Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

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noel
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Beitragvon noel » 26.03.2007, 20:45

worte sind nur der hauch dessen, was sie eigenTLich ausdrücken sollen_wollen & in ihrem nichts ist
alles, wenn wir buch
_staben, worte lernen denken wir
das alles von bedeutung -
dieser bedeutung sei, die die allgemeine vereinbarung verdudet hat -
& pressen uns pflicht & liebesbewusst in diese denotativen kalamitäten,
bis uns das konnotat die ohren säbelt& jauchzend mit dem verstand
im äther vögelt
NOEL = Eine Dosis knapp unterhalb der Toxizität, ohne erkennbare Nebenwirkung (NOEL - no observable effect level).

Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 26.03.2007, 22:49

Für eine Weile
war mir der Garten
die ganze Welt.
Der Weg durch die Hecken
ein Versteck,
die Jugendstillaube
mein Ruhesitz,
der Kirschbaum
mein Turm
und die Schaukel der
Ort, an dem die
Träume himmelwärts
strebten.

Nachts öffnete ich
das Tor zum Friedhof
und lief zwischen den
Gräbern umher,
auf der Suche nach
etwas, von dem ich
damals noch nichts
wissen konnte.

Doch als ein Blitz
die Laube
zerschlug,
regte sich in mir
die erste Ahnung.

Gast

Beitragvon Gast » 26.03.2007, 23:34

sie fliegt
stürzt ab
fliegt höher
stürzt erneut,
stürzt immer tiefer

und rund um die Uhr
trieb sie stoff auf
trieb sie der stoff
rieb sie auf

schwebte
über in den dingen
zu begreifen - wie in watte
tauchte ein löste sich nicht auf
wollte durchdringen/verstehen
alle geheimnisse dessen wonach
sie mit füßen trat – und doch liebte


(Sorry, das dieser-Beitrag hier etwas mutwillig dazwischen zu platzen scheint, eigentlich war ich noch auf der Seite 51, um an smiles Beitrag anzuschließen, ich hab's verpeilt, wollte aber nicht einfach löschen).

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 27.03.2007, 08:55

ich schaukle heimlich
wenn die Sterne wachen
in meinem Garten
und hör mein Lachen

die langen Haare
fliegen im Wind
und die Freiheit
lächelt mir zu, wie ein Kind

immer höher
bis sie hüpfen um die Wette
das vergnügte Herz
und die quietschende Kette

(war der Anschluß an Pauls Gedicht, ich war nur nicht schnell genug)

Gast

Beitragvon Gast » 28.03.2007, 01:45

... am dicksten Ast des Kirschbaums.

Dem Sturm hielt er stand,
nur der Blitz traf ihn hart.
Seine Wunde im Stamm
heilte unter dem Wickel
aus Kuhdung und Lehm.

Die Kette quietschte noch Jahre
später, wenn wir schaukelten ...

Mucki
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Beitragvon Mucki » 28.03.2007, 01:57

Die würgende Kette ist es.
Sie zwingt uns zusammen,
ob wir wollen oder nicht.
Geschmiedet
haben sie andere.
Wir stolpern in Eisen.
WIE LANGE NOCH
geben wir nach?

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 28.03.2007, 21:33

ver_
geben
habe ich
mich
dir
schon lange
warte ich
vergebens
auf
rückgabe

Max

Beitragvon Max » 03.04.2007, 19:54

Verhüllt
betrittst du durch das kleine Tor
die Stadt
(nach langer Zeit
wirkt sie noch heimatlich)

Doch der Wärter
erkennt das Zeichen
auf deiner Stirn

Sein Blick
fordert
die ungenutzte Gabe
zurück

Nifl
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Beitragvon Nifl » 06.04.2007, 19:25

Bild

Wenn ein Tor
deine Initialen trägt
bedeutet es nichts

Wenn der Wächter davor
deinen Namen kennt
bedeutet es nichts

Wenn der Garten dahinter
deine Heimat ist
bedeutet es nichts

Der Weg führt am Tor vorbei
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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noel
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Beitragvon noel » 06.04.2007, 19:36

ich dAchte an
_zukommen der himmel
senkte sich mir
zur begrüßung die farben
waren über
_voll & ich
roch rost
zwischen den trägern
hervor

Bild
NOEL = Eine Dosis knapp unterhalb der Toxizität, ohne erkennbare Nebenwirkung (NOEL - no observable effect level).

Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel

Gast

Beitragvon Gast » 06.04.2007, 19:55

man muss nicht immer hindurch

manchmal
bietet es sich an
einen ausweg zu nehmen
besonders - wenn das unheil
den horizont schwarz malt
und die behausung schon
nach verfall riecht



Offtopic, Ehrlich gesagt finde ich es schade, dass zwei tolle Fotos so kurz hintereinander hier gepostet sind, gern hätte ich mich mit beiden getrennt beschäftigt.
Zuletzt geändert von Gast am 06.04.2007, 22:08, insgesamt 1-mal geändert.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 06.04.2007, 20:12

vermodert
das tor
zerrüttet
das haus
und doch
mein ausweg
vertrautes zerfalls

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 06.04.2007, 20:54

Fallen gestellt
Köder gelegt
Kadaver_gehorsam
zusammen_gesammelt

und trotzdem
wimmelt es
von
Gedankenratten

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noel
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Beitragvon noel » 06.04.2007, 20:59

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