Spiegel IX

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
moshe.c

Beitragvon moshe.c » 06.12.2006, 21:26

Spiegel IX

Dieser zarte Hauch
berührte mich
aus deinen Winkeln
vom kleinen Leberfleck
an deiner Scham

In den Wolken
standen unsere Namen
bereit
für die wenige Festigkeit
bis ein Regen kam
in der letzten Minute

Ich sehe

Wir leben weiter

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eva
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Beitragvon eva » 07.12.2006, 20:35

Spiegel IX

Dieser zarte Hauch
berührte mich
aus deinen Winkeln
vom kleinen Leberfleck
an deiner Scham

ich finde diese sequenz wunderschön, sowohl als erotisches bild als auch mit einem leberfleck auf der seele nachgesponnen. nur die winkel lassen mich anecken in dieser weichen welt der dünnhäutigen.

In den Wolken
standen unsere Namen
bereit
für die wenige Festigkeit
bis ein Regen kam
in der letzten Minute

dasselbe passiert mir hier mit der festigkeit, weil mir das wort zu grobstofflich ist für die wolkensubstanz, und dass in den wolken namen stehen, erinnert mich (pardon) an deutsche schlager meiner kindheit. es geht mir mit diesem part wie mit einem versprechen, das nicht gehalten wurde - ein so behutsamer auftakt, der in schlag-zeilen abhanden kommt - vielleicht wie die liebe, die du hier beschreibst.

Ich sehe

Wir leben weiter

ob ich sah, weiß ich nicht, ich hoffe, mein spiegel war dir dienlich. und wünsche zumindest ein vergnügliches weiterleben -
grüße
eva

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leonie
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Beitragvon leonie » 07.12.2006, 22:11

Lieber moshe.c,

mir geht es hier genau so wie eva es beschrieben hat mit den Worten "Winkel" und noch stärker "Festigkeit". Ich stoße mich im Sinne des Wortes daran. Autsch!

Sonst: wunderschön formuliert! Auch wenn der Schluss mich ein wenig melancholisch macht.

Liebe Grüße
leonie

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 07.12.2006, 22:43

Hm?

Nun, ich könnte 'Winkel' durch 'Schatten' ersetzen und 'für die wenige Festigkeit' durch 'für das wenige Feste', aber ich möchte da nichts am Inhalt ändern, weil es ja gerade ein 'Widerspruch' ist, der sich da aufmacht, in beiden Strophen, und im Leben, von dem hier gesprochen wird.

Moshe

Gast

Beitragvon Gast » 08.12.2006, 03:35

Lieber Moshe,

mich autscht der Winkel nicht und auch die Festigkeit ficht mich nicht an. Er macht mich froh, dein Text, ihn gefunden zu haben. Ich könnte mir aber vorstellen, dass du ein paar Artikel einsparen könntest.

:) Bea

Max

Beitragvon Max » 08.12.2006, 19:10

Lieber Moshe,

insgesamt sprich t mich dieses Gedicht sehr an. Wenn Du wie von Dir vorgeschlagen die "Winkel" durch "Schatten" ersetzt gewönne es aber hinzu denke ich.

Liebe Grüße
max


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