sie

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Mucki
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Beitragvon Mucki » 03.12.2006, 02:00


sie

bleiern
fällt ihr schleier
verschüttet
aus dem nichts
meine lachfältchen
prügelt
ohne gnade
den spiegel
in mein gemüt

wann endlich
begreife ich
ihr begehr
und
meine ohnmacht

aram
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Beitragvon aram » 03.12.2006, 16:05

liebe magic

mit deiner erklärung ist der text leicht zu verstehen.

doch ich bin ein wenig irritiert über deine kommentare und möchte gerne nachfragen, aufklären, was du unter "methapher" verstehst - scheinbar etwas völlig anderes als ich.

Es steht alles da, ohne Metaphern.


"bleiern fällt ihr schleier" - lese ich dies nicht als metapher, handelt das gedicht von einem gegenständlichen schleier aus dem material blei.

ein spiegel wird ins gemüt geprügelt. u.s.w.

bitte verstehe, dass es mir nicht um "rechthaben" geht, was 'metapher' ist, sondern um verständigung - wenn du meinst die dinge seien klar beim namen genannt, wenn es doch interpretationsoffene bilder sind - bin ich als interpret völlig hilflos - was soll ich dann noch sagen?

es ist ein widerspruch - als würde jemand zugleich verständnis suchen und zurückweisen - à la "entweder versteht der leser ohnehin was die autorin hier sagt, oder er versteht sie eben nicht." - was dann am leser liegt - schmecks.
(ich habe etwas überzeichnet um es deutlich zu machen) - mir fehlt da die distanz zur lesbarkeit des eigenen werks.

ich lese dein gedicht wie lisa.
auffällig sind für mich die personifizierung / abgrenzung vom ich -"sie" ist nicht "ich"- und die tatsache, dass "sie" nicht beim namen genannt wird - damit wird "ihr" sehr viel macht gegeben.

liebe grüße
aram
Zuletzt geändert von aram am 03.12.2006, 16:15, insgesamt 1-mal geändert.
there is a crack in everything, that's how the light gets in
l. cohen

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leonie
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Beitragvon leonie » 03.12.2006, 16:11

Hm, Lisa,

meistens bin ich ja mit Dir einer Meinung, aber hier: Ich finde bleiern im Zusammenhang mit Schleier nicht so gängig und die von Dir zitierte Stelle lachfältchen prügelt (!) lese ich vom Umbruch her anders.
Für mich liest sich die erste Strophe so:

bleiern
fällt ihr schleier

verschüttet
aus dem nichts
meine lachfältchen

prügelt
ohne gnade
den spiegel
in mein gemüt

Was die Persozifierung betrifft, stimme ich Dir zu.
Und, Peter, ich finde es nicht schlimm, dass "sie" recht interpretationsoffen ist. Warum soll der Leser nicht etwas anderes lesen als die Autorin gemeint hat? Selbst, wenn es für ihn rätselhaft bleibt?

Liebe Grüße

leonie

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 03.12.2006, 16:18

Liebe leonie und magic,

entschuldigt bitte, ich meinte natürlich "lachfältchen verschütten", ich habe es einfach falsch getippt beim scrollen. Also wie gesagt: lachfältchen verschütten <---gefällt mir sehr gut!

Dem bleieren Schleier kann ich aber nichts abgewinnen, da sowohl Schleier (von magic persönlich und allgemein) als auch bleiern (allgemein) sehr häufig gebraucht wird. Die dann vielleicht weniger häufig vorkommende Kombination beider ist für mich nicht ungewöhnlich (was eine Möglichkeit für mich wäre, die Begriffe zu beleben), sondern einfach eine erneute gegenseitige Schwächung. Aber das gilt für mich und muss es ja nicht für jeden.

Deine Setzung übrigens, leonie, find ich gut!

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Peter

Beitragvon Peter » 03.12.2006, 16:39

Hallo leonie,

du schreibst:

Und, Peter, ich finde es nicht schlimm, dass "sie" recht interpretationsoffen ist. Warum soll der Leser nicht etwas anderes lesen als die Autorin gemeint hat? Selbst, wenn es für ihn rätselhaft bleibt?


Das denke ich natürlich auch, auch ich bin sehr für "offene" Worte, nur, wie ich meine, gibt es einen bestimmten Grad, vor dem man sich doch hüten sollte, weil dann die offenen Dinge beliebig werden.

Ich will dir ein Beispiel sagen, hier. Ich zögere ein bisschen, hoffentlich nimmt mir magic das nicht sehr übel. Aber... "sie" könnte durchaus in diesem Gedicht eine: Suppe sein. Magic wird mich verprügeln, aber... wenn man "sie" als Suppe liest, irgendwie... es geht.

Das mein ich ja mit Beliebigkeit und dass "sie" mehr Kontur bräuchte.

Viele Grüße,
Peter

Mucki
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Beitragvon Mucki » 03.12.2006, 18:13

sooooooo, erstmal tief durchatmen, Magic. Ooooooooohmmmmmmmmm ...

Wo fang ich an?
Mit Peter:

Hallo Peter,

Ich zögere ein bisschen, hoffentlich nimmt mir magic das nicht sehr übel. Aber... "sie" könnte durchaus in diesem Gedicht eine: Suppe sein. Magic wird mich verprügeln, aber... wenn man "sie" als Suppe liest, irgendwie... es geht.


Wie, Peter, soll eine Suppe:

einen schleier bleiern fallen lassen
ohne gnade den spiegel in mein gemüt prügeln
welches begehr(en) sollte eine Suppe haben
und wie kann eine Suppe mich ohnmächtig machen ??????????

Das geht nicht, gar rein gar nicht.
Also, bisher habe ich immer über deine Kommentare gestaunt und sie sogar bewundert, aber hier, in diesem thread befindest du dich auf ziemlichen Abwegen, mein Lieber.
traurige Magic, die, keine Sorge, nicht den Prügel rausholt, aber hier langsam am Verzweifeln ist...

Mucki
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Beitragvon Mucki » 03.12.2006, 18:18

Liebe leonie,

meistens bin ich ja mit Dir einer Meinung, aber hier: Ich finde bleiern im Zusammenhang mit Schleier nicht so gängig und die von Dir zitierte Stelle lachfältchen prügelt (!) lese ich vom Umbruch her anders.


Ja, du hast die Zeilen richtig gelesen und auch in den richtigen Zusammenhang gebracht.
Und auch die Personifizierung hast du richtig gesehen, wie auch Lisa.

Der Kontext zu deinem Gedicht "Altern" kommt nur in etwa hin, da es nicht um innere Stimmen geht, sondern um die innere Stimmung, die einen plötzlich, hinterrücks ("aus dem nichts") überfällt.
Aber vom Sinnbildlichen her, passt es schon.
Saludos
Magic

Mucki
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Beitragvon Mucki » 03.12.2006, 18:46

an Lisa, aram und noch mal Peter:

Lisa schrieb:
Für mich handelt es sich in dem Gedicht aber um eine Personifizierung und nicht um eine Metapher - vielleicht mit ein bisschen Allegorischem vermischt. Aber eine Metapher ist etwas anderes.


Ich schrieb doch oben, das keine Metaphern enthalten sind. Das mit der Personifizierung siehst du ganz richtig. Ja, eine Methapher ist etwas anderes.

@lisa & aram:

Unter einer Metapher verstehe ich ein Subjekt, ein Symbol, bei dem ein Wort nicht in seiner wörtlichen Bedeutung, sondern in einer übertragenen Bedeutung gebraucht wird. Beispiel: Baum als Symbol für den Menschen oder Wasser als Symbol für das Leben, etc. etc.

Ich schreibe hier teilweise allegorisch (was wesentlich weniger abstrakt ist als eine Metapher), im Sinne von einer Form indirekter Aussage, bei der eine Sache, ein Umstand etc. aufgrund von Ähnlichkeitsbeziehungen beschrieben wird, also sinnbildlich gemeint ist.

Und wie gesagt, Lisa, ich wollte ursprünglich statt "Spiegel" das Wort "Polarität" nehmen. Inzwischen glaube ich, dass es besser ist. Dann würde ich den Passus ändern in:

prügelt
ohne gnade
polarität
in mein bewusstsein (so lautete meine ursprüngliche Version)

@ peter:

ich glaube ich verstehe. Das gefällt einem Dichter nicht, wenn man sein Gedicht ein Rätsel nennt. Will er Rätsel schreiben? wenn er keine schreibt? Ich glaube, ich verstehe. Und will dich natürlich nicht ärgern, aber, liegt es an mir, der Peter bleibt in Rätseln stehen. Zwar gibt es das Direkte, oder Offensichtliche und Einfache, von dem du schreibst, aber (ich höre durchaus das Gedicht), aber dann auch, letztlich, das sich ins Private schließende und sich entziehende Rätsel, das, bei aller Charakterisierung des "sie"s, doch fast eine Beliebigkeit schafft, das "sie" wird dienlich und könnte fast alles sein.


Natürlich will ich keine Rätsel schreiben. Ist ja kein Rätselraten-Club hier.
Du schreibst u.a., ich solle doch nicht meinen Text enträtseln, forderst mich jedoch in einem fort dazu auf.
Schriebe ich glasklar Wort für Wort, kann ich mir dann sowas anhören wie:
"Da ist ja überhaupt kein Interpretationsspielraum!" Oder: ausgelutschte Worte, abgedroschen, etc. etc.
Also, wie ich es mache, mache ich es falsch *seufz*

So, um dem Ganzen jetzt ein Ende zu bereiten, auch wenn ich es nicht mag, meine Texte selbst interpretieren zu müssen, außerdem hat Lisa es ja praktisch schon gesagt, ich verstehe gar nicht, wieso es den anderen daraufhin nicht klar war:

"Sie" = Die Traurigkeit

:sad: ige Magic

Peter

Beitragvon Peter » 03.12.2006, 18:49

Hallo magic,

ich verstehe natürlich, dass dir "sie"=Suppe nicht gefällt. Obwohl ja eine Suppe... aber egal. Auf was ich ja hinauswollte, war die Offenheit die zur Beliebigkeit wird. Und die Suppe... war nicht böswillig gemeint. Darf ich dir sagen, warum? (Und lächelst du ein bisschen?) Eine schwere Suppe kann durchaus (aber nur für einen Dichter, oder eine große Dichterin) einen bleiernen Schleier haben (zum Beispiel eine sehr schwere Erbsensuppe). Dass sie sich verschüttet aus dem Nichts, ist uns allen schon passiert, mehr noch, wenn man den ganzen Teller zum Mund führt. Damit hätten wir die verschütteten Lachfältchen. Und natürlich spiegelt eine Suppe, zum Beispiel in einem schwarzen Teller. Und dass man das eigene Spiegelbild als Prügelei erfahren kann, ohne Gnade, liegt, wie ich meine, auch nicht so fern. Besonders morgens. Gut, morgens isst man keine Suppe. Aber auch eine Suppe kann ein Begehr haben: nämlich gegessen zu werden, oder im Fall des Gedichts, richtig gegessen zu werden. Das Begehr der Suppe im Gedicht wäre der Löffel. Davor muss man nicht ohnmächtig sein. So dachte ich halt.

Hasst du mich jetzt? Nicht ein kleines Lächeln?

beängstigt,
Peter

Mucki
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Beitragvon Mucki » 03.12.2006, 18:57

Hallo Peter, du Suppenkasper,

nein, ich esse deine Suppe nicht!

Warte nur, bis du deinen nächsten Text einstellst, den werde ich dir dermaßen zerrupfen und derart bohrend jede einzelne Silbe hinterfragen, dass du dir hinterher wünschst, eine Erbsensuppe zu sein!
Und ja, ich hasse dich! :bussi:
Magic

Peter

Beitragvon Peter » 03.12.2006, 19:14

Hallo magic,

ich muss dir gestehen, ich bin schon eine Erbsensuppe. Guck dir meinen Avatar an.

Es freut mich magic, dass du letztlich nicht ganz böse bist.

Über eine Auseinandersetzung mit meinen Texten würde ich mich freuen. Aber bedenk bitte dann, ich habs gut gemeint und sei nicht zu streng (obwohl dir das Strenge recht gut steht).

Liebe Grüße,
Peter

Mucki
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Beitragvon Mucki » 03.12.2006, 19:23

Hallo Peter,

dein Avatar sieht eher wie Chile con carne aus ...

Über eine Auseinandersetzung mit meinen Texten würde ich mich freuen. Aber bedenk bitte dann, ich habs gut gemeint und sei nicht zu streng (obwohl dir das Strenge recht gut steht).


Na, freu dich nicht zu früh, du ,-)
Saludos
Magic

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Beitragvon leonie » 03.12.2006, 19:33

Hallo magic,

ich meinte "Alte Bekannte", nicht "Altern". Aber egal. Ich glaube, ich zog die Parallele, weil solche inneren Stimmen in mir oft das auslösen, was Du in dem Text beschreibst.

Ne, Peter, das mit der Erbsensuppe kann ich hier so nicht erkennen. Aber ich mag auch lieber Chili.

Liebe Grüße Euch beiden

leonie

Mucki
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Beitragvon Mucki » 03.12.2006, 19:47

Hallo leonie,

ich wollte auch "Alte Bekannte" schreiben, hab mich vertippt, sorry.
Liebe Suppengrüße ,-)
Magic


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