Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

Bild
Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

Gast

Beitragvon Gast » 23.04.2007, 00:18

"Das Blaue Wunder"-
auch eine Brücke ...

.. an jenem verregneten
Juniabend in Dresden:
Der Rotwein schal -
angelehnt ohne Halt
suchte ich Glut
wo einst Feuer gebrannt

Ich fand nichts
den Widerstand
zu überbrücken

Max

Beitragvon Max » 23.04.2007, 21:48

Dresden

Ich war betrunken
als ich damals in die Bibliothek stürmte
und dich
in flagranti wie ich dachte
mit einem anderen erwischte

IM GESPRÄCH

Gegen den dicken Regen
lief ich hinunter zur Elbe

Der Rückweg war weiter
Zuletzt geändert von Max am 23.04.2007, 22:26, insgesamt 1-mal geändert.

scarlett

Beitragvon scarlett » 23.04.2007, 22:16

rück weg
von mir

weiter

noch

weiter

vielleicht
trifft der regen
dann
nur dich

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 23.04.2007, 22:34

AusEinAnder

aufeinander zuschreiten
verhalten auf atemlänge
sprechblasen schweben
verharren – erreichen nicht mehr
ein nicken – drehen – hinweg
schritte noch immer gleichklang
entfernen sich voneinander
Schreiben ist atmen

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 24.04.2007, 11:55

ankommen
arme ausbreiten
annäherung annehmen
argwohn aussperren
anlehnen
anhalten
aufatmen

amour?

Mucki
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Beitragvon Mucki » 24.04.2007, 13:20

ich komme an
halte die luft an
könnt ihr mich aushalten
atme ich auf
und
lasse mich
mit eingefahrenen angstkrallen
fallen
in eure nähe

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 24.04.2007, 16:48

deine Natur
kratzte tiefe Wunden
in seinen Stamm
die schützende Rinde
hängt in Fetzen
seine Blätter sind erbraunt
im Frühling
selbst das Vogeljunge hast du
aus dem Nest gefressen

nun schnurrst du wohlig
unter meinem Schatten
ich bin noch jung
mein Holz zu weich
für deine Krallen

Traumreisende

Beitragvon Traumreisende » 24.04.2007, 17:30

Doch du
siehst nur die Schale
spiegelt
dich in Oberflächen
immer wieder
dich
dabei sind es die Risse
die dich tiefer
sehen lassen
zu mir

Nifl
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Beitragvon Nifl » 24.04.2007, 18:42

Bild


Risse zeichengleich
vom Großen Bären
mit seinen Sternenpranken
damit wir uns erkennen
nicht vorbei sehnen
auf dem kurzen Weg

Ich glaub' nicht dran
streiche heimlich
über den Spiegelsextanten
nur zur Sicherheit
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Gast

Beitragvon Gast » 24.04.2007, 19:12

... und der Perseidenregen
ist er dir schnuppe?

Sieh hin -
in dich hinein
Erkenne dein "Dich Wegsehnen"
von allem was nicht beweisbar

Sicher sein kannst du nie

Traumreisende

Beitragvon Traumreisende » 25.04.2007, 13:34

Die,
welche es sahen,
wurden zu Anderen.
Die Anderen
verstanden es nicht,
nicht mehr,
die Spuren verwischten sich.

Zu den Einen
kamen Neue
und die Anderen
hofften
auf das Nichtsehen,
aber etwas blieb,
das die Augen öffnete.

Und doch,
das Sehen
ohne Verstehen
entfernte
immer noch spurlos.

Zurück blieben die,
welche blind verstanden,
sie wurden nicht mehr gesehen.

Gast

Beitragvon Gast » 25.04.2007, 14:14

Blind

wissen was es bedeutet
kann ich nicht
Aber ich spüre es
und sehe
Wegstücke und Stufen
für dich.

Leite dich entlang
der befahrenen Straße
Sage dir auf welcher
Seite des Tisches
der Stuhl mit den
abgewinkelten Beinen
im Straßencafé steht

Wir lassen uns
Cappuccino bringen
und von der Aprilsonne
bescheinen

Nicht nur die Wärme
nimmst du wahr
da ist noch ein Schimmer ...

© GJ20070425
Zuletzt geändert von Gast am 26.04.2007, 21:58, insgesamt 1-mal geändert.

Traumreisende

Beitragvon Traumreisende » 25.04.2007, 14:28

Manchmal möchte ich
das Selbstverständliche
auf dem Asphalt unserer Wege
mit roten Tropfen
meiner Sehnsucht betupfen,
dann würde ich
nicht so frieren,
wenn mein Mund
nach den
verlorenen Worten
gräbt.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 25.04.2007, 14:40

die roten tropfen
längst getrocknet
und doch
friere ich immer noch

eisig reißen
verlorene spuren
die krallen
erneut aus mir heraus
begraben meinen mund
in der untiefe
des so verflucht
selbstverständlichen


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