wein nacht

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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noel
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Beitragvon noel » 24.12.2006, 18:54

wein nacht


stille nacht
so sacht so sacht
sprichst du von sollte
müsste sein
& der schein
lässt sich ein
& mich nUr noch
schreien
schreien
in die lügen dieser nacht
dieser nacht
sag
was hat der mensch
aus dir
aus sich gemacht
so sacht so sacht
ist des tages
müsstest solltest
sollte sein
& so all
-gemein kann man
lässt man sich drauf ein
denn die wahr & zeichen
lassen diese lebEnd
lEichen lassen ihre schwärze
in das grau nUr weichen
um ihr leben an
-zu-gleichen
& sie meinen
dass sie reichen
dass ihr lächerliches preisen
all & alles muss sich gleichen
auch dem mensch
dem trieb
dem sinn
wird reichen
& zum schein
muss
sollte
ist das sein
durch liebe
friede
durch die schlag
& worte durch die kohorte
allererste sahne
sorte
oh ihr trügerischen
oh ihr lügnerischen
sagt an
sagt an
was euch dieses triste
sein
was es euch bringt ein
was ist an dem grau
was ist in der masse
was ist anonyme
kLasse
dass ihr euch ergebt
& euch selbst darob nicht
lebt



©noel
NOEL = Eine Dosis knapp unterhalb der Toxizität, ohne erkennbare Nebenwirkung (NOEL - no observable effect level).

Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 28.12.2006, 19:27

Liebe noel,
ich habe ungefähr dreimal als Titel gelesen "Wein acht" ;-), auch nicht schlecht, ich woltle wohl unbedingt was derb Humorvolles. Aber nicht nur deshalb finde ich, dass der Text eigentlich gar nicht in diese Rubrik passt - er ist weder "harmlos" lsutig, noch satirisch oder höhnisch, für mich ist es ein Text eines verzweifelten bzw, verletzten Ichs. Könnte ihn mir daher gut in Lyrik und Kultur vorstellen.

Der Titel fast eigentlich schon alles in sich, die nacht des Familienfests, der Tag, an dem sich alle (aber auch wirklich alle) verstehen, lieben und beschenken ist keine Weih nacht, sondern eine Wein nacht.


Einzig an dieser Stelle blieb ich stecken:

was euch dieses triste
sein
was es euch bringt ein


So eine Inversion ist nicht dein "Stil", finde ich, du kannst doch noch ganz anders mit Worten jonglieren ;-). Würd ich umstellen (falls nötig durch Kürzung, da sgeht ja, dass auch der Reim erhalten bleibt).

Ansonsten fand ich in diesem Gedicht auch wieder deine Wortspiele wunderbar, zum Beipsiel Ur&Schrei und wahr &zeichen, gefällt mir hier sehr.

Ich glaube dieses Jahr war mein Weihnachten das erste Mal so, dass ich es NICHT so erlebt habe, wie in deinem Text, hui, das hat 26 Jahre gedauert ;-). Ich kenne es aber zur Genüge. Konjunktive werden nur allzu gerne hinter üppigen Fassaden versteckt und besonders schlimm ist dabei, es anderen dann noch schwer zu machen, die dies nicht tun.

Dass eine noel über Weihnachten Bescheid weiß, hätte ich mir aber gleich denken können :-).

Habe ich gern mit Zustimmung gelesen,
Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

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noel
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Beitragvon noel » 28.12.2006, 20:47

dieser text spaltet
ich habe derb
schlEchte bewertung
nicht mal
wOrte dafür geerntet
& nur eine mehr
oder minder konstruktive kritik
ala KITSCh
was ich so gar nicht verstehen
fühlen konnte
aber gerade dieser & mein voriger text scheinen ungewöhnlich zu spalten

interessant das
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leonie
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Beitragvon leonie » 28.12.2006, 22:42

Liebe noel,

ich finde wie Lisa, dass das überhaupt nich unter "humoriges, Satirisches" gehört. Da steckt so viel Ernst und Wahrheit drin, "Lyrik und Kultur" wäre eine besseres Zuhause für diesen Text. Ich lese allerdings zwei Sachen heraus, die für mich nicht notwendigerweise miteinander verbunden sein müssen: Die "Konjunktive", die alles klein halten, indem sie guten Willen bezeugen, aber doch nichts umsetzen. Und die "Gleichmacherei". Durch letzteres wird es sehr auf das persönliche Leben gelenkt, aber gerade der erste Teil kann für mich auch weiter gedacht sein.

Lisa, wie kann man über Weihnachten "Bescheid wissen" und was weiß man, wenn man darüber "Bescheid weiß"? Ich frage das, weil diese Bemerkung in meinen Ohren so klingt, als pauschalisiere sie etwas, was man sehr differenziert sehen muss. Deshalb wüsste ich gern, was Du genau meinst...

Liebe Grüße

leonie

Mucki
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Beitragvon Mucki » 29.12.2006, 00:18

Ich lese in diesen Zeilen keinen Humor, auch keine Satire, sondern eine sehr kritische und berechtigte Betrachtung.

Unter Prosa haben wir doch jetzt in dieser Rubrik auch Kritisches drin. Dies sollte unter Lyrik auch rein.
Da passt dann dein Gedicht, noel, absolut gut hinein!
Saludos
Magic

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 29.12.2006, 16:11

Liebe leonie,
ach der Schlusssatz war doch nur ein auf nick "noel" bezogen, weil es doch Weihnachten bedeutet :-). Das Bescheid wissen also bitte nicht zu ernst nehmen, darum geht es in diesem Gedicht ganz sicher nicht. Ich meinte nur, dass noels Lichtwurf auf Weihnachten so machnes treffender schildert, als es zum Beispiel die Werbung oder dergleichen tut.

Liebe noel,
also kitschig ist dein Text ganz bestimmt nicht. Ich würde ihn sicher nicht als deinen allerallerstärksten bezeichnen (vielleicht meinte das die Kritiker), aber erstens erwarte ich das auch nicht von jedem Text und zweitens finde ich ihn gut und weil es dieses Jahr das einzige Gedicht war, das diese Gegenperspektive einnimmt, habe ich es als Kontrast zu allem Glitzertand in den Fenstern etc. zu dritten gern gelesen.

Liebe Grüße,
Lisa
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leonie
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Beitragvon leonie » 29.12.2006, 17:30

Danke , Lisa,

es lebt sich doch angenehmer ohne das Brett, das ich vorm Kopf hatte ;-) . Mein Französischunterricht ist wohl doch schon ein Weilchen her....

Liebe Grüße

leonie


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