Vorbei

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Heidrun

Beitragvon Heidrun » 27.08.2007, 15:50

entfernt
H. D.
Zuletzt geändert von Heidrun am 14.09.2007, 07:30, insgesamt 3-mal geändert.

pandora

Beitragvon pandora » 28.08.2007, 11:17

hallo heidrun,

willkommen hier im salon.

in deinem prosagedicht wird eine situation geschildert, die jeder gut nachempfinden kann. das lyrICH trifft auf einen menschen, der ihm einst sehr nahestand. es ist hin- und hergerissen zwischen sichzuerkennengeben und verbergenwollen. verletzungen schmerzen, aber die zeit hat mittlerweile auch wunden geheilt. gute und schlechte erinnerungen an eine gemeinsame zeit mischen sich wie wasserfarben, doch letztendlich entscheidet sich das lyrICH, wohl auch aus furcht vor dem, was eine erneute begegung nach sich ziehen würde, für das sichverbergen.

mir fällt auf, dass du zum einen bedeutungsschwere bilder benutzt (spinnenweben - garten/garten eden) und diese auch gut "durchhältst". (du bleibst beispielsweise im bild, indem du zum beispiel eine linie zeichnest, die von "garten" zu "garten eden" bis hin zur "garten bestellen" und "vertreibung" führt.)
zum anderen erklärst du diese bilder mit sehr nüchternen worten. ("Da befällt mich auch Furcht")
für mich als leserin ist dieses zusammenspiel von bilderwelt und erklärung eigentlich unnötig, da ich die bilder bilder auch ohne zusatzerläuterung entschlüsseln kann.
verstehst du, was ich meine?

vers dreizehn ist meiner meinung nach etwas unglücklich formuliert ("Selbst Hoffnung nicht länger mir möglich ist...")warum veränderst du die gängige wortstellung?

lg
p.

Heidrun

Beitragvon Heidrun » 28.08.2007, 11:51

Liebe Pandora (welch schöner nick!),

recht herzlichen Dank für deine Anmerkungen.

Bei der Sache mit "Vers 13" gebe ich dir unumwunden recht und werde das verändern. Geschrieben habe ich es auch rhythmischen Gründen; aber es gibt mit Sicherheit eine bessere Lösung.

Der Wechsel aus der Bilderwelt in die nüchterne Realität war eigentlich von mir erwünscht..., ist doch der ganze Text ein einziges Wechselbad. Aber ich werde gern darüber nachdenken. ---

Wenn ich einem Vorschlag folge, "darf" ich dann direkt meinen Text verändern / verbessern?

Liebe Grüße
Heidrun

Gast

Beitragvon Gast » 28.08.2007, 13:00

Liebe Heidrun,

der Rhythmus des Textes ist es, der mich mitgenommen hat und den ich recht ausgewogen empfinde, auch wenn ich meine, dass obwohl es sich um ein "Erzähl"gedicht handelt, du sogar ein wenig mehr verdichten könntest.

Die Idee, den Garten Eden als Metapher zu benutzen ist wahrlich nicht neu, aber durchgängig und
gut durchgehalten, allerdings auch sehr gewaltig geformt. Ich kann pandoras Überlegungen hierzu teilen.
Vielleicht ist mir dein Gedicht eben wegen jener bekannte Metapher einfach zu deutlich ... du sprichst trotz Bildebenen eine doch sehr klare Sprache ...

Ich würde das "noch" am Zeilenende in V 5 fortlassen, vielleicht experimentieren: Ohne Zeichensetzung und mit Kleinschreibung ... , ich denke, der Texte könnte gewinnen.
Das sind nur Ideen und Anregungen.

Wenn du in deinen Texten ändern möchtetst, kannst du dies über die EDIT-Funktion.
Bitte sei nur so lieb und vermerke die Änderungen. (Hinweis mit Sternchen o. ä. )
Du wirst beim weiteren Lesen im Saloin merken, dass manchmal auch eine überarbeitete Version über der "Urversion" gepostet ist., wenn sich die Änderunge summieren.

Liebe Grüße
Gerda

Heidrun

Beitragvon Heidrun » 29.08.2007, 12:31

Danke, liebe Gerda, für deinen Kommentar.

Ich werde es mal mit der Kleinschreibung probieren...

Eine weiteres feedback wäre mir danach sehr lieb.

Herzliche Grüße
Heidrun

Hier nochmal die Originalfassung:


Vorbei

Am Ende der Straße entdecke ich dich, will dich
rufen, umarmen, vermag es nicht, denn die
Erinnerung schnürt mir die Kehle zu.
Ist seidiges Spinnengewebe,
das fester und fester mich würgt, noch
mit jedem gegangenen Schritt.
Du scheinst mir ein Garten,
aus dem ich schon lange verstoßen,
ein Eden, für immer gesperrt.
Und mitten im Netz, da befällt mich auch Furcht, bei
dem Ringen nach Luft und den anderen Martern:
So drückend umschließt mich Verlorenes.
Selbst Hoffnung nicht länger mir möglich ist, kann den
Garten nicht wieder bestellen und auch die
Vertreibung nicht zweimal ertragen.

© Heidrun Dehnhardt, August 2007

Das "noch" habe ich aus rhythmischen Gründen doch drin gelassen.

Gast

Beitragvon Gast » 30.08.2007, 10:59

Liebe Heidrun,

mein erster Leseeindruck, ja! Mir scheint es atmosphärisch dichter, weil ich nun anders lese ... aber ich werde mich noch mal intensiver befassen.
Pandora hatte an dieser Stelle nach der Inversion gefragt:

Heidrun hat geschrieben:hoffnung
nicht länger mehr möglich ist


Du hast zwar da "Selbst" aus der ersten version fortgelassen, aber ansonsten die Reihenfolge der Satzteile unverändert gelassen, ich finde da stockt man beim Lesen, und ich sehe keinen Grund nicht zu schreiben:

hoffnung
ist nicht länger mehr möglich


Fürs Erste liebe Grüße
Gerda

PS Sei doch so lieb und poste die ursprüngliche Version unter der neune Fassung im Seitenkopf.
Du kannst sie ja kleiner setzen oder mit der "Shadow-Funktion" blass machen, frag nach, wenn du nicht weißt, was ich meine.

Heidrun

Beitragvon Heidrun » 30.08.2007, 14:03

Liebe Pandora, liebe Gerda,

ich bin schweren Herzens Eurem Vorschlag gefolgt und finde nun, dass das Gedicht rhythmisch sehr verloren hat. Bei "Hoffnung ist nicht länger mehr möglich", stockt alles, wenn ich das Gedicht laut lese. Die Melodie ist perdu. Vielleicht gibt es hier einen Musiker... ?

Verunsicherte Grüße
Heidrun

Auf jeden Fall vielen Dank für Eure Mühen (lächelt). Die Kleinschreibung gefällt mir auch besser.

Gast

Beitragvon Gast » 30.08.2007, 17:05

Liebe Heidrun,

es besteht doch kein Grund zur Eile. Es sind manchmal Satzstellungen, sogar einzelne Worte, die einen schier zur Verzweiflung bringen können. Es kann manchmal Tage, Wochen, Monate oder noch mehr Zeit dauern, bis man das gefunden hat, was stimmig ist.
Ich weiß ja nicht ob der Text noch frisch ist, es hat den Anschein. (Datum) Dann ist es auf jeden Fall gut, ihn mal "abhängen" zu lassen.
Lass dir doch Zeit, gewinne etwas Abstand. Möglich auch, dass du dann bei deiner Satzstellung bleibst, möglich auch, dass du insgesamt noch Änderungen vornimmst. Die wenigsten Gedichte sind innerhalb weniger Tage perfekt. Aber das wirst du sicher wissen.
Ich habe es jetzt mal laut gelesen und finde mit einer Zäsur vor "hoffnung" lässt sich der Text gut lesen.
Aber letztlich liegt die Entscheidung bei dir, denn du sollst dich an allererster Stelle in deinem Text auch wiederfinden und nicht Kompromisse schließen, weil du es anderen Recht machen möchtest.
Nicht schweren Herzens etwas ändern, lieber warten bis du Veränderungen annehmen kannst.
In diesem Sinn nicht verunsichern lassen sondern gelassen bleiben ;-)

Liebe Grüße
Gerda


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