„Denn er kennt unser Gebilde, gedenkt, dass wir Staub sind.
Der Mensch – wie Gras sind seine Tage, wie die Blume des Feldes, so blüht er.
Fährt ein Wind darüber, so ist sie nicht mehr, und ihr Ort kennt sie nicht mehr."
Psalm 103
Niemand kannte ihn wirklich.
Man wusste nur:
Er hatte gegen das Leben gespielt
und verloren.
Selten sprach er von der Zeit seiner Siege,
seines Zenits.
Er war ein Getriebener,
zog über endlose Straßen,
lebte im Schmutz der Städte.
Ob er kam oder ging,
niemand nahm davon Notiz.
Er strafte die Welt
mit Lächeln.
Man fand ihn,
irgendwann.
Bettete ihn zur Ruhe,
irgendwo,
und es war, als wäre er nie gewesen.
Der Alte II
Lieber Herby,
ein schweres Thema, das Du, wie ich finde, gut umgesetzt hast. Das Einzige, was mir aufgefallen ist: In der letzten Zeile könnte "und es war," vielleicht wegfallen.
Ich las kürzlich einen Bericht über Bestattungen von Urnen von Menschen, wo keine Angehörigen auffindbar sind. Es waren erschreckend viele, die sich da im Laufe eines relativ kurzen Zeitraums immer ansammeln. Wenn sich da nicht ein Pfarrer bereiterklärt hätte, bei der Bestattung mitzugehen, würden die schlicht und ergreifend ohne irgendwas und irgendwen verscharrt. "Als wären sie nie gewesen".
Ich könnte mir Deinen Text auch gut unter "Erzählgedichte" vorstellen.
Liebe Grüße
leonie
ein schweres Thema, das Du, wie ich finde, gut umgesetzt hast. Das Einzige, was mir aufgefallen ist: In der letzten Zeile könnte "und es war," vielleicht wegfallen.
Ich las kürzlich einen Bericht über Bestattungen von Urnen von Menschen, wo keine Angehörigen auffindbar sind. Es waren erschreckend viele, die sich da im Laufe eines relativ kurzen Zeitraums immer ansammeln. Wenn sich da nicht ein Pfarrer bereiterklärt hätte, bei der Bestattung mitzugehen, würden die schlicht und ergreifend ohne irgendwas und irgendwen verscharrt. "Als wären sie nie gewesen".
Ich könnte mir Deinen Text auch gut unter "Erzählgedichte" vorstellen.
Liebe Grüße
leonie
Hallo Herby,
traurig weht dein Gedicht die Stimmung der Sinnlosigkeit in den Geist.
Du hast es sehr gut geschrieben, ja, es ist ein Erzählgedicht, sehe ich auch so.
Könntest du dir vorstellen, diese Zeile
Er strafte die Welt
mit Lächeln.
noch ein bisschen auszubauen? Das würde mir gut gefallen,-)
Saludos
Magic
traurig weht dein Gedicht die Stimmung der Sinnlosigkeit in den Geist.
Du hast es sehr gut geschrieben, ja, es ist ein Erzählgedicht, sehe ich auch so.
Könntest du dir vorstellen, diese Zeile
Er strafte die Welt
mit Lächeln.
noch ein bisschen auszubauen? Das würde mir gut gefallen,-)
Saludos
Magic
Liebe leonie, Magic und pandora
über Eure positive Resonanz zu meinem Text habe ich mich sehr gefreut. Da ich mir unsicher war, ob er ein Erzählgedicht ist, habe ich ihn hier unter Freies Weben eingesetzt, doch sollten Gerda und / oder pandora auch der Ansicht sein, dass er in der anderen Rubrik besser aufgehoben ist, habe ich nichts dagegen, wenn sie ihn verschieben.
@leonie
Du schreibst
Damit tue ich mich schwer und ich will versuchen Dir zu erklären warum. Würde ich deinem Vorschlag folgen, so klänge „als wäre er nie gewesen“ wie eine direkte Folge des Findens und Beerdigens. Verstehst du, was ich meine? Das entspräche aber nicht meiner Intention, würde vielleicht sogar den Sinn etwas verzerren. Für mich ist der Schlusssatz eine Art Fazit aus den vier vorherigen Strophen, nicht nur der letzten, daher habe ich ihn auch optisch abgesetzt.
@Magic
Du fragst, ob ich die Verse
ausbauen könnte. Prinzipiell ja, aber jetzt muss ich zurückfragen: was fehlt für Dich an dieser Stelle? Die Gründe für sein Lächeln? Ein Blick in seine Innenwelt? Die Reaktion der Außenwelt auf das Lächeln? Ich sehe nur die Gefahr für mich (und den Text), dass es im Falle einer Ausweitung zuviel wird.
@pandora
Du schlägst vor, den letzten Vers der ersten Strophe zu streichen. Vielleicht kannst Du mir helfen: ist „Zenit“ nicht umfassender, abstrakter als „Siege“? Oder ist es Deiner Ansicht nach nur redundant? Dann könnte ich es tatsächlich streichen.
Fürs Lesen und Eure Vorschläge danke ich Euch herzlich!
Liebe Grüße und einen schönen Abend
Herby
über Eure positive Resonanz zu meinem Text habe ich mich sehr gefreut. Da ich mir unsicher war, ob er ein Erzählgedicht ist, habe ich ihn hier unter Freies Weben eingesetzt, doch sollten Gerda und / oder pandora auch der Ansicht sein, dass er in der anderen Rubrik besser aufgehoben ist, habe ich nichts dagegen, wenn sie ihn verschieben.
@leonie
Du schreibst
In der letzten Zeile könnte "und es war," vielleicht wegfallen.
Damit tue ich mich schwer und ich will versuchen Dir zu erklären warum. Würde ich deinem Vorschlag folgen, so klänge „als wäre er nie gewesen“ wie eine direkte Folge des Findens und Beerdigens. Verstehst du, was ich meine? Das entspräche aber nicht meiner Intention, würde vielleicht sogar den Sinn etwas verzerren. Für mich ist der Schlusssatz eine Art Fazit aus den vier vorherigen Strophen, nicht nur der letzten, daher habe ich ihn auch optisch abgesetzt.
@Magic
Du fragst, ob ich die Verse
Er strafte die Welt
mit Lächeln.
ausbauen könnte. Prinzipiell ja, aber jetzt muss ich zurückfragen: was fehlt für Dich an dieser Stelle? Die Gründe für sein Lächeln? Ein Blick in seine Innenwelt? Die Reaktion der Außenwelt auf das Lächeln? Ich sehe nur die Gefahr für mich (und den Text), dass es im Falle einer Ausweitung zuviel wird.
@pandora
Du schlägst vor, den letzten Vers der ersten Strophe zu streichen. Vielleicht kannst Du mir helfen: ist „Zenit“ nicht umfassender, abstrakter als „Siege“? Oder ist es Deiner Ansicht nach nur redundant? Dann könnte ich es tatsächlich streichen.
Fürs Lesen und Eure Vorschläge danke ich Euch herzlich!
Liebe Grüße und einen schönen Abend
Herby
Lieber Herby,
ja, das verstehe ich. Ich hätte, wenn, so gedacht, dann wäre das für mein Empfinden auch ausgedrückt:
Man fand ihn,
irgendwann.
Bettete ihn zur Ruhe,
irgendwo.
Als wäre er nie gewesen.
Aber wichtig ist ja, dass es für Dich stimmig ist.
Ich finde es gut, dass Du ein solches Thema aufgreifst, gerade dachte ich, es würde auch in "Lyrik und Kultur" passen.
Ich bin sehr fürs Verschieben (aber hier darf ich ja nicht
), zum einen, weil das die anderen Kategorien belebt und zum anderen, weil sich ein Text dort "länger hält" und das fände ich in diesem Fall gut.
Liebe Grüße
leonie
ja, das verstehe ich. Ich hätte, wenn, so gedacht, dann wäre das für mein Empfinden auch ausgedrückt:
Man fand ihn,
irgendwann.
Bettete ihn zur Ruhe,
irgendwo.
Als wäre er nie gewesen.
Aber wichtig ist ja, dass es für Dich stimmig ist.
Ich finde es gut, dass Du ein solches Thema aufgreifst, gerade dachte ich, es würde auch in "Lyrik und Kultur" passen.
Ich bin sehr fürs Verschieben (aber hier darf ich ja nicht

Liebe Grüße
leonie
Hallo Herby,
Ein kurze Ergänzung in seine Innenwelt, die das Lächeln erklärt, aber nicht zuviel, da gebe ich dir Recht. Wenn, dann nur wenig. Ich fände das irgendwie runder und gut für das Gleichgewicht im Text, wenn da noch etwas in der Richtung hineinkäme.
Saludos
Magic
Du fragst, ob ich die Verse
Zitat:Er strafte die Welt
mit Lächeln.
ausbauen könnte. Prinzipiell ja, aber jetzt muss ich zurückfragen: was fehlt für Dich an dieser Stelle? Die Gründe für sein Lächeln? Ein Blick in seine Innenwelt? Die Reaktion der Außenwelt auf das Lächeln? Ich sehe nur die Gefahr für mich (und den Text), dass es im Falle einer Ausweitung zuviel wird.
Ein kurze Ergänzung in seine Innenwelt, die das Lächeln erklärt, aber nicht zuviel, da gebe ich dir Recht. Wenn, dann nur wenig. Ich fände das irgendwie runder und gut für das Gleichgewicht im Text, wenn da noch etwas in der Richtung hineinkäme.
Saludos
Magic
Lieber herby,
ich tue mich ein wenig schwer, mit diesem Gedicht, habe aber keine Kommentare gelesen, weil ich mir zunächst mal ein Bild machen will, ohne dass ich den Text bisher in den Kontext des Bibelzitats gerückt und in diesem Zusammenhang betrachtet hätte.
Da sind in Vers 1 diese Zeilen:
Meiner Ansicht nach geht das nicht zusammen.
Wie kann jemand der ausschließlich auf der Verliereseite des Lebens steht, von Zeiten der Siege sprechen?
Wann hatte er seinen Zenit und wodurch?
In den weiteren Versen sprichst du ja ebenso ausschließlich vom Abseits.
Wenn niemand von ihm Notiz nahm, wem hätte er von Siegen berichten können?
"Schmutz der Stätte" ist mir zu allgemein, er hat doch sicher in einer bestimmten Stadt gelebt. "Zur Ruhe betten" hört sich nach beschaulichem Begräbnis an, wie das?
Möglich, dass ich ein Brett vor dem Kopf habe...
Der letzte Satz klingt gar paradox für mich, weil zumindest der Dichter, dieser Verse, ja weiß, dass dieser Mensch gewesen ist.
Gehe ich davon aus, das der Text die Verwahrlsoung und Vereinsamung einzelner Menschen in unserer anonymen Gesellschaft thematisieren soll, würde ich mir mehr "Leidenschaft" wünschen.
Es klingt mir ein wenig fromm, (in einem guten alten Sinn), wenn er die Menschen, die sich nie für ihn interssiert haben auch noch mit einem Lächeln straft. Eine Art Güte und Nachsicht, ja Menschenliebe ohne je selbst etwas wie Liebe oder Zuwendung empfangen zu haben? Schwer vorstellbar.
Mir scheint, dass hinter dem Gedicht die Geschichte wartet, die zu erzählen es wert ist, vielleicht sich dann zu einem Erzählgedicht fügt?
Nicht dass du denkst, ich wolle dich zu Prosa überreden, aber ich glaube einfach, hier sollte mehr konkret erzählt werden.
Nächtliche Grüße
Gerda
ich tue mich ein wenig schwer, mit diesem Gedicht, habe aber keine Kommentare gelesen, weil ich mir zunächst mal ein Bild machen will, ohne dass ich den Text bisher in den Kontext des Bibelzitats gerückt und in diesem Zusammenhang betrachtet hätte.
Da sind in Vers 1 diese Zeilen:
Herby hat geschrieben:Er hatte gegen das Leben gespielt
und verloren.
Selten sprach er von der Zeit seiner Siege,
seines Zenits.
Meiner Ansicht nach geht das nicht zusammen.
Wie kann jemand der ausschließlich auf der Verliereseite des Lebens steht, von Zeiten der Siege sprechen?
Wann hatte er seinen Zenit und wodurch?
In den weiteren Versen sprichst du ja ebenso ausschließlich vom Abseits.
Herby hat geschrieben:Er war ein Getriebener,
zog über endlose Straßen,
lebte im Schmutz der Städte.
Ob er kam oder ging,
niemand nahm davon Notiz.
Er strafte die Welt
mit Lächeln.
Man fand ihn,
irgendwann.
Bettete ihn zur Ruhe,
irgendwo,
Wenn niemand von ihm Notiz nahm, wem hätte er von Siegen berichten können?
"Schmutz der Stätte" ist mir zu allgemein, er hat doch sicher in einer bestimmten Stadt gelebt. "Zur Ruhe betten" hört sich nach beschaulichem Begräbnis an, wie das?
Möglich, dass ich ein Brett vor dem Kopf habe...

Herby hat geschrieben:und es war, als wäre er nie gewesen.
Der letzte Satz klingt gar paradox für mich, weil zumindest der Dichter, dieser Verse, ja weiß, dass dieser Mensch gewesen ist.
Gehe ich davon aus, das der Text die Verwahrlsoung und Vereinsamung einzelner Menschen in unserer anonymen Gesellschaft thematisieren soll, würde ich mir mehr "Leidenschaft" wünschen.
Es klingt mir ein wenig fromm, (in einem guten alten Sinn), wenn er die Menschen, die sich nie für ihn interssiert haben auch noch mit einem Lächeln straft. Eine Art Güte und Nachsicht, ja Menschenliebe ohne je selbst etwas wie Liebe oder Zuwendung empfangen zu haben? Schwer vorstellbar.
Mir scheint, dass hinter dem Gedicht die Geschichte wartet, die zu erzählen es wert ist, vielleicht sich dann zu einem Erzählgedicht fügt?
Nicht dass du denkst, ich wolle dich zu Prosa überreden, aber ich glaube einfach, hier sollte mehr konkret erzählt werden.
Nächtliche Grüße
Gerda
Liebe Leonie,
ja, ich weiß genau, wie Du es meinst, aber Deine Version würde nach meinem Empfinden meine Intention verzerren, wie ich Dir schon schrieb, darum möchte ich diese Stelle gerne so belassen.
Liebe Gabriella,
Gerda sprach ja u.a. genau diese Stelle auch an. Ich will gerne darüber nachdenken, ob und wie ich diese Stelle ausweiten kann, ohne gleich ins Prosaische zu verfallen (mehr dazu in meiner Antwort an Gerda).
Liebe Gerda,
hab Dank für Deinen ausführlichen Kommentar. Wir haben uns nun schon so oft mündlich und schriftlich über unsere und die Texte anderer Autoren ausgetauscht, dass ich schon ahnte, dass Du mit meinem Text Probleme haben würdest. Ich will versuchen, im Einzelnen auf die Punkte einzugehen, die Du ansprichst. Vielleicht wird dadurch das eine oder andere Problem für Dich etwas kleiner oder sogargelöst.
Du sprichst die Verse
Er hatte gegen das Leben gespielt
und verloren.
Selten sprach er von der Zeit seiner Siege,
seines Zenits.
an und schreibst:
Hier kann ich Dir nicht zustimmen, denn in der ersten Strophe ist von einer Ausschließlichkeit nicht die Rede. Spiel impliziert theoretisch sowohl Gewinne als Verluste und mein Alter hatte beides, bis er am Ende – wenn Du so willst – zu hoch pokerte und endgültig verlor, um auf dieser bildhaften Ebene zu bleiben.
Die Frage, wann und wodurch er seinen Zenit erlebte, ist für mich im Gesamtkontext des Gedichts eigentlich nebensächlich, wichtig dagegen, dass er ihn hatte. Dann könntest Du mit gleichem Recht fragen, wann er gegen das Leben spielte und wodurch er letztlich verlor.
Dann schreibst Du:
Auch hier muss ich Dir widersprechen. Ich schrieb nicht, dass von ihm niemand Notiz nahm, sondern von seinem Kommen und Gehen. Er war irgendwann da, wie aus dem Nichts, und ebenso leise verschwand er wieder. Mir schwebte ein wortkarger Mensch vor, der nur selten mit einigen wenigen über sein Leben sprach, die er unterwegs traf. Und auch, was die Stadt betrifft, gehen wir nicht konform. Es war keineswegs eine bestimmte Stadt. Mein Text bezeichnet ihn nicht ohne Grund als einen Getriebenen, der über endlose Straßen (und damit auch von Stadt zu Stadt) zieht.
Dann sprichst Du das Begräbnis an. Einerseits hast Du Recht, ein „Armenbegräbnis“ oder auch ein anonymes sind natürlich nicht „beschaulich“. Wobei ich mich gerade frage, ob dieser Ausdruck überhaupt auf ein Begräbnis zutreffen kann. Aber selbst diese Beerdigungen verlaufen noch mit einem Mindestmaß an Würde vor dem Verstorbenen und die Bezeichnung „zur Ruhe betten“ scheint mir daher kein Widerspruch, zumal mir auch der Begriff der Ruhe im Zusammenhang meines Gedichtes wichtig war als Gegensatz zur Ruhelosigkeit des Alten zu seinen Lebzeiten.
Du verweist im Weiteren auf den letzten Satz, der für Dich paradox klingt, wie Du schreibst. Nicht nur ich als „Dichter“ dieser Verse weiß um die Existenz des Alten. Der Mann lebte ja nicht alleine auf einer einsamen Insel, sondern traf natürlich auf seinen Wegen mit anderen Zeit- und Leidensgenossen zusammen (siehe oben).
Und was das Lächeln betrifft, hier verstehe ich Deine Skepsis allerdings gut. Magic hat auch schon auf diese Stelle verwiesen. Nach meiner Vorstellung ist es das Lächeln eines Menschen, der sich nach vielen Kämpfen mit seiner Situation arrangiert hat, nicht mehr dagegen rebelliert, und somit eine gewisse Gelassenheit und auch Nachsicht, ja, erreicht hat. Menschenliebe, wie Du schreibst, sicherlich nicht, das wäre dann doch zuviel des Guten.
Ich verstehe Deine nachdrückliche Anregung zu einer ausgeweiteten Prosaversion durchaus, aber ich habe ja bei der Arbeit an dieser Version gespürt, - und ich gebe zu, dass das jetzt verrückt oder melodramatisch kling – dass die Zeit dafür noch nicht reif ist. Und zwingen mag und kann ich es nicht
Ich weiß nicht, ob Dir meine Antwort nun geholfen hat oder nicht. Ich bin Dir jedenfalls, wie auch leonie und Magic, für Deine kritische Betrachtung meines Gedichts dankbar, weil sie mir geholfen hat, es selbst noch einmal an verschiedenen Stellen zu hinterfragen.
Liebe Grüße an Euch
Herby
ja, ich weiß genau, wie Du es meinst, aber Deine Version würde nach meinem Empfinden meine Intention verzerren, wie ich Dir schon schrieb, darum möchte ich diese Stelle gerne so belassen.
Liebe Gabriella,
Gerda sprach ja u.a. genau diese Stelle auch an. Ich will gerne darüber nachdenken, ob und wie ich diese Stelle ausweiten kann, ohne gleich ins Prosaische zu verfallen (mehr dazu in meiner Antwort an Gerda).
Liebe Gerda,
hab Dank für Deinen ausführlichen Kommentar. Wir haben uns nun schon so oft mündlich und schriftlich über unsere und die Texte anderer Autoren ausgetauscht, dass ich schon ahnte, dass Du mit meinem Text Probleme haben würdest. Ich will versuchen, im Einzelnen auf die Punkte einzugehen, die Du ansprichst. Vielleicht wird dadurch das eine oder andere Problem für Dich etwas kleiner oder sogargelöst.
Du sprichst die Verse
Er hatte gegen das Leben gespielt
und verloren.
Selten sprach er von der Zeit seiner Siege,
seines Zenits.
an und schreibst:
Meiner Ansicht nach geht das nicht zusammen.
Wie kann jemand der ausschließlich auf der Verliereseite des Lebens steht, von Zeiten der Siege sprechen?
Wann hatte er seinen Zenit und wodurch?
In den weiteren Versen sprichst du ja ebenso ausschließlich vom Abseits.
Hier kann ich Dir nicht zustimmen, denn in der ersten Strophe ist von einer Ausschließlichkeit nicht die Rede. Spiel impliziert theoretisch sowohl Gewinne als Verluste und mein Alter hatte beides, bis er am Ende – wenn Du so willst – zu hoch pokerte und endgültig verlor, um auf dieser bildhaften Ebene zu bleiben.
Die Frage, wann und wodurch er seinen Zenit erlebte, ist für mich im Gesamtkontext des Gedichts eigentlich nebensächlich, wichtig dagegen, dass er ihn hatte. Dann könntest Du mit gleichem Recht fragen, wann er gegen das Leben spielte und wodurch er letztlich verlor.
Dann schreibst Du:
Wenn niemand von ihm Notiz nahm, wem hätte er von Siegen berichten können?
"Schmutz der Stätte" ist mir zu allgemein, er hat doch sicher in einer bestimmten Stadt gelebt. "Zur Ruhe betten" hört sich nach beschaulichem Begräbnis an, wie das?
Auch hier muss ich Dir widersprechen. Ich schrieb nicht, dass von ihm niemand Notiz nahm, sondern von seinem Kommen und Gehen. Er war irgendwann da, wie aus dem Nichts, und ebenso leise verschwand er wieder. Mir schwebte ein wortkarger Mensch vor, der nur selten mit einigen wenigen über sein Leben sprach, die er unterwegs traf. Und auch, was die Stadt betrifft, gehen wir nicht konform. Es war keineswegs eine bestimmte Stadt. Mein Text bezeichnet ihn nicht ohne Grund als einen Getriebenen, der über endlose Straßen (und damit auch von Stadt zu Stadt) zieht.
Dann sprichst Du das Begräbnis an. Einerseits hast Du Recht, ein „Armenbegräbnis“ oder auch ein anonymes sind natürlich nicht „beschaulich“. Wobei ich mich gerade frage, ob dieser Ausdruck überhaupt auf ein Begräbnis zutreffen kann. Aber selbst diese Beerdigungen verlaufen noch mit einem Mindestmaß an Würde vor dem Verstorbenen und die Bezeichnung „zur Ruhe betten“ scheint mir daher kein Widerspruch, zumal mir auch der Begriff der Ruhe im Zusammenhang meines Gedichtes wichtig war als Gegensatz zur Ruhelosigkeit des Alten zu seinen Lebzeiten.
Du verweist im Weiteren auf den letzten Satz, der für Dich paradox klingt, wie Du schreibst. Nicht nur ich als „Dichter“ dieser Verse weiß um die Existenz des Alten. Der Mann lebte ja nicht alleine auf einer einsamen Insel, sondern traf natürlich auf seinen Wegen mit anderen Zeit- und Leidensgenossen zusammen (siehe oben).
Und was das Lächeln betrifft, hier verstehe ich Deine Skepsis allerdings gut. Magic hat auch schon auf diese Stelle verwiesen. Nach meiner Vorstellung ist es das Lächeln eines Menschen, der sich nach vielen Kämpfen mit seiner Situation arrangiert hat, nicht mehr dagegen rebelliert, und somit eine gewisse Gelassenheit und auch Nachsicht, ja, erreicht hat. Menschenliebe, wie Du schreibst, sicherlich nicht, das wäre dann doch zuviel des Guten.
Ich verstehe Deine nachdrückliche Anregung zu einer ausgeweiteten Prosaversion durchaus, aber ich habe ja bei der Arbeit an dieser Version gespürt, - und ich gebe zu, dass das jetzt verrückt oder melodramatisch kling – dass die Zeit dafür noch nicht reif ist. Und zwingen mag und kann ich es nicht
Ich weiß nicht, ob Dir meine Antwort nun geholfen hat oder nicht. Ich bin Dir jedenfalls, wie auch leonie und Magic, für Deine kritische Betrachtung meines Gedichts dankbar, weil sie mir geholfen hat, es selbst noch einmal an verschiedenen Stellen zu hinterfragen.
Liebe Grüße an Euch
Herby
Hallo Herby,
Und genau das, was ich oben in deinem Zitat unterstrichen habe, sollte hier rein, in verkürzter Form, denn
Er strafte die Welt
mit Lächeln.
drückt das nicht aus. Es drückt eher aus, als ob er anderen Menschen gegenüber höher steht, über ihnen steht, nicht aber die Gelassenheit.
Saludos
Magic
Und was das Lächeln betrifft, hier verstehe ich Deine Skepsis allerdings gut. Magic hat auch schon auf diese Stelle verwiesen. Nach meiner Vorstellung ist es das Lächeln eines Menschen, der sich nach vielen Kämpfen mit seiner Situation arrangiert hat, nicht mehr dagegen rebelliert, und somit eine gewisse Gelassenheit und auch Nachsicht, ja, erreicht hat. Menschenliebe, wie Du schreibst, sicherlich nicht, das wäre dann doch zuviel des Guten.
Und genau das, was ich oben in deinem Zitat unterstrichen habe, sollte hier rein, in verkürzter Form, denn
Er strafte die Welt
mit Lächeln.
drückt das nicht aus. Es drückt eher aus, als ob er anderen Menschen gegenüber höher steht, über ihnen steht, nicht aber die Gelassenheit.
Saludos
Magic
Lieber Herby,
das ist ein intensiver Text!
Ich kann mich mit Leonies Idee, dass dieser Text auch ein Erzählgedicht sein könnte anfreunden, würde sogar noch weitergehen und ihn zur Prosa rechnen, denn im besten Sinne erzählt dieser text für mich. Nun vielleicht ist die Unertscheidung auch gar nicht so wichtig, ein guter Text in jedem Fall.
Liebe Grüße
Max
das ist ein intensiver Text!
Ich kann mich mit Leonies Idee, dass dieser Text auch ein Erzählgedicht sein könnte anfreunden, würde sogar noch weitergehen und ihn zur Prosa rechnen, denn im besten Sinne erzählt dieser text für mich. Nun vielleicht ist die Unertscheidung auch gar nicht so wichtig, ein guter Text in jedem Fall.
Liebe Grüße
Max
Lieber Herby,
ein intensiver Text, ja - einer der berührt, dort, wo es am meisten weh tut, weil man dort am meisten Mensch ist, wenn man es noch ist, in dieser lauten, gnadenlosen Zeit.
Hab ich sehr gerne gelesen und bin meinen eigenen Gedanken nachgehangen - ich finde ihn gelungen.
Allerdings sehe ich ihn auch eher als Prosa denn als Gedicht und ja, vielleicht wird ja daraus irgendwann mal sogar noch mehr (im Sinne von Prosa)- ich denke, da könntest du auch auf anderer Ebene noch was draus machen.
Sehr gerne gelesen,
es grüßt dich herzlich
scarlett
ein intensiver Text, ja - einer der berührt, dort, wo es am meisten weh tut, weil man dort am meisten Mensch ist, wenn man es noch ist, in dieser lauten, gnadenlosen Zeit.
Hab ich sehr gerne gelesen und bin meinen eigenen Gedanken nachgehangen - ich finde ihn gelungen.
Allerdings sehe ich ihn auch eher als Prosa denn als Gedicht und ja, vielleicht wird ja daraus irgendwann mal sogar noch mehr (im Sinne von Prosa)- ich denke, da könntest du auch auf anderer Ebene noch was draus machen.
Sehr gerne gelesen,
es grüßt dich herzlich
scarlett
Liebe scarlett, lieber Max,
ich danke Euch herzlich fürs Lesen und Euer Lob! Was eine Prosaversion angeht, so weiß ich selbst nicht, warum ich mich damit so schwer tue. Im Moment verschließt sich mir die Idee schon im Ansatz. Möglich, dass ich noch die erste Version meines Alten, die ich vergangenes Jahr in der Prosa hier eingesetzt habe, zu sehr im Kopf habe und einen „Aufguss“ davon vermeiden möchte. Ich habe auch so ein wenig die Sorge, es könnte zu moralisierend und mit erhobenem Zeigefinger daher kommen. Mal sehen, ob, wann und wie der Knoten platzt.
Aber etwas anderes noch: ihr sprecht beide Gattungsfragen meines Textes an. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich da hilflos bin. Lyrik und Kultur? Erzählende Lyrik? Prosa? Ich weiß es einfach nicht. Ich selbst würde den Text eigentlich nicht unter Prosa einordnen, aber ich lasse mich da gerne eines Besseren belehren. Vielleicht können mir ja Gerda und pandora helfen.
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
Herby
ich danke Euch herzlich fürs Lesen und Euer Lob! Was eine Prosaversion angeht, so weiß ich selbst nicht, warum ich mich damit so schwer tue. Im Moment verschließt sich mir die Idee schon im Ansatz. Möglich, dass ich noch die erste Version meines Alten, die ich vergangenes Jahr in der Prosa hier eingesetzt habe, zu sehr im Kopf habe und einen „Aufguss“ davon vermeiden möchte. Ich habe auch so ein wenig die Sorge, es könnte zu moralisierend und mit erhobenem Zeigefinger daher kommen. Mal sehen, ob, wann und wie der Knoten platzt.
Aber etwas anderes noch: ihr sprecht beide Gattungsfragen meines Textes an. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich da hilflos bin. Lyrik und Kultur? Erzählende Lyrik? Prosa? Ich weiß es einfach nicht. Ich selbst würde den Text eigentlich nicht unter Prosa einordnen, aber ich lasse mich da gerne eines Besseren belehren. Vielleicht können mir ja Gerda und pandora helfen.
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
Herby
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