Wie Merlin möcht ich rückwärts leben

Cornelia

Beitragvon Cornelia » 06.12.2006, 23:40

Wie Merlin möcht ich rückwärts leben
am eignen Werk vorüberziehn
stets ohne Vorbehalte geben
rückwärts zaubern - wie Merlin

Das Ego wüsst, viel ist geliehn
der Kopf könnt nach Vollendung streben
erfahrener Schmerz wär gleich verzieh

würd Furcht nicht auf den Sockel heben
nie war's so wild wie es erschien
mit dir über dem Boden schweben
uns rückwärts zaubern - wie Merlin

Peter

Beitragvon Peter » 07.12.2006, 00:06

Hallo Cornelia,

quäle mich gerade an einem Text (quäle mich, weil ich ihn nicht höre), da les ich deine Zeilen, die mit einem so leichten und schönen Gedankenschritt beginnen.

Danke.

Liebe Grüße,
Peter

kleiner Tippfehler: verzieh - verziehn

Mucki
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Beitragvon Mucki » 07.12.2006, 00:14

Hallo Cornelia,

aha, du bist ein Merlin-Fan, ich auch ;-)
Ich bin mal drin, in deinem Gedicht:


Wie Merlin möcht ich rückwärts leben
am eignen Werk vorüberziehn
stets ohne Vorbehalte geben
rückwärts zaubern - wie Merlin --> Merlin passt nicht zu "vorüberziehn"

Das Ego wüsst, viel ist geliehn
der Kopf könnt nach Vollendung streben
erfahrener Schmerz wär gleich verzieh -->verziehn, aber oben steht schon "vorüberziehn"

würd Furcht nicht auf den Sockel heben
nie war's so wild wie es erschien --> hier vor "wie" dann auch Komma
mit dir über dem Boden schweben
uns rückwärts zaubern - wie Merlin --> passt auch nicht zu "erschien", da Merlin auf 1. Silbe betont wird.

Auch hast du die erste Zeile von Vers drei "heben" als Reim zu Zeile 2 von Vers 2, finde ich nicht so glücklich.

Ich glaube, dein Gedicht würde viel mehr hergeben, wenn du es ungereimt schreibst, und die Worte wie "vorüberziehn", "geliehn", etc. ausschreiben würdest.

Die Idee finde ich sehr schön, aber sie kommt durch die zu gewollten Verse, nicht gut rüber. Du könntest auch mehr reinbringen, vielleicht sogar ein Erzählgedicht daraus machen.
Saludos
Magic

Peter

Beitragvon Peter » 07.12.2006, 00:30

Hallo magic,

du schreibst du bist ein Merlin-Fan. Das würde mich sehr interessieren, ob dieser Gedanke in Cornelias Gedicht "Wie Merlin möcht ich rückwärts leben" ein Zitat ist. Woher kommt dieses "Rückwärts-Leben"? Oder hat sich das Cornelia ausgedacht?

Liebe Grüße,
Peter

Mucki
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Beitragvon Mucki » 07.12.2006, 00:33

Hallo Peter,

nein, ich dachte sofort an den Film "Merlin", gespielt von Sam Neill, in dem Merlin vor ein paar Menschen in hohem Alter sein Leben erzählt, und dann am Schluss sich wieder jung zaubert.
Ein wunderschöner, märchenhafter Film, genau nach meinem gusto ;-)
Saludos
Magic

Peter

Beitragvon Peter » 07.12.2006, 00:35

und dann am Schluss sich wieder jung zaubert.


Vielleicht von daher "rückwärts leben".

Vielleicht sagt Cornelia noch was dazu.

Danke Frau Magic.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 07.12.2006, 00:43

Ja, bestimmt sogar daher. So würde es jedenfalls für mich Sinn machen, weil Merlin es genau so macht in diesem Film.
magische Grüße ;-)
vom Merlin-Fan und alles, was mit Zauber zu tun hat

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Beitragvon Mnemosyne » 07.12.2006, 14:53

Gewissen Interpretationen der Mythologie nach lebt Merlin rückwärts; sein Leben beginnt mit seinem Tod und endet mit seiner Geburt.
Diese Ansicht wird z.B. hier : http://www.mythentor.de/kelten/merlin.htm vertreten.
Ich merke davon allerdings herzlich wenig - zumindest meine Haare werden nicht gerade zahlreicher :-) .

Grüsse

Merlin

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Beitragvon Mucki » 07.12.2006, 15:03

Hallo Merlin,

du bist natürlich der Experte und musst es wissen ;-) Vielleicht hat Cornelia ja genau diesen Bezug genommen. Ich kannte diese konkrete Legende nicht, war interessant, es zu lesen. Hab mir gleich ein Bookmark gesetzt zu dem tollen Link!

Na, also, gegen deinen Haarschwund müsstest du doch einen magischen Spruch parat haben, hm? :mrgreen:
Saludos
Magic

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 07.12.2006, 17:10

Hallo,

hey, danke für den Link Merlinlink Merlin :-). Ich habe so etwas geahnt, wusste es aber nicht, schön! (Magic: Ich denke die erste zeile von Cornelias Gedicht zeigt doch eindeutig den Bezug auf eben diesen Verweis :-), ich glaube nicht, dass es da noch Zweifel anzumelden lohnt.

Liebe cornelia,
das Thema ist toll! Das fasziniert mich und ich würde selbst gerne einmal etwas daraus machen, so reizvoll finde ich die Idee!

Komischerweise kommt mir dabei der Gedanke, dass, lebte man rückwärts, es auf einmal nicht mehr wichtig wäre, dass man das kann...-denn dann wäre alles "richtig" und was kann es anderes als Grund geben, dass man rückwärts leben möchte, als das eigene Zaudern?

(Zaubern vs. Zaubern :-)).

Dein Gedicht überzeugt mich insgesamt aber nicht so sehr - ich finde die Form etwas langatmig (wird Merlin nicht auch MERlin betont und nicht, wie in deinem Gedicht, MerLIN? Aber das weiß man wahrscheinlich gar nicht, ist nur eine Mehrheitsentscheidung), mir fehlt der Zauber und das berührt werden (so wie in deinem Bärengedicht zum Beispiel, weißt du?)

Zeilen wie:

Das Ego wüsst, viel ist geliehn

schmücken den zu Grunde liegenden Gedanken nicht, sondern zerstören ihn. "Aufgeführt" (mit Musik..,als Lied...als "Spruch") kann ich mir noch vorstellen, dass er wirkt. Als schlichter Text hier ist er mir entweder zu wenig gewitzt(schalkhaft) oder zu wenig verträumt und zu allgemein im Bild. Die großen Worte (eigenes Werk, Ego) transportieren nicht den Wunsch, die Sehnsucht und sind somit für mich nur ein nicht gelungener Versuch die "Größe" des Zauberduktus nachzuahmen.
Den Namen Merlin wie einen Singsang dabei zu verwenden gefällt mir aber...

Trotzdem - ein tolles Bild für das Thema des Monats, finde ich!
Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

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Beitragvon Mucki » 07.12.2006, 18:31

Hallo Lisa,

(Magic: Ich denke die erste zeile von Cornelias Gedicht zeigt doch eindeutig den Bezug auf eben diesen Verweis , ich glaube nicht, dass es da noch Zweifel anzumelden lohnt.


jep, jetzt wo ich den Link von Merlin las, ist es keine Frage, dass Cornelia diesen Bezug meint.

Und zu dem Formalen des Textes und auch der Betonung von MERlin schrieb ich ja bereits.
Saludos
Magic

Cornelia

Beitragvon Cornelia » 07.12.2006, 22:55

Hallo ihr Lieben,

ich bin begeistert von dem Zauber, den Merlin hier auszulösen imstande ist....
das Gedicht ist ein englisches Roundell (klassisch nach Swimebourne) und so an die Vers- und an die Reimform gebunden.
Es entstand in einer Zeit, als ich gerne mit Formen experimentierte...nur so, als Übung.
Ich habe es mehr als 20 mal umgeschrieben.....und natürlich kommt mein Wunsch, rückwärts zu leben aus der Merlinmythologie. Merlins Geschichte beginnt mit seinem Tod und endet mit seiner Geburt.

Ich muss mal weiter in meinen Traumgedichten suchen.....


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