zart und interessant konzipiert - ein solcher intertextueller Dialog könnte durchaus eine Idee für ein kleines Gedichtsbändchen der besonderen Art sein.

Liebe Schwafelgrüße ,-)

Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Benutzeravatar
Elsa
Beiträge: 5286
Registriert: 25.02.2007
Geschlecht:

Beitragvon Elsa » 15.09.2007, 09:17

Liebe Lisa,

danke fürs "Geschwafel", das keines ist! Ich habe mir viele Gedanken um das Gedicht gemacht, überhaupt um das Thema, auch wenn es vielleicht schon von Brecht verabschiedet worden ist.

Meine Gedanken waren, wie kommt es dazu, dass ein Mensch aus dem Leben abtauchen will? Ich habe es an Beziehung/Liebe festgemacht. Ich denke, dass ist der wichtigste Grund dafür.
Nachdem ich einen Roman über das abgewandelte Undine-Thema geschrieben habe, lässt es mich nicht los.

Exposé: „Liebeswellen“
Genre: Liebesroman
Umfang: ca. 230 Normseiten

Der Amerikaner Dennis trifft die Italienerin Undine. Triest im Mai. Zunächst fasziniert von ihrer unwirklichen Schönheit, dann berührt von dem Schmerz, den er ahnt, entwickelt sich Liebe. Sie ist eine Nixe, sagt sie. Sie zerschneidet sich die Brüste, singt in einer fremdartigen Sprache, leidet unter ‚Halluzinationen’, unverständlich für sie selbst, für ihn.
Dennis, bisher ohne Lebenssinn, ist besessen von der Aufgabe, ihr beizustehen und wühlt in ihrer Vergangenheit. Undine beginnt ihm zuliebe in Hypnosesitzungen nach und nach die fehlenden Puzzleteile hervorzuholen. Alles fügt sich zusammen. Undine ist ein vom leiblichen Vater missbrauchtes Kind. Sie spaltete ihre Persönlichkeit als Überlebensstrategie auf. Nun ist sie erwacht. Stellt sich dem scheinbar geliebten Vater entgegen und zeigt ihn an.
Auch wenn dies für Undine erst der Beginn einer Traumatherapie ist, stellt sich große Erleichterung bei ihr und Dennis ein. Sie wollen Triest zusammen verlassen. Kurz vor der Abreise gehen sie zu einer Party auf einem Schiff. Übermütig balanciert Undine auf der Reling und stürzt ins Meer.



Es gibt ein 2. Gedicht, zusammen mit einem Kollegen geschrieben darüber, aber diesmal ohne Daunen sondern wirklich Wasser.

blumenbekränzt

seit ophelia sang
im norden stürmen winde – trübe
wasserweite streut salz
in traurige blicke

seit ophelia ertrank
am horizont gebrochene sonne – drängt
bitteren nachgeschmack in verse
und wir atmen schlick der ebbe

Rieger&Dusanic

So wandert das Thema eben weiterhin in mir herum. Danke für den Link, ich kenne ihn.

aber es sollte nicht unwissend oder unreflektiert geschehen? ich erwarte eine Referenz oder einen Hinweis, dass das Wissen um die Geschichte dieses Motivs mit dem Zitat mitgesprochen ist
Naja, es geschieht nicht unwissend. Bei Brecht vergisst Gott die Ertrunkene, bei mir vergisst der Mann um die Frau zu kämpfen. Aus Feigheit, sich mit ihrer übergroßen Liebessehnsucht auseinanderzusetzen?

Das "leider" kommt bei mir literarisch nicht ganz an - es ist zwar klar, was damit gemeint ist, aber eigentlich referiert es "grammatisch" und poetisch am Bezug vorbei.."warum sagt er nur leider?"
Das ist wahrscheinlch so. Vielleicht gönne ich ihm mehr als ein "leider". Ein: "ich kann nicht" um die Unmöglichkeit anzusprechen, oder ein "vergiss mich", dann wäre eventuell der Bezug zum Zitat besser positioniert?

letztlich liegen für mich Wasserbild und Daunen soweit auseinander, dass ich keine Schnittmenge bilden kann und die beiden Bilder nicht zusammenspielen
Da teilen sich unsere Geister. Daunen sind weiß, weiß ist ein starkes Motiv -> Wasserleiche und es lässt sich gut "ertrinken/vergessen" darin. Daunen hüllen ein wie Wasser, sie können ersticken -> er drückte das Kissen auf ihr Gesicht, bis sie erschlaffte.
Davon möchte ich mich nicht trennen.

Das ist lieb von dir, der Gedanke an ein Gedichtbändchen mit Zitatgedichten. (Sowas braucht "leider" kein Mensch).

So jetzt habe ich auch geschwafelt, mich ausgelassen über meine Leidenschaft :rolleyes:

Vielen Dank und lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

Gast

Beitragvon Gast » 15.09.2007, 11:26

Liebe Elsa,

leider kann ich zur Besprechung deines Textes nicht viel beitragen.

Die "Daunen", die mich stören, aus zugegeben ganz profanen Gründen - weil sie nämlich schwimmen können - und mir deshalb als Bild in diesem Kontext unpassend erscheinen, obwohl sie den Bezug
"er drückte das Kissen auf ihr Gesicht, bis sie erschlaffte".
herstellen sollen ... sind durch das Zitat "erklärt". Es ist auch nur mein Empfinden, dass die Bildebene nicht stimmig sei,
denn die lyrische Sie taucht ja durch sie hindurch - nehme ich an - und dann ab.

Diese Sätze von dir

Elsa hat geschrieben:Meine Gedanken waren, wie kommt es dazu, dass ein Mensch aus dem Leben abtauchen will? Ich habe es an Beziehung/Liebe festgemacht. Ich denke, dass ist der wichtigste Grund dafür.


lassen mich OT fragen:

Wie kommst du darauf, dass die meisten Suizide aus Beziehungsgründen/Liebe geschehen?
Die Vermutung halte ich für gewagt. Du vergisst, dass Armut, und die Ausweglosigkeit daraus, (z. B. in Indien) und i speziell in Japan (so viel ich weiß) bei Schülern, die Stresssituation in der Schule einen großen Anteil ausmacht ... Das waren nur zwei Beispile. Zugegeben eher eine Kreis von Suizidopfern, mit dem wir hier nicht viel zu tun haben.
Der Suizid aus Liebe ist natürlich jener der gern romantisch verklärt wird (Romeo & Julia) und auch in der Literatur eher Niederschlag findet, vielleicht meintst du es in diese Richtung.


Liebe Grüße
Gerda

Benutzeravatar
Elsa
Beiträge: 5286
Registriert: 25.02.2007
Geschlecht:

Beitragvon Elsa » 15.09.2007, 12:05

Liebe Gerda,

danke für dein Feedback!
Daunen: Sie tauchte ab darunter, als wäre es Wasser, nicht durch.

OT-Antwort: Ich meine es vor allem literarisch, denn in dem Bereich ist es der Hauptgrund. Verzweiflung aus unerhörter Liebe ist die Triebkraft, als würde man dem Verschmähenden etwas zu Fleiß machen wollen.

Selbstverständlich gibt es viele, viele andere Gründe für Suizid.

Aber wie ich schrieb, habe ich es hier an der Liebe festgemacht. Ich habe auch Gedichte, die sich mit anderen Gründen befassen.

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

Gast

Beitragvon Gast » 15.09.2007, 15:40

Liebe Elsa,

ich habe zu danken, denn jetzt endlich ist der Groschen gefallen , ja ich war zu sehr aufs "Wasser" fixiert, durchs Zitat.
In seiner Kanppheit gefällt mir es jetzt, da ich mir nicht mehr selbst im Weg stehe gut.

Liebe Grüße
Gerda

Fürs Monatsthema wäre es auch etwas gewesen ...

Benutzeravatar
Elsa
Beiträge: 5286
Registriert: 25.02.2007
Geschlecht:

Beitragvon Elsa » 15.09.2007, 17:21

Liebe Gerda,

Wirklich, das macht mich nun froh! Danke schön.

Ja, ich dachte auch ans Monatsthema, aber jetzt habe ich es ja schon hierher gestellt.

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

Benutzeravatar
Lisa
Beiträge: 13944
Registriert: 29.06.2005
Geschlecht:

Beitragvon Lisa » 17.09.2007, 12:22

Liebe Elsa,

danke für deine Antwort, durch sie habe ich mich dem Text angenähert, vor allem dem Daunen/Wassermotiv - ich habe jetzt auch das Ende stärker darauf betont und mir erscheint es zwar etwas wie eine Dopplung (denn das Wassermotiv, das Sehnsuchtsmotiv hat ja schon eien sexuelle Komponente, das Bettmotiv fügt eigentlich dadurch keine neue Ebene mehr hinzu?), aber ich finde es jetzt in sich gesichert und kann deine Motivation nachvollziehen.

Bei Brecht vergisst Gott die Ertrunkene, bei mir vergisst der Mann um die Frau zu kämpfen. Aus Feigheit, sich mit ihrer übergroßen Liebessehnsucht auseinanderzusetzen?


Na ja ~ das: bei mir vergisst der Mann um die Frau zu kämpfen. ist/war ja genau der Punkt des Ophelia/Wasserleichenmotivs - das der Mann auf die Frau vergisst, im absoluten oder tastächlichen Sinn der Ansprüche der Liebe (aus welchen Gründen auch immer). Das Motiv hat genau diesen Aspekt thematisiert, einen Prozess durchlaufen und an dessen Ende hat Brecht das Motiv verabschiedet (indem der (Dichter)gott auf das Motiv vergisst). Wenn du dann jetzt wieder damit anknüpfst, dass der Mann auf sie vergisst, machst du nichts neues anderes, sondern springst wieder vor Brecht (knüpfst also weder an Brecht an, noch machst etwas ganz anderes, neues damit, sondenr wiederholst nur etwas, was jemand anders gerade infragegestellt hat) - und da denke ich, dass man diesen Schritt nicht gehen kann, ohne eine Referenz mitzugeben?

Das "ich kann nicht" finde ich auf jeden Fall besser als das vorherige "leider", fast könnte mir der Ausruf noch konkreter verweisen (warum kann er nicht? es ist leicht eine Figur einfach behaupten zu lassen, sie kann nicht, wie es im Märchen einfach ist, böse und gut klar zu verteilen, es wäre vielleicht reizvoll noch den Grund, warum er nicht kann in Form einer Ahnung in seinen Ausruf mithineinzugestalten, was aber nicht heißen soll, dass das analytisch erklärt werden soll, das kann ganz poetisch weitläufig geschehen über Assoziation und Bildkraft. Es lohnt sich hier vielleicht auch die Männergestalten des Motivs anzuschauen, die es gibt. Zum Beispiel beim parallelen Undinemotiv von Fouque und vielen anderen, was ja auch die Bachmann in ihrem Text wieder verabschiedet, weil es unmenschlich (nicht im moralischen Sinne) ist, lehtn sie sich an den Namen "Hans" an und rückt so die männliche Figur in einen bekannten Kontext, aus dem man ableiten kann, warum denn der Mann nicht kann, was Undine möchte. Hier in deinem Text wird vom Leser verlangt, dass man einfach ohne Frage hinnimmt, dass der Mann nicht fähig ist, der Frau bzw. ihren Wünschen gerecht zu werden - das macht man "gerne", weil durch die Tradition das Thema bekannt ist und sofort konsumiert werden kann: die sehnsüchtige Frau und der unfähige Mann, aber da keine Gründe mitgeliefert werden und deine lyr. Figuren exemplarisch bleiben und nicht individuell, muss man zustimmen, obwohgl es eigentlich keine Begründung gibt - ich erwarte da eigentlich zumindest einen Gegentext - wo es vielleicht umgekehrt ist, die Frau dem Mann nicht gerecht werden kann oder der Mann der Frau gerecht wird und die Frau es nicht annehmen kann etc. -- denn das Verhältnis sehnsüchtige Frau/unfähiger Mann ist ja kein Verhältnis an sich (oder vertrittst du diese these? (in meinen augen sind mann und frau beide gleich unfähig und gleich sehnsüchtig, es kommt dann auf die einzelkonstellation (in abhängigkeit der gesellschaft etc. natürlich))). In diesem Zusammenhang fällt mir ein, dass es doch eine interessante (und in meinen Augen damit auf Brecht referierende!) Variante wäre, das Roillenverhältnis einfach umzudrehen und so mit der kulturellen Konditionierung zu spielen:
/als sie ertrunken war
in den flüssen – b.b – /


als er ertrunken war
in den flüssen

sah er sie an – sagte:
bleib

nichts gutes versprach ihr
mund – wundgeküsst durchschnitt
ein „ich kann nicht“ die süße
getränkte luft

und er tauchte ab
zwischen daunen – erstickte
seine sehnsucht und still wurde es


Man könnte das sicher sprachlich dann noch mehr zupassen, ich fände das aber eine spannende Idee. Das Opheliamotiv für Frauen ist verabschiedet, aber es ist - entgegen Brecht doch noch nicht durch, denn umgekehrt wurde es noch nicht....---hm?

Ich weiß, das ist viel Gedankenexperiment und wohl eher mein Stil, als das, was du mit dem Text möchtest - ich hoffe, ich durfte trotzdem mal jonglieren.

Übrigens finde ich sehrwohl, dass die Welt solch einen Gedichtband braucht, ich liebe solche Dialoge zwischen Texten. Aber natürlich hast du recht, dass die Verlage es sich da schwer tun .-(. ..leider.

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Benutzeravatar
Elsa
Beiträge: 5286
Registriert: 25.02.2007
Geschlecht:

Beitragvon Elsa » 17.09.2007, 17:59

Liebe Lisa,

Ui, du bist wieder da :-) Was mich natürlich überaus freut.

Du hast in vielen Teilen deiner Überlegungen recht, vor allem springt mich an: warum nicht endlich einmal umgekehrt ertrinken lassen? Dein Beispiel anhand des Gedichtes gefällt mir gut, man kann es tatsächlich auf Er und Sie anwenden.

Es ist wahrscheinlich auch antiquiert gedacht, immer und immer wieder die Frau als leidendes Opfer des Mannes oder unverstanden von ihm darzustellen. Bei Brecht als Mann litten alle Frauen unter ihm. Heißt es.

Wasser/Bett, nein das führt in keine neue Ebene. Ich werde das bei einem nächsten Gedicht bedenken, hier soll es so eindimensional bleiben, ich tu mich schwer, es nun ganz zu verändern.

Erweitern eventuell ja, das ist interessant für mich, mehr auf das "ich kann nicht" des Mannes einzugehen, warum nicht. (weil sie unerträglich ist, ihn aussaugt, verlangt durchs leben getragen zu werden und er daran scheitert, weil er selbst jemand bräuchte, der das tut. zwei schwache sind es, beide leiden) das war die Intention. Sie kommt so wahrscheinlich nicht richtig an.
Er vergisst um die Frau zu kämpfen, weil er vergessen will. vielleicht hat er in ihr etwas anderes gesehen. Huch, das wird ja ein Roman, je länger ich darüber nachdenke!

Hier in deinem Text wird vom Leser verlangt, dass man einfach ohne Frage hinnimmt, dass der Mann nicht fähig ist, der Frau bzw. ihren Wünschen gerecht zu werden - das macht man "gerne"
Stimmt, es ist "einfacher". Du macht es mir nicht leicht, Lisa, das ist gut.

Ich werde hier vermutlich damit nicht mehr "spielen" oder jonglieren, aber es mir vormerken für andere Texte, es gefällt mir gut! Danke dafür.

Äh, was das Verlegen von Gedichten angeht, habe ich eine recht realistische Einstellung.

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Google [Bot] und 9 Gäste