Liebe Louisa,
so, ich wollte ja ausführlicher werden.
Die ersten beiden Verse, die Niko streichen würde, halte ich für den Einstieg (witzig hier auch das Bild des Steigens) sehr wichtig.
Natürlich könnte man kürzen, aber hier würden doch wesentliche Gedanken, die sich das Lyrich um diesen Aufstieg macht verloren gehen.
Louisa hat geschrieben:Mit Dir will ich klettern
auf die Berge des Traums
und die Felsen falsch markieren.
(Dann folgen sie uns nicht!)
Die Pfeile Richtung Erde drehen.
(Dann finden sie uns spät.)
Wie z. B. in V 1 ab zeile 3, das Lyrich will sich mit dem Du entfernen aus der "Erdenschwere" fort von den Menschen.
Das steht eben für den Wunsch, besonders zu sein, weg vom Lärm, vom Alltag... ich könnte beliebig ergänzen. Das Lyrich erhebt die Liebe zu etwas fast schon sphärisch besonderen, macht sie im Vergleich mit den schweren Lebensdingen fest, im ungewöhnlichen Raum. Darum geht es doch, liebe Louisa, wie fast immer bei dir.
Du könntest natürlich auch mal die Rubrik der Erzählgedichte mit einem solchen Text beleben
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, denn es ist ja eines, auch wenn es von deinem "Ein und Alles"-Thema, der Liebe erzählt.
Louisa hat geschrieben:Wir haben Zeit
unser Gedächtnis
an das tote Tal und
an die Menschen zu verlieren!
Hier ganz klar: Im Tal leben die Menschen nicht "Die Liebe" um der es dem Lyrich geht, es möchte alles hinter sich lassen. Nur etwas ist (noch) unklar für mich. wieso Zeit und nicht "keine " Zeit?
Louisa hat geschrieben:Im Blick das Panorama
frag ich Dich
Ob Du weißt
wie viele Hände dort unten
jetzt auseinander gehen?
Und wie viele Tote im Staub
hier in der Sonne wehen?
Hier hast du ein passendes Bild für Trauer um die Vergänglichkeit der irdischen Liebe gewählt, die du ja für das Lyrich und das lyr. du ausklammerst.
Mir gefällt: "Hände die auseiandergehen"
Ich lese, dass Trennungen gemeint sind, erfasst hast du Gründe bis zur Trennung durch den Tod.
Louisa hat geschrieben:Schließ die Augen
das Obst fliegt durch die Luft
und an unsre Nasen schleicht
der Duft von Kamillenschnee!
Ja hier haben ja schon einige für und gegen den Kamillenschnee geschrieben.
Es ist typisch für dich, ich kann dir da keinen Tipp geben, Peter hat, so glaube ich geschrieben, du sollst Obst und Kamillenschnee lassen. Ich sehe es ähnlich, wenngleich ich mir weniger Verwechslungsmöglichkeit mit KamillenTEE wünschen würde... Obst lass... das ist auch wieder typisch.
Louisa hat geschrieben:Wenn Du sagst unser Bergpfad
sei steinig und zu hart,
jeder Schritt darauf tut weh –
Denn unsre Füße sind zu weich
für diese Welt-
dann schenk´ ich Dir Schuhe
aus Smaragd!
Hier die (Für)sorge des Lyrich für das Du, in ein wunderbares Bild gekleidet. Ein Smaragd, ist ein seltener harter Edelstein, grün ist die Farbe der Hoffnung, diese an den Füßen und das Harte, das schützt, finde ich als Bild gelungen, was soll da pasieren.
Louisa hat geschrieben:Wenn Du sagst der Wind hier
ist zu wild, der Regen frisst uns auf –
Nehmen wir Sonnen am Stab
und richten sie hinauf…
Liebe kann alles, fällt mir dazu ein. Hier werden eben nicht Berge versetzt sondern Sonnen herbei geholt, wenn die Unbill des Wetters (Des Lebens) wieder zuschlägt, als Regen und Wind.
Ich kann ja nicht immer schreiben, gefällt, gefällt, gefällt...
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Das spürst du wohl, dass es so ist, nicht wahr.
Louisa hat geschrieben:Im Blick das Panorama
frag ich Dich
Ob Du weißt
wie viele Augenpaare im Tal
sich nie mehr wieder sehen?
Und welches Ohr wohl
den leisen Steinschlag hört
der abgeht, wenn wir beide
auf den Gipfel gehen?
Dn Ausblick, wiederkehrend ins Bild gesetzt, lese ich dafür, dass das Lyrich dem du zeigen will, wofür zu leben es sich lohnt.
Unerschütterlich geht das Lyrich (Das Du an der Hand) den Weg nach oben. Nicht ohne zu reflektieren, dass es dort unten (Im Alltagsleben) Trauer und Tod gibt...
Hier bin ich nicht sicher, aber die Deutung könnte eben auch in Richtung "Ewiges leben" gehen, da wo alle Liebenden, ohne Schmerz und Trennung ausschließlich glücklich vereint sind, wenn ich den Glauben an ein Ewiges Leben unterstelle.
Du hast wegen der Gratwanderung gefragt, liebe Louisa. Du kennst doch meinen Sinn für "Wortspiele". Gratwanderung passt doch zu deinem Gedicht des Bergsteigens, ja und deine Gedichte sind natürlich in ihrer die Liebe romantisierenden Art oft eine solche. Aber bisher, und das ist ja wieder das besondere an "Louisagedichten" hatte ich nicht das Gefühl Kitsch zu lesen, im Gegenteil, da du die Bilder immer mit viel Sorgfalt und Liebe zum Detail suchst, finde ich deine Gedichte immer wieder aufs Neue erfrischend., (auch wenn ich nicht jedes Mal etwas dazu schreiben kann).
Ich habe nichts, gefunden, was ich an diesem Gedicht ändern würde.
Liebe Grüße
Gerda