Brunnquell
brunnquell
ganz oben im norden
kennt man ihn nicht
man ist dort
ich will sein
nördlich am pol
ganz oben nur
einen schritt
entfernt vom unteren
ende
im wert liegt keiner
wenn man ihn hinterfragt
zwei euro sind ein cent
über die schulter geworfen
in einen brunnen
der erfüllen soll
was es wert ist
der brunnen im zentrum
eine gute quelle
zum ausufern
Zuletzt geändert von Niko am 07.07.2011, 10:54, insgesamt 2-mal geändert.
lieber niko
dieser text klingt für mich interessant und kryptisch - besonders s1 'interessiert' mich - ich kann sie aber nicht 'auflösen' - (mir scheint, danach 'verlangt' sie schon... 'sinnlich' genug kommt der text nicht bei mir an, um ganz interpretationsfrei zur wirkung zu kommen... er ist nah dran! - genau das fasziniert, lässt eine weile nicht los... aber da sich dabei nichts "erschließt" (für mich), gehe ich dann doch wieder 'leer' weg)
liebe grüße
aram
dieser text klingt für mich interessant und kryptisch - besonders s1 'interessiert' mich - ich kann sie aber nicht 'auflösen' - (mir scheint, danach 'verlangt' sie schon... 'sinnlich' genug kommt der text nicht bei mir an, um ganz interpretationsfrei zur wirkung zu kommen... er ist nah dran! - genau das fasziniert, lässt eine weile nicht los... aber da sich dabei nichts "erschließt" (für mich), gehe ich dann doch wieder 'leer' weg)
liebe grüße
aram
there is a crack in everything, that's how the light gets in
l. cohen
l. cohen
Lieber Niko,
mir ergeht es da ähnlich wie Aram. Ich will etwas mit dem Text anfangen und habe auch das Gefühl der Text will etwas von mir ... aber er spricht noch nicht ganz. Auch enthält er ja vieles, was auf den ersten Blick widersprüchlich ist und ich sähe gern, warum es das nicht ist - schaffe es aber nicht.
Übrigens ist Strophe 1 für mich dichter als Strophe 2.
Viele Grüße
max
mir ergeht es da ähnlich wie Aram. Ich will etwas mit dem Text anfangen und habe auch das Gefühl der Text will etwas von mir ... aber er spricht noch nicht ganz. Auch enthält er ja vieles, was auf den ersten Blick widersprüchlich ist und ich sähe gern, warum es das nicht ist - schaffe es aber nicht.
Übrigens ist Strophe 1 für mich dichter als Strophe 2.
Viele Grüße
max
Lieber Niko,
Mir geht es ein wenig wie aram (aram, deine Empfindung/Rezeption ist genial genau wiedergegeben, ich weiß genau, was du meinst), gehe am Ende aber nicht ganz leer wieder weg (jedenfalls nicht so, dass ich nicht neugierig bin, es doch noch zu fassen). Also will ich mal versuchen.
Mir scheint, du sprichst hier von einem inneren Brunnen bzw. noch wichtiger scheint mir die Quelle? Oder noch wichtiger scheint das Verhältnis von Brunnen und Quelle?
Der Brunnen, da im Zentrum, scheint das Innerste zu sein, oder das, was man als den Kern eines Menschen ausmacht. Der innere Brunnen, der die gleiche Magie wie zum Beispiel der Trevi-Brunnen, in den ich auch schon mal als Jugendliche eine Münze hineingeworfen habe.
Unbekannt aber scheint die Quelle zu sein, aus der der Brunnen sein Wasser speist (wobei ich nicht weiß, ob ein Brunnen nicht allein sein Wasser aus grundwasser, das durch Regenfälle niederfällt, speist ~~ da kenne ich mich aber wirklich zu wenig aus.) Die Quelle scheint an einem Ort, wo nicht die bekannten Gesetze gelten, an der Grenze (so nah am "Anfang", dass mit einem Schritt nur, man am Ende wäre "Südpol")...
Die dritte Strophe ist das die Konsequenz, die ich aber nicht mitschließen kann, weil ich die erste Strophe nicht entschlüsseln kann. Sie wirkt ja mit Strophe 2 zusammen, die, da bin ich sicher, sofort klar ist/wird, wenn Strophe 1 zu entziffern ist. ich gebe aram recht, sie drängt auch für mich danach aufgelöst zu werden, da sinnliche Wirkkräfte nicht da sind, die einen "Sprung" erlauben.
(Mit Strophe 3 ließe sich der ganze Text auch gesellschaftlich/kulturell lesen, der Brunnen wäre dann das inmitten der Zivilisation/Kultur mit ihren Wertigkeiten (daher auch die Münzwerte als feste Maße, die aber "eigentlich" gar nichts bedeuten, wenn man sie hinterfragt (im Gegensatz zum POl) Dann wäre der Brunnen aber eigentlich negativ besetzt? ~~ darum auch das Überquellen)
Bisher kann ich Strophe 3 aber auch so lesen, dass man vor Wünschen überquillt?
Mir ist das alles aber noch zu sehr von mir an den Haaren herbei gezogen. Ich brauche ein bisschen Hilfe zum weiter dran arbeiten. Gibst du mir sie? Ich wäre gespannt...
Liebe Grüße,
Lisa
Mir geht es ein wenig wie aram (aram, deine Empfindung/Rezeption ist genial genau wiedergegeben, ich weiß genau, was du meinst), gehe am Ende aber nicht ganz leer wieder weg (jedenfalls nicht so, dass ich nicht neugierig bin, es doch noch zu fassen). Also will ich mal versuchen.
Mir scheint, du sprichst hier von einem inneren Brunnen bzw. noch wichtiger scheint mir die Quelle? Oder noch wichtiger scheint das Verhältnis von Brunnen und Quelle?
Der Brunnen, da im Zentrum, scheint das Innerste zu sein, oder das, was man als den Kern eines Menschen ausmacht. Der innere Brunnen, der die gleiche Magie wie zum Beispiel der Trevi-Brunnen, in den ich auch schon mal als Jugendliche eine Münze hineingeworfen habe.
Unbekannt aber scheint die Quelle zu sein, aus der der Brunnen sein Wasser speist (wobei ich nicht weiß, ob ein Brunnen nicht allein sein Wasser aus grundwasser, das durch Regenfälle niederfällt, speist ~~ da kenne ich mich aber wirklich zu wenig aus.) Die Quelle scheint an einem Ort, wo nicht die bekannten Gesetze gelten, an der Grenze (so nah am "Anfang", dass mit einem Schritt nur, man am Ende wäre "Südpol")...
Die dritte Strophe ist das die Konsequenz, die ich aber nicht mitschließen kann, weil ich die erste Strophe nicht entschlüsseln kann. Sie wirkt ja mit Strophe 2 zusammen, die, da bin ich sicher, sofort klar ist/wird, wenn Strophe 1 zu entziffern ist. ich gebe aram recht, sie drängt auch für mich danach aufgelöst zu werden, da sinnliche Wirkkräfte nicht da sind, die einen "Sprung" erlauben.
(Mit Strophe 3 ließe sich der ganze Text auch gesellschaftlich/kulturell lesen, der Brunnen wäre dann das inmitten der Zivilisation/Kultur mit ihren Wertigkeiten (daher auch die Münzwerte als feste Maße, die aber "eigentlich" gar nichts bedeuten, wenn man sie hinterfragt (im Gegensatz zum POl) Dann wäre der Brunnen aber eigentlich negativ besetzt? ~~ darum auch das Überquellen)
Bisher kann ich Strophe 3 aber auch so lesen, dass man vor Wünschen überquillt?
Mir ist das alles aber noch zu sehr von mir an den Haaren herbei gezogen. Ich brauche ein bisschen Hilfe zum weiter dran arbeiten. Gibst du mir sie? Ich wäre gespannt...
Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Lieber NJ,
gerade weil ich dieses Gedicht nicht verstehe, gefällt es mir besonders gut. Schließlich - um mal kurz aus Pandoras Motto einen Gedanken zu leihen - muss man schon Prosa schreib, oder gar Formeln, wenn man verstanden werden will.
Spannend ist, wenn man Lisas Gedankengang folgt, die Frage nach dem Wert (eines / des Lebens). Dieser scheint nämlich beliebig geworden zu sein. Eine Tatsache, der man sich nur ungern beugen möchte, sehnt man sich doch nach dem wahren Quell.
Geht es tatsächlich um den Wert des (eines) Lebens, so ist es geradezu zwingend, dass keine einfache Lösung der Wertfrage angeboten wird. Denn gerade die Wertesysteme, die uns suggerieren, sie wüssten, was richtig oder falsch ist, enttäuschen uns mit ihren falschen Gleichungen (zwei Euro = ein Cent).
Mir macht es Spaß, wenn ein Text so offen ist, dass er etwas Spielraum lässt.
Grüße
Paul Ost
P.S.: Erläuterst Du uns irgendwann einmal das Geheimnis Deines Köchel-Verzeichnisses?
gerade weil ich dieses Gedicht nicht verstehe, gefällt es mir besonders gut. Schließlich - um mal kurz aus Pandoras Motto einen Gedanken zu leihen - muss man schon Prosa schreib, oder gar Formeln, wenn man verstanden werden will.
Spannend ist, wenn man Lisas Gedankengang folgt, die Frage nach dem Wert (eines / des Lebens). Dieser scheint nämlich beliebig geworden zu sein. Eine Tatsache, der man sich nur ungern beugen möchte, sehnt man sich doch nach dem wahren Quell.
Geht es tatsächlich um den Wert des (eines) Lebens, so ist es geradezu zwingend, dass keine einfache Lösung der Wertfrage angeboten wird. Denn gerade die Wertesysteme, die uns suggerieren, sie wüssten, was richtig oder falsch ist, enttäuschen uns mit ihren falschen Gleichungen (zwei Euro = ein Cent).
Mir macht es Spaß, wenn ein Text so offen ist, dass er etwas Spielraum lässt.
Grüße
Paul Ost
P.S.: Erläuterst Du uns irgendwann einmal das Geheimnis Deines Köchel-Verzeichnisses?
hallo!
.und danke für eure interessanten kommentare!
ich versuch mal zeile für zeile meine gedanken, die ich beim schreiben hatte (oder jetzt dazu habe) darzulegen:
ganz oben im norden
kennt man ihn nicht
man ist dort
wir reden immer vom norden, von "oben". wenn man aber dort ist, dort lebt, am nordpol oder ganz nördlich, so hat man dieses denken nicht. man ist dort. ebenso ist es mit den wünschen, vorstellungen. sind sie erreicht, so sind sie selbstverständlich und bedürfen keiner erwähnung mehr. sie verlieren die bedeutung.
ich will sein
nördlich am pol
ganz oben nur
einen schritt
entfernt vom unteren
ende
dabei dachte ich daran, das es traumhaft wäre, wünsche, vorstellungen erfüllt zu sehen, aber gleichzeitig am anderen ende zu sein. voller hoffnung und wünsche. satt sein ist ein furchtbarer zustand.
im wert liegt keiner
wenn man ihn hinterfragt
zwei euro sind ein cent
über die schulter geworfen
wünsche sind relativ und von unterschiedlichem wert (zwei euro sind ein cent) dabei dachte ich vor allem an die materiellen dinge. jetzt beim kommentieren wird mir aber klar, dass "wert" auch für "werte" stehen kann, für nicht materialistische dinge. "über die schulter geworfen" der wert ändert sich, wenn man ihn hinter sich lässt, will heißen, erlebt hat.
in einen brunnen
der erfüllen soll
was es wert ist
hier wollte ich andeuten, dass der glaube an die erfüllung wichtig ist. daher dieses "was es wert ist"
der brunnen im zentrum
eine gute quelle
zum ausufern
ja.der brunnen in der city, und eben genau der brunnen im eigenen zentrum, der eigenen mitte, die zu einem brunnen wird, wenn man die quelle, seine quelle, seine ursprünge, sein wirkliches ICH ausufern lässt. ihm raum lässt.
wisst ihr...ich schreibe gedichte, damit ich nix erklären muss *g. ich kann soetwas nur sehr schlecht. treffend formulieren gelingt mir eigentlich nur in der lyrik. so es mir gelingt.
ich hoffe aber, ich hab ein wenig als aufklärungsdrohne wirken können
lieben gruß: Niko
.und danke für eure interessanten kommentare!
ich versuch mal zeile für zeile meine gedanken, die ich beim schreiben hatte (oder jetzt dazu habe) darzulegen:
ganz oben im norden
kennt man ihn nicht
man ist dort
wir reden immer vom norden, von "oben". wenn man aber dort ist, dort lebt, am nordpol oder ganz nördlich, so hat man dieses denken nicht. man ist dort. ebenso ist es mit den wünschen, vorstellungen. sind sie erreicht, so sind sie selbstverständlich und bedürfen keiner erwähnung mehr. sie verlieren die bedeutung.
ich will sein
nördlich am pol
ganz oben nur
einen schritt
entfernt vom unteren
ende
dabei dachte ich daran, das es traumhaft wäre, wünsche, vorstellungen erfüllt zu sehen, aber gleichzeitig am anderen ende zu sein. voller hoffnung und wünsche. satt sein ist ein furchtbarer zustand.
im wert liegt keiner
wenn man ihn hinterfragt
zwei euro sind ein cent
über die schulter geworfen
wünsche sind relativ und von unterschiedlichem wert (zwei euro sind ein cent) dabei dachte ich vor allem an die materiellen dinge. jetzt beim kommentieren wird mir aber klar, dass "wert" auch für "werte" stehen kann, für nicht materialistische dinge. "über die schulter geworfen" der wert ändert sich, wenn man ihn hinter sich lässt, will heißen, erlebt hat.
in einen brunnen
der erfüllen soll
was es wert ist
hier wollte ich andeuten, dass der glaube an die erfüllung wichtig ist. daher dieses "was es wert ist"
der brunnen im zentrum
eine gute quelle
zum ausufern
ja.der brunnen in der city, und eben genau der brunnen im eigenen zentrum, der eigenen mitte, die zu einem brunnen wird, wenn man die quelle, seine quelle, seine ursprünge, sein wirkliches ICH ausufern lässt. ihm raum lässt.
wisst ihr...ich schreibe gedichte, damit ich nix erklären muss *g. ich kann soetwas nur sehr schlecht. treffend formulieren gelingt mir eigentlich nur in der lyrik. so es mir gelingt.
ich hoffe aber, ich hab ein wenig als aufklärungsdrohne wirken können
lieben gruß: Niko
Lieber Niko,
und doch hast du zumindest für mich gut erklärt
- auf diese Weise kann ich mit deinem Gedicht nun mehr anfangen als bisher. Aber so 100% bin ich damit noch nicht eins...
Die letzten drei Verszeilen, da stimme ich Perry zu, die nehme auch ich mit, da sie etwas in mir berühren -
Schwierig, schwierig... der Rest...
Liebe Grüße,
scarlett
und doch hast du zumindest für mich gut erklärt

Die letzten drei Verszeilen, da stimme ich Perry zu, die nehme auch ich mit, da sie etwas in mir berühren -
Schwierig, schwierig... der Rest...
Liebe Grüße,
scarlett
Lieber Niko,
eigentlich finde ich es schade, dass du dein Gedicht Zeile für Zeile erklärt hast.
Du hättest das Mysterium ruhig Mysterium sein lassen können, da sich der Leser so seine eigene Gedankenwelt aufbauen kann, also ich zumindest. Es stecken nämlich sehr viele Bilder in deinem Gedicht, tolle Bilder.
Zum letzten Dreizeiler: Er trägt große Weisheit in sich.
Saludos
Magic
eigentlich finde ich es schade, dass du dein Gedicht Zeile für Zeile erklärt hast.
Du hättest das Mysterium ruhig Mysterium sein lassen können, da sich der Leser so seine eigene Gedankenwelt aufbauen kann, also ich zumindest. Es stecken nämlich sehr viele Bilder in deinem Gedicht, tolle Bilder.
Zum letzten Dreizeiler: Er trägt große Weisheit in sich.
Saludos
Magic
Lieber Niko,
danke für deine Erläuterungen. Mir war das wichtig, weil ich finde, dass der Text für mich durch ein paar Umstellungen noch gewinnen könnte. Versteh mich nicht falsch, ich bevorzuge durchaus nicht die klare Lesart gegenüber der assoziativen (oder wie man sie auch immer nennen will), aber ich finde schon, dass der Text hier etwas relativ klares an den Leser vermitteln will. Daher wäre ich für einige Umstellungen, die etwas mehr Orientierung und eindeutige Bezugnahme zulassen.
Insgesamt finde ich also, dass es sich ein genaueres Hingucken und sogar aufdröseln bei diesem Text lohnen könnte, wenn ich magic auch zustimme (ich hoffe, ich darf so anschließen), dass das generell sicher nicht immer ergiebig ist. Aber falls das hier zu Einsichten führt, die den Text psotivi erweitern/verändern, kann es rückwirkend ja neuen Lesern Freude bereiten und dem Autor damit auch
.
Das ihn verwirrt, mich zumindest, ich dachte, mit ihn sei der Brunnen gemeint oder etwas ungenanntes, nicht aber "Norden" oder "Pol".
es kommt nicht zum ausdruck, dass der Wille, dass die Wünsche erfüllt sind, auch das Bedenken in sich trägt, dass dies zugleich etwas "falsches" bedeutet. Ich würde das etwas mehr in sich herleiten, also das einen schritt entfernt vom unteren ende inhaltlich stärker binden an das ganz oben am Pol zu sein. Durch eine Konjunktion, die Zeitgleichheit ausdrückt zum Beispiel.
ich wollte das so lesen, habs probiert, aber diese geringe Wertänderung machte es schwierig für mich. 2 euro zu ein cent...(obwohl es eben die Spanne zwischen größter und kleinster münze ist), aber irgendwie wirkt diese Wertdifferenz bei mir nicht - 2 euro sind ein cent sprengt für mich nicht den üblichen Rahmen, der Werteverlust findet für mich nicht genug Relativierung und damit nicht statt. Das ist jetzt aber schon Detailkritik...vielleicht zu überspitzt von mir...
ja, kommt auch genau so rüber...
ja, so wollte ich es (habe die Idee ja auch so geschrieben auch lesen. Warum ich auf die Sozio-Ebene gewechselt habe, war, weil das "ausufern" doch eigentlich negativ konnotiert ist. Wenn man sagt etwas ufert aus, heißt das ja nicht, dass das in dieser Heftigkeit gewollt ist. Das Wort ausufern also in deinem Text an der Stelle bedeutet für mich dann: "andere bezeichnen das als ausufern, ausufern bedeutet aber nur sich raum geben/nehmen. Ich finde das durchaus eine tolle (wenn nicht die tollste) Lesart deines Textes, mir scheint aber, das wolltest du gar nicht so sagen?
Insgesamt wären meine Überlegungen vielleicht das Gedicht anders zu erzählen um strophe 1 besser zu verstehen und ein wenig umzustellen/umzuformulieren.
Ist das zu abstrakt? Zu tief geschürft? Hast du Lust das durchzugehen oder führt das zu weit? Ich würde, wenn du magst, gern tiefer tauchen, der Text lässt mich, wie du siehst nicht los
.
Liebe Grüße,
Lisa
danke für deine Erläuterungen. Mir war das wichtig, weil ich finde, dass der Text für mich durch ein paar Umstellungen noch gewinnen könnte. Versteh mich nicht falsch, ich bevorzuge durchaus nicht die klare Lesart gegenüber der assoziativen (oder wie man sie auch immer nennen will), aber ich finde schon, dass der Text hier etwas relativ klares an den Leser vermitteln will. Daher wäre ich für einige Umstellungen, die etwas mehr Orientierung und eindeutige Bezugnahme zulassen.
Insgesamt finde ich also, dass es sich ein genaueres Hingucken und sogar aufdröseln bei diesem Text lohnen könnte, wenn ich magic auch zustimme (ich hoffe, ich darf so anschließen), dass das generell sicher nicht immer ergiebig ist. Aber falls das hier zu Einsichten führt, die den Text psotivi erweitern/verändern, kann es rückwirkend ja neuen Lesern Freude bereiten und dem Autor damit auch
.gif)
ganz oben im norden
kennt man ihn nicht
man ist dort
wir reden immer vom norden, von "oben". wenn man aber dort ist, dort lebt, am nordpol oder ganz nördlich, so hat man dieses denken nicht. man ist dort. ebenso ist es mit den wünschen, vorstellungen. sind sie erreicht, so sind sie selbstverständlich und bedürfen keiner erwähnung mehr. sie verlieren die bedeutung.
Das ihn verwirrt, mich zumindest, ich dachte, mit ihn sei der Brunnen gemeint oder etwas ungenanntes, nicht aber "Norden" oder "Pol".
ich will sein
nördlich am pol
ganz oben nur
einen schritt
entfernt vom unteren
ende
dabei dachte ich daran, das es traumhaft wäre, wünsche, vorstellungen erfüllt zu sehen, aber gleichzeitig am anderen ende zu sein. voller hoffnung und wünsche. satt sein ist ein furchtbarer zustand.
es kommt nicht zum ausdruck, dass der Wille, dass die Wünsche erfüllt sind, auch das Bedenken in sich trägt, dass dies zugleich etwas "falsches" bedeutet. Ich würde das etwas mehr in sich herleiten, also das einen schritt entfernt vom unteren ende inhaltlich stärker binden an das ganz oben am Pol zu sein. Durch eine Konjunktion, die Zeitgleichheit ausdrückt zum Beispiel.
im wert liegt keiner
wenn man ihn hinterfragt
zwei euro sind ein cent
über die schulter geworfen
wünsche sind relativ und von unterschiedlichem wert (zwei euro sind ein cent) dabei dachte ich vor allem an die materiellen dinge. jetzt beim kommentieren wird mir aber klar, dass "wert" auch für "werte" stehen kann, für nicht materialistische dinge. "über die schulter geworfen" der wert ändert sich, wenn man ihn hinter sich lässt, will heißen, erlebt hat.
ich wollte das so lesen, habs probiert, aber diese geringe Wertänderung machte es schwierig für mich. 2 euro zu ein cent...(obwohl es eben die Spanne zwischen größter und kleinster münze ist), aber irgendwie wirkt diese Wertdifferenz bei mir nicht - 2 euro sind ein cent sprengt für mich nicht den üblichen Rahmen, der Werteverlust findet für mich nicht genug Relativierung und damit nicht statt. Das ist jetzt aber schon Detailkritik...vielleicht zu überspitzt von mir...
in einen brunnen
der erfüllen soll
was es wert ist
hier wollte ich andeuten, dass der glaube an die erfüllung wichtig ist. daher dieses "was es wert ist"
ja, kommt auch genau so rüber...

der brunnen im zentrum
eine gute quelle
zum ausufern
ja.der brunnen in der city, und eben genau der brunnen im eigenen zentrum, der eigenen mitte, die zu einem brunnen wird, wenn man die quelle, seine quelle, seine ursprünge, sein wirkliches ICH ausufern lässt. ihm raum lässt.
ja, so wollte ich es (habe die Idee ja auch so geschrieben auch lesen. Warum ich auf die Sozio-Ebene gewechselt habe, war, weil das "ausufern" doch eigentlich negativ konnotiert ist. Wenn man sagt etwas ufert aus, heißt das ja nicht, dass das in dieser Heftigkeit gewollt ist. Das Wort ausufern also in deinem Text an der Stelle bedeutet für mich dann: "andere bezeichnen das als ausufern, ausufern bedeutet aber nur sich raum geben/nehmen. Ich finde das durchaus eine tolle (wenn nicht die tollste) Lesart deines Textes, mir scheint aber, das wolltest du gar nicht so sagen?
Insgesamt wären meine Überlegungen vielleicht das Gedicht anders zu erzählen um strophe 1 besser zu verstehen und ein wenig umzustellen/umzuformulieren.
Ist das zu abstrakt? Zu tief geschürft? Hast du Lust das durchzugehen oder führt das zu weit? Ich würde, wenn du magst, gern tiefer tauchen, der Text lässt mich, wie du siehst nicht los
.gif)
Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Lieber Niko,
auch wenn ich Geheimnisse und Rätsel liebe, bin ich Dir sehr dankbar für Deine Erläuterungen, von denen ich den Aspekt, dass man das Gefühl für den Wert verliert, wenn man etwas erreicht hat, sehr mag. Ähnliches findes sich übrigens auch in Max Frischs Fragebögen wieder.
Die Verbesserungsvorschläge von Lisa finde ich überdenkenswert.
Liebe Grüße
max
auch wenn ich Geheimnisse und Rätsel liebe, bin ich Dir sehr dankbar für Deine Erläuterungen, von denen ich den Aspekt, dass man das Gefühl für den Wert verliert, wenn man etwas erreicht hat, sehr mag. Ähnliches findes sich übrigens auch in Max Frischs Fragebögen wieder.
Die Verbesserungsvorschläge von Lisa finde ich überdenkenswert.
Liebe Grüße
max
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