in den gardinen die mücken
vom letzten sommer:
eine stadt
den mond ins haar geflochten
der moldau akkorde zugeflüstert
ein name
sechs buchstaben
suchen sich zu mir
eine stadt
etwas staub in den stoff gerieben
fremde silben im ohr beherbergt
ein name
sechs buchstaben
krabbeln nach mir
eine stadt
der ohrring im pflaster versunken
den gürtel durch rosen gejagt
ein name
sechs buchstaben
schieben sich unter die nägel
dringen in meine nasenlöcher
verkleben mir die wimpern
eine stadt
zwischen fensterläden ein spiegelbild gewebt
meine spucke in pfützen bewahrt
.
in den gardinen die mücken -
wenn der wind weht
heben sich die flügel
[align=right]atb[/align]
die mücken
Liebe Thea,
ein wunderbares Erinnerungsgedicht und ein genialer Gedanke, die Eindringlichkeit, mit der die Erinnerungsbilder zurückkehren (vielmehr nicht aufhören, sich festgesetzt haben) durch die penetrante Art von Mücken darzustellen.
Selbst die formale Seite des Gedichtes trägt dieser Eindrinkglichkeit sehr gut Rechnung, die Wiederholungen - die mich beim Lesen anfangs irritiert haben, bis ich begriffen habe, daß das genau so gehört - und dann der sich öffnende Schluß mit dem Flügelbild, das gleichsam auch den Leser aus dieser eindrücklichen/eindringlichen/fast schon beklemmenden Atmosphäre "entfliegen" läßt.
Was ich nicht so ganz zuordnen kann ist die Strophe mit dem ohrring und dem gürtel, der durch rosen gejagt wird... Zwar starke Bilder und ich assoziierte dabei zunächst sowas wie Straßen (Ringstraße - Altstädter Ring// Gürtel - Wiener Gürtel) aber da passendie Städte nicht so ganz zusammen.... *grübel*
Auch frage ich mich, ob "gewebt" tatsächlich treffend ist im Zusammenhang mit "spiegelbild", auch wenn ich den Effekt, der sich aus durch Fensterläden fallendes Licht ergibt ,sehr wohl kenne. Das kann schon wie ein Netz, wie ein Gewebtes aussehen.... hmmm... aber spiegelbild??? Ich denke noch darüber nach.
Das nur mein erster Eindruck, den ich spontan niederschreiben mußte.
Danke für dies Gedicht!
Liebe Grüße,
scarlett
ein wunderbares Erinnerungsgedicht und ein genialer Gedanke, die Eindringlichkeit, mit der die Erinnerungsbilder zurückkehren (vielmehr nicht aufhören, sich festgesetzt haben) durch die penetrante Art von Mücken darzustellen.
Selbst die formale Seite des Gedichtes trägt dieser Eindrinkglichkeit sehr gut Rechnung, die Wiederholungen - die mich beim Lesen anfangs irritiert haben, bis ich begriffen habe, daß das genau so gehört - und dann der sich öffnende Schluß mit dem Flügelbild, das gleichsam auch den Leser aus dieser eindrücklichen/eindringlichen/fast schon beklemmenden Atmosphäre "entfliegen" läßt.
Was ich nicht so ganz zuordnen kann ist die Strophe mit dem ohrring und dem gürtel, der durch rosen gejagt wird... Zwar starke Bilder und ich assoziierte dabei zunächst sowas wie Straßen (Ringstraße - Altstädter Ring// Gürtel - Wiener Gürtel) aber da passendie Städte nicht so ganz zusammen.... *grübel*
Auch frage ich mich, ob "gewebt" tatsächlich treffend ist im Zusammenhang mit "spiegelbild", auch wenn ich den Effekt, der sich aus durch Fensterläden fallendes Licht ergibt ,sehr wohl kenne. Das kann schon wie ein Netz, wie ein Gewebtes aussehen.... hmmm... aber spiegelbild??? Ich denke noch darüber nach.
Das nur mein erster Eindruck, den ich spontan niederschreiben mußte.
Danke für dies Gedicht!
Liebe Grüße,
scarlett
die mücken-assoziationen gefallen mir. alltäglich und doch ungwewöhnlich leicht wie der stoff der gardinen, mückenverhangen vom letzten jahr. und dann spielst du mit dem thema, und ich lese sehnsucht, erinnerung und liebe. sehr gut, wie du die bilder in den strophen verdichtest und die strophen rhythmisch mit "stadt" und "namen" einen durchgehenden halt finden. deine verwendeten bilder sind klasse, aus dem bauch heraus - das ganze wirkt darum wunderbar ursprünglich und poetisch.
gruß
chiquita
gruß
chiquita
Willst du wirklich, dass man mit der Moldau etwas verbindet - dem einzigen konkreten Namen in diesem Text?
Ich finde ihn wunderschön und vielfältig.
LG
tulpenrot
Ich finde ihn wunderschön und vielfältig.
LG
tulpenrot
"Ach, wissen Sie, in meinem Alter wird man bescheiden - man begnügt sich mit einem guten Anfang und macht dem Ende einen kurzen Prozess." AST
Liebe Thea,
also, weißt du noch, als du mir von den Glasscheiben erzählt hast? Bei dem ersten Text habe ich dir das ja noch geglaubt (es war ja auch eins chönes Bild für einen auch schon schönen Text).
Aber nach deinen beiden letzten Texten: Nein, nein...sie sind so berührend! Und sie sind sprachlich einfach umwerfend, da ist keine Glasscheibe. Nada.
Ich glaube, ich habe noch nie einen Text gelesen, der so schwebend und zugleich ganz konkret sinnlich (ich meine, die (älteren) Gardinen riechen zu können) von einem Ort erzählt, ohne weder ins unnachvollziehbare Persönliche, noch ins Allgemeine abzurutschen ~ das ist wunderschön, als ob man den Blick eines einzelnen Menschen auf der Stadt durch ein Fenster ruhen sehen kann. Ich bin wirklich gewillt von Liebe zu sprechen (klingt total pathetisch, aber für mich stimmt es).
Und deshalb stimme ich moshe zu: Es ist wie ein Gesang
Keine Änderugnsvorschläge...
Liebe Tulpenbrot,
deine Frage verstehe ich nicht (??)
danke für diesen schönen Text!
Liebe Grüße,
Lisa
also, weißt du noch, als du mir von den Glasscheiben erzählt hast? Bei dem ersten Text habe ich dir das ja noch geglaubt (es war ja auch eins chönes Bild für einen auch schon schönen Text).
Aber nach deinen beiden letzten Texten: Nein, nein...sie sind so berührend! Und sie sind sprachlich einfach umwerfend, da ist keine Glasscheibe. Nada.
Ich glaube, ich habe noch nie einen Text gelesen, der so schwebend und zugleich ganz konkret sinnlich (ich meine, die (älteren) Gardinen riechen zu können) von einem Ort erzählt, ohne weder ins unnachvollziehbare Persönliche, noch ins Allgemeine abzurutschen ~ das ist wunderschön, als ob man den Blick eines einzelnen Menschen auf der Stadt durch ein Fenster ruhen sehen kann. Ich bin wirklich gewillt von Liebe zu sprechen (klingt total pathetisch, aber für mich stimmt es).
Und deshalb stimme ich moshe zu: Es ist wie ein Gesang
Keine Änderugnsvorschläge...
Liebe Tulpenbrot,
deine Frage verstehe ich nicht (??)
danke für diesen schönen Text!
Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Hallo Thea,
gefällt mir gut, vor allem der Schluss vermittelt dieses "tote bewegen" einmalig.
Der Hinweis auf die sechs Buchstaben wäre für mich entbehrlich, weil der Name der Stadt nur für das LyrIch wichtig ist. Ich würde sogar die Stadt selbst aus dem Text nehmen und in die Überschrift (meine Stadt etc.) schieben, dann würden sich auch die Mücken nur einmal wiederholen.
Aber solche Eingriffe kannst du nur selber vornehmen, da wage ich keinen Vorschlag.
LG
Manfred
gefällt mir gut, vor allem der Schluss vermittelt dieses "tote bewegen" einmalig.
Der Hinweis auf die sechs Buchstaben wäre für mich entbehrlich, weil der Name der Stadt nur für das LyrIch wichtig ist. Ich würde sogar die Stadt selbst aus dem Text nehmen und in die Überschrift (meine Stadt etc.) schieben, dann würden sich auch die Mücken nur einmal wiederholen.
Aber solche Eingriffe kannst du nur selber vornehmen, da wage ich keinen Vorschlag.
LG
Manfred
Hallo ihr Lieben,
ich bin richtig froh, dass die mücken gut angekommen sind !!
(das klingt ja...
)
Danke euch für die schnellen Rückmeldungen!
@scarlett: auf das "gewebt" wurd ich schon angesprochen, aus dem selben grund. mir ist bewusst, dass die symbiose zwischen dem glatten spiegel und dem weben etwas ungewöhnlich ist- mir liegt das weben aber sehr am herzen: das spiegelbild ist in die stadt gewebt, wie ein spinnennetz, in dem sich regentropfen verfangen können und dabei die ahnung des organisch vergänglichen
@Lisa: natürlich kann ich mich noch an die glasscheiben erinnern (schön, dass du das auch tust) (und es sind ja glasscheiben
du schreibst ja selbst
du schreibst auch von liebe - ist nicht pathetisch,
ich kenne herzblut-mücken
Liebe Grüße
Thea
ich bin richtig froh, dass die mücken gut angekommen sind !!
(das klingt ja...

Danke euch für die schnellen Rückmeldungen!
@scarlett: auf das "gewebt" wurd ich schon angesprochen, aus dem selben grund. mir ist bewusst, dass die symbiose zwischen dem glatten spiegel und dem weben etwas ungewöhnlich ist- mir liegt das weben aber sehr am herzen: das spiegelbild ist in die stadt gewebt, wie ein spinnennetz, in dem sich regentropfen verfangen können und dabei die ahnung des organisch vergänglichen
@Lisa: natürlich kann ich mich noch an die glasscheiben erinnern (schön, dass du das auch tust) (und es sind ja glasscheiben
.gif)
den Blick eines einzelnen Menschen auf der Stadt durch ein Fenster
du schreibst auch von liebe - ist nicht pathetisch,
ich kenne herzblut-mücken
Liebe Grüße
Thea
Nein,. Thea. In meiner Vorstellung war das Fenster geöffnet. Und ein geöffnetes Fenster ist noch weniger Glasscheibe als wenn gar kein fenster da wäre, denn dann gibt es eine Glasscheibe, aber man sieht nicht durch sie hindurch.
(Wirklich!)
Liebe Grüße,
Lisa
(Wirklich!)
Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Liebe Thea,
ein wunderschönes Gedicht.
Völlig unprätentiös, eher weich und doch sehr einprägsam gesetzte Worte und Wiederholungen, die eine Atmosphäre heraufbeschwören, die bei mich daran erinnert, dass alles (Zeit) vergeht, man aber Bilder als Bruchstücke im Gedächtnis hat und oft wieder zusammenfügen kann, wennn man sich anstrengt.
Gefällt mir sehr.
Auch wenn diese Frage vielleicht merkwürdig erscheint, aber mit den 6 Buchstaben ist doch das Wort "Mücken" gemeint - oder?
Dieser Vers:
gibt mir irgendwie noch ein Rätsel auf, denn es könnte ja auch ein nicht genannter Name sein, an den sich Lyrich erinnert.
Liebe Grüße
Gerda
ein wunderschönes Gedicht.
Völlig unprätentiös, eher weich und doch sehr einprägsam gesetzte Worte und Wiederholungen, die eine Atmosphäre heraufbeschwören, die bei mich daran erinnert, dass alles (Zeit) vergeht, man aber Bilder als Bruchstücke im Gedächtnis hat und oft wieder zusammenfügen kann, wennn man sich anstrengt.
Gefällt mir sehr.
Auch wenn diese Frage vielleicht merkwürdig erscheint, aber mit den 6 Buchstaben ist doch das Wort "Mücken" gemeint - oder?
Dieser Vers:
Thea hat geschrieben:ein name
sechs buchstaben
suchen sich zu mir
gibt mir irgendwie noch ein Rätsel auf, denn es könnte ja auch ein nicht genannter Name sein, an den sich Lyrich erinnert.
Liebe Grüße
Gerda
Liebe Gerda,
freut mich, dass dus gern gelesen hast.
der name auf den ich mich beziehe ist ein name, der dem LI eng mit dieser stadt verbunden ist, sodass beide erinnerungsfetzen nur koexistieren. der name wird zur mücke. und die sechs buchstaben bergen ein geheimnis. es kann moldau heißen, es können auch sechs andere buchstaben sein...
dein rätseln verirrt sich hoffentlich nicht in gardinen ; )
Liebe Grüße,
Thea
freut mich, dass dus gern gelesen hast.
der name auf den ich mich beziehe ist ein name, der dem LI eng mit dieser stadt verbunden ist, sodass beide erinnerungsfetzen nur koexistieren. der name wird zur mücke. und die sechs buchstaben bergen ein geheimnis. es kann moldau heißen, es können auch sechs andere buchstaben sein...
dein rätseln verirrt sich hoffentlich nicht in gardinen ; )
Liebe Grüße,
Thea
Liebe Thea, eine liebevolle Erinnerung an eine schöne Stadt, die liebenswerte Erinnerungen hinterlassen hat. Ich gehe mal ins Einzelne: Die erste Strophe leitet ein mit dem Aufhänger der Mücken in der Gardine. Das ist sehr poetisch. Bei der zweiten Strophe gerate ich ein wenig ins Grübeln: Welche Stadt könnte gemeint sein? Nenn sie doch. Bei S3V3 würde ich "beherbergt" streichen, das dekoriert nur. S4V3 "krabbeln" - das ist mir zu kindlich. Überhaupt, ich bringe es mit dem Bild in S6 nicht mehr zusammen. Die letzte Strophe ist sehr schön, sehr eindrucksvoll. Aber ich würde sie trotzdem streichen, zumindest an dieser Stelle. Das Bild mit der Spucke auf dem Pflaster ist zu schön, als dass du damit nicht herausgehen solltest. Das sind sehr schöne, empfundene Bilder, dieses Gedicht spricht mich an, ich bin durch die kleine Stadt spazierengegangen. Caty
Liebe Caty,
danke dir für deine überlegungen, habe sie als konstruktiv empfunden...
zunächst: dir fehlt der name der stadt, aber das gefällt mir, das möchte ich, dass du nach buchstaben suchst und eigene erinnerungen wach werden ; )
das wort "beherbergt" ist nicht zwingend notwendig, das seh ich jetzt auch, aber behalten möchte ich es (mir würde das prädikat zur stadt fehlen...)
krabbeln- das ist die stelle, über die ich am längsten gegrübelt hab... letztendlich wollt ich ja die sich wandelnde beziehung zwischen LI und den buchstaben aufweisen: nämlich von einer (kindlichen) suche, die zur obsession wird... (vielleicht kannst du mir helfen, indem du versuchst, konkreter zu fassen, wie dein bilderbruch zwischen s4 und s6 entsteht?
deinem vorschlag, die spucke als ende des gedichts zu nehmen bin ich ja intuitiv ein wenig entgegengekommen: das bild ist das letzte der erinnerungen. die allerletzte strophe nach dem punkt halte ich wegen der flügel für zu bedeutsam, um sie zu streichen.
Caty, danke für deine anregungen, freut mich, dass die mücken dich angesprochen haben!
Liebe Grüße,
Thea
danke dir für deine überlegungen, habe sie als konstruktiv empfunden...
zunächst: dir fehlt der name der stadt, aber das gefällt mir, das möchte ich, dass du nach buchstaben suchst und eigene erinnerungen wach werden ; )
das wort "beherbergt" ist nicht zwingend notwendig, das seh ich jetzt auch, aber behalten möchte ich es (mir würde das prädikat zur stadt fehlen...)
krabbeln- das ist die stelle, über die ich am längsten gegrübelt hab... letztendlich wollt ich ja die sich wandelnde beziehung zwischen LI und den buchstaben aufweisen: nämlich von einer (kindlichen) suche, die zur obsession wird... (vielleicht kannst du mir helfen, indem du versuchst, konkreter zu fassen, wie dein bilderbruch zwischen s4 und s6 entsteht?
deinem vorschlag, die spucke als ende des gedichts zu nehmen bin ich ja intuitiv ein wenig entgegengekommen: das bild ist das letzte der erinnerungen. die allerletzte strophe nach dem punkt halte ich wegen der flügel für zu bedeutsam, um sie zu streichen.
Caty, danke für deine anregungen, freut mich, dass die mücken dich angesprochen haben!
Liebe Grüße,
Thea
Wer ist online?
Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 10 Gäste