meine schwingen

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Elsa
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Beitragvon Elsa » 27.03.2007, 11:29

4. Fassung (danke liebe Gerda, ich sehe keine Diskrepanz zu meinen Intentionen und übernehme deinen Vorschlag frech!)

meine schwingen gebrochen
vor langer zeit
teilten sie die lüfte
kornblumenblau

der linke schmerzt
heute rauchgrau
breite ich sie aus

ein weh von hier nach da
doch gut der blick zurück

eine feder schwebt zur straße

--------------

Hallo, nun habe ich 2 letzte Zeilen, welche soll ich nur nehmen?
Vielen Dank für Entscheidungshilfe.
Lieben Gruß, ELsa


3. Fassung

meine flügel gebrochen
vor langer zeit schimmerten
sie kornblumenblau und
teilten die lüfte

heute färbt sie ein blasser ton
wechselnd zu rauchigem grau
falt ich sie gänzlich auf
schmerzt der linke

von dort nach da wehen zeiten
im rückblicken ist alles gut
eine feder schwebt zur straße

1 : ich fange sie auf
2 : ich strecke mich danach


Umbrüche geändert - danke Annette und Mucki!

------------------

Urfassung

2. Fassung

meine flügel gebrochen
vor langer zeit – sie schimmerten
kornblumenblau als sie
die lüfte teilten

heute färbt sie ein blasser ton
wechselnd zu rauchigem grau –
falt ich sie gänzlich auf – schmerzt
der linke

von dort nach da wehen zeiten
im rückblicken ist alles gut – eine
feder schwebt zur straße
ich bücke mich danach

--------------



meine schwingen gebrochen
vor langer zeit – schimmerten

kornblumenblau als sie
die lüfte teilten

färbte sie ein blasser ton
wechselnd zu rauchigem grau

falt ich sie auf heute – so gänzlich
schmerzt mich die linke

von dort nach da zeiten geweht im
blick: eine feder schwebt zur straße

bück mich danach


(c)ELsa
Zuletzt geändert von Elsa am 10.04.2007, 10:20, insgesamt 6-mal geändert.
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annette
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Beitragvon annette » 30.03.2007, 11:50

Liebe Elsa,

ich finde auch die ursprüngliche Fassung schöner.

Kleine Kommentare:
Ich lese in den ersten beiden Zeilen gleich zwei Rückgriffe in die Vergangenheit, gestaffelt sozusagen: Die Flügel sind vor langer Zeit gebrochen, und noch davor schimmerten sie kornblumenblau. Ich würde etwas weniger umständlich formulieren:

meine flügel gebrochen
vor langer zeit schimmerten sie
kornblumenblau als sie
die lüfte teilten

So ist die Zeitangabe eher der „heilen“ Zeit statt dem Bruch zugeordnet, was aber ja impliziert, dass der Bruch lange her ist. (Kann aber syntaktisch mit beidem gelesen werden.) Was meinst Du? Falls zweimal "sie" am Zeilenende stört, könntest Du für meinen Geschmack das erste "sie" auch weglassen.

Und eine Frage zu den Gedankenstrichen und Zeilenumbrüche. Warum setzt Du so:

falt ich sie gänzlich auf – schmerzt
der linke


und

im rückblicken ist alles gut – eine
feder schwebt zur straße
?

Zumal Du mit den Gedankenstrichen wieder genau die Zäsur setzt, die Du durch die ungewöhnliche Setzung scheinbar vermeidest.

Das letzte Wort „danach“ würde ich, wie Perry vorschlägt, streichen. Es ist nicht nötig und klingt etwas hinterhergeklappert.

Insgesamt gefällt mir das Bild, und schön, dass Du die alte Fassung wieder hervor gekramt hast!

Lieber Gruß, annette

Mucki
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Beitragvon Mucki » 30.03.2007, 14:57

Ja, liebe Elsie,

"ich fange sie auf" finde ich schöner, es trägt eine Leichtigkeit in sich, die dennoch die Wehmut behält. Ich hatte ja schon in der ersten Version mit "bück" Probleme.
Saludos
Mucki

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 30.03.2007, 17:15

Liebe Annette, liebe Mucki

Vielen Dank, Annette, für die Überlegungen, ich habe die Gedankenstriche nun endgültig
entfernt, sie sind hier nicht mehr wichtig, das stimmt.

Die 1. Strophe ist nun etwas anders geworden.

Mucki, jetzt ist mir noch eine Alternative zum Ende eingefallen, aber welches soll ich wählen.

Unsichere Grüße,
ELsa
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leonie
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Beitragvon leonie » 30.03.2007, 17:33

Liebe Elsa,

ich finde "Ich fange sie auf" oder "ich hebe sie auf" gut. Oder möchtest Du drin haben, dass es Mühe macht, die Feder zu bekommen?

Liebe Grüße

leonie

Mucki
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Beitragvon Mucki » 30.03.2007, 17:45

Liebe Elsie,

ich würde "ich fange sie auf" nehmen, da es sehr gut zum "schweben" passt und zudem ausdrückt, dass das LI sie wirklich fängt. "Ich strecke mich danach" heißt ja nicht, dass LI sie auch erreicht.
Saludos
Mucki
P.S. Die erste Strophe sitzt! :-)

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annette
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Beitragvon annette » 30.03.2007, 18:07

Liebe Elsa,

ja, so liest es sich viel glatter!

Zur Schlusszeile: ich strecke mich danach passt für mich von der Bewegung her nicht ganz. ich fange sie auf ist viel besser, klingt mir aber etwas zu mühelos im Gesamtkontext.

Noch ein Vorschlag: "Ich greife danach" oder "ich greife nach ihr" - da steckt für mich ein bisschen mehr vom Sehnen nach der Vergangenheit drin. Allerdings bleibt dann offen, ob das Ich sie zu fassen bekommt oder nicht. Das hängt davon ab, wie Du die Szene vor Dir siehst.

Lieber Gruß, annette

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Beitragvon leonie » 30.03.2007, 18:09

Liebe Elsa, liebe Annette,

ich dachte gerade, auffangen würde von der Leichtigkeit dazu passen, dass "alles gut" ist.
Bin gespannt, wie Du Dich entscheidest!

Liebe Grüße

leonie

Gast

Beitragvon Gast » 30.03.2007, 18:22

Liebe Elsa,

auf dass die Verwirrrung fortschreite, gebe ich meinen Senf noch dazu.
Mir wäre ein Ende des Gedichts ohne eine der beiden von dir vorgeschlagenen Schlusszeilen am liebsten, das erst einmal vorab.

Das Bild der gebrochenen Flügel ist eine beliebte Metapher, um Brüche eines Lyrich, die es im Laufe des Lebens erfahren hat, zu beschreiben.

Gefällt mir, dennoch würde ich die Gedanken lieber in noch mehr verdichteter Form lesen.

Bitte verzeih, wenn ich mal so rabiat bin und die "Flügel beschneide".
(Ich denke, dass ich deine intention eher nicht treffe).
Also nur eine Idee.


meine flügel gebrochen
vor langer zeit
teilten sie die lüfte
kornblumenblau


der linke schmerzt
heute rauchgrau
breite ich sie aus

ein weh von hier nach da
doch gut der blick zurück

eine feder schwebt zur straße [/i]

Liebe Grüße
Gerda

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 30.03.2007, 23:55

Liebe Gerda,

auf dass die Verwirrrung fortschreite, gebe ich meinen Senf noch dazu.


Fein! Das ist dir gut gelungen :-)

Dessen ungeachtet und weiterhin zäh (mir liegt viel an dem Gedicht) werde ich deine Vorschläge studieren und sehen, was draus wird. Ich bin jetzt eine Woche weg und lasse dann von mir hören.

Vielen Dank für deine Verdichtung. ich sehe sie nicht allzuweit entfern von meiner Intention.

Abspeichernde Grüße,
ELsa
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Max

Beitragvon Max » 01.04.2007, 16:57

Liebe Elsa,

rein klanglich gefällt mir "ich fange sie auf" besser.

Allerdings habe ich auch zu zwei anderen Stellen noch Anmerkungen:

Zum einen ist "Kornblumenblau" zwar eine sehr schöne Farbe, aber man fragt sich schon, wieso das Blau in diesem Kontext nicht Himmelblau oder dergleichen ist, also wieso Kornblumen?

Zum anderen klingt mir diese Stelle

von dort nach da wehen zeiten


schief, unnötig kompliziert, vielleicht lässt sie sich noch ändern?

liebe Grüße
max

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 08.04.2007, 21:09

Lieber Max,

Danke, dass du dich in meine Grübeleien einklinkst.

Wie ich Gerda schon schrieb, es braucht noch Zeit ...

Ich bin mir gar nicht mehr sicher, was ich eigentlich ausdrücken will.

Lieben Gruß
Elsa
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Elsa
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Beitragvon Elsa » 10.04.2007, 10:21

Liebe Gerda,

nach langen Abwägen und weiteren Versuchen erlaube ich mir, deine Vorschläge voll und ganz zu übernehmen.

Vielen Dank dafür!
Elsa
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