Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

Traumreisende

Beitragvon Traumreisende » 14.04.2007, 11:01

oh ja
wie
Stecknadeln
ohne Köpfe
doppelseitiger Schmerz
selbst zugeführt
Vertrauen hinter Glas
der Blick blind
das Klare getrübt
durch kreisende Fragen
taumelndes Gleichgewicht
seiner Mitte beraubt
hilf mir nicht mehr zu tasten
nicht mehr zu suchen
nur noch
mich selbst


.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 14.04.2007, 14:28

Nicht zurückschauen,
Vergangenheit ruhen lassen?
Doch wie,
wenn gerade das Gestern
mir Antworten flüstert,
Suchwege erspart,
das Kreisen beendet.
Endlich!

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 14.04.2007, 15:45

manchmal

aus den augen verloren für
zehn oder zwanzig jahre

unvermutete begegnung

blickt einen erinnerung an mit-
samt gefühlter haut als wir
verliebt den blues tanzten
Schreiben ist atmen

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 14.04.2007, 16:40

Taktgefühl

der Raum schrumpft
zur Zelle
seine Hände gleiten
unaufhaltsam tiefer
sie kämpft stumm
setzt ihre Ellenbogen ein
um Abstand zu wahren

ihre Füße tanzen den Blues
nur ihre Augen
wollen sich nicht fangen lassen
vom Takt_
gefühl

Max

Beitragvon Max » 15.04.2007, 15:13

Seit jener Niederlage
seiner ersten
ist er geschrumpft
trägt den Rücken gebeugt
die Ellbogen angelegt
setzt behutsam
Fuß vor Fuß

Als hätten nie Geigen
für ihn gespielt

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 15.04.2007, 17:03

bettgelegt

still lauschen dem geiger
unten auf der straße

vertonte regenbogenseide
trägt in den schlaf
ummantelt zu münden
im vergessen

doch weckt der tag
schlägt donnernd erinnerung
Schreiben ist atmen

Traumreisende

Beitragvon Traumreisende » 18.04.2007, 15:29

so formt sich mir ein bild
aus ungesagten worten
das mir den zweifel
löscht
nur nicht den durst
und spröder lippen kuss
raut mir die haut
zur fruchtbaren krume

doch du hälst den samen
in den geballten händen.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 18.04.2007, 15:57

durst nach leben
durst durst durst
der samen -
gepflanzt
im gestern
im langen gestern
schürt
nach wie vor
durst
im heute
und
morgen
im langen morgen

Traumreisende

Beitragvon Traumreisende » 19.04.2007, 15:13

Die Stille bewacht
meine Schritte
durch Talsohlen
der Lichtwenden
und tiefes Rot ruft
ruhlos meinen Namen.
Es treibt und treibt mich
immer wieder
vor mein Spiegelbild
aus dem der Schrei
in lang erprobte
Erstarrung fällt.

Gast

Beitragvon Gast » 19.04.2007, 15:18

um triebe
statt starre

ruch los
gegen ruhe

treib holz
stadt einwärts

downtown
at midnight

Klara
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Beitragvon Klara » 19.04.2007, 15:50

Die Zeit tröpfelt
wie eine Folter
bis der Zug endlich fährt
bis ich gehen muss
bis ich weg darf

(ihre zu roten Wangen
ihr Reden
wie eine zerkratzte Platte
ihre Vergangenheit
immergleich -)

Die Zeit tröpfelt
bis es so weit ist
minutenweise wehrt sich
meine Geduld

Traumreisende

Beitragvon Traumreisende » 20.04.2007, 08:28

Ich sagte Geduld,
und meinte dabei
das leise Sterben
der Nähe,
diesen quälenden Griff
in die Eingeweide,
dort wo das Wissen
schon lange würgt.

Im Rhythmus
zucken die Zeiger,
die das Bild
der Zeit vertuschen,
so viele Uhren,
so viel Maskerade.

Wir sind im Verzug.

Gast

Beitragvon Gast » 20.04.2007, 13:49

Alles brandet
kein Steg,
keine Brücke,
kein Wort, das hält.

Schatten brechen,
fallen zurück
in leere Versprechen.

©GJ20070106

Mucki
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Beitragvon Mucki » 20.04.2007, 14:13

hohle Versprechen
an mich selbst
Worthülsen
ohne Brücke
verfalle
dem eigenen
Verrat


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