vorfrühling (neumond II)

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
carl
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Beitragvon carl » 21.02.2007, 15:21

vorfrühling

ein letzter lila schleier fällt
hinter den pinien
verglüht das weiße ihres nagels
aus dem nachtblau
steigt nur in sterne gekleidet

sie –

nimm deine strafe hin
(man belauscht die schöne nicht
beim baden)
bis zur frühlings–amnestie:
ein monat schwarzes rauschen.


alte version:
neumond II

ein letzter lila schleier fällt
hinter den pinien
verglüht ihr nagel-schnipps
aus dem nachtblau
steigt nur in sterne gekleidet

sie –

nimm deine strafe hin
(man belauscht die schöne nicht
beim baden)
bis zur frühlings–amnestie:
ein monat schwarzes rauschen.
Zuletzt geändert von carl am 03.03.2007, 10:47, insgesamt 2-mal geändert.

carl
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Beitragvon carl » 03.03.2007, 10:54

Ja, Dank für eure Rückmeldungen!

Den fehlenden Jahreszeitbezug habe ich eingefügt, auch den anstößigen Schnipps entsorgt...
Ansonst bliebe die Frage, in wie weit der Hintergrund, der in ein Gedicht einfließt, für den Leser entschlüsselbar bleiben muss.
Auch wenn Erfahrungen hinter den Bildern nicht mehr erkennbar sind, können sie nicht doch eine neue Bedeutung für den Leser bekommen?
Das brauchen wir aber für ein solches Gelegenheitsgedicht nicht zu klären...

Anbei noch eine alte Version des Themas (Nachwinter).


Liebe Grüße, Carl

Gast

Beitragvon Gast » 03.03.2007, 16:25

carl hat geschrieben:
Anbei noch eine alte Version des Themas (Nachwinter).



Lieber Carl,

du meinst schon ein "anderes Gedicht" - oder ?
Gehört zum Themenkreis, (Leben und Sterben, oder Jahreszeiten/Zeit) so verstehe ich es, oder hast du dieses Gedicht hier aus jenem anderen Sonett entwickelt? :confused:
Ein bisschen irritert hat mich "alte Version".

Obgleich ich den "Schnipps" nicht störend fand (Heb dir das Wort für den Fall der Fälle auf) ;-) klingt der Teil für mich jetzt abgerundeter.

Liebe Grüße
Gerda

Max

Beitragvon Max » 03.03.2007, 18:05

Lieber Carl,

weg mit Schnipps, das gefällt mir ...
Übrigens gibt es ein wunderschönes Liebessonett von Neruda, in dem er die Geliebte auch mit ihrem Nagel vergleicht (Fängt an mit "Desnudas eres tan simple com una de tus manos" (oder so: spanisch auf gut Glück ;-) ), es ist eines von seinen 100 Liebesgedichten (ich glaube nr. 23 oder so), lohnt sich ...

Liebe Grüße
max

carl
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Beitragvon carl » 08.03.2007, 12:19

Liebe Gerda,

das Sonett "Nachwinter" ist viel älter, aber beide Gedichte kreisen um dasselbe Thema (siehe daselbst ;-)), ohne dass ich daran gedacht habe...

Lieber Max,

das 23. Sonett kannte ich noch nicht und es hat eine Weile gedauert, bis ich jemanden zum übersetzen fand...
"Nagel" komt in Nerudas Liebesgedichten ja häufiger vor, fast so oft wie "Mond", (Nägel und Haut ist ja auch eine hocherotische Kombination) und in diesem Gedicht treffen beide (fast) zusammen. Aber ich denke, es hat für Dich auch seine besondere Bedeutung wegen des ersten Wortes der 2. Zeile (in Spanisch natürlich ;-))

Liebe Grüße, Carl

Max

Beitragvon Max » 08.03.2007, 21:50

Lieber Carl,

si, lisa ;-)

Liebe Grüße
Max


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