Gefährte (II)

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Max

Beitragvon Max » 25.11.2006, 17:59

Es gibt hier schon ein Gedicht von mir mit dem gleichen Titel, aber der Titel passt hier einfach gut.

Gefährte

Du alterst
in meinen Augen*
wie ich
in deinen

Sterblich
von uns
ist immer nur einer


*geändert auf Vorschlag von Hakuin: vorher "in meinem Auge"
Zuletzt geändert von Max am 29.11.2006, 13:45, insgesamt 1-mal geändert.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 27.11.2006, 20:36

lieber Unter-Teile meines Ichs,

ich überlege auch, ob ich es kategorisch meine - eigentlich bin ich immer für das Kategorische ...


:totlach:

Du bist echt ne Nummer, Max, ha,ha
Saludos
Magic

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 27.11.2006, 20:42

Lieber Max!

Vielleicht bin ich ja jetzt wieder mal kryptisch:

Erst eine unglaubliche unsinnige Niederlage, dann purer Egoismus.

Es ist die Sicht aus deinem schönem Alter, aber die muß wirklich nicht sein und ist überhaupt kein Paradigma.

Mit besten Grüßen

Moshe

(Danke für deinen Hinweis hierauf)

Max

Beitragvon Max » 28.11.2006, 20:50

Lieber Moshe,

Du schreibst:
Vielleicht bin ich ja jetzt wieder mal kryptisch:

Erst eine unglaubliche unsinnige Niederlage, dann purer Egoismus.

Es ist die Sicht aus deinem schönem Alter, aber die muß wirklich ni



Mit Satz 1 hast Du recht ... und damit kann ich nicht sagen, ob Du mit Satz zwei auch recht hast :frosch:

Es ist die Sicht aus deinem schönem Alter, aber die muß wirklich nicht sein und ist überhaupt kein Paradigma.




Das ist sicher wahr und doch ist meine Sicht denn in meinem (schönen Alter) natürlich die einzig wahre Sicht, die ich heute haben kann - übrigens scheint mir seitdem ich 12 bin, dass ich "nachaltere" :-).

Liebe Grüße
Max

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 28.11.2006, 20:51

Lieber Max,

ich wäre entweder für das Belassen des Verses "von uns" oder, aus Rhythmusgründen für eine Umstellung:

Sterblich
ist immer nur einer
von uns

Für mich ist aber auch das Original gut lesbar, vielleicht ändert schon eine andere Setzung etwas:

Sterblich von uns
ist immer nur einer

? ne, das ist es auch nicht...aber streichen - da bin ich auch nicht für. Ich finde das uns sprachlich nahezu unverzichtbar, als Wendung in sich (die reine Aussage ist letzlich sicher dieselbe auch ohne es), aber ich mag es.

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 28.11.2006, 22:06

LIeber Max!

Daß du Nachalterst hast du gut gesagt und auf den Punkt gebracht.
Dieses birgt in sich nun den Kern des Voralterns, denn wenn du das Eine kennst, könntest du es ja wohl nicht ohne die Kenntnis des Anderen sehen. Somit birgt sich hier dein weiterer Weg, wenn auch erst mal im Geheimen. Und so ist das doch mit fortschreitender Erkenntnis immer. Man meint etwas zu sehen, ist sich dessen sicher, verweilt eine Weile dort, ja, lehrt diese Erkenntnis ggf. noch (wird wohl in deinem Falle so sein), dann kommt scheinbar aus dem Nichts ein Unwohlsein, und eh man sich versieht, ist alles zu nichte. Meistens hält man dann stur daran fest, an dem Vorherigen, unter Umständen aus finanziellen Gründen, oder anderer Beiläufigkeiten. (Du weißt bestimmt, was gemeint ist.)
Also, und dann altert man, voraltert man schneller als gedacht und macht sich Sorgen um die Rente und die Gesundheit. Die erste Aufforderung zu einer Vorsorgeuntersuchung flattert einem ins Haus, so plötzlich wie ein Blitz aus heiterem Himmel und im Blauen Salon liest man immer mehr in der Rubrik 'Pfauengarten'. Die anderen Rubriken interessieren einen nicht mehr.

Mir scheint: Noch schaust du zurück, aber bist eigentlich schon auf der Höhe angelangt. Wenn's dann runtergeht versucht man natürlich zu bremsen, mit Fitness, neuer Kleidung und einer Rundumerneuerung des Outfits.
Ich weiß, ich weiß: Noch ist es bei dir noch nicht so weit!
Aber an einen neuen Avatar hast du dich nun auch nicht getraut, seit längerer Zeit, Der alte ist ja wirklich schön. Ehrlich. Ich erfreue mich bis heute immer wieder daran. Aber was kommt morgen? Vielleicht ein vorgealterter? Nun, es würde ohne Frage von Mut zeugen, sich deinem Weg zu stellen.

Und dieses nun wiederum macht dein Gedicht wertvoll und spezifisch: Es ist ganz aus deiner Zeit und dessen Empfinden geschrieben. Ein kleiner Moment in wenigen Zeilen nur, aber sehr authentisch.

Ich kann dir nur zurufen: Mehr davon!

So verbleibe ich mit allem Bestem

moshe. abc

Mucki
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Beitragvon Mucki » 28.11.2006, 22:55

Noch schaust du zurück, aber bist eigentlich schon auf der Höhe angelangt. Wenn's dann runtergeht versucht man natürlich zu bremsen, mit Fitness, neuer Kleidung und einer Rundumerneuerung des Outfits.



Lieber Onkel Moshe,

sowas schreibst du MIR aber nicht, gelle? Dann komm ich persönlich nach Givataim, um dir die Ohren lang zu ziehen ... :eusa_whistle:
trotzige Magic ;-)

Gast

Beitragvon Gast » 28.11.2006, 23:47

Max hat geschrieben:dass es diese Spiegelebene gibt, ist bewusst so gewählt - die zweite person ist in diesem Fall auch nur wichtig als Spiegel der ersten. Dennoch möchte ich es nicht auf diese Ebene reduziert wissen. Gestorben wird woanders ist ürbigens auch eine schöne wendung für eine Gedichtzeile ...
max


Lieber Max,
ich glaube ich stehe auf der Leitung... auf was ist der Text denn dann reduziert?
Wenn du darüber hinaus eine weitere Ebene verstanden wissen möchtest, in der sich das liebende Lyrich im geliebten Du spiegelt, so könnte ich dir da auch folgen.
(Hält dann jeder den anderen für unsterblich?, oder ist es die Liebe die unsterblich macht?)

Liebe Grüße
Gerda

Mucki
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Beitragvon Mucki » 29.11.2006, 00:33

Hallo Max,

also, wenn ich mir dein Gedicht noch einmal ganz genau anschau, komme ich zu der Feststellung, dass es nur eine einzige Deutungsebene hat, nämlich die des Spiegels. Alles andere wäre hurz, weil der zweite Satz sonst nämlich hurz wäre, würde man die Sterblichkeit anders zu interpretieren versuchen.
Saludos
Magic

Max

Beitragvon Max » 29.11.2006, 11:18

Liebe alle,

wow, da habe ich aber noch einmal eine ganze Menge Kommentare bekommen:

Liebe Lisa,

lustigerweise tendiere ich inzwischen zum Streichen des "von uns", habe mich aber noch nicht dazu durchringen können.

Lieber Moshe,

danke, ich denke, das wird meinLieblingskommenatr von Dir ... ich komme bestimtm auch nicht nach Israel Dir die Ohren lang zu ziehen :-). Was steht eigentlich im Pfauengarten *lach* - da müsste ich doch schnell mal nachschauen, vermutlich ist das die freie Lyrik, oder?

Liebe Gerda,

du schreibst:
ch glaube ich stehe auf der Leitung... auf was ist der Text denn dann reduziert?
Wenn du darüber hinaus eine weitere Ebene verstanden wissen möchtest, in der sich das liebende Lyrich im geliebten Du spiegelt, so könnte ich dir da auch folgen.
(Hält dann jeder den anderen für unsterblich?, oder ist es die Liebe die unsterblich macht?)


Der Text wäre dann auf die Betrachtuing des Spiegelbildes reduziert; das soller aber nicht, darüber haben wir ja oben die ganzen Diskussionen geführt - es geht durchaus um die Betrachtung des lyr. Ichs durch das lyr. Du und umgekehrt - genauso wie Du es verstanden hast - Du stehst also gar nicht auf der Leitung. Die Unterblichkeit erwächst dann daraus, dass ich ja, nehmen wir mal an ich stürbe zuerst, den Tod des anderen eben nicht mehr beobachte (anders als das Altern), und umgekehrt.

Liebe Magic,

nö.

Wie ich oben zu Gerda schon schrieb geht es um das beobachtbare Sterben, woraus ich auch Zweifel an der Sterblichkeit ableite. Ist Dir nie der Gedanke gekommen, dass die Welt ebenso wie sie mit Deiner geburt erst vor Deinem Auge erschienen ist, mit Deinem Tod auch wieder vergehen könnte (und gibt es den Mond, wenn keiner hinguckt?)? Nein? Nein .... Anderen schon (Fichte, Hegel) .. Auch wenn ich da bei weitem nicht alle Meinungen teile - die meisten nicht - so ist es doch nicht hurz.

Liebe Grüße
Max

Mucki
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Beitragvon Mucki » 29.11.2006, 12:18


nö.

Wie ich oben zu Gerda schon schrieb geht es um das beobachtbare Sterben, woraus ich auch Zweifel an der Sterblichkeit ableite.



Puh, ein verwegener, sehr großer Gedanke, über den man wohl - ohne Ergebnis - tagelang philosophieren könnte ...



Ist Dir nie der Gedanke gekommen, dass die Welt ebenso wie sie mit Deiner geburt erst vor Deinem Auge erschienen ist, mit Deinem Tod auch wieder vergehen könnte (und gibt es den Mond, wenn keiner hinguckt?)? Nein?

Nö.
Saludos
Magic




Hakuin

Beitragvon Hakuin » 29.11.2006, 12:29

lieber max,

Gefährte

Du alterst
in meinem Auge
wie ich
in deinem

Sterblich
von uns
ist immer nur einer

in meinen augen....(fänd ich runder, da es ja keine zyklopen sind - die wesen von denen du schreibst) ;-)
ein gelungener text, durchgängig bis hin zu deinem kommentar:

"...es um das beobachtbare Sterben, woraus ich auch Zweifel an der Sterblichkeit ableite. Ist Dir nie der Gedanke gekommen, dass die Welt ebenso wie sie mit Deiner geburt erst vor Deinem Auge erschienen ist, mit Deinem Tod auch wieder vergehen könnte ..."

zweifel an der sterblichkeit, schreibst du. was ist dann leben? frage ich. das ende/aussetzen von organischen funktionen, die die verwesung ermöglichen?

ja! was mit der welt nach meinem tod? beobachten lässt sich die welt nach dem tod des gefährten, wie sie ist ohne IHN. was, wenn es nichts gäbe woran die welt den tod des gefährten erkennen würde? hat er dann gelebt? was wenn ich den tod des gefährten nicht an/erkennen würde....

danke dir
salve
hakuin

Max

Beitragvon Max » 29.11.2006, 13:44

Lieber Hakuin,

das mit den Augen leuchtet mir ein, das ändere ich mal ... danke!

ZU
ja! was mit der welt nach meinem tod? beobachten lässt sich die welt nach dem tod des gefährten, wie sie ist ohne IHN. was, wenn es nichts gäbe woran die welt den tod des gefährten erkennen würde? hat er dann gelebt? was wenn ich den tod des gefährten nicht an/erkennen würde....
:

Ich gebe zu, da ist mein Standpunkt gewöhnungsbedürftig und vielleicht nicht widerspruchsfrei.
Meine Welt ist sehr klein, es gibt nur den Gefährten und das lyr. Ich und einer ist für den anderen die Welt. Stirbt das lyr. Ich bleibt nichts mehr, weil das jeweilige Ich (entweder das lyr. Ich oder der Gefährte) tot ist und nicht mehr beobachten, somit die Welt nicht mehr erschaffen kann. Das Gedicht probiert also ein lyr. Ich, das allgemein ist, das gleichzeitig für das lyr. Ich und den Gefährten stehen kann ...


Ehrlich: ich habe glaube ich noch nie so viel zu so wenig Zeilen geschrieben. Danke für Deine Anmerkung!

Liebe Grüße
max

Klara
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Registriert: 23.10.2006

Beitragvon Klara » 29.11.2006, 16:14

Hallo,
hab jetzt kaum Kommentare gelesen, aber die Augen finde ich nicht so gut, wender Singular noch Plural. DAs klingt unfreiwillig komisch. Ich stelle mir dann vor, wie jemand IN meinen Augen altert - und das fühlt sich weniger gut an... geht sozusagen ins Auge, haha.

Du alterst bei mir wie ich bei dir
(oder sowas?)
Oder:

In deinen Augen seh ich,
wie ich alt werde,
du siehst das gleiche in meinen


Den Schlussvers verstehe ich nicht: Verschmelzung? NIcht Wahrhabenwollen.

Der Titel müsste, denke ich, im Plural stehen: Gefährten.

Liebe Grüße
Klara

Max

Beitragvon Max » 29.11.2006, 20:48

Liebe Klara,

danke fürs lesen und für den Kommentar, auch wenn wir, mal wieder nicht eins sind.

Hm, Du findest das Altern im Auge des anderen komisch? Ich fürchte, dann dürfen wir aber gar kein Bild mehr verwenden, denn, wenn man es wirklich nur wörtlich verwenden mag, wirkt es vermutlich oft komisch.

Zum Schlussvers habe ich oben in den Kommentaren vieles gesagt: es kommt aus dem Gesichtspunkt, dass vielleicht vielleicht vielleicht die Welt nach unserem Ableben verschwindet ...

Der Singular im Titel muss bleiben - das Gedicht lebt davon, dass es die Welt auf ein einziges Gegenüber reduziert.

Liebe Grüße
max


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