Du hältst es mit den Turmfalken
Aus einsamer Höhe
siehst du hinab auf die Straßen,
durch die ich gehe,
schmähst die vorwitzige Elster
meidest die gesellige Krähe.
Du bleibst den Festen fern,
auf denen ich dich feiere.
Hängst mir aus sicherer Distanz
Malven in die Wolken,
die ich gerade eben (ich strecke mich)
nicht erreiche.
Zu deinen dunklen Stunden habe ich keinen Zutritt.
Begegnungen nur von langer Hand mit weitem Blick
und gut ausgeleuchtet,
die Gesten vorgeschrieben, die Worte abgezählt,
die Rollen klar verteilt.
Dann fliegst du wieder davon,
wirst meine Berührung
tagelang in deinen Händen halten,*
sorgsam und knauserig,
bis meine Gegenwart aufgebraucht ist.
Und ich bleibe und frage mich,
ob ich dich will,
oder die sein, die du bist.
*geändert nach einem Vorschlag von Paul Ost, vorher:
"doch wirst tagelang / meine Berührungen in Deinen Händen halten
Und die vorletzte Zeile auf Vorschlag von Lisa gestrichen: "das, was du hast,"
Du hältst es mit den Turmfalken
Liebe Annette,
ein sehr schönes Gedicht, mit aber, für mich, einigen Widersprüchen - nicht unbedingt in sich selbst, sondern eher: Das Gedicht widerspricht meinem Begreifen:-)
Ich versuche mal zu beschreiben, warum.
Beinah ist es eine göttliche Ferne, in der das lyr. Du sich aufhält. Es wird umschrieben mit Höhen, Fernen, und es reicht von dort die Malven herab (oder her), die wie Gaben erscheinen. Die "geliebte Position" ist also die des lyr. Du's. Plötzlich kehrt sich aber das ganze um, und mir leuchtet nicht ein, warum dann das lyr. Ich als geliebt erscheint, da sie durch den Gedicht-Anfang, meinem Begreifen nach, zu einer beinah geschmähten Geliebten wurde.
Wenn du erlaubst, würde ich das Gedicht anders schreiben. So vielleicht:
(...)
Du bleibst den Festen fern,
auf denen ich dich feiere.
Hängst mir aus sicherer Distanz
Malven in die Wolken,
die ich gerade eben (ich strecke mich)
noch erreiche.
Zu deinen dunklen Stunden habe ich keinen Zutritt.
Begegnungen nur von langer Hand mit weitem Blick
und gut ausgeleuchtet,
die Gesten vorgeschrieben, die Worte abgezählt,
die Rollen klar verteilt.
Dann fliegst du wieder davon,
doch ich werde tagelang
deine Berührungen in meinen Händen halten,
sorgsam und knauserig,
bis deine Gegenwart aufgebraucht ist.
An der letzten Strophe scheitere ich, Annette.
Und ich bleibe und frage mich,
ob ich dich will, --- ja
das, was du hast,
oder die sein, die du bist. --- ?
Könnte du diesen zweiten Teil erklären?
Vielleicht will das Gedicht aber ganz woanders hin, als ich begreife. Schwierig für mich...
Liebe Grüße,
Peter
ein sehr schönes Gedicht, mit aber, für mich, einigen Widersprüchen - nicht unbedingt in sich selbst, sondern eher: Das Gedicht widerspricht meinem Begreifen:-)
Ich versuche mal zu beschreiben, warum.
Beinah ist es eine göttliche Ferne, in der das lyr. Du sich aufhält. Es wird umschrieben mit Höhen, Fernen, und es reicht von dort die Malven herab (oder her), die wie Gaben erscheinen. Die "geliebte Position" ist also die des lyr. Du's. Plötzlich kehrt sich aber das ganze um, und mir leuchtet nicht ein, warum dann das lyr. Ich als geliebt erscheint, da sie durch den Gedicht-Anfang, meinem Begreifen nach, zu einer beinah geschmähten Geliebten wurde.
Wenn du erlaubst, würde ich das Gedicht anders schreiben. So vielleicht:
(...)
Du bleibst den Festen fern,
auf denen ich dich feiere.
Hängst mir aus sicherer Distanz
Malven in die Wolken,
die ich gerade eben (ich strecke mich)
noch erreiche.
Zu deinen dunklen Stunden habe ich keinen Zutritt.
Begegnungen nur von langer Hand mit weitem Blick
und gut ausgeleuchtet,
die Gesten vorgeschrieben, die Worte abgezählt,
die Rollen klar verteilt.
Dann fliegst du wieder davon,
doch ich werde tagelang
deine Berührungen in meinen Händen halten,
sorgsam und knauserig,
bis deine Gegenwart aufgebraucht ist.
An der letzten Strophe scheitere ich, Annette.
Und ich bleibe und frage mich,
ob ich dich will, --- ja
das, was du hast,
oder die sein, die du bist. --- ?
Könnte du diesen zweiten Teil erklären?
Vielleicht will das Gedicht aber ganz woanders hin, als ich begreife. Schwierig für mich...
Liebe Grüße,
Peter
Liebe Annette,
wie auch Peter habe ich dein Gedicht anders gelesen , als du es geschrieben hast. Ich bin genau über jene Stellen gestolpert, die er fett im Text gekennzeichnet hat.
Aber ich finde den Text gut und so interessant, dass ich versucht habe hineinzukommen, (was wohlmöglich nicht ganz gelungen ist).
Der letzte Vers nun, den verstehe ich, bis auf die Ausnahme des: "die du bist". Stände dort: "die du siehst", wäre das Gedicht für mich durch die von Peter gesetzten Änderungsvorschläge vollkommen schlüssig.
Versuch einer Interpretation:
Es geht umeine ungleiche Beziehiung.
Das Lyrich ist frei für diese Beziehung unfrei durch seine Liebe zum DU.
Das Du kommt und geht wann es das einrichten kann. Es bedient sich beim Lyrich, aber so, dass für das Lyrich eine schöne erinnerung bleibt.
Das Du passt das Lyrich in sein Leben so ein, dass es sein freies Falkenleben weiter führen kann. Das Lyrich liebt so stark, dass es von Vergangenem zehrt, sein Verhalten aber reflektiert und sich fragt, ob es das will.
Soweit , dies wäre meine Interpretation, ich fürchte aber auch, dass es nicht deine Intention ist.
Ich habe es wohl eher nicht durchdrungen, obgleich die Barriere keine ist, die durch komplizierte Sprache oder Satzstellung künstlich aufgebaut wurde.
Liebe Sonntagsgrüße
Gerda
wie auch Peter habe ich dein Gedicht anders gelesen , als du es geschrieben hast. Ich bin genau über jene Stellen gestolpert, die er fett im Text gekennzeichnet hat.
Aber ich finde den Text gut und so interessant, dass ich versucht habe hineinzukommen, (was wohlmöglich nicht ganz gelungen ist).
Der letzte Vers nun, den verstehe ich, bis auf die Ausnahme des: "die du bist". Stände dort: "die du siehst", wäre das Gedicht für mich durch die von Peter gesetzten Änderungsvorschläge vollkommen schlüssig.
Versuch einer Interpretation:
Es geht umeine ungleiche Beziehiung.
Das Lyrich ist frei für diese Beziehung unfrei durch seine Liebe zum DU.
Das Du kommt und geht wann es das einrichten kann. Es bedient sich beim Lyrich, aber so, dass für das Lyrich eine schöne erinnerung bleibt.
Das Du passt das Lyrich in sein Leben so ein, dass es sein freies Falkenleben weiter führen kann. Das Lyrich liebt so stark, dass es von Vergangenem zehrt, sein Verhalten aber reflektiert und sich fragt, ob es das will.
Soweit , dies wäre meine Interpretation, ich fürchte aber auch, dass es nicht deine Intention ist.
Ich habe es wohl eher nicht durchdrungen, obgleich die Barriere keine ist, die durch komplizierte Sprache oder Satzstellung künstlich aufgebaut wurde.
Liebe Sonntagsgrüße
Gerda
Liebe Annette,
es gibt eigentlich wenig, was ich Peters sehr tiefgründiger Analyse hinzufügen kann.
Was mich für Dein Gedicht einnimmt, ist die Sprache, die kräfftige Überschrift ist da nur ein Beispiel.
Womit ich Probleme habe, ist der schon von Peter angesprochene Rollenwechsel des lyr. Ich und des lyr. Du. Während dieses zu Beginn des Gedichts nicht nur bildlich in den Himmel gehoben wird, und du auch explizit sagst:
klingt es zwei Strophen später nach einer umgekehrten Abhängigkeit:
Vielleicht willst Du ja genau das sagen, ansonsten ist aber Peters Vorschlag sicher eine interessante Alternative.
Liebe Grüße
max
es gibt eigentlich wenig, was ich Peters sehr tiefgründiger Analyse hinzufügen kann.
Was mich für Dein Gedicht einnimmt, ist die Sprache, die kräfftige Überschrift ist da nur ein Beispiel.
Womit ich Probleme habe, ist der schon von Peter angesprochene Rollenwechsel des lyr. Ich und des lyr. Du. Während dieses zu Beginn des Gedichts nicht nur bildlich in den Himmel gehoben wird, und du auch explizit sagst:
Du bleibst den Festen fern,
auf denen ich dich feiere.
klingt es zwei Strophen später nach einer umgekehrten Abhängigkeit:
meine Berührungen in Deinen Händen halten,
sorgsam und knauserig,
bis meine Gegenwart aufgebraucht ist.
Vielleicht willst Du ja genau das sagen, ansonsten ist aber Peters Vorschlag sicher eine interessante Alternative.
Liebe Grüße
max
hallo annette!
hab jetzt kaum einen kommentar vorweg gelesen.
mir gefällt das sehr. ich lese darin von jemand, der bindungsängste hat. oder eine wochenendbeziehung. wobei auch diese wochenendbeziehung so gewollt sein kann, damit man sich nicht binden muss und das gegenüber auf distanz halten kann. da bleibt dann auch nur die sonntagsseite. der alltag bleibt außen vor.
dein text gefällt mir im grunde so wie er ist. jedoch halte ich die dritte und vierte zeile für entbehrlich. ich habs wiederholt mit und ohne diese zeilen gelesen. und ohne gefällt mir dein text immer besser.
ansonsten durchgängig stark. ein wenig herausstechend (im positiven) die malvenstelle.
sehr gern gelesen.
lieben gruß: Niko
hab jetzt kaum einen kommentar vorweg gelesen.
mir gefällt das sehr. ich lese darin von jemand, der bindungsängste hat. oder eine wochenendbeziehung. wobei auch diese wochenendbeziehung so gewollt sein kann, damit man sich nicht binden muss und das gegenüber auf distanz halten kann. da bleibt dann auch nur die sonntagsseite. der alltag bleibt außen vor.
dein text gefällt mir im grunde so wie er ist. jedoch halte ich die dritte und vierte zeile für entbehrlich. ich habs wiederholt mit und ohne diese zeilen gelesen. und ohne gefällt mir dein text immer besser.
ansonsten durchgängig stark. ein wenig herausstechend (im positiven) die malvenstelle.
sehr gern gelesen.
lieben gruß: Niko
Zuletzt geändert von Niko am 04.03.2007, 14:19, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe annette,
ein bezauberndes Gedicht. Möglicherweise über ein Thema, das ich gerne Treppenliebe nenne: Das Ich liebt das Du für seinen Status, seinen Habitus, seine Erfolg, seine Macht, seine Unabhängigkeit. Die letzte Strophe kann man dann als Erklärung lesen.
Nur mit einer Zeile habe ich (sprachlich) meine Probleme:
Das "doch wirst tagelang" erscheint mir ein wenig geholpert. Wie wäre es mit:
wirst meine Berührung
tagelang in deinen Händen halten,
Warum übrigens schreibst Du in dieser Zeile das "Deinen" groß, sonst aber klein?
Der Turmfalke ist natürlich ein toller Vogel. In W. B. Yeates Turm habe ich mal einen echten gesehen, der dort nistete!
Grüße
Paul
ein bezauberndes Gedicht. Möglicherweise über ein Thema, das ich gerne Treppenliebe nenne: Das Ich liebt das Du für seinen Status, seinen Habitus, seine Erfolg, seine Macht, seine Unabhängigkeit. Die letzte Strophe kann man dann als Erklärung lesen.
Nur mit einer Zeile habe ich (sprachlich) meine Probleme:
Dann fliegst du wieder davon,
doch wirst tagelang
meine Berührungen in Deinen Händen halten,
sorgsam und knauserig,
bis meine Gegenwart aufgebraucht ist.
Das "doch wirst tagelang" erscheint mir ein wenig geholpert. Wie wäre es mit:
wirst meine Berührung
tagelang in deinen Händen halten,
Warum übrigens schreibst Du in dieser Zeile das "Deinen" groß, sonst aber klein?
Der Turmfalke ist natürlich ein toller Vogel. In W. B. Yeates Turm habe ich mal einen echten gesehen, der dort nistete!
Grüße
Paul
Lieber Paul,
gerade habe ich versucht auf den Spuren deiner Interpretation von annettes Gedicht zu folgen, woraus liest du, dass das Lyirch das Du auf Grund seines Statuses liebt?
Ansonsten finde ich deine Betrachtung sehr treffend... nur die "Liebe"...die sehe ich anders gelagert, ...
(aber so wie man sich bettet liebt man eben).
Liebe Grüße
Gerda
gerade habe ich versucht auf den Spuren deiner Interpretation von annettes Gedicht zu folgen, woraus liest du, dass das Lyirch das Du auf Grund seines Statuses liebt?
Ansonsten finde ich deine Betrachtung sehr treffend... nur die "Liebe"...die sehe ich anders gelagert, ...

Liebe Grüße
Gerda
Hola Annette,
das ist ein spannendes Gedicht, das man mehrfach lesen muss.
Ich sehe hier ein Ich, welches das Du aufgrund seiner Unabhängigkeit liebt (während das Ich vom Du abhängig ist) und zehrt von dem, was das Du dem Ich gibt, in den wenigen Momenten, die das Du bestimmt. Das Du verträgt keine Nähe und lässt das Ich auch nicht in seine Seele blicken.
Diesen Passus verstehe ich so:
das, was du hast, --> das, was du (von mir hast, was ich dir gebe, was dem Ich zu wenig ist, es will mehr geben)
oder die sein, die du bist. --> hier drückt sich der Wunsch des Ichs aus, so unabhängig zu sein wie das Du.
Also, so lese ich es zumindest.
Saludos
Mucki
das ist ein spannendes Gedicht, das man mehrfach lesen muss.
Ich sehe hier ein Ich, welches das Du aufgrund seiner Unabhängigkeit liebt (während das Ich vom Du abhängig ist) und zehrt von dem, was das Du dem Ich gibt, in den wenigen Momenten, die das Du bestimmt. Das Du verträgt keine Nähe und lässt das Ich auch nicht in seine Seele blicken.
Diesen Passus verstehe ich so:
das, was du hast, --> das, was du (von mir hast, was ich dir gebe, was dem Ich zu wenig ist, es will mehr geben)
oder die sein, die du bist. --> hier drückt sich der Wunsch des Ichs aus, so unabhängig zu sein wie das Du.
Also, so lese ich es zumindest.
Saludos
Mucki
Salut Annette,
das gefällt mir sehr gut, dein Gedicht.
Ich lese als eine "Abhängigkeitsliebe" , in der die Rollen klar definiert sind und zwar vom Du definiert sind- das Ich kann sich damit arrangieren, wenn es mag oder eben alles vergessen.
Ein starkes Du, ein schwaches Ich - und doch kann ich das sehr gut nachvollziehen...
Mein Problem ist die allerletzte Zeile, da hätte ich ein "der du bist" erwartet - nein, da blicke ich nicht ganz durch.
Oder die sein will, die du haben willst....???
Ich hätte mir mehr denn je gewünscht, diese Zeilen selber geschrieben zu haben...
Liebe Grüße,
scarlett
P.S. Vielleicht könnte man noch was mit dem Titel machen - wobei Turmfalken auf jeden Fall bleiben müssen....
das gefällt mir sehr gut, dein Gedicht.
Ich lese als eine "Abhängigkeitsliebe" , in der die Rollen klar definiert sind und zwar vom Du definiert sind- das Ich kann sich damit arrangieren, wenn es mag oder eben alles vergessen.
Ein starkes Du, ein schwaches Ich - und doch kann ich das sehr gut nachvollziehen...
Mein Problem ist die allerletzte Zeile, da hätte ich ein "der du bist" erwartet - nein, da blicke ich nicht ganz durch.
Oder die sein will, die du haben willst....???
Ich hätte mir mehr denn je gewünscht, diese Zeilen selber geschrieben zu haben...
Liebe Grüße,
scarlett
P.S. Vielleicht könnte man noch was mit dem Titel machen - wobei Turmfalken auf jeden Fall bleiben müssen....
Hallo Ihr alle!
Es tut mir leid, dass ich Euch so lange hab warten lassen, aber ich war unterwegs und hatte fast zwei Tage lang keinen Zugang zum Internet
.
Ihr alle habt das meiste, worum es geht, sehr richtig gelesen: (Un)abhängigkeiten, Bindungsängste, Stärken, Schwächen, Rollenwechsel. Aber zwei Dinge scheinen nicht deutlich zu werden: die Ambivalenz in der Wertung der Rollen und die letzte Zeile.
Ich versuche eine Klärung der Punkte.
Peter, Danke, dass Du den Anfang gemacht hast. Du und Max, Ihr umschreibt den Rollenwechsel eigentlich genau richtig: Zu Beginn liebt scheinbar das Ich stärker, während sich das Du entzieht, mit der vierten Strophe kippt die Situation dann, das Du sehnt sich nach der Berührung des Ich (in dessen Abwesenheit).
Der Text beschreibt Abhängigkeiten, die aber nicht nur in eine Richtung funktionieren. Zu jeder Art von Abhängigkeit gehören zwei Seiten, und letztlich hängen meistens beide voneinander ab. Jeder sucht sich die ihm gemäßen Abhängigkeiten oder – wie Gerda so treffend sagt: „wie man sich bettet, so liebt man“.
Es ist nicht so, dass das Du einfach kein Interesse am Ich hätte, beide wollen die Nähe, gehen aber ganz unterschiedlich damit um. Auch das Du sehnt sich, kommt aber über bestimmte Barrieren nicht hinweg. Es wahrt Distanz, bleibt möglichst in seinem Element (der Luft), es lockt mit Blumen, allerdings so, dass das Ich sie sehen, aber nicht erreichen kann (deshalb: gerade eben nicht erreiche).
Das Ich weiß wohl um die Sehnsucht des Du, weiß, dass seine Berührungen ihm ein wertvolles Gut sind, mit dem es sorgsam umgeht – allerdings nur in seiner Abwesenheit, nur insgeheim. Die Distanz, die es zum Ich hält, ist eigentlich eine Distanz zu sich selbst und zu den eigenen Gefühlen.
Das Ich durchschaut die Situation und ahnt, dass sie nicht zueinander finden und fragt sich, was es tatsächlich noch beim Du hält (die letzten drei Zeilen). Die letzte Frage deutet darauf hin, dass es sich um zwei Frauen handelt. Daher fragt sich das Ich, ob sie das Du wirklich liebt oder ob das Du bewundert und sein möchte wie sie.
Das eine schließt das andere nicht völlig aus, ganz im Gegenteil, die Frage dahinter ist die, ob nicht häufig (und vielleicht nicht nur in gleichgeschlechtlichen Beziehungen) der Aspekt „wie der andere sein wollen“ eine große Rolle spielt.
Was sich auch in den letzten beiden Zeile verbirgt, ist die Frage, ob das Ich tatsächlich eine gleichgeschlechtliche Beziehung will.
Niko, ja, ich glaube, Du hast recht, was die Elstern und Krähen angeht. Sie sollen einen Gegensatz zum Turmfalken bilden, aber sie haben eigentlich nichts mit dem Ich zu tun. Ich denke noch drüber nach, könnte sie aber gut streichen.
Paul, ich glaube, ich werde Deinen Vorschlag übernehmen, die kleine Umstellung macht die Stelle geschmeidiger. Und mit „deinem“ hast Du recht, das war ein Fehler. Danke!
Ich bin gespannt, ob Ihr mir jetzt folgen könnt, oder ob der Text meine Deutung nicht hergibt.
Danke Euch allen, lieber Gruß, annette
Es tut mir leid, dass ich Euch so lange hab warten lassen, aber ich war unterwegs und hatte fast zwei Tage lang keinen Zugang zum Internet

Ihr alle habt das meiste, worum es geht, sehr richtig gelesen: (Un)abhängigkeiten, Bindungsängste, Stärken, Schwächen, Rollenwechsel. Aber zwei Dinge scheinen nicht deutlich zu werden: die Ambivalenz in der Wertung der Rollen und die letzte Zeile.
Ich versuche eine Klärung der Punkte.
Peter, Danke, dass Du den Anfang gemacht hast. Du und Max, Ihr umschreibt den Rollenwechsel eigentlich genau richtig: Zu Beginn liebt scheinbar das Ich stärker, während sich das Du entzieht, mit der vierten Strophe kippt die Situation dann, das Du sehnt sich nach der Berührung des Ich (in dessen Abwesenheit).
Der Text beschreibt Abhängigkeiten, die aber nicht nur in eine Richtung funktionieren. Zu jeder Art von Abhängigkeit gehören zwei Seiten, und letztlich hängen meistens beide voneinander ab. Jeder sucht sich die ihm gemäßen Abhängigkeiten oder – wie Gerda so treffend sagt: „wie man sich bettet, so liebt man“.
Es ist nicht so, dass das Du einfach kein Interesse am Ich hätte, beide wollen die Nähe, gehen aber ganz unterschiedlich damit um. Auch das Du sehnt sich, kommt aber über bestimmte Barrieren nicht hinweg. Es wahrt Distanz, bleibt möglichst in seinem Element (der Luft), es lockt mit Blumen, allerdings so, dass das Ich sie sehen, aber nicht erreichen kann (deshalb: gerade eben nicht erreiche).
Das Ich weiß wohl um die Sehnsucht des Du, weiß, dass seine Berührungen ihm ein wertvolles Gut sind, mit dem es sorgsam umgeht – allerdings nur in seiner Abwesenheit, nur insgeheim. Die Distanz, die es zum Ich hält, ist eigentlich eine Distanz zu sich selbst und zu den eigenen Gefühlen.
Das Ich durchschaut die Situation und ahnt, dass sie nicht zueinander finden und fragt sich, was es tatsächlich noch beim Du hält (die letzten drei Zeilen). Die letzte Frage deutet darauf hin, dass es sich um zwei Frauen handelt. Daher fragt sich das Ich, ob sie das Du wirklich liebt oder ob das Du bewundert und sein möchte wie sie.
Das eine schließt das andere nicht völlig aus, ganz im Gegenteil, die Frage dahinter ist die, ob nicht häufig (und vielleicht nicht nur in gleichgeschlechtlichen Beziehungen) der Aspekt „wie der andere sein wollen“ eine große Rolle spielt.
Was sich auch in den letzten beiden Zeile verbirgt, ist die Frage, ob das Ich tatsächlich eine gleichgeschlechtliche Beziehung will.
Niko, ja, ich glaube, Du hast recht, was die Elstern und Krähen angeht. Sie sollen einen Gegensatz zum Turmfalken bilden, aber sie haben eigentlich nichts mit dem Ich zu tun. Ich denke noch drüber nach, könnte sie aber gut streichen.
Paul, ich glaube, ich werde Deinen Vorschlag übernehmen, die kleine Umstellung macht die Stelle geschmeidiger. Und mit „deinem“ hast Du recht, das war ein Fehler. Danke!
Ich bin gespannt, ob Ihr mir jetzt folgen könnt, oder ob der Text meine Deutung nicht hergibt.
Danke Euch allen, lieber Gruß, annette
Liebe Annette,
jetzt bist Du mir zuvorgekommen. Ich finde die Bilder in Deinem Gedicht sehr, sehr stark und ungewöhnlich.
Der Turmfalks, die Malven, die gerade in genau unerreichbarere Höhe hängen, die dunklen Stunden , zu denen kein Zutritt ist, die Berührungen in den Händen, bis die Gegenwart des andern aufgebraucht ist.
Ganz, ganz stark!
Die letzte Strophe verlässt die Bilder und geht in die Reflexion. Ich bin mir selbst ganz unsicher, wenn ich jetzt frage: Brauchst Du sie?
Liebe Grüße
leonie
jetzt bist Du mir zuvorgekommen. Ich finde die Bilder in Deinem Gedicht sehr, sehr stark und ungewöhnlich.
Der Turmfalks, die Malven, die gerade in genau unerreichbarere Höhe hängen, die dunklen Stunden , zu denen kein Zutritt ist, die Berührungen in den Händen, bis die Gegenwart des andern aufgebraucht ist.
Ganz, ganz stark!
Die letzte Strophe verlässt die Bilder und geht in die Reflexion. Ich bin mir selbst ganz unsicher, wenn ich jetzt frage: Brauchst Du sie?
Liebe Grüße
leonie
Ach so, Scarlett, kannst Du sagen, was Dir am Titel nicht gefällt? Zu umständlich? Passt nicht zum Text? Ich hätte erstmal nichts daran auszusetzen.
Ansonsten freue ich mich, dass Dir der Text gefällt, auch wenn Deine Deutung "Ein starkes Du, ein schwaches Ich" ja wie ausgeführt nur bedingt in meiner Absicht lag.
Gruß, annette
Ansonsten freue ich mich, dass Dir der Text gefällt, auch wenn Deine Deutung "Ein starkes Du, ein schwaches Ich" ja wie ausgeführt nur bedingt in meiner Absicht lag.
Gruß, annette
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