Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

Bild
Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

Gast

Beitragvon Gast » 16.06.2007, 13:04

schuf gott den menschen sich zum bilde?
(er muss ein schlechtes von sich haben)
oder doch nur als krone der schöpfung
die jede menge zacken eingebüßt hat

Max

Beitragvon Max » 16.06.2007, 22:33

Verführerisch zu denken
dass irgendwer der erste war
nicht nur bei Rad und Feuer
sondern auch
dass irgendwer als erster
sich selber malte

Hat er anders geschaut
als ich
vor dieser Fotobox
mit vier Polaroids
von mir in der Hand

Nifl
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Beitragvon Nifl » 17.06.2007, 14:06

Getauschte Augen
(matte Entwicklung)
und die Kante betrachten
als einen Kippmoment
dem man vertrauen kann
wie einem eingerissenen Buchrücken
der die Seiten trotzdem hält

Weiter hinten sehe ich deinen Namen
obwohl längst erblindet
obwohl längst ausgedünnt

Das Daumenkino läuft rückwärts
bis der Streifen klackert
ich mich erst neu einfädeln müsste
wenn ich dürfte
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Max

Beitragvon Max » 17.06.2007, 22:07

Drei Steine vor
und zwei zurück
nur nicht auf die Kante
tre
ten

Den mageren Schritt üben
Hindernisse überfliegen
Dein Gedanke
schreitet voran
dein Körper folgt

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 18.06.2007, 20:52

meine Gedanken gehen so weit
dass meine Füße nicht folgen können
nicht einmal
wenn ich es wollte

Mucki
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Beitragvon Mucki » 18.06.2007, 22:35

gedanken
zerfliegen den geist
in fetzen
füße sind längst
stehengeblieben

aram
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Beitragvon aram » 18.06.2007, 23:09



ich ging:

langsam
ohne meine
füße

in eine welt, die fließt
noch immer

ich fließe
auch
und träume nicht

mehr länger

erwarte
klingeln, das ich gar nicht misse

oder brauche
und
meine füße

warten sicher auch auf mich




Klara
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Beitragvon Klara » 18.06.2007, 23:31


still down
still here
I am
and nothing
would be right

still down
still sure
I meant
and nothing
will be clear

still here
still there
I hear
and nothing
was comment
Zuletzt geändert von Klara am 18.06.2007, 23:35, insgesamt 1-mal geändert.

Gast

Beitragvon Gast » 18.06.2007, 23:34

die verwünschte jungfer
erwartet nicht viel
wenn sie
durch den spalt im teer ans licht drängt

ein wenig sonne
ein paar regentropfen
sie ist ja nur
gemeine wegwarte

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 19.06.2007, 06:38

Erwartung? Eine Schlinge,
Worin der Geist sich fängt;
Man ist noch guter Dinge
Und wird doch schon gehenkt.
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Gast

Beitragvon Gast » 20.06.2007, 22:20

verschlungen, nicht verschlagen
ertrunken, nicht erhängt

und dennoch

geist
weich
t

Mucki
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Beitragvon Mucki » 20.06.2007, 23:26

weiche von mir
du verschlagener gedanke
nein
ich werde dir nicht folgen
habe ich dich doch erkannt
und wenn du noch so
fadenscheinig in mir ätzst
wie säure

Gast

Beitragvon Gast » 21.06.2007, 18:05

... man verschlage
geschmolzene Butter
und Eigelb ...

noch ist spargelzeit
ein "hoch" auf die hollandaise,
dachte ich. ;-)

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 21.06.2007, 22:03

Sommersonnenwende Nr. 27

Spargeltarzanträume über dem Dach

ach, ach ach, wieeee traurig.

So scharf flog sie taubrig
hinter meinem Kopf empor den Bogen ins längste Rosa des Jahres.

Bei Müllers hats gebrannt brannt brannt - - soll es das etwa schon gewesen sein?

( - Aber ein bisschen schön war es schon, oder?
-Schöner als sonst )

Good bye, light, my fire
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.


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