fern

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Gast

Beitragvon Gast » 30.03.2007, 18:05

Bei der Accountlöschung bat die Autorin darum, dass ihre Texte gelöscht werden. Dieser Bitte kommt die Administration nach.
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Elsa
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Beitragvon Elsa » 30.03.2007, 23:50

Liebe Gerda,

so traurige Zeilen, die - wahrscheinlich durch die gebetsfahnen vor tibetanischem himmel - ganz starke Bilder in mir hervorrufen.

Du reimst weh/schnee - das gefällt mir nicht so recht, obwohl buntes weh sehr schön ist. Die Gedankenwolken könnten auch regen sturm und kälte bringen.

Die letzte Strophe macht die Traurigkeit und ich finde sie sehr gelungen.

Gern hier verweilt,
lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

Gast

Beitragvon Gast » 31.03.2007, 01:25

Liebe Elsa,

schon mal herzlichen Dank fürs Anreichen der "Kälte".

Ich bin bei der letzten Z. des 2. Vs. unsicher. Ob ich die "Kälte" wirklich gegen den "Schnee" tausche, hm ... ich grüble noch ...
Der Reim gefällt mir schon, (er ist doch dezent) obwohl ich sonst immer gegen einen so verloren da stehenden bin, aber hier transportiert das Wort Schnee, ein Gefühl, was mit weh zu tun hat ... der Regen war mir schon beim Schreiben suspekt vom Klang und im Kontext...

Ich überlege zu ändern:

gedanken umwölken
die gipfel der berge
bringen gewiss kälte
sturm und schnee


Liebe Grüße zur Nacht
Gerda

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 31.03.2007, 09:32

Liebe Gerda,

Mag sein, dass Schnee für dich Weh auslöst, mir ist Schnee etwas Weiches, Zärtliches.
Auch Regen eher.

Eis und Kälte hingegen bedeutet Schmerz, ebenso Sturm.

Ja, der Reim ist dezent. Besser wäre er, wenn Schnee/Wee ... aber das geht nicht :-)

Ich bin jetzt weg für 1 Woche.

Alles Liebe und bunte Eier wünscht
ELsa
Schreiben ist atmen

Gast

Beitragvon Gast » 31.03.2007, 12:02

Vielen Dank, auch für die Wünsche.

liebe Elsa und dir, eine gute Zeit.

Ich glaube, mit den "Wetterezeilen" werde ich noch experimentieren ... meine Intention soll ja auch spürbar werden.

Liebe Grüße
Gerda

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leonie
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Beitragvon leonie » 31.03.2007, 13:34

Liebe Gerda,

ich finde das auch sehr schön und wehmmütig, hadere aber mal wieder mit dem Genitiv, der mir hier sehr steif vorkommt. Ginge auch "erinnerungsfetzen"?

Liebe Grüße

leonie

Gast

Beitragvon Gast » 31.03.2007, 13:59

Liebe leonie,

vielen Dank, ich hatte in einer ersten Version tatsächlich "erinerungsfetzen" stehen, wollte aber von dem zus.ges. substantiv und der Silbe "ung" weg ... außerdem ist erinnern ein noch nicht abeschlossener Prozess und Erinnerung selbst, ist in sich abgeschlossen. Aber ich bin auch da noch nicht mit mir ganz im Reinen ...
Der Text ist sehr emotional auch wenn er so still scheint.

Liebe Grüße
Gerda

Max

Beitragvon Max » 01.04.2007, 17:23

Liebe Gerda,

auch ich finde die "Erinnerungsfetzen" kompakter als "Fetzen des Erinnerns", jedoch habe ich nicht den Eindruck, dass Deine Version da zu holprig ist.

Meine Vroschläge wären viel mehr:

gleich gebetsfahnen

Da würde ich das "gleich" Opfern, ein Bild, eine Metapher ist allemal stärker als ein Vergleich.

gedanken umwölken
die gipfel der berge
bringen gewiss regen
sturm und schnee



Die ganze zweite Strophe finde ich schwächer als die erste. Was in der ersten Strophe bei mir gut funktioniert, der Vergleich zwischen Erinnerungsfetzen und Gebetsfahnen, finde ich in der zweiten Strophe weniger gelungen. Das Bild der die Stirn umwölkenden Gedanken ist gängig und verschließt sich mir hier: ich wüsste doch ganz gerne (wie in strophe 3), was das lyr. ich beschäftigt und wieso gerade in Tibet, aber das sagt mir niemand.

Liebe Grüße
max

Gast

Beitragvon Gast » 01.04.2007, 18:15

Lieber Max,

vielen Dank erst einmal.
Ich denke noch über den Text nach, s. o. und werde deine Gedanken ganz sicher in meine Überlegungen miteinbeziehen.

Die Frage, warum es Tibet sein muss, möchte ich relativ offen lassen. (Warum benutzt jemand in einem Gedicht, die See als Metapher, die Sonne, den Mond, Berge, eine Insel usw.)
Die höchsten Berge der Welt sind mir wichtig und natürlich die Gebetsfahnen.

Liebe Grüße
Gerda

Max

Beitragvon Max » 01.04.2007, 18:36

Liebe Gerda,

Du schreibst

Die Frage, warum es Tibet sein muss, möchte ich relativ offen lassen. (Warum benutzt jemand in einem Gedicht, die See als Metapher, die Sonne, den Mond, Berge, eine Insel usw.)


Ja, wenn ich diesen Blickwinkel eingenommen hätte, hätte ich die Frage vermutlich nicht gestellt. Mir war aber nicht klar, wie viel wirklich bildlich gemeint ist, wie viel Schilderung, und wie viele Anteiel ich schlicht nicht verstehe.

Liebe Grüße
max

Othmar

Beitragvon Othmar » 01.04.2007, 22:59

Hallo Gerda.

Der strenge Rhythmus des Gedichts nimmt mich schnell mit in einen von Gebetsfahnen durchwehten hehren Raum. Alleine lässt mich da das Erinnern, weil es im Gegensatz zum Rhythmus und Raum sehr wage, abstrakt bleibt und als „buntes Weh“ lediglich als solches behauptet wird. Eine innere Verbindung zum Erinnern baut sich bei mir nicht auf. Vielleicht hast du einen Stupser für mich?

fetzen des erinnerns oder erinnerungsfetzen? Mir geht es da wie dir: zu viele Stolperstellen bei Erinnungsfetzen. Außerdem finde ich „erinnern“ am Versende passender als „fetzen“.

Die zweite Strophe hat nur im dritten Vers einen Daktylus mit zwei aneinander stoßenden Hebungen in der Folge. Das erfordert beim Lesen ein Absetzen des Wortes „Gewiss“ von „Regen“. Zwei Verse weiter wird das „Gewiss“ vom „nur“ gleich wieder revidiert. Ich könnte mir auch andere Lösungen vorstellen.

LG - Othmar

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annette
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Beitragvon annette » 02.04.2007, 09:00

Liebe Gerda,

ich möchte mich auch wegen der "Fetzen der Erinnerung" zu Wort melden.
Ich finde das Bild mit den Gebetsfahnen wunderbar, aber mir scheinen die "Fetzen" sprachlich nicht recht zu passen - zum Erinnern vielleicht noch, aber nicht zu den Gebetsfahnen. Und "Erinnerungsfetzen" als Kompositum ist mir ohnehin zu verbraucht.

Wie wäre denn
"Erinnern flattert im Wind
(gleich) Gebetsfahnen"

Ich würde das "gleich" auch eher weg lassen.

@Othmar: Was meinst Du mit strengem Rhythmus des Gedichts? Ich höre einen sehr freien Rhythmus. Einzig die zweite Strophe, auf die Du hinweist, beginnt mit zwei gleich gebauten Versen, aber ich kann daraus noch kein Metrum ableiten. (Dass zwei Hebungen aufeinander treffen, ist meiner Meinung auch nicht Folge des fehlenden Auftakts, sondern entsteht, weil Gerda hier absichtlich den schnelleren Rhythmus durch einsetzenden Regen in alternierende Verse wandelt.)

Lieber Gruß, annette

scarlett

Beitragvon scarlett » 02.04.2007, 09:29

Liebe Gerda,

da ist dir was Feines gelungen - eine Momentaufnahme scheints zu sein und ist doch viel mehr...

Das "gleich" würde ich weglassen, das braucht es m M nach nicht - und das Kompositum "Erinnerungsfetzen" würde ich auch unbedingt vermeiden, da ja unmittelbar darauf wieder eines folgt. Außerdem ist doch der Genitiv eh dem Umtergang geweiht (meinen die Skeptiker) und das wollen wir doch nicht zusätzlich fördern :-)

Mir gefällt an deinem Text die Leichtigkeit, mit der er daherkommt, ohne leicht zu sein.

Gerne gelesen!

scarlett

Perry

Beitragvon Perry » 02.04.2007, 12:42

Hallo Gerda,
in dem Text steckt soviel "inneres Weh",
dass ich ihn freimachen würde von allem Ballast und Zwängen:
Vorschlag:

fern …

weht erinnern
gebetsfahnen
vor tibetanischem himmel

gedanken umwölken
berggipfel
bringen gewiss regen

sonne
– nur -
wenn sie weiterziehen

LG
Manfred


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