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Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
Klara
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Beitragvon Klara » 10.05.2007, 14:39

rausgenommen wg Veröffentlichung gedruckterweise :)
Zuletzt geändert von Klara am 24.01.2011, 09:59, insgesamt 3-mal geändert.

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 10.05.2007, 18:58

Liebe Klara,

find ich einfach nur gelungen - sprachlich wie inhaltlich. Reizvoll, einfach, ehrlich, trotzdem liebevoll - und es handelt von meinem Lieblingsthema ;-).


1 erzählt zwischen Erwartung und Vorstellung...der Genuss liegt im Konstrast zu dem, was da ist. Die Phantasie ist genussvoller, besser, richtiger, anziehender als die Wirklichkeit. Dann der Absatz, bevor zwei beginnt, was schön gemacht ist, weil der Leser sich zurücklehnt und zustimmt: "Ja...sein wir ehrlich, genau so ist es...". (Und weil 1 dadurch genug Raum hat auch zwischen Knetmann und Realmann zu changieren).
Und dann liest man II, muss man es lesen. Und wird an der Nase zu einer kleingroßen Wahrheit geführt, mit Recht! Ich bin nicht sicher, ob das alle verstehen, aber für mich ist meine Lesart sehr klar und ich stimme ihr so(ooo) zu. Alles, was ich nämlich bisher an Phantasien in Bezug auf die Liebe hatte, hat sich zu so etwas anderem ergeben, als ich dahcte (und das fast nie im Sinne einer Enttäuschung, sondern einfach nur, dass die "Materialisierung" schon automatisch eine Abweichung beinhaltet. Eine Romanfigur wird ja auch nie Luft atmen können...der Knetmann riecht anders, und weil er anders riecht, fehlt ihm der Geruch...es ist einfach eine Übereinstimmung die den Knetmann reizlos macht. Und ich glaube, so verhält es sich oft mit TRäumen und Suggestionen. Sie bleiben nur wahr/bedeutungsvoll/mit Attributen versehen innerhalb ihrer Nichtexistenz.

Was wieder berührt, weil Knetmann und Realmann damit letzlich gleichauf sind (oder optimistisch gesagt: Der Knetmann ist nicht die Lösung an sich) (oder pessimistisch gesagt: Das lyr. Ich kommt nie an seine Träume heran). Alles drei zusammen genommen macht dann die Wirklichkeit aus.

Find ich toll arrangiert.

Liebe Grüße,
Lisa


(
Das ist so ein text, wo ich keine Detailkritik machen mag. Und ich habe Glück: Es ist auch gar keine nötig ;-).)
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 10.05.2007, 19:28

Halo Klara,

hey, das ist schön! Sehr neu, sehr überraschend und liebevoll.
Und es sagt das, was ich gern meinen KlientInnen sage: Das Traumbild (Traumprinzessin/Traumprinz) können niemals in die Wirklichkeit gelangen.
So groß eine Liebe auch sein mag, man/frau muss sich arrangieren. kann es auch.

Aber ein Knetmann muss her, dann wird es leichter.

Sehr sehr gern gelesen. Und genossen. Und genickt.

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

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leonie
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Beitragvon leonie » 10.05.2007, 19:51

Liebe Klara,

das habe ich wirklich sehr, sehr gern gelesen und habe auch keine Kritikpunkte gefunden!
Lisa hat alles so gut auf den Punkt gebracht, dass ich nichts wiederholen will. Einfach gelungen.

Liebe Grüße

leonie

Max

Beitragvon Max » 10.05.2007, 21:37

Liebe Klara,

vielleicht sollte ich das als Mann gar nicht sagen, aber auch mir gefällt Dein Text. Er lässt mich ahnen, was Frauen denken, wenn ich neben ihnen .. ähm ihr ;-) .. liege und schnarche. Hm ...

Sehr gut ist für mich die Kadenz, die mit

Nun ruhe ich aus.

Mein Knetmann gefällt mir.


eingeleitet wird. Das hat beinahe eine Anspielung an die Schöpfungsgeschichte - ein schönerr Sonntag für die Protagonistin, oder?

Liebe Grüße
Max

Sam

Beitragvon Sam » 11.05.2007, 07:08

Hallo Klara,

ich kann meinen Vorkommentatoren nur zustimmen. Hervorragender Text, inhaltlich wie sprachlich.
Ein Text, den sich vor allem Männer genau durchlesen sollten. (Um was zu lernen. Frauen dürfen ihn einfach nur genießen ,-) )

Besonders interessant finde ich, dass der Knetmann auch anfängt die Erzählerin umzuformen. Das Traumbild, welches ja nicht selber Realität werden kann (bzw. durch das Wirklichwerden zerstört wird), hat trotzdem Zugriff auf die Wirklichkeit, indem es die Träumende verändert. Und ich wage zu behaupten, diese Veränderungen haben Bestand, auch wenn sich der Kentmanntraum als solches (Teil II) in Nichts auflöst.


Gerne wiederhole ich mich: Klasse Text! Wunderbar geschrieben, intelligent und so nah dran am Leben, wie ich es von Literatur erwarte.

Liebe Grüße

Sam

Klara
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Beitragvon Klara » 11.05.2007, 10:32

Hallo,

dank euch für euer Feedback. Ich fühle mich geschmeichelt. Dabei bin ich selbst noch gar nicht zufrieden, werde noch Kleinigkeiten am Knetmann I ändern und den Knetmann II eine zweite Variante geben, die in eine etwas andere Richtung geht.

Ich hatte ein bisschen "Schiss", den Text einzustellen, weil er so entblößend (bzw. entblödend) erscheinen kann, wenn man nciht genau liest. Offenbar kommt das aber gar nicht so rüber. Auch die usprünglich intendierte Hauptaussage insbesondere in Knetmann II kommt nicht rüber - aber es ist interessant, wie ihr den Text lest...

Lisa: Ja, Phantasie ist vielleicht der reinste (bzw. vollkommenste Genuss) - bleibt sie doch unbehelligt von der Wirklichkeit ,-)

sondern einfach nur, dass die "Materialisierung" schon automatisch eine Abweichung beinhaltet. Eine Romanfigur wird ja auch nie Luft atmen können...

Yes. Die Abweichung. Eine Beleidigung, eigentlich , oder? ,-) Die Wirklichkeit ist eine Beleidigung. Und ja, mit Schreiben hat es viel zu tun.

der Knetmann riecht anders, und weil er anders riecht, fehlt ihm der Geruch...es ist einfach eine Übereinstimmung die den Knetmann reizlos macht.

Da verstehe ich nicht, was du meinst.
Und ich glaube, so verhält es sich oft mit TRäumen und Suggestionen. Sie bleiben nur wahr/bedeutungsvoll/mit Attributen versehen innerhalb ihrer Nichtexistenz.

Wichtiger noch war mir die Sinnlichkeit des Nichtwirklichen (Existieren tut es ja schon - gedanklich, aber das wäre eine Definitionsfrage (von Existenz)). Diese vorgestellte Sinnlichkeit kann stärker berühren als die wirkliche, und darin liegt ein großes Einsamkeitspotenzial - und ein unerschöpfliches Reservoir zum Schreiben .-)

Was wieder berührt, weil Knetmann und Realmann damit letzlich gleichauf sind (oder optimistisch gesagt: Der Knetmann ist nicht die Lösung an sich) (oder pessimistisch gesagt: Das lyr. Ich kommt nie an seine Träume heran). Alles drei zusammen genommen macht dann die Wirklichkeit aus.

So habe ich es nicht gemeint, aber es ist interessant, dass du das so - optimistisch - liest. Ausgerechnet du ,-) Ich wollte auf etwas anderes hinaus: Es gibt keine Lösung. Man kann sich nur damit abfinden, dass es keine Lösung gibt. Dass man - knetend, gestaltend - aus der Wirklichkeit rausfällt, ohne woanders hineinzufallen. Und nur wenn man großes, großes Glück hat, hält einen ab und an trotzdem jemand Wirkliches fest. Obwohl man sich - knetend - unwirklich macht.

Elsa: Freut mich sehr! Alle drei Attribute machen mich (etwas ungläubig) lächeln:
Sehr neu, sehr überraschend und liebevoll.

Danke.

Leonie
: Schön .-)

Max:
vielleicht sollte ich das als Mann gar nicht sagen, aber auch mir gefällt Dein Text. Er lässt mich ahnen, was Frauen denken, wenn ich neben ihnen .. ähm ihr ;-) .. liege und schnarche. Hm ...

Oha...! ,-)
Doch, als Mann sollst du das gerade sagen!
Und noch erfreulicher ist, dass der Anklang an die Schöpungsgeschichte durchschimmert - habe ich doch absichtlich das Wort "schöpfen" nicht verwendet, sondern nur den siebten Tag angedeutet. An dem die Knetende ausruht ,-)


Sam: Dein Lob freut mich besonders, weil ich weiß, dass du streng bist und ein scharfer Interpretierer ,-)
Besonders interessant finde ich, dass der Knetmann auch anfängt die Erzählerin umzuformen. Das Traumbild, welches ja nicht selber Realität werden kann (bzw. durch das Wirklichwerden zerstört wird), hat trotzdem Zugriff auf die Wirklichkeit, indem es die Träumende verändert.

Genau!

Und ich wage zu behaupten, diese Veränderungen haben Bestand, auch wenn sich der Kentmanntraum als solches (Teil II) in Nichts auflöst.

Alles, was man (er)schafft, hinterlässt Spuren. Es geht ja auch - verzeiht diese Vermessenheit - um Kunst.
Gerne wiederhole ich mich: Klasse Text! Wunderbar geschrieben, intelligent und so nah dran am Leben, wie ich es von Literatur erwarte.

Gerne höre ich deine Wiederholungen - und warte mit Bangen auf eure Enttäuschung bei einem geänderten Knetmann II...

Herzlich
Klara

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 11.05.2007, 20:35

Darf ich das kurz ...? (Muss. Nur einmal!)

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