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Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Peter

Beitragvon Peter » 16.04.2007, 01:44

aus copyright-gründen gelöscht

siehe: http://www.blauersalon.net/online-liter ... highlight=
Zuletzt geändert von Peter am 19.02.2008, 13:54, insgesamt 1-mal geändert.

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 18.04.2007, 21:08

Lieber Peter,

was sich Leser bei Wörtern denken, mag unterschiedlich sein. Aber mit Wort-Gedanken meinst Du vielleicht etwas anderes?

Der Rhythmus der Strophe ist angenehm regelmäßig und bricht nichts. Was den Wortrhythms betrifft, kann ich auch keinen Bruch erkennen. Aber das ist wieder so ein Begriff, den ich vielleicht nicht verstehe.

Grüße

Paul

Peter

Beitragvon Peter » 18.04.2007, 21:45

Lieber Paul,

mit "Wort-Gedanke" meine ich weniger das, was sich der Leser am Wort denkt, als mehr, was sich das Wort selber denkt; abzulesen aus der Wortfolge, dem Wortzusammenhang.

Dass der Wort-Rhythmus selbst gebrochen sei, sagte ich nicht, ich sagte, dass er sich nicht einfinde. Im Gedicht oben läuft er, zumindest meinem Lesen nach, am Klischee vorüber; obwohl selbst regelmäßig, verursacht er einen Klang- und daraus einen Bedeutungsbruch.

Zu alchimistisch?

Liebe Grüße,
Peter

aram
Beiträge: 4510
Registriert: 06.06.2006

Beitragvon aram » 18.04.2007, 22:08

lieber peter

ich finde den text klar, geläutert, die sprache ruhig und treffend, den titel-text-bezug sehr gut. (die zusätzliche ebene durch den titel legitim, und hervor ragend - ich schwärme dafür ,-) (sie gibt ausschlag in ihrer letztlichen parteinahme für das lebendige)

für mich ist alles da, im text - was du darüber sagst "Es ist die Winterzeit, immer die Winterzeit, das will/ soll das Gedicht sagen, alle anderen Zeiten sind ein Schein." ist (naheliegende) interpretation, der ich weder folgen noch widersprechen will - für mich stehen die bilder nebeneinander, die interpretation sucht ordnung und greift ein, doch was mich bewegt ist das nebeneinanderstehen, das unaufgelöste.

der rhythmus der wiederholungen ist ruhig gewoben, zugleich brechen sie, stechen hervor, und sind doch teil der ruhe, die als stille wieder unheimlich wird. und das unheimliche ist im ganzen, in der betrachtung gehalten - das schätze ich sehr.

die tödliche haltung wird nicht kaschiert. aber auch nicht gegen das sein gestellt - sie ist in ihm enthalten. dieses ausspielen, ohne gegeneinander auszuspielen, und ohne zu versöhnen, hat qualität.

liebe grüße
aram
there is a crack in everything, that's how the light gets in
l. cohen

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 18.04.2007, 22:20

Lieber Peter,

dann haben wir einfach zwei Meinungen zu Deinem Text. Mit Alchemie hat das nichts zu tun. Wobei - ich erwähnte das schon - mir bei Deiner Art zu schreiben, der gewisse geschwofelte Heideggersche Duktus auffällt, ohne mir dabei immer zu missfallen.

Ein Experiment kann ich übrigens hierhin auch nicht sehen.

Eher erinnert mich Dein Text an Heideggers Holzweg(e). Daher auch das Wort: Pastiche.

Grüße

Paul

Peter

Beitragvon Peter » 18.04.2007, 23:42

Lieber Aram,

schön wieder von dir zu hören.

Deine Antwort hebt etwas hervor, das mir sehr spannend erscheint; etwas, das man vielleicht als Sprachweg bezeichnen könnte.

Wie ich lese, bin ich deinem Lesen nach auf einem schwierigen Grat gegangen, und ich frage mich, da ich dir einer Ahnung nach zustimme, was dieser Grat gewesen war.

Du sprichst von einem „Nebeneinanderstehen“, das scheint mir wesentlich. Wie ich das Gedicht auch erklären mag, das Nebeneinaderstehen (der Bilder) wird sich deswegen nicht schließen – das Gedicht wird letztlich nach einer Summe verlangen, die mehr sein wird als eine (äußere) Interpretation.

Das heißt, das Gedicht besitzt eine innere Summe.

Ein Gedanke. (Ich weiß nicht, ob er stimmt.) Ein anderer ist der: Nebeneinanderstehen meint, dass ein subjektiver Mittelpunkt, den man Meinung nennen könnte, im Gedicht auseinandersteht. Was wir lesen ist eigentlich Meinung, aber diese Meinung erscheint objektiviert, teils zum Beispiel ist der Kirschbaum Meinung, Ausdruck der Meinung, teils aber, und größer, geht er in etwas anderes über.

Was entsteht dadurch? Zuerst Offenheit. Dann: Verhältnisse. Aus den Verhältnissen: Sprache.

Ein letztlich dritter Gedanke ist dieser: Vielleicht gibt es das: Wir schreiben eine Kontur. Diese Kontur ist subjektiv, sie ist Umriss des Eigenen, Aufenthalt des Fühlens, des Daseins. Es wird zur Aufgabe, diese Kontur zu verlagern. Wir projizieren sie an den Gegenstand, an das Äußere. Und was gelingen soll ist, dass ihre Subjektivität übergeht in eine Objektivität, ohne dass sich dadurch die Subjektivität verliert, im Gegenteil: sie soll sich erweitern.

Plötzlich stehen die Sätze offen. Das lyr. Ich, als das Unterscheidende, wird wenig zu fassen, da es aus Übergängen besteht. Die Aussagen stehen „un-mittig“ und besitzen doch (aus einer Zusammenkunft, wenn auch nur einer möglichen) Mitte. Beinah erscheinen die einzelnen Bilder zufällig gesetzt … Ein Nebeneinanderstehen…

Ein auch für mich noch nicht Gedachtes.

Liebe Grüße,
Peter

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Beitragvon Lisa » 20.04.2007, 17:38

Lieber Peter,

als ich das erste Mal den Text las, wusste ich noch nicht, wo die angekündigte Wut denn zu finden sei, weil ich nur den Winter sah, wohl auch, weil, wie Marlene schon angemerkt hat, du ihn so besonders wendest (nein...wenden tust du ihn ja gerade nicht...du triffst ihn so genau, weil du ihn überordnest...)

Dann merkte ich, dass es gar nicht um den Winter geht, um den tatsächlichen ja sowieso nicht, aber auch nicht um den übertragenen, sondern um die Zeit.

Dann zeigte mir dein Text, dass ja eigentlich ein und dasselbe ist...und dass es so gesehen, doch auch um den "wirklichen" Winter geht...und der liegt in der Zeit...

Ich weiß nicht, ob ich noch einmal etwas anderes meren werde, aber zur Zeit herrscht dieser letzte Eindruck vor...

So gesehen liegt für mich das Geheimnis des Textes zwischen Überschrift und Text, beides für sich würde mir von etwas ganz anderem erzählen.
Den Winter als "Person" und den Frühling* als kleid dieser Person zu setzen
Die Überschrift in ihrer konkreten Benennung der Wut macht das ganze dann wieder vom Gewicht her "leicht"; denn es ist ja auch ein Zwinkern darin..oder ein Lächeln)


*ich glaube, der Winter könnte auch alle anderen Jahreszeiten (einschließlich eines Winterkleides) tragen, dass der Fürhling gewählt wurde (die größte Diskrepanz) ist dann nur die einzig mögliche,
um die Wut anzusetzen.

(ich sehe übrigens, dass du Winterzeit und nicht winter geschrieben hast...dadurch wird der Text noch einmal..ja..was....(eine Akzidenz wird eine Substanz wird eine Akzidenz..)..dem schweren enthoben ohne leicht sein zu wollen.)

Für mich war es ein Genuss...

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

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Beitragvon Klara » 20.04.2007, 20:18

Hallo Peter,

mir scheint fast, das ist sowas wie ein Gegenstück à la Peter zu meinem vor einiger Zeit geposteten scheinbaren Anti-Frühling.

Wahrscheinlich irre ich mich.
Jedenfalls ist es schöner zu lesen als meins ,-)
Taktvoll und galant, sogar dem Vorübergehen der Zeit gegenüber - fast schon ein (wie Carl vermissend feststellte) - Standpunkt? Oder wäre es schon einer? wie flüchtig und vorübergehend auch immer...?

lg
klara

Peter

Beitragvon Peter » 21.04.2007, 05:23

Liebe Lisa,

vielen Dank für deinen Zwischenbericht!

Merkwürdig aber, dass du die Wut nicht sehen kannst. Für mich selbst liegt/ lag? sie im Ton. Ich wollte sogar soweit gehen, zu sagen, das lyr. Ich des Gedichtes wäre die Wut. Aber wenn ich jetzt nochmal lese, scheint sie... verraucht? und was ich sehe ist... beinah etwas Stilles.

Die Akzidenz, wie du sagst, (interessantes Wort), ist die Winterzeit, die auch im Sommer, die auch im Winter sein könnte, es ist der Stillstand der Zeit, in der es weder Werden noch Vergehen gibt, in der es... Einzelheiten gibt, Teile, Dreiviertel, ein Viertel... aber nichts Ganzes mehr.

Dein "4/4-Versuch" aus "Gestern, unter dem roten Mond“ brachte mich (unter anderem) darauf.

Unter anderem, weil…

Hallo Klara!

Natürlich auch dein "Frühling (unplugged)" eine Rolle spielte.

Aber auch „Sepultura“... die ich an dem Tag nach zehn? hundert? Jahren wiederhörte.

"Taktvoll und galant", das gefällt mir, liebe Klara.

Übrigens vermisste Herr Carl weniger einen Standpunkt als eine Spannung in (oder eher auf?) meinen Gedichten.

Euch liebe Grüße,
Peter

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 21.04.2007, 18:08

Lieber Peter,

ich sehe die Wut schon, ich schrieb, dass ich sie zu Anfang nur nicht sah, als ich das Winterbild und die Zeit noch nicht als aufeinander wirkend las; inzwischen lese ich sie schon, ich hatte versucht das auzudrücken. Klar, auch für mich ist die Wut dabei keine "Kinderwut" (eher eine Wut, als sei sie zugleich noch gelindert, obwohl auch hier wieder der andere abwesend ist (obwohl der Anlass auch eine Beobachtung von Menschen sein könnte, empfinde ich gerade)).

Unter anderem, weil...; solche Punkte kenne ich gut.

Liebe Grüße,
Lisa
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