am morgen danach

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Niko

Beitragvon Niko » 01.02.2007, 05:45

[b]
Zuletzt geändert von Niko am 16.11.2007, 14:29, insgesamt 2-mal geändert.

Sneaky

Beitragvon Sneaky » 01.02.2007, 22:27

Hallo Niko

das ist ein starkes Stück. Es hat prima Lesefluss, was bei Umbrüchen nicht immer der Fall ist.

als Vorschlag zum Überdenken

"meiner ist vergessen" und

anstatt "die Zeit kennt" nur
"er".

r.

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leonie
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Beitragvon leonie » 01.02.2007, 22:31

Lieber Niko,

ich stimme reimerle zu, das ist wirklich schön geworden, die Bilder in Strophe eins sind sehr zart, finde ich. Über die Änderungsvorschläge bin ich noch unschlüssig, weil beide den Sinn etwas verändern und ich es so, wie Du geschrieben hast, sehr gut finde.

Liebe Grüße

leonie

Mucki
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Beitragvon Mucki » 02.02.2007, 00:26

Hi Niko,

ein sehr liebevolles und leicht wehmütiges Gedicht. Ein paar Anregungen, vielleicht kannst du damit etwas anfangen.
Saludos
Magic

der spiegel kennt nur deinen namen
meinen habe ich vergessen --> würde ich anders formulieren, könnte man evt. auch streichen, die Zeile davor sagt eigentlich durch das "nur" schon alles aus

zur zeit -- > besser fände ich: in diesem Moment "zur zeit" klingt zu sachlich, danach Absatz

lächelt in den laken
dein duft --> würde ich umstellen und evtl. schlummert statt "lächelt" (ein Duft lächelt nicht)

dein duft
schlummert in den laken


das kissen hütet
wo dein kopf lag --> könnte raus
ein haar --> hier noch "von dir" einfügen

evtl. so:

das kissen hütet
ein haar von dir



ich hab es genommen --> hier würde ich im Präsens bleiben
und an den sekundenzeiger
gehängt
doch die zeit --> diese beiden letzten Sätze sind klasse!
kennt keine liebe


also so:

ich hänge es
an den sekundenzeiger
doch
die zeit kennt keine liebe



Ingesamt würde ich es so schreiben:

die kaffeetasse
neben mir
erzählt noch von dir
der spiegel kennt nur deinen namen
in diesem moment

dein duft
schlummert in den laken
das kissen hütet
ein haar von dir

ich hänge es
an den sekundenzeiger
doch
die zeit kennt keine liebe

Perry

Beitragvon Perry » 02.02.2007, 14:26

Hallo Niko,
ich kenne diese Stimmung sehr gut, hat sie mich vor einiger Zeit doch zu ähnlichen (?) Zeilen veranlasst:

Am Morgen danach

… frage ich, wie sie wohl heißen wird
die Schöne der vergangenen Nacht
ich nenne sie Pamina, solange ich
ihren Namen noch nicht kenne

… stehe ich versonnen am Fenster
nackt, im Milchbad des neuen Tages
und betrachte verständnisvoll
das Schnäbeln eines Taubenpaares

… ist die Welt nicht mehr die gleiche
die Küchenuhr zeigt eine andere Zeit
meine Tasse hat Gesellschaft bekommen
und die Kaffeelöffel berühren sich zärtlich

LG
Manfred

Niko

Beitragvon Niko » 02.02.2007, 15:42

bstimmt, perry. ein paar sachen ähneln, der titel ist sogar gleich. jetzt weiß ich auch, wie du auf den begriff "blender" kommst andernorts. mein gedicht ist allerdings mindestens zwei jahre alt und ist stilistisch völlig anders gestrickt.
mal am rande gefragt:istes merklich etwas wichtiges in der aussage deines gedichtes, dass das lyrich NACKT am fenster steht? naja.........mach damit mal ein eigenes thema auf. wär spannend.
lieben gruß: Niko

Niko

Beitragvon Niko » 02.02.2007, 15:55

liebes reimerle!
danke für deine schmeichelnden worte. :-) auch an dich, leonie ein "danke" die änderungen muss ich noch überdenken, tendiere im moment (noch) dazu, es so zu belassen.
hallo gabriella - wenn der spiegel "nur" ihren namen kennt und ich meinen vergessen hat, dann ist das keine ineinandergreifende aussage, die das "nur" abdecken könnte, finde ich.
in diesem moment ist mir zu kurz, zur zeit hat für mich einen größeren zeitraum. und greift auch gut zur nächsten zeile über.
bei "ich hänge es" ist es etwas, was ich jetzt tue oder (gefühlt) in naher zukunft. das aber stünde doch ein bischen im widerspruch zu den letzten zeilen. wie könnte man denn sonst schon wissen, dass zeit keine liebe kennt?
natürlich ist das gewicht der bedeutung dieser zeilen anders gelagert, aber so würde es dann in der zeitlichen abfolge auch im bild "haargenau" reinpassen. was meinst du?

liebe grüße an euch: Niko

Klara
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Beitragvon Klara » 02.02.2007, 17:25

Hallo,

gefällt mir.

Nur dieser Hang, ach, am Ende eine Konklusion auf den Tisch zu knallen, gefällt mir nicht.
Für meinen Teil könnten die letzten zwei Zeilen erstatzlos das Zeitliche segnen.

LG
Klara

Perry

Beitragvon Perry » 02.02.2007, 18:13

Hallo Niko,
der "Blender" war sicher nicht auf die Ähnlichkeit diese Gedichtes mit deinem hier gemünzt. Meines habe ich übrigens im Gedichtband "Verführe mich! (2005)" veröffentlicht.
Aber vielleicht haben wir ja doch eine lyrische Wesensverwandtheit (lächel).
LG
Manfred

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noel
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Beitragvon noel » 02.02.2007, 18:27

ola
gefällt
aber ich habe
mit dem zeilenbruch hier -->

das kissen hütet
wo dein kopf lag
ein haar


das wo klingt von
z1 zu z2 grausam
NOEL = Eine Dosis knapp unterhalb der Toxizität, ohne erkennbare Nebenwirkung (NOEL - no observable effect level).

Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel

Herby

Beitragvon Herby » 02.02.2007, 20:05

Lieber Niko,

das sind berührende Verse, die ich sehr gerne gelesen habe!

Ich wüsste nichts zu ändern, einzig die schon von Magic und noel angesprochene Stelle

das kissen hütet
wo dein kopf lag
ein haar


ist auch für mich etwas sperrig, da der zweite Vers tatsächlich entbehrlich ist, es sei denn, Du verbindest mit der Erwähnung des Kopfes etwas, was sich mir als Leser verbirgt.
Gabriellas Vorschlag

das kissen hütet
ein haar von dir


finde ich gut. Was Klaras Einwand bezüglich der letzten beiden Verse betrifft, so überlege ich noch, ob eine Streichung nicht, wenn auch nur geringfügig, den Sinn ändern würde.

Liebe Grüße
Herby

scarlett

Beitragvon scarlett » 02.02.2007, 21:10

Lieber Niko,

ein sehr zartes und in seiner Aussage sehr berührendes Gedicht! Das ist wieder so einer deiner Texte, die ich sehr gerne gelesen habe, der deutlich deine Handschrift trägt.

Was die des öfteren angesprochene Stelle anbelangt, ich würde die eine Zeile nciht weglassen, aber evtl. umstellen:

"wo dein Kopf lag
hütet das Kissen
ein Haar"

Mir würde was fehlen, wenn diese Zeile nicht da wäre... ich kanns allerdings schwer begründen, mehr erfühlen...(vielleicht ist es nur der weichere Auftakt, der sich beim Lesen ergibt, und der gut zum Rest paßt)

Hat mir sehr gefallen. Bitte mehr davon...

Grüße,

scarlett

Niko

Beitragvon Niko » 03.02.2007, 00:18

danke für eure kommentare!!!!!!
ich hab jetzt mal eine vermodelte version oben hinzugesellt.
scarlett.... ich hab die stelle belassen, aber schon umgeändert. in eurem, aber einleuchtiger weise auch in meinem sinne.
an dem schluss hänge ich wegen dem doppelten bild schon noch, klara. aber im prinzip erkenne ich aus deinem kommentar, dass man etwas davon abrücken muss (ich weiß....ist mein altes kriegsleiden) einem text immer wieder eine konclusio anzuhängen. ich hab das im hinterkopf für mein weiteres schreiben.
wesensverwandtschaft? theoretisch denkbar,perry. ich glaube aber eher nicht. du schreibst schon anders. und das ist auch völlig ok so. sonst wär es furchtbar langweilig in der lyrik, wenn alle ähnlich schreiben würden.
liebe grüße an alle: Niko

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 03.02.2007, 14:00

Hallo,
da hier die meisten Besprechungen schon gelaufen sind, darf ich bitte ganz heimlich noch meine liebste Version dieses Textes druntersetzen?

am morgen danach

zur zeit
lächelt in den laken
dein duft
dort wo dein kopf lag
hütet das kissen
ein haar

ich hab es genommen
und an den sekundenzeiger
gehängt
doch die zeit
kennt keine liebe


So verschlankt hat der Text für mich eine Treffsicherheit und eine Wirkung die die der längeren Version auf mich um Längen schlägt, nicht nur, weil er für mich viel näher am Fühlen ist, intensiver, sondern auch weil die Beobachtungen viel origineller und echter sind (die kaffeetasse habe ich nicht nur generell sondern auch schon in deinen Texten Niko öfter gelesen...und spiegle und namen sind auch schon sehr gängige Bilder....außerdem setzen die ersten Szenen nicht im Moment an...die anderen schon).

Ich weiß, viele werden das als Amputation empfinden, ich aber nicht, im Gegenteil, für mich erweitert sich der Text dadurch.

So verkürzt wäre das für mich ein in sich stimmiger und berührender Text und noch dazu druckreif.

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.


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