tausendminuseine nacht

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Perry

Beitragvon Perry » 15.02.2007, 10:57

tausendminuseine nacht

während das auge
noch über dünen wandert
gefallen findet am hüftschwung
der schleiertänzerinnen
breiten die sterne
ihren zauberteppich aus

wäre da nicht
das blöken der kamele
Zuletzt geändert von Perry am 15.02.2007, 16:39, insgesamt 1-mal geändert.

Iris

Beitragvon Iris » 15.02.2007, 13:25

Hallo Perry,

das ist witzig und auch hintergründig, also sprich humorvoll,
für mich wurden schon mal, weiß nicht mehr wie viele Kamele geboten, doch der Handel kam nicht zustande, weil mein damaliger Mann Gott sei Dank kein Zoobesitzer war, der viele Kamele mit nach Deutschland nehmen wollte, um mich dazulassen ...

einzig: "gefallen findet am hüftschwung" ist mir etwas zu platt ...

Liebe Grüße Iris

pandora

Beitragvon pandora » 15.02.2007, 13:29

hallo perry,

was ist eigentlich so schlimm daran, dass in einer orientalischen nacht (wo auch immer sie stattfindet :pfeifen: ) kamele blöken?

p.

Klara
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Registriert: 23.10.2006

Beitragvon Klara » 15.02.2007, 13:46

Hallo,

ich find ds Blöken der Kamele genial.
Würde sie absetzen vom Rest, als Zweizeiler.

lg
klara

Perry

Beitragvon Perry » 15.02.2007, 16:38

Hallo Iris,
danke fürs "humorvoll" und die Meinung zum Hüftschwung (sollte etwas Erotik in die Märchenstimmung bringen). Dann hast du ja noch einmal Glück gehabt, dass du nicht in einem Harem gelandet bist (lächel). Aber ich denke, da ist sehr viel Klischee dabei, das ich mit dieser Persiflage etwas aufs Korn nehmen wollte.
LG
Manfred

Hallo Pandora,
da ist nichts schlimm dran, ich habe es nur aus rein "dramaturgischen Gründen" verwendet (lächel).
Danke für deine Nachfrage und LG
Manfred

Hallo Klara,
greife deinen Vorschlag gerne auf und schicke dir ein geschmeicheltes Öök, Öök (oder so ähnlich) dafür.
Danke und LG
Manfred

aram
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Registriert: 06.06.2006

Beitragvon aram » 15.02.2007, 17:22

hallo manfred,

gefällt mir in seiner ironischen vergnügtheit - gelungen assozierter, sich schließender bogen von dünen zu hüften zu sternen zu kamelen!

nach meinem gefühl verlangt "wäre da nicht" nach einem vorhergehenden konjunktiv.

sind 'blökende kamele' deine idee oder sagt man so? - ich finde ja eher sie brüllen - aber hier passt 'blöken' einfach!

auch den titel finde ich schön.

liebe grüße,
aram
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l. cohen

Perry

Beitragvon Perry » 16.02.2007, 10:59

Hallo Aram,
freut mich, dass der Funke der Persiflage auf dich übergesprungen ist. Das Blöken wird glaube ich urprünglich den Schafen zugeordnet, passt aber auch zu Kamelen. Mit "brüllen" würden die hier tierisch gemeinten Kamele vielleicht zu stark vermenschlicht (lächel).
Was den vorstehenden Konjunktiv angeht, den hatte ich urprünglich mal, habe ihn dann aber zu Gunsten einer etwas dichteren Form geopfert. Ich denke, eine kleine Korrektur dahingehend würde dem Lesefluss sicher gut tun.
Danke für die positive Einschätzung und deine Anregungen.
LG
Manfred

aram
Beiträge: 4509
Registriert: 06.06.2006

Beitragvon aram » 16.02.2007, 17:18

Perry hat geschrieben:Mit "brüllen" würden die hier tierisch gemeinten Kamele vielleicht zu stark vermenschlicht (lächel).


hallo manfred, ich bin ziemlich sicher, es ist umgekehrt:

"brüllen" bezeichnet ursprünglich einen tierischen laut (etwas ganz eigenes, könnte ein stimmphysiologe sicher begründen) und versteht sich beim menschen im übertragenen sinn.

aber wie gesagt, auch wenn kamele nicht blöken sollten, passt der ausdruck hier hervorragend.

und ja, die persiflage ist gelungen.


gruß, aram
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l. cohen

Max

Beitragvon Max » 16.02.2007, 17:33

Lieber Manfred,

was mich beim Lesen immer noch beschäftigt, ist Pandoras Frage und Deine Antwort darauf, die ich nicht so recht verstehe. Wenn nichts schlimm ist am Blöken der Kamele, wieso kann man dann die Schlusszeilen mit "äre da nicht" einleiten.

Liebe Grüße
max

Perry

Beitragvon Perry » 16.02.2007, 19:19

Hallo Max,
meine Zeilen sind wie gesagt eine Persiflage auf die "tausendundeine Nacht-Märchenromantik. Tausendminuseine Nacht bedeutet das der Zauber dieser einen Nacht durch das Blöken der Kamele zerstört wurde, wobei das nur als Metapher dafür zu lesen ist, dass zuviel Romantik immer auch die Gefahr birgt bei der geringsten Störung ihren Reiz zu verlieren. "Wäre da ..." ist also eine rethorische Feststellung.
LG
Manfred

aram
Beiträge: 4509
Registriert: 06.06.2006

Beitragvon aram » 16.02.2007, 19:32

das der Zauber dieser einen Nacht durch das Blöken der Kamele zerstört wurde,


...was sich, wenn ich nach meiner lesart ergänzen darf, auch fein ausdrückt im hintersinn der träumerischen assoziationskette -

dünen, schwingende hüften von schleiertänzerinnen, von hier gehts weiter zu den sternen ----> kamel.
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l. cohen


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