Im Landen

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
moshe.c

Beitragvon moshe.c » 04.08.2007, 20:03

Im Landen

Meine Lider möchten
nicht mehr flattern
und meine Gedanken bleiben,
wenn die Vögel fliehen.

Buchstaben meiner Hände
setzen sich nieder neben mir
uns schaffend ein Gerüst,
wenn die Hunde jaulen

von Ferne
zitter ich
und falle
an kleinen Plätzen
mittendrin.

Wir-Sing

Meine Welt

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Für Nicole Schuster

Perry

Beitragvon Perry » 06.08.2007, 17:14

Hallo Moshe,
die Vögel und Hunde konnte ich noch gut als Lebensumgebungsmetaphern identifizieren. Der Landeanflug bzw. das Fallen in kleine Plätze lässt mich dagegen etwas ratlos zurück. Na dann koste ich mal vom Wirsing, vielleicht kommt ja die Erleuchtung noch.
LG
Manfred

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 06.08.2007, 19:37

Lieber Perry!

Vieleicht hätte ich es garnicht veröffentlichen sollen. Der Text ist sehr persönlich auf eine Person geschreiben: Nicole Schuster.
Falls es dich weiter interessiert ergoogle doch mal diesen Namen im Zusamenhang mit Wirsing.

Mit bestem Gruß

Moshe

Sabine

Beitragvon Sabine » 06.08.2007, 20:07

Hallo Moshe,

als ich den Wirsing in deinem Gedicht las, musste ich sofort an den Bericht im ZDF über Menschen mit Aspersyndrom denken. "Ein guter Tag ist ein Tag mit Wirsing." http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/14/0,1872,1020910_idDispatch:5345135,00.html
So heißt auch das Buch von Nicole Schuster, in dem sie über ihr Leben als hochbegabte Autistin geschreiben hat.


LG Sabine

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 06.08.2007, 20:38

Liebe Sabine!

Genauso ist es.

Mich hat dieser Bericht und haben diese Menschen zu tiefst berührt.

Meinst du, daß mein Gedicht dem ein wenig nahe kommt?

Moshe

Perry

Beitragvon Perry » 07.08.2007, 00:07

Hallo Moshe,
habe ein wenig nachgelesen und ich verstehe nun den Beweggrund für deinen Text. Vermutlich muss man aber tieferes Hintergrundwissen zu dieser Krankheit haben, um deine Bilder deuten zu können. Ich kann es zumindest nicht.
LG
Manfred

Nihil

Beitragvon Nihil » 07.08.2007, 09:49

Lieber moshe,

nichts gegen deine Faszination an Menschen innerhalb des "autistischen Spektrums", aber diese gute Dame, ich denke nicht, dass sie zu jenen gehört .. sie ist ein Fake und sie will ihr Buch verkaufen, das ist alles. Die Wirsing-Nummer ist aber auch zu herzallerliebst, verkauft sich bestimmt gut .. gerade in Verbindung mit einer "Hochbegabung" (sie kann den Wirsing schneiden wie keine andere sonst ;-) ..) Autoren lassen sich so einiges einfallen, um ihr Büchlein an die Frau/den Mann zu bringen ..

Aussagen wie:

"Vor laufender Kamera aus meinem Leben zu berichten, fiel mir erstaunlich leicht. Ich sprach über Autismus, das Thema, mit dem ich mich am liebsten Tag und Nacht beschäftigen würde. Darüber zu sprechen, ist nicht anstrengend, es ist pure Leidenschaft."


.. zeigen doch wohl, dass es ihr mehr um Selbstdarstellung etc. geht und letztlich um Profit .. wo ist denn diese Frau bitte autistisch? Weil sie als womöglich Zwangsgestörte sich den Tag mit Wirsing strukturiert? Das ist lächerlich .. sorry, aber es musste sein. Selten ein solch offensichtliches Fake gesehen.


LG

Nihil


Lieber Moshe, ich möchte dir mit meinem Kommentar nicht die Freude an deinem Gedicht verderben, ich habe auch den Bericht nicht gesehen, das aber, was ich gelesen habe, das erschien mir als unglaubwürdig.

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 07.08.2007, 18:31

Lieber Perry!

Du hast recht. Man sollte in wenig Hintergrundwissen haben, ggf. auch persönliche Erfahrungen, um meinen Text verstehen zu können. Deshalb war mir dann auch ein wenig unwohl, daß ich diesen Text veröffentlicht habe.
Bestimmt bin ich bald wieder besser verständlich.

MlG

Moshe


Hallo Nihil!

Deine Annahmen sind reine Spekulation, so wie sie sich mir darstellen. Schade, daß du den Beitrag nicht gesehen hast, denn dann würde dein Urteil vielleicht anders ausfallen.

So long

Moshe

Sabine

Beitragvon Sabine » 07.08.2007, 18:59

Es wäre fair, Nihil, wenn du dich erst einmal eingehend über einen Menschen informierst, bevor du ihn verurteilst oder ihm Dinge unterstellst, die du nicht beweisen kannst. Mich hat dieser Film sehr berührt, zumal der Sohn meiner Freundin autistisch ist. Es gibt viel Menschen, die hochbegabt sind und bei denen zusätzlich Asperger-Autismus diagnostiziert wird. Mein Sohn hat einen solchen Jungen in der Schule und es ist bewundernswert, wie dieser seinen Alltag meistert.
Bücher wie das von Nicole Schuster ermöglichen einen Einblick in das Leben dieser Menschen, das uns meist verschlossen bleibt. Vielleicht gelingt es Frau Schuster mit ihrem Buch, Menschen mit Asperger-Autismus besser verstehen zu lernen und Vorurteile abzubauen.

Lieber Moshe,

natürlich ist es immer schwer, in wenigen Worten ein solch komplexes und schwieriges Thema zu beschreiben. Um den persönlichen Bezug zu begreifen, muss man als Leser natürlich das Buch von Frau Schuster kennen, damit man den Zusammenhang mit dem Wirsing verstehen kann.
Aber ich sehe in deinem Gedicht schon einen Menschen, dem die Welt verschlossen bleibt und der sich an Dingen (dem Wirsing) festhält, um den Alltag zu meistern.
Warum solltest du ein solches Gedicht nicht veröffentlichen?

Liebe Grüße
Sabine

Nihil

Beitragvon Nihil » 07.08.2007, 20:27

Lieber Moshe,

so sie wirklich autistisch ist, dann nehme ich meinen Kommentar natürlich zurück! Und gut, ja - ich bin nicht richtig informiert und ich habe mir ein Geplapper erlaubt .. aber die Medien wollen ihre Story und die Autoren ihre Bücher verkaufen .. na, dann hoffe ich, dass hier die Dinge anders liegen .. ;-)

LG

Nihil

Sam

Beitragvon Sam » 08.08.2007, 07:53

Ich kann Nihils Bedenken verstehen. Liest man nur den Artikel in dem von Sabine angebenen Link, erscheint einem das alles ein wenig unglaubhaft. Das mag daran liegen, dass hier immer von Autismus und weniger vom Asperger Syndrom geredet wird. Nicole gehört zweifellos zu denen, die eine "leichtere" Form des Autismus hat. Das zeigt sich allein darin, wieviel Empathie sie aufbringen kann, für die Reaktion ihrere Eltern.
Interessant ist, was Nick Hornby, dessen Sohn selber autistisch ist, in seinem Kolumnenbuch "Mein Leben als Leser" über das Buch "Supergute Tage" und andere Selbstdarstellungen von Autisten (oder deren Angehörigen) gesagt hat. So unterschiedlich diese Krankheit sich in ihren Symptomen zeigt, so unterschiedlich ist auch die "Qualität" oder die Authenzität jener Schilderungen.

Ich habe jenen Bericht auch gesehen und er hat mich berührt. Ich kann auch Moshes Impuls verstehen, hier ein Gedicht zu schreiben. Was mich daran nur stört, ist die Ich-Form des Gedichtes. Als würden 45 Minuten Bericht und ein wenig Googelei ausreichen, um sich in eine Person hineinversetzen zu können. Noch dazu eine, deren Wahrnehmungswelt sich sehr von der unseren unterscheidet. Ich nenne das jetzt mal ganz unverblümt vermessen.
Aufhängen will ich meine Kritik an der Art, wie das Wort Wirsing in dem Gedicht geschrieben wird.
In Nicoles Welt ist der Wirsing wie ein Fundament, eine feste Größe, etwas, an dem sie ihr Empfinden für den Tagesbalauf festmachen kann. Es ist aber kein Wir-Sing. Warum diese Teilung. Gerade bei Autisten hat das Wort "Wir" eine andere, wenn nicht gar keine Bedeutung. Auch das Halbwort Sing erschliesst sich hier nicht. Es geht doch bei dem Wirsingzubereiten nicht darum, sich einfach in bessere Laune zu bringen, als würde man ein Lied trällern. Das Wirsingschneiden ist für Nicole (so wie sie es dargestellt hat) von essentieller Bedeutung. Wenn das wegfällt, entsteht eine Verstörung, die ihr sämtliche Sicherheit beraubt. Als würde man, gewohnt seit Jahren neben ein und selben Person aufzuwachen, plötzlich wach werden, und jene Person wäre nicht mehr da.

Betroffenheit ist eine Sache. Identifikation eine andere. Von daher gesehen, spricht m.E. das Gedicht sehr für den Autor, an seiner Thematik gemessen aber halte ich es für misslungen.

Liebe Grüße

Sam


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